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Adam, wo bist du? Wo ist dein Bruder?

8. Juli 2013 in Aktuelles, 94 Lesermeinungen
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Lampedusa: Papst fordert mehr Solidarität mit Flüchtlingen - Gedenken an 20.000 Menschen, die in vergangenen 30 Jahren bei Überfahrt von Nordafrika nach Europa ums Leben kamen VIDEOS + PREDIGT


Rom (kath.net/KAP) Papst Franziskus hat während eines Besuchs auf der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa "brüderliche Solidarität" mit den Flüchtlingen aus Afrika und Asien angemahnt, die über das Mittelmeer nach Europa kommen. Niemand fühle sich verantwortlich für die alltäglichen "Dramen" während der Überfahrt von Afrika nach Europa und das "Blut der Brüder und Schwestern", die hierbei ums Leben kämen, sagte Franziskus am Montag während einer Messe mit Flüchtlingen und Inselbewohnern am Hafen.

Vor dem Gottesdienst war der Papst am Montagvormittag mit Einheimischen und Bootsflüchtlingen zusammengetroffen. Bei einer Bootsfahrt vor der Küste warf Franziskus einen Kranz ins Mittelmeer - zum Gedenken an die Menschen, die bei der gefährlichen Überfahrt von Nordafrika ums Leben kamen. In den vergangenen drei Jahrzehnten sind dabei Schätzungen zufolge mindestens 20.000 Menschen ertrunken oder verdurstet.

In seiner Predigt kritisierte Franziskus indirekt die EU-Flüchtlingspolitik sowie die politischen Führungen in den Herkunftsländern der Flüchtlinge. Er bat Gott um Vergebung für die "Grausamkeit in der Welt, in uns und auch in jenen, die in der Anonymität Entscheidungen sozialer und wirtschaftlicher Natur treffen, die den Weg für Dramen wie dieses ebnen".

Franziskus beklagte eine "Globalisierung der Gleichgültigkeit". Diese mache alle zu "anonymen Verantwortlichen ohne Namen und ohne Gesicht". Unter dem Deckmantel der Anonymität versuche jeder, die Verantwortung von sich zu weisen. Ein Christ dürfe sich jedoch nicht aus der Verantwortung stehlen. Gott rufe jeden von ihnen beim Namen und verlange Rechenschaft von ihm. Der Papst dankte zudem den Bewohnern von Lampedusa sowie den freiwilligen Helfern und Sicherheitskräften. Ihr Einsatz für die Flüchtlinge sei ein "Vorbild der Solidarität".

In der heutigen "Kultur des Wohlbefindens" sei der "Sinn für brüderliche Solidarität" abhandengekommen, so der Papst in seiner Predigt. "Wir haben uns an das Leiden des anderen gewöhnt, es betrifft uns nicht, es interessiert uns nicht, es ist nicht unsere Sache." Die Menschen lebten wie in einer "Seifenblase" und seien unempfindlich für den "Schrei der anderen". Der Papst feierte die Messe als Bußgottesdienst. Er wolle Gott um Vergebung für die Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal der Flüchtlinge bitten.


Die heutige Gesellschaft habe das Weinen verlernt, sagte der Papst weiter. Niemand beweine die toten Bootsflüchtlinge, die Mütter, die mit ihren Kindern auf den Barken über das Mittelmeer setzten.

Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert in Auszügen die
Predigt des Papstes:

«Immigranten auf dem Meer umgekommen, auf den Booten, die statt eines Weges der Hoffnung ein Weg des Todes wurden.» So die Überschriften der Zeitungen. Als ich vor einigen Wochen diese Nachricht hörte, die sich leider sehr oft wiederholte, drangen die Gedanken immer wieder wie ein Leid bringender Stich ins Herz. Und da habe ich gespürt, dass ich heute hierherkommen musste, um zu beten, um eine Geste der Nähe zu setzen, aber auch um unsere Gewissen wachzurütteln, damit sich das Vorgefallene nicht wiederhole. Es wiederhole sich bitte nicht. Zunächst aber möchte ich euch ein Wort des aufrichtigen Dankes und der Ermutigung sagen (...) Ihr seid eine kleine Gemeinschaft, aber ihr leistet ein Beispiel an Solidarität! Danke.

(...) Ich denke auch an die geschätzten muslimischen Immigranten, die heute Abend das Fasten des Ramadan beginnen, und wünsche ihnen reiche geistliche Früchte. Die Kirche ist euch nahe auf der Suche nach einem würdigeren Leben für euch und eure Familien. Auf euch (oshia)!

(...) Viele von uns - ich schließe auch mich ein - sind ohne Orientierung; wir achten nicht mehr auf die Welt, in der wir leben; wir wahren und hüten nicht, was Gott für alle geschaffen hat – und wir sind nicht einmal mehr in der Lage, einander zu hüten. Und wenn diese Orientierungslosigkeit Weltdimensionen annimmt, kommt es zu Tragödien wie jener, die wir erfahren haben.

Diese Brüder und Schwestern von uns suchten, schwierigen Situationen zu entkommen, um ein wenig Sicherheit und Frieden zu finden; sie suchten einen besseren Ort für sich und ihre Familien, doch sie fanden den Tod. Die dies suchen: Wie oft finden sie kein Verständnis, finden sie keine Aufnahme und Solidarität! Und ihre Stimmen dringen bis zu Gott! (...)

(...) Wer ist der Verantwortliche für das Blut dieser Brüder und Schwestern? Niemand! Wir alle antworten so: Ich bin es nicht; ich habe nichts damit zu tun; es werden andere sein, sicher nicht ich. Aber Gott fragt einen jeden von uns: «Wo ist dein Bruder, dessen Blut zu mir schreit?» Niemand in der Welt fühlt sich heute dafür verantwortlich; wir haben den Sinn für brüderliche Verantwortung verloren; wir sind in die heuchlerische Haltung des Priesters und des Leviten geraten, von der Jesus im Gleichnis vom barmherzigen Samariter sprach: Wir sehen den halbtoten Bruder am Straßenrand.

Vielleicht denken wir «Der Arme» und gehen auf unserem Weg weiter; es ist nicht unsere Aufgabe; und damit beruhigen wir uns selbst und fühlen uns in Ordnung. Die Wohlstandskultur, die uns dazu bringt, an uns selbst zu denken, macht uns unempfindlich gegen die Schreie der anderen; sie lässt uns in Seifenblasen leben, die schön, aber nichts sind, die eine Illusion des Nichtigen, des Flüchtigen sind, die zur Gleichgültigkeit gegenüber den anderen führen, ja zur Globalisierung der Gleichgültigkeit.

In dieser Welt der Globalisierung sind wir in die Globalisierung der Gleichgültigkeit geraten. Wir haben uns an das Leiden des anderen gewöhnt, es betrifft uns nicht, es interessiert uns nicht, es geht uns nichts an! Es kehrt Manzonis Gestalt des Ungenannten zurück. Die Globalisierung der Gleichgültigkeit macht uns alle zu «Ungenannten», zu Verantwortlichen ohne Namen und ohne Gesicht. «Adam, wo bist du?», «Wo ist dein Bruder?» sind die zwei Fragen, die Gott am Anfang der Geschichte der Menschheit stellt und die er ebenso an alle Menschen unserer Zeit, auch an uns richtet.

Ich möchte aber, dass wir eine dritte Frage anfügen: «Wer von uns hat darüber und über Geschehen wie diese geweint?» Wer hat geweint über den Tod dieser Brüder und Schwestern? Wer hat geweint um diese Menschen, die im Boot waren? Um die jungen Mütter, die ihre Kinder mit sich trugen? Um diese Männer, die sich nach etwas sehnten, um ihre Familien unterhalten zu können? Wir sind eine Gesellschaft, die die Erfahrung des Weinens, des «Mit-Leidens» vergessen hat: Die Globalisierung der Gleichgültigkeit hat uns die Fähigkeit zu weinen genommen!

(...) Herr, in diesem Gottesdienst, den wir zur Buße feiern, bitten wir um Vergebung für die Gleichgültigkeit gegenüber so vielen Brüdern und Schwestern. Wir bitten dich, Vater, um Vergebung für den, der sich damit abgefunden, der sich im eigenen Wohlstand eingeschlossen hat, der zur Betäubung des Herzens führt. Wir bitten dich um Vergebung für alle, die mit ihren Entscheidungen auf weltweiter Ebene Situationen geschaffen haben, die zu solchen Dramen führen. Vergebung, Herr! Herr, gib, dass wir auch heute deine Fragen hören: «Adam, wo bist du? Wo ist das Blut deines Bruders?»


Film 1: Ankunft in Lampedusa




Film 2: Hl. Messe - Teil 1



Film 3: Hl. Messe - Teil 2




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