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Hurrikan Franziskus

29. Juli 2013 in Kommentar, 8 Lesermeinungen
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Dieser Papst hat zu seinem Charisma gefunden - Für die kommenden innerkirchlichen Auseinandersetzungen wird er all seine körperliche und seelische Robustheit brauchen - Wer geht den Weg dieses Papstes mit? - Von Petra Lorleberg


Rio de Janeiro/Vatikan (kath.net/pl) Wer wird in den großen Schuhen des brillianten Theologenpapstes und Denkers Benedikt XVI. sichere Schritte machen können? Dies fragten sich im Frühling dieses Jahres viele, als nach dem Rücktritt von Papst Benedikt das verantwortungsschwere Amt der Leitung der katholischen Kirche verwaist war. Dieselbe Frage stellte sich auch schon nach dem Tod von Papst Johannes Paul II., der mit seiner Fähigkeit auf Menschen zuzugehen sogar den Eisernen Vorhang aufriss und damit seine große Schuhnummer zu Genüge bewiesen hatte. Und wahrscheinlich stellt sich diese Frage immer nach dem Tod eines Papstes. Denn ein großes Amt verlangt nach großen Persönlichkeiten, doch diese gibt es bekanntermaßen nicht so reichlich wie Sand an Rios Copacabana.

Beim Weltjugendtag übermittelten uns die Kameras Bilder eines faszinierend beliebten Papstes. Eines Papstes, der sich regelrecht darin aufzehrt, um den Menschen zu begegnen, der dabei keine Rücksicht auf sich selbst, seine Gesundheit, seinen würdigen Stand nimmt. Bilder eines Seelsorgerpapstes, eines Hirten, an dem der Geruch der Schafe haftet. Rekapituliert man diese Eindrücke, spürt man, dass Papst Franziskus zu seinem Stil und zu seinem Charisma gefunden hat.

Der Papst ist nun viereinhalb Monate im Amt. Vom ersten Erscheinen auf dem Balkon des Petersdomes am Ende des Konklaves an setzte er große Zeichen. Diese Zeichen stießen jedoch gerade innerhalb der Kirche keineswegs nur auf Freunde – doch ist dies genaugenommen eine ehrlichere Reaktion als der Jubel mancher säkularer Medien. Hier lässt sich fragen, ob man die Armut und Schlichtheit des Papstes loben kann, ohne daraus eine Handlungsanweisung für sich selbst abzuleiten.


Papst Franziskus sucht keine Zujubler, sondern Mitmacher. Überall. Sogar bei den ihn lobenden weltlichen Journalisten, deren Motive für das Lob gelegentlich zumindest zwiespältig sind und vielleicht eher die Selbstdemontage der Kirche anzielen. Sollte, wer Armut und bewusste Schlichtheit dieses Papstes lobt, nicht auch seine eigene Lebensführung unter dieses Ideal stellen? Dabei ist „Armut“ bei Franziskus keineswegs nur irgendwie spirituell gemeint, sondern handfest konkret, doch mit dem lebensklugen Rezept: „Ein bisschen weniger, ein bisschen zurückstehen“. Das ist praktikabel und keineswegs nur Heiligen zugänglich.

In Rio hat er sogar die vieldiskutierte Frage beantwortet, ob nun Priester überhaupt keine neuen Autos mehr fahren sollen: Der „Fiat Idea“, den er in Brasilien statt einer gepanzerten Limousine benutzte, war zweifellos neu. Und er war zweifellos bescheiden. Solches Sich-Zurücknehmen ist auch keineswegs ein besonderer und lobenswerter Akt der Demut und Askese, sondern ist vielen Familienvätern und -müttern eine vertraute und vom Leben geforderte Übung.

Radikal wird dieser Papst nur in drei Punkten:

- In der Liebe zu Jesus spricht er nicht von einem „bisschen“. Sondern hier geht es um das Ganze. Egal ob Priester oder ob Laie mit einer Weltberufung, in diesem Punkt macht Papst Franziskus keinerlei Abstriche: Christ ist für ihn jemand, der aus der konkreten Freundschaft mit Jesus heraus lebt.
- Ebenso ist die Hinwendung zum Nächsten für Franziskus keine Sonderberufung. Es ist die Grundberufung eines jeden getauften und gefirmten Christen, zu leben in der eigenen Familie und am eigenen Arbeitsplatz. Ausreden würde Franziskus nicht akzeptieren.
- Und drittens ist in seinen Augen JEDER Christ zur Mission aufgerufen. Mission bedeutet für den Papst: Den Nächsten zur vollen Freundschaft mit Jesus hinzuführen.

In diesen drei Punkten gibt es bei Franziskus keine Mitläufer und keine Taufscheinchristen. Es gibt bei ihm keine Kirchenmitgliedschaft nur aufgrund von Kirchensteuerzahlungen. Möglicherweise wurde diese dreifache Grundbotschaft im Raum der deutschsprachigen Kirche noch nicht voll erfasst.

Doch im Konklave suchten die Kardinäle nicht nur einen Seelsorgepapst. Sondern sie wussten allzu genau um ungute Verflechtungen im Vatikan, die ja im Vatileaks-Skandal sogar ins grelle Scheinwerferlicht geraten waren.

In den ersten viereinhalb Monaten Amtszeit konnte sich Papst Franziskus über die Lage im Vatikan orientieren. Er wird wohl inzwischen ausgesprochen viel Unerfreuliches vorgefunden haben und er wird hinter den Kulissen bereits auf erbitterten und machtvollen Widerstand gestoßen sein. Der Weltjugendtag brachte ihn nun zu seine eigenen Wurzeln zurück. Was er den leitenden Köpfen der Lateinamerikanischen Bischofskonferenz über Aufgaben und Versuchungen der Kirche erklärt hat, das hat er in einer Art Selbstvergewisserung auch nochmal sich selbst erklärt.

Es steht deshalb zu erwarten, dass er im kommenden Herbst die Ärmel hochkrempeln und in den Kampf mit jenen Kräften gehen wird, über die ihm Papst Benedikt ein hochgeheimes Dossier dreier Kardinäle übergeben hat. Kräfte, die vermutlich zu den Hauptgründen für Benedikt bedauerliche Resignation zählen. Das 76-jährige Kirchenoberhaupt wird für diese Konfrontation all seine körperliche und seelische Robustheit benötigen, die er in seiner bisherigen Amtszeit bewiesen hat. Wie diese Auseinandersetzung ausgehen wird, ist gegenwärtig völlig offen.

„Sie heißt Rio und sie wurde von Hurrikan Franziskus überwältigt“. Unter dieser kreativen Überschrift berichtete die „National Review“ über den Ankunft des Papstes in Rio. Nach dem Weltjugendtag hofft man ausweiten zu können: „Sie heißt Kirche und sie wurde von Hurrikan Franziskus überwältigt“. Doch das Bild hinkt etwas. Denn während beim Hurrikan nur überlebt, was Widerstand leistet, so wird bei diesem Papst nur derjenige für die Kirche fruchtbar werden, der sich vom kraftvollen Franziskus-Sturm mitreißen lässt.

Denn wir wissen es eigentlich schon längst: Der Heilige Geist kann nicht nur als Säuseln, sondern auch als Sturm kommen. „Bem-vindo“, „Herzlich willkommen“, so war bei des Papstes Ankunft in Brasilien überall zu hören. Nun sucht die Botschaft von Papst Franziskus offene Herzen.

Wenn sich viele auf diesen Papst und seine Botschaft einlassen, wird ein Ruck durch unsere Kirche und durch unsere Welt gehen. Wer spricht dieses weitaus schwierigere „Bem-vindo“ mit?

 


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