![]() |
Loginoder neu registrieren? |
|||||
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() | ||||||
SucheSuchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln: ![]() ![]() ![]() ![]() Top-15meist-diskutiert
| ![]() Limburg: Baukostenschätzung war 'definitiv zu niedrig angesetzt'10. Oktober 2013 in Interview, 31 Lesermeinungen Fakten zur Limburger Kostenexplosion: Da ist aus fachlicher Sicht etwas falsch gelaufen. - Doch wer ist dafür verantwortlich? Das erklärt der Bausachverständige Hubert Baumeister im kath.net-Interview. Von Petra Lorleberg Limburg/ Lügde-Falkenhagen (kath.net/pl) Da ist aus fachlicher Sicht etwas falsch gelaufen. Dies sagt der Bau- und Wirtschaftsingenieur Hubert Baumeister (Foto) im kath.net-Interview über die Kostenexplosion beim Limburger Diözesanen Zentrum von 5 auf 31 Millionen Euro. Die ursprüngliche Kostenschätzung war definitiv zu niedrig angesetzt. Baumeister, der öffentlich bestellter und vereidigter Bausachverständiger sowie Geschäftsführer eines Ingenieurbüros für Instandsetzungsplanung, Bauplanung und Baustatik ist, erläutert weiter: Für die Kostenplanung eines Baues sind der Architekt bzw. der Bauplaner und der bauleitende Architekt verantwortlich, ein Bischof hat in der Regel keine Ahnung vom Bauen und mache zufällig einen ganz anderen ihn vollständig beanspruchenden Job, deshalb muss er sich auf Fachleute verlassen.
Hubert Baumeister: Da bin ich vollkommen emotionslos. Für einen Fachmann ist es nicht ungewöhnlich, dass sich Bauprojekte, insbesondere instandsetzungs- und sanierungsbedürftige Bauten im Laufe der Realisierung verteuern. Da gibt es unzählige Beispiele. Bei einer Kostensteigerung von 5 Millionen auf 31 Millionen Euro kommt aber selbst ein Fachmann ins Grübeln. Wenn man sich dann anschaut, was gemacht worden ist, dann fragt man sich, weil man andere vergleichbare Objekte kennt: Wo ist das Geld geblieben? Aus fachlicher Sicht ist kein Prunk- oder Protzbau vorhanden, der diese enormen Kosten wiederspiegelt. Gebäude bestehen aus Fundamenten, Bodenplatten, Wänden, Decken und Dächern und dem Ausbau. Im schlichten und einfachen, aber architektonisch ansprechenden Ausbau des Limburger Diözesanen Zentrums, zu dem die Fußböden und Wandbeläge gehören, sehe ich keinen Prunk- oder Protzbau. Wand- und Fußbodenbeläge aus Marmor sind guter Standard. Die findet man in vielen Toiletten gehobener Hotels. Und die Ausstattung mit Möbeln, Bildern und Kunstgegenstände gehört nicht zu den Gebäudekosten. kath.net: Wo liegen häufige Ursachen für solche Kostensteigerungen? Ganz generell: Wie aussagekräftig sind Kostenvoranschläge für denkmalgeschützte Gebäude? Und kann man im Allgemeinen erwarten, dass sämtliche größeren Probleme, die man im Laufe der Sanierung historischer Gebäude lösen muss, schon vor Baubeginn bekannt sind? Oder tauchen böse Überraschungen gern auch erst während der konkreten Bauarbeiten auf? Hubert Baumeister: Von Architekten, Ingenieuren und Bauplanern wird fast unmögliches verlangt. Sie müssen schon vorher wissen, was man am Ende immer besser weiß. Das können sie aber nicht. Deshalb tauchen insbesondere beim Bauen im Bestand oft erst während der Bauausführung böse Überraschungen auf. Als Bauplaner muss man aber bemüht sein, die Differenz zwischen dem Kostenvoranschlag, das ist die Kostenschätzung vor Beginn der Baumaßnahme, und der Kostenfeststellung, das sind die tatsächlich entstandenen Kosten nach Fertigstellung der Baumaßnahme, so gering wie möglich zu halten. Um eine solide Kostenschätzung durchführen zu können, muss zunächst eine gründliche Bestandsaufnahme durchgeführt werden. Hierzu gehört eine Baugrunduntersuchung, die Erstellung verformungsgerechter Aufmaße, die Untersuchung der Bestandsbauteile, Fundamente, Wände, Decken und Dächer mit Probeentnahmen und Laboruntersuchungen und Erstellung eines Schadenskatasters und natürlich auch die Überprüfung der Standsicherheit. Mit den dadurch gewonnenen Fakten kann man einen aussagekräftigen Kostenvoranschlag für ein denkmalgeschütztes Gebäude erstellen. Wenn aber die Bestandaufnahme fehlerhaft, oberflächlich oder sogar gar nicht gemacht wird, liegt darin die häufigste Ursache, dass die Kosten später explodieren. Nach meinem Informationsstand wurde die Kostenschätzung für das Limburger Diözesane Zentrum im Jahre 2005 erstellt. Standsicherheitsuntersuchungen wurden erst im Jahre 2007 durchgeführt. Da ist aus fachlicher Sicht etwas falsch gelaufen. Hubert Baumeister: Wie ich bereits gesagt habe: Am Ende weiß man immer alles besser. Trotzdem halte ich eine Kostensteigerung mit dem Faktor 5,6 aus technisch fachlicher Sicht für völlig unakzeptabel. Sie brauchen sich nur vorzustellen, dass Ihre veranschlagten Einfamilienhauskosten um 20 % steigen. Könnten Sie das überhaupt noch finanzieren? Wenn Sie das vorher gewusst hätten, hätten Sie wahrscheinlich nicht bauen können oder halt nur anders. Nun, den Einfamilienwohnhausbau kann man natürlich nicht mit einem solchen Bestandsbauvorhaben vergleichen. Definitiv war aber die ursprüngliche Kostenschätzung zu niedrig angesetzt. Hubert Baumeister: Im Bauwesen ist alles geregelt. Wir haben Normen, in denen diese Regeln niedergeschrieben sind. Für das Kostenmanagement ist die DIN 276-1 maßgebend. Diese Norm gilt für die Kostenplanung im Hochbau, insbesondere für die Ermittlung und die Gliederung von Kosten von Bauwerken sowie die damit zusammenhängenden projektbezogenen Kosten. Sie erstreckt sich auf die Kosten für den Neubau, den Umbau und die Modernisierung. Ziel der Kostenplanung ist es, ein Bauprojekt wirtschaftlich und kostentransparent sowie kostensicher zu realisieren. Für die Kostenplanung sind der Architekt bzw. der Bauplaner und der bauleitende Architekt verantwortlich. kath.net: Wie viel Einzelfachkenntnis über die Problematiken bei Sanierungen historischer Gebäude sowie der dabei anfallenden Kostenentwicklung erwarten Sie von einem Bischof? Würden Sie im Allgemeinen einen Bischof in solchen Fragen als ganzen oder wenigstens halben Kollegen einstufen oder eher als Laien? Würden Sie einem Bischof raten, sich auf die Fachleute zu verlassen oder sollte er sich besser selbst gründlich in die Details der Materie einarbeiten, von der Statik bis zur Kostenproblematik? Hubert Baumeister: Gegenfrage: Warum benötigt der Bischof als Bauherr Architekten, Ingenieure, Fachplaner, Kontenmanager, etc.? Ja, genau: Weil er keine Ahnung vom Bauen hat. Und weil er keine Ahnung vom Bauen hat und zufällig einen ganz anderen ihn vollständig beanspruchenden Job macht, muss er sich auf Fachleute verlassen. Und genau das würde ich ihm auch raten. Es ist doch vollkommen lebensfremd, wenn sich jeder Bauherr zum Architekten, Ingenieur oder Fachplaner ausbilden müsste, damit er sein Bauvorhaben realisieren kann. Hubert Baumeister: Die gegenwärtige Berichterstattung ist für mich absolut unverständlich. Und vernünftig denkende Menschen, insbesondere die, die selbst einmal gebaut haben, können eine solche Berichterstattung auch nicht nachvollziehen. Sie wissen genau, dass sie als Bauherren ihrem Architekten vertrauen müssen und dass er im Rahmen geringer Abweichungen für seinen Kostenvoranschlag und für die Kostenüberwachung verantwortlich ist. Dafür wird er ja schließlich auch bezahlt. Ohne dieses Vertrauen wird jeder Traum vom Hausbau zum Alptraum. Wie die Baualpträume aussehen, kann man abends im Privatfernsehen verfolgen. Wenn nicht der Bischof der Bauherr wäre, wäre Limburg sicher ein Fall für Die Bauretter gewesen. Die gegenwärtige Berichterstattung sollte sich nach meiner Meinung nach an Zahlen, Daten, Fakten statt an Alle reden durcheinander halten! Bauen ist und bleibt eine Vertrauenssache. Meine langjährige Erfahrung am Bau zeigt aber auch, dass dieses Vertrauen manchmal missbraucht wird. Gott sei Dank selten vorsätzlich, aber meistens grob fahrlässig. Und übrigens: Eine Kostensteigerung mit dem Faktor 5,6 bedeutet auch, dass 5,6mal mehr Familien durch dieses Projekt Arbeit und Lohn erhielten. So funktioniert Wirtschaft. Das blendet die gegenwärtige Berichterstattung vollständig aus. Das ist für mich schon lebensfremd. kath.net: Was ist aktuell zu tun, um Klarheit in die Limburger Kostenexplosion zu bringen? Hubert Baumeister: Meine Meinung: Das gesamte Projekt muss von sachverständiger und vor allem vollständig neutraler Seite evaluiert werden. Folgende Fragen sind zu klären: Welche Bauvorgaben gab es vor Baubeginn? Ist der Bestand fachgerecht und ausreichend erhoben worden? Ist in den Ausschreibungen der einzelnen Bauleistungen alles erfasst worden, was erforderlich war? Sind in den Ausschreibungen auffällige Positionen enthalten? Kam es zu erheblichen Nachträgen der Handwerker? Sind die abgegebenen Einheitspreise der handwerklichen Leistungen ortsüblich und angemessen? Wurden die abgerechneten Mengen und Massen auch tatsächlich ausgeführt?
Führung durch das in die Diskussion geratene Diözesane Zentrum in Limburg - Amateurvideo vom 5.9.2013 direkt vor Ort Foto Bauingenieur Baumeister (c) Hubert Baumeister Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! ![]() LesermeinungenUm selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen. Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder. | ![]() Mehr zuBistum Limburg
| ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Top-15meist-gelesen
| |||
![]() | ||||||
© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz |