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Berufung – der rote Faden in meinem Leben

21. Oktober 2013 in Spirituelles, 1 Lesermeinung
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„Meine Berufung zum Priestertum wurzelt in dieser Faszination, in diesem Staunen, in der persönlichen Begegnung mit Jesus Christus in der Eucharistie.“ Von Christoph Weiss


St. Pölten (kath.net) Die Berufungsfrage zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Als ich mit acht Jahren Ministrant werden wollte, dann aus einer keimhaften Faszination heraus, die das Geschehen der hl. Messe in mir auslöste. Es war ein Staunen. Ein Staunen über das rätselhafte Innere meiner Pfarrkirche, über die Worte und Gesten des Priesters, über ein geheimnisvolles Stück Brot, das doch kein Brot, sondern Jesus selbst ist. Und dieses Staunen ist im Laufe der Jahre geblieben, ja es ist gewachsen. Meine Berufung zum Priestertum wurzelt in dieser Faszination, in diesem Staunen, in der persönlichen Begegnung mit Jesus Christus in der Eucharistie.

Meine ersten Jahre als Ministrant wurden besonders geprägt durch junge Kapläne in meiner Heimatpfarre. Und so wollte ich als Kind nicht Priester werden, sondern Kaplan. Ich kann mich gut erinnern, dass ich in der dritten Klasse Volksschule auf dem Weg zur Kirche öfters gebetet habe, dass ich einmal „ein guter Kaplan werde“.

Gott hatte also schon früh einen roten Berufungsfaden in mich gelegt. Dennoch hat es bis zu meinem 25. Lebensjahr gedauert, bis dieser Faden „gespannt“ wurde. Eine Berufung ist nicht unbedingt immer etwas Angenehmes. In meiner Berufungsgeschichte gab es Jahre, in denen ich versucht habe, diesen Faden zu vergessen, zu verbergen, zu durchtrennen. Allen Versuchen zum Trotz ist in meinem Leben immer wieder dieser rote Faden aufgeleuchtet, oft genau in den unbequemsten Momenten.

Als ich 2010 mit einer definitiven Entscheidung gerungen habe, ist mir oft ein Wort der Emmaus-Jünger in den Sinn gekommen, nachdem sie Jesus nach einem langen gemeinsamen Weg erkannt hatten: „Brannte uns nicht das Herz…?“ Ich habe damals deutlich gespürt, dass es nicht darum ging, zu fragen, ob ich eine Berufung hätte. Das wusste ich – so musste ich mir eingestehen – eigentlich schon sehr lange, sogar dann, wenn ich es eigentlich gar nicht wissen wollte und mich mit Händen und Füßen gewehrt hatte. Nun ging es darum, JA zu sagen zu dieser Berufung, sie anzunehmen, die lange schwelende Glut endlich zu entfachen. Der hl. Augustinus schreibt: „Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir, o Gott!“ Im letztlichen Annehmen meiner Berufung erst habe ich diese Ruhe gefunden.

Ich erzähle meine Berufungsgeschichte mit allem Auf und Ab, um anderen Mut zu machen, ihrer Berufung zum Priester oder Ordensmann bzw. Ordensfrau zu folgen, auch wenn die eigenen Pläne anders aussehen. Die Apostel waren nicht Menschen, die keine Alternative hatten, die faul herumlungerten und aus Langeweile mit Jesus mitwanderten. Nein, im Gegenteil: Sie verließen alles! Und das ohne irgendeine Sicherheit! Jede Berufung ist ein Aufbruch ins Ungewisse, ein Sprung des Vertrauens! Ich bin überzeugt, dass Jesus auch heute viele junge Männer und Frauen in seine intensivere Nachfolge ruft! Wenn Gott will, dass wir auf diesem Weg glücklich werden, warum zögern wir eigentlich?


Warum, wofür und wie

Meine Grundmotivation, Priester zu werden, kommt nicht aus mir selber, sondern von Gott selbst, der in meine Herz eine Berufung gelegt hat. Gott motiviert mich! Mein Hören auf diesen Ruf, mein Aufbrechen, ist „nur“ die Antwort auf diesen Ruf. Das Fundament meiner Berufung ist der Ruf Gottes.

Meine erste Antwort geht somit an Gott! Zuerst werde ich also Priester für Gott, im Hinblick auf Gott, als Antwort auf seinen Ruf, zu seiner Ehre. Das mag jetzt etwas verstaubt klingen, etwas realitätsfern. Wenn wir um Priesterberufe beten, denken wir meist an Pfarren ohne Pfarrer. Dieser Gedanke ist verständlich, aber ich finde, für einen Priester liegt die primäre Motivation tiefer. Priestertum ist zuerst totale Hingabe an Gott bzw. der annäherungsweise Versuch, sich Gott immer mehr zu schenken. Mich beeindrucken die Worte des hl. Ludwig Maria Grignion de Montfort, die der selige Johannes Paul II. in seinem Wahlspruch aufgegriffen hat: „Totus tuus ego sum et omnia mea tua sunt!“ – „Ich bin ganz Dein und alles Meine ist Dein!“

Priester zu werden bedeutet für mich zuerst, sich ganz Gott zur Verfügung zu stellen, jeden Tag mehr. Bei der Diakonenweihe wird dem Kandidaten die Verpflichtung zum Stundengebet anvertraut, auch für den Priester ist das Gebet zentral. An erster Stelle steht für mich das Sein, nicht die Funktion. Wenn Leute sagen: „Aha, du wirst Pfarrer“, muss ich korrigieren: „Nein, ich werde Priester!“ Kaplan, Pfarrer etc. werden ist nur die Folge des Priesterseins. Ein Priester kann nach vielen Jahren „Pfarrer in Ruhe“ werden, wenn er die Funktion niederlegt, aber „Priester in Ruhe“ wird er nie sein. Priester sein durchdringt den ganzen Menschen. Es geht zuerst um Identität, dann erst um Funktion. Die Funktion entspringt der Identität.

Diese Hingabe drückt sich auch im Gehorsam und im ehelosen Leben aus. Für mich persönlich ist es eine tägliche Herausforderung. Ältere Priester können besser ausdrücken, was es bedeutet, gehorsam und ehelos – und glücklich – zu leben. Für mich heißt es, alles auf eine Karte, alles auf Gott zu setzen. Wenn Gott existiert, möchte ich zu 100 Prozent auf ihn setzen. So wie beim Pokern: „All in.“ Ich gebe Gott damit einen Blanko-Scheck, in den er einen Betrag einsetzt. Ich vertraue ihm mein Leben an. Ich vertraue ihm, auch wenn ich nicht weiß, was mich erwartet. Und ich bitte ihn, dass er mich führt und begleitet, damit ich lerne, immer mehr für ihn zu leben. Mir ist bewusst, dass dies eine sehr hohe Herausforderung ist.

Zölibat ist heute ein Thema, das ständig diskutiert wird. In den letzten Monaten hatte ich mehrere längere Gespräche mit jungen Leuten, die immer mit der Zölibatsfrage begannen. Rückblickend auf diese Gespräche kann ich mit einem Augenzwinkern sagen: Wenn ich das Thema „Zölibat“ ausreichend beantwortet habe, dann sind wir zu den wichtigen Themen gekommen. Zölibat ist kein zentrales Thema unseres Glaubens, aber es führt zum Kern, zur Frage nach der Existenz Gottes.

Ich halte den Zölibat für eine Herausforderung, jedoch auch für unmöglich, wenn wir ihn aus eigenen Kräften leben wollen. Bei der Diakonenweihe werden sechs Fragen, u.a. jene zum zölibatären Leben, mit „Ich bin bereit“ beantwortet, die siebte jedoch mit „Mit Gottes Hilfe bin ich bereit.“ Ein Mitbruder im Priesterseminar in Rom, der mit mir zum Diakon geweiht wird, hat es einmal so ausgedrückt: „Eigentlich müssten wir bei der Frage nach dem zölibatären Leben antworten: Mit Gottes Hilfe bin ich bereit. Denn alleine schaffen wir das nie.“

Der Zölibat stößt häufig auf Unverständnis und noch mehr auf Unwissenheit. Ich habe sehr oft positive Erfahrung gemacht, wenn ich versucht habe, die Motivation für ein zölibatäres Leben aufzuzeigen. Vielleicht sollten wir Zölibatäre dazu mehr Mut haben.

Die Frucht dieser Verbundenheit mit Gott ist der Dienst für die Menschen. Denn Priester ist man nie für sich selbst. Gott sendet den Priester, der sich ihm ganz zur Verfügung stellt, zu den Menschen. Und Gott kann ihn aussenden, WEIL der Priester sich Gott ganz zur Verfügung stellt. Die Betonung der persönlichen Hingabe des Priesters an Gott nehmen dem pastoralen Dienst nichts weg, sondern ermöglichen ihn ja erst und schenken ihm Beständigkeit und Fruchtbarkeit. Nur wenn mein Leben als Diakon und Priester von Gott durchdrungen ist, kann ich als Diakon, Kaplan, Pfarrer in der Seel(en)sorge wirken. Am deutlichsten spürbar wird das in persönlichen Krisen, wenn pastorale Bemühungen keinen sofortigen Erfolg zeigen. Gott ist Halt und Stütze!

Diakon oder Priester sein ist kein Job, kein Amt, sondern ein Dienst, ein sehr vielfältiger Dienst. Diakon oder Priester sein bedeutet für mich Verfügbarkeit für die Menschen aus der Verfügbarkeit für Gott: von der Spendung der Sakramente bis zur Verkündigung des Wortes Gottes, vom Säugling bis zum Sterbenden, von Schülern über Familien bis zu Kranken, vom Atheisten über den Ausgetretenen bis zum Frommen, vom Reihen bis zum Armen. Diakon oder Priester sein bedeutet, Menschen zu einer persönlichen Gottesbegegnung zu führen, aus der man selber lebt. Alles andere ist eine leere Fassade. Jeder Dienst in der Seelsorge ist Entfaltung dieses inneren Dranges, Menschen zu einem glücklichen Leben mit Gott zu führen, aus der eigenen Erfahrung seiner Gegenwart heraus.

Diakon in aeternum

Auf dem Weg zur Priesterweihe Diakon zu werden ist für mich eine erste Stufe, aber eine wichtige, bleibende Stufe. Jeder Priester ist auch Diakon. Vielleicht vergisst man das als Priester viel zu schnell.

Dem Diakon wird in der Weiheliturgie das Evangeliar mit den folgenden Worten anvertraut: „Empfange das Evangelium Christi: Zu seiner Verkündigung bist du bestellt. Was du liest, ergreife im Glauben; was du glaubst, das verkünde, und was du verkündest, erfülle im Leben.“ Hier drückt sich wiederum eine Kreisbewegung aus: Zuerst muss ich mich selbst im Glauben ergreifen lassen, dann erst kann ich verkünden. Meine Verkündigung gilt aber nicht nur den anderen, sondern auch mir, indem ich das, was ich rede, auch in meinem Leben umzusetzen versuche.

Besonders freue ich mich auf den Dienst des Taufens, der dem Diakon anvertraut ist: Durch die Taufe wird aus dem Säugling, Kind oder Erwachsenen ein Kind Gottes! Welch großes Geheimnis, an dem der Diakon hier teilhaben darf.

Der Schatz des Gebetes

Besonders dankbar bin ich für das Gebet so vieler, die mich täglich mit ihren Gebeten begleiten, v.a. jetzt in der Zeit der näheren Vorbereitung auf die Diakonenweihe. Dem Diakon und dem Priester ist als erster Dienst das Stundengebet anvertraut, das sie besonders für die Menschen beten. Ich möchte dieses Gebet allen versprechen, besonders jenen, die mir anvertraut sind, wie es in der Weiheliturgie heißt: „das Stundengebet […] zusammen mit dem Volk Gottes und für dieses Volk, ja für die ganze Welt“. Diese Verbundenheit im Gebet ist ein kostbarer Schatz.

Christoph Weiss aus Ybbs wurde vom Augsburger Bischof Konrad Zdarsa in der Kirche Sant’Ignazio in Rom zum Diakon für die Diözese St. Pölten geweiht

A Week in the Life of a Priest


Foto Christoph Weiss während der Handauflegung durch Bischof Konrad Zdarsa © Diözese St. Pölten


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Lesermeinungen

 Christa Dr.ILLERA 21. Oktober 2013 
 

Danke

Christoph Weiss für Ihr Bekenntnis. Es ist wunderschön. Ich wünsche Ihnen weiterhin eine enge Verbindung mit Gott für das Abenteuer mit Ihm, das einzige, das sich wirklich lohnt . . . und das schon auf Erden das Glück des Himmels kosten läßt!


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