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| Eine Kirche wie ein Tempel11. März 2014 in Chronik, keine Lesermeinung Vor 500 Jahren starb der Architekt Donato Bramante. Von Thomas Jansen (KNA) Rom (kath.net/KNA) Wer hat den Petersdom in seiner heutigen Gestalt am meisten geprägt? Michelangelo (1475-1564) oder Bramante? Dieser große italienische Künstler der Hochrenaissance steht oft im Schatten seines noch berühmteren Nachfolgers als Dombaumeister von Sankt Peter. Der Name Bramante fällt weitaus seltener, wenn es um die Kirche der Päpste geht. Dabei stammt von dem vor 500 Jahren, am 11. März 1514, in Rom gestorbenen Künstler der ursprüngliche Entwurf für das gewaltige Gotteshaus. Schuld am geringeren Bekanntheitsgrad dürfte nicht zuletzt die komplizierte und lange Baugeschichte von Sankt Peter sein. In mehr als 150 Jahren, vom Beginn der Bauarbeiten 1506 bis zur Fertigstellung des Langhauses Mitte des 17. Jahrhunderts, waren ein Dutzend Baumeister am Werk, unter ihnen die größten Künstler ihrer Zeit - da wurde vieles geändert, verfeinert und wieder korrigiert. Vier 50 Meter hohe Kuppelpfeiler, eine Holzhütte über dem Petrusgrab und vielleicht noch ein provisorischer Altarraum - das soll alles gewesen sein, was vom neuen Petersdom stand, als Bramante nach acht Jahren im Amt des Dombaumeisters im Alter von 70 Jahren starb. Papst Julius II. (1503-13) hatte ihm 1506 die Leitung des gewaltigen Bauvorhabens anvertraut. Dieser Papst scharte die größten Künstler seiner Zeit um sich; auch Michelangelo und Raffael (1483-1520) standen in seinen Diensten. Seit 1503 war Bramante mit den Entwürfen hierzu beschäftigt. Seine Grundidee, einen großen Kuppelbau nach dem Vorbild des Pantheon in Rom zu schaffen, blieb in allen Bauphasen erhalten. Wer in Rom Bramante pur sehen möchte, muss vom Petersdom aus nicht weit gehen: Wenige hundert Meter Luftlinie entfernt liegt auf dem Hügel Gianicolo die spanische Nationalkirche San Pietro in Montorio. Im Innenhof des angrenzenden Klosters steht der «Tempietto», zu deutsch das «Tempelchen». Ein Blick auf diese Kapelle, die wie ein antiker Tempel aussieht, mit ihrem Säulengang, ihrer Kuppel, macht anschaulicher als alle Bücher, was eigentlich die Renaissance ausmacht. Manchen Forschern gilt das 1503 errichtete Bauwerk als Vorbild für den Petersdom. Wenn es allein nach Bramante gegangen wäre, dann wäre heute auch der Petersdom nach Ansicht einiger Fachleute ein Zentralbau ohne das Langhaus. Ein kreisrundes, quadratisches oder kreuzförmiges Gebäude galt damals als Verkörperung göttlicher Gesetze, die mit der Harmonie aller Teile einen Leitgedanken der Renaissance verwirklicht. Begonnen hatte der 1444 im mittelitalienischen Fermignano als Donato di Pascuccio d'Antonio geborene Künstler in Urbino, wo er am Hof des Herzogs als Architekt ausgebildet wurde und mit der Malerei in Berührung kam. Bramante, zu deutsch «der heftig Begehrende», war ursprünglich ein Spitzname, den ihm seine Eltern gegeben hatten. Anschließend lebte er für rund 20 Jahre in Mailand und arbeitete für das mächtige Herrschergeschlecht der Sforza. Seine bedeutendsten Werke in der norditalienischen Stadt sind die Kirche Santa Maria presso San Satiro und Santa Maria delle Grazie. Nach Eroberung der norditalienischen Stadt durch die Franzosen ging Bramante 1499 schließlich nach Rom. Untrennbar mit seinem Namen verbunden ist in der Stadt der Päpste die «Bramante-Treppe»: ein Treppenhaus ohne Treppen. Diese 19 Meter hohe und über fünf Stockwerke ansteigende Spirale im Belvedere-Komplex der Vatikanischen Museen diente früher als Eingang zum vatikanischen Palast. Die stufenlose Rampe konnten auch Reiter nutzen, die es eilig hatten. Sie wurde zum Vorbild für zahlreiche andere «Treppen», in Rom etwa jener am Quirinalspalast oder im Borghese-Palast. Papst Julius II. hatte Bramante mit dem Projekt beauftragt, um eine direkte Verbindung zwischen den vatikanischen Palästen und der 300 Meter entfernten und 20 Meter höher liegenden Villa des Belvedere zu schaffen. Kunsthistorisch mag es manchmal auf den ersten Blick schwierig sein, den großen Einfluss Bramantes auf die heutige Gestalt des Petersdoms zu ermessen. Doch sein Begräbnisort lässt keinen Zweifel daran: Es ist der Petersdom. Michelangelo ist in Florenz beigesetzt. (C) 2013 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! LesermeinungenUm selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen. Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder. | Mehr zuVatikan
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