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Pater Batlogg: Keine einseitige Vereinnahmung von Karl Rahner28. März 2014 in Chronik, 12 Lesermeinungen Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden
Leiter des Karl-Rahner-Archivs in "Furche"-Beitrag zum 30. Todestag von Theologen Rahner: "Wer wie Rahner so viel geschrieben hat, muss oft als Stimmzettel herhalten für ganz andere Interessen und Ideen, die nicht die seinen waren"
Wien (kath.net/KAP) Gegen jede einseitige kirchenpolitische oder theologische Vereinnahmung des vor 30 Jahren verstorbenen Startheologen Karl Rahner (Archivfoto) hat sich der Jesuit Andreas Batlogg gewandt. "Wie Rahner denkt, wie er argumentiert, woher seine Anregungen kommen, aus welchen Quellen er schöpft - all das ist längst nicht so klar, wie es da und dort zu finden ist", schreibt Batlogg in einem Beitrag für die aktuelle Ausgabe der Wochenzeitung "Die Furche". Rahners Todestag jährt sich am 30. März zum 30. Mal. P. Batlogg leitet in München das Karl-Rahner- Archiv und ist Mitherausgeber von Rahners bei Herder aufgelegten "Sämtlichen Werken". Außerdem ist er Chefredakteur der Monatschrift "Stimmen der Zeit". Rahners Theologie gelte vielfach als "zu schwer", "zu umständlich" oder als "zu wenig vermittelbar", moniert Batlogg. Zugleich seien seine spirituellen Werke nach wie vor populär. Rahner selbst habe sich aber stets dagegen gewehrt, in einen "wissenschaftlichen" und einen "frommen" Rahner aufgespalten zu werden. Er habe es aber nicht verhindern können. Auch der "kirchenpolitische" Rahner, der Vorgänge in der Kirche kommentiert, sei nicht ein anderer Rahner, so Batlogg: "Es ist derselbe Theologe, der auch 'schwere Kost' zumutet und Kollegen auf die Palme brachte, wenn er in unendlichen Windungen ein Problem umkreiste, auf neuscholastische Argumentation abklopfte, auf Traditionsverbundenheit und -tauglichkeit untersuchte - um am Ende einen Weg zu weisen aus dem ewigen Dilemma: Wie das Alte neu sagen - so, dass es heute verstanden wird?"
Rahner habe von sich selbst immer gesagt, er habe Theologie betrieben "um der Verkündigung, um der Predigt, um der Seelsorge willen", zitierte der Jesuit aus einem Interview Rahners aus dem Jahr 1980. Freilich, wer wie Rahner "so viel geschrieben hat, muss oft als Stimmzettel herhalten für ganz andere Interessen und Ideen, die nicht die seinen waren, wird nolens volens zum Parteigänger, bestätigt oder kritisiert. Aus dem Zusammenhang gerissen, kontextlos gelesen, wird einer so zum Gewährsmann für alles und nichts." Trotzdem sieht sich Batlogg zu der optimistischen Prognose veranlasst: "Karl Rahner ist erst im Kommen." Denn: "Standpunkte sind gefragt. Karl Rahners Theologie hilft dabei. Das bleibt - auch noch in 100 Jahren." Lebenswerk mit 4.000 Veröffentlichungen Karl Rahner wurde am 5. März 1904 in Freiburg im Breisgau geboren. 1922 trat der als verschlossen geltende und zur Schwermut neigende Maturant in den Jesuitenorden ein. Der 1932 zum Priester geweihte Theologe Rahner promovierte in Innsbruck und habilitierte sich 1937. Dort lehrte er - mit Unterbrechungen - bis zum Frühjahr 1964 Dogmatik. Der 60-jährige übernahm im April 1964 als Nachfolger Romano Guardinis den Lehrstuhl für Christliche Weltanschauung und Religionsphilosophie in München und lehrte von 1967 bis zu seiner Emeritierung Dogmatik und Dogmengeschichte in Münster. Als Emeritus lebte Rahner zuletzt in Innsbruck. Rahners Veröffentlichungen, die rund 4.000 Titel umfassen, enthalten eine Fülle von Äußerungen auch zu aktuellen kirchenpolitischen und gesellschaftlichen Fragen. Als Konzilstheologe und Berater u.a. von Kardinal Franz König beeinflusste Rahner auch das Geschehen beim Zweiten Vatikanischen Konzil. Entscheidende theologische Grundlinien der Kirchenversammlung stammen von dem Jesuiten, der sich zeitlebens für eine menschlichere Kirche einsetzte. Vor 30 Jahren - am 30. März 1984 - starb Karl Rahner in Innsbruck. Copyright 2014 Katholische Presseagentur, Wien, Österreich Alle Rechte vorbehalten.
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Lesermeinungen | Konrad Georg 4. April 2014 | | | Ich kenne von Rahner fast nichts, nur einen Teil des Geredes über ihn.
In einem Buch über La Sallette fand ich einen Text von ihm über Privatoffenbarungen, die mich sehr beeindruckt haben, und Alexandra von Teuffenbach berichtet von einem treuen Arbeiter am Konzil. Das letzte war dann vor Kurzem: Vergesst Rahner!
Schon ein Bißchen verwirrend. | 0
| | | 31. März 2014 | | | @Iñigo: Eine Frage aus echtem Interesse Wie sehen Sie die Vorworte von Rahner/Vorgrimler zu den Dokumenten des II. Vatikanischen Konzils, die sich in Herders "Kleinem Konzilskompendium" finden? Für mich als theologischen Laien, der das Konzil nur aus Geschichtsbüchern kennt, waren diese Text vor gut 15 Jahren die allererste Begegnung mit Rahner, und seitdem auch die letzte.
Ehrlich heraus:
Für jemandem, der an dieser Stelle dort zu so einem Ton in der Lage ist, hatte ich in den letzten Jahren nie Zeit. Aber ist das überhautp "Rahner"?
Seinen Namen hat er jedenfalls drunergesetzt, und seeitdem ist er der Kirchenvater des Koonzilsgeistes.
@Mnich:
"Ich glaube kaum, dass man so viele Bücher über den Glauben schreiben muss. Der Heilige Vater erklärt uns das so, dass man es versteht."
Zu so einer Aussage fällt mir dann allerdings auch nicht mehr viel ein. Wenn es nach Ihnen geht, hätten sich die Theologen aller Jahrhunderte ja eine Menge Arbeit sparen können ... | 0
| | | 31. März 2014 | | | Viele Bücher Ich glaube kaum, dass man so viele Bücher über den Glauben schreiben muss. Der Heilige Vater erklärt uns das so, dass man es versteht. Dazu bedarf es keiner vorbereitenden Schriften und Mühsam mit gestelzten Sätzen und Begriffen, die man in Speziallexika nachschlagen muss. Rahner ist auf den Punkt gebracht für mich entbehrlich. | 0
| | | 29. März 2014 | | | Rahner verstehen II Den Vergleich Rahners mit Rudolf Steiner muss man doch mit aller Schärfe zurückweisen. Steiner ist ein Pseudo-Philosoph, Rahner ein akribisch arbeitender Theologe, der den Glauben der Kirche ins Heute vermitteln wollte - das ist ja die Aufgabe aller Theologie.
Hier kann ich maxjosef nicht zustimmen. Mit dem Wiederholen des Alten ist es nicht getan, man muss das Alte neu sagen und mehr noch, man muss es immer wieder neu denken.
Genau das hat Thomas von Aquin gemacht: Er hat den Glauben der Kirche in den Kategorien der modernsten Philosophie seiner Zeit (d.i. der damals wiederentdeckte Aristoteles) ausgedrückt. Und er hat damit viele, denen diese Philosophie nicht vertraut war, vor den Kopf gestoßen.
Rahner hat dasselbe eben in der Mitte des 20. Jahrhunderts versucht, mit den philosophischen Kategorien der Ontologie Heideggers. Ob das gut gelungen ist oder nicht, ist eine Sache. Aber Rahner zum Häretiker zu stempeln, das geht nicht an. Er war bis zu seinem Tod ein treuer Sohn der Kirche. | 1
| | | 29. März 2014 | | | Rahner verstehen I Viele Kritiker - aber auch viele Anhänger - haben Rahner nicht verstanden. Disqualifiziert das seine Theologie? Wohl kaum, immerhin kann auch Joseph Ratzinger, wiewohl er die Unterschiede sieht, die Leistung Rahners anerkennen.
Vergessen werden soll aber auch nicht der "fromme" Rahner (den Kritiker oft unterschlagen). Wer Rahner verstehen will, ohne die steilen Wege der "Anstrengung des Begriffs" zu gehen, dem empfehle ich z.B.:
"Das große Kirchenjahr"
"Worte vom Kreuz"
"Von der Not und dem Segen des Gebetes"
"Gebete des Lebens"
"Glaube der die Erde liebt"
usw.
Dann wird man verstehen, warum Papst Franziskus "große Verehrung" für Karl Rahner hegt und diesen auch mehrfach gewürdigt hat.
Ich stimme auch maxjosef zu, dass sich die "Einführung ins Christentum" im vergleich zum "Grundkurs" viel einfacher liest. Aber der "Grundkurs" ist auch keine "Einführung", sondern eine "Summe". Ich ziehe jedenfalls den Grundkurs vor, und ich habe beides gelesen.
@ | 1
| | | 29. März 2014 | | | DANKE Danken möchte ich allen, denn ich zweifelte, als ich bei Rahner nichts Greifbares fand. Von Steiner mit seiner Phantasie wollen wir lieber ganz schweigen. Rahner schwätze man nach, weil er als progressiv galt, was das auch immer bedeuten könnte. | 3
| | | Kathole 28. März 2014 | | | Ratzinger wird weltweit immer wieder neu aufgelegt werden, Rahner mit seinen "Schülern" verblassen @Holy: Da sehen Sie einmal die Barmherzigkeit Ratzingers! Ansonsten sagt der Vergleich von @maxjosef zwischen Rahners "Grundkurs des Glaubens" und Ratzingers "Einführung in das Christentum" doch schon alles aus.
Rahner wurde seinerzeit in einem akademischen Hype doch nur hochgejubelt, weil er für etwas Neues, Modernes, stand, auch wenn kaum einer so genau sagen konnte, wofür.
Doch der Fluch des Neuen ist, daß es übermorgen schon wieder uralt ist. Nur das zeitlos Wahre, weil aus der Ewigkeit in die Zeit Offenbarte, behält allzeit jugendliche Frische.
Nur noch formal an alten Lehrsätzen festhalten, um sie mit fremden und ganz neuen Inhalten zu füllen, ist nicht Reform, sondern Betrug. Zeitlos gültige Wahrheit auf innovativen Wegen immer neu zuerst ins eigene Leben übersetzen und dann aus ihr schöpfen, um auf die Fragen der Zeitgenossen zu antworten, ist die Seele der Neuevangelisierung. Diese Übersetzung ist aber nicht geschmeidige Anpassung, sondern Zeichen des Widerspruchs. | 8
| | | 28. März 2014 | | | "Verschwurbelt...?" Auf dem Buchdeckel "Grundkurs des Glaubens" Sonderausgabe 1984 findet sich folgendes Zitat:
"Ein großes Buch ...eine imponierende Synthese, die eine Quelle der Inspiration bleiben wird, wenn einmal ein Großteil der heutigen theologischen Produktion vergessen ist."
(Joseph Kardinal Ratzinger in "Theologische Revue")
Wer Rahner als "Geschwurbel" liest, hat vermutlich mit den falschen Werken begonnen. Der "Grundkurs" ist gewiss nichts zum "Einstieg". Joseph Ratzinger allerdings hat die verborgenen Schätze erkannt. | 1
| | | 28. März 2014 | | | Rahner hat es gemacht wie z.B. Rudolf Steiner, der Begründer der Sekte der Anthroposophen. Dieser hat auch genug neue Begriffe geschaffen, die selbst seine Anhänger kaum verstehen. So eben auch Rahner, der sehr viel Phantasie hatte und viel zu Papier brachte, das nicht mal die Rahneristen alle kapieren, geschweige denn das Kirchenvolk. Was soll also so eine verquaste und verschwurbelte Theologie? Kann man seine Ergüsse überhaupt als Theologie bezeichnen, zumindest müssen viele hinterfragt werden. Ob sich da nicht einer ein Denkmal schaffen wollte? Es ist ja nicht klar zu machen, was denn überhaupt die Quintessenz seiner Bemühungen sein sollte, da seine Schriften gesagt oft nicht einmal von denen verstanden und erklärt werden können, die auf ihn abfahren. | 6
| | | Kostadinov 28. März 2014 | | | sehe ich genauso Die Generation meiner Eltern, und das ist ja auch die Generation der Konzil-Zeitzeugen und teilweise auch Fans, hat Rahner hoch gehalten, wohl ohne wirklich in die Schriften eingetaucht zu sein. Meine Generation (1972) kennt ihn dann schon nur noch vom Hörensagen und nach dieser Generation war's das vermutlich. Theologen, die zu ihrer Zeitfür derartig modern gehalten werden, sind selten zeitlos... Thomas von Aquin hat zu Lebzeiten nie solchen Status erreicht. Und ich würde wetten wollen, dass Ratzinger in 100 Jahren eine grosse Bedeutung hat, Rahner nicht | 9
| | | 28. März 2014 | | | Zweifelhafte Prophetie - aus der Sicherheit heraus, es ohnehin nicht mehr zu erleben! Zitat: „Karl Rahner ist erst im Kommen.“ Denn: „Standpunkte sind gefragt. Karl Rahners Theologie hilft dabei. Das bleibt - auch noch in 100 Jahren.“
Naja; nun sind eben erst 30 Jahre vergangen und außer Leuten, die dazu „verurteilt“ werden, tut sich niemand mehr das rahnersche Geschwurbel an. Hätte sich Rahner mal an Wittgenstein gehalten, der auf ähnliche Texte gestoßen sein muss und sehr richtig sagte: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“
Ich wurde dazu „verurteilt“ über Rahner zu arbeiten und würde entschieden dagegen wetten, dass sich in 100 Jahren noch eine nennenswerte Leserschaft findet. Zumal es an vielen Stellen berechtigte Zweifel gibt, ob Rahners Denken mit der Lehrmeinung der Kirche kompatibel ist.
Meines Erachtens ist Rahner einer der überschätztesten Autoren.
Leider wird es von uns niemand erleben, wie die Wette ausgeht.
Schaun wir deshalb erstmal auf die nächsten 20 Jahre.
Die Vorgrimmlers und Lehmänner und Kaspers sterben nämlich langsam aus. | 5
| | | maxjosef 28. März 2014 | | | Wie das Alte neu sagen - so dass es heute verstanden wird? Ich sage mal, in Bezug auf Rahners Werke gilt das wirklich eher für Diplomtheologen und nicht für theologisch interessierte Laien, wie ich einer bin.
Ich habe mir mal vor vielen Jahren Rahners "Grundkurs des Glaubens" gekauft, es ist mir bis auf den heutigen Tag nicht gelungen, dieses Buch zu lesen geschweige denn zu verstehen.
Joseph Ratzingers "Einführung in das Christentum" liest sich im Vergleich dazu wie ein Unterhaltungsroman... :-)
Beide, Rahner und Ratzinger, waren ja höchst einflußreiche Theologen beim II. Vaticanum. Ratzinger hat sich über Rahner einmal so geäußert: Irgendwann sei ihm klar geworden, dass Rahner und er "theologisch auf verschiedenen Planeten lebten." | 7
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