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| Christus ist in die Verborgenheit gegangen19. April 2014 in Spirituelles, 1 Lesermeinung Joseph Ratzinger: Der Geist der Hoffnung, den die Gebete des Karsamstags atmen, sollte unser ganzes Christsein neu durchdringen - Teil 3 Rom (kath.net) kath.net veröffentlicht die Drei Meditationen zum Karsamstag von Joseph Ratzinger (1969): 3. MEDITATION Im Breviergebet des Priesters ist die Liturgie der drei Kartage besonders sorgfältig gebaut; die Kirche will uns in ihrem Beten gleichsam selbst hineinziehen in die Wirklichkeit der Passion des Herrn, uns über das Reden hinaus in die geistige Mitte des Geschehenen führen. Wenn man versucht, die Gebetsliturgie des Karsamstags zusammenfassend zu kennzeichnen, so wird man vor allen Dingen berührt sein von dem tiefen Frieden, den sie atmet. Christus ist in die Verborgenheit gegangen, aber auch inmitten des undurchdringlichen Dunkels in die Geborgenheit, ja, er selbst ist unser aller letzte Geborgenheit geworden; jetzt erst ist das kühne Wort des Psalmisten wahr geworden: Und wenn ich in der Hölle mich bergen wollte, auch da noch bist Du. So geht es aber durch diese Liturgie, je mehr sie voranschreitet, wie ein Morgendämmern, die ersten Lichter des Ostermorgens leuchten in sie hinein. Wenn der Karfreitag uns die zerschundene Gestalt des Durchbohrten vor die Augen stellt, so erinnert die Karsamstagsliturgie viel eher an das Kreuzbild der alten Kirche: an das Kreuz, das von Lichtstrahlen umgeben ebensosehr Zeichen des Todes wie der Auferstehung ist. So kann uns aber der Karsamstag noch einmal auf eine Seite christlicher Frömmigkeit hinweisen, die uns im Laufe der Zeit vielleicht allzusehr aus dem Bewusstsein abhanden kam. Wenn wir heute betend auf das Kreuz hinschauen, sehen wir darin meist ausschließlich einen Verweis auf die geschichtliche Passion des Herrn auf Golgotha. Aber der Ursprung der Kreuzesfrömmigkeit ist ein anderer: Die Christen beteten nach Osten gewendet zum Zeichen ihrer Hoffnung darauf, dass Christus, die wahre Sonne, aufgehen werde über der Geschichte, zum Zeichen also ihres Glaubens an die Wiederkunft des Herrn. Das Kreuz ist zunächst mit dieser Ostung des Gebetes eng verbunden, es wird dargestellt gleichsam als das Feldzeichen, das dem König bei seiner Ankunft vorangetragen wird, im Kreuzbild ist geradezu die Spitze des Zuges schon in der Mitte der Betenden angelangt. So ist für die frühe Christenheit das Kreuz vor allem Zeichen der Hoffnung, nicht so sehr Zuwendung zum Vergangenen als Hinwendung zum kommenden Herrn. Gewiss entbehrte es nicht einer tiefen Notwendigkeit, daß mit der fortschreitenden Entwicklung immer stärker der Blick sich zurückwandte auf das Geschehene: Gegen alle Verflüchtigung ins Geistige, gegen das Wegdeuten der Fleischwerdung Gottes, mußte die bestürzende Verschwendung der Liebe Gottes verteidigt werden, der um des armseligen Geschöpfes Mensch willen selbst ein Mensch geworden war - und welch ein Mensch! Es mußte die heilige Torheit der Liebe Gottes verteidigt werden, der nicht ein Machtwort gesprochen, sondern den Weg der Ohnmacht gewählt hatte, um unsern Machttraum zu beschämen und von innen her zu überwinden. Aber haben wir darüber nicht allzusehr den Zusammenhang von Kreuz und Hoffnung, die Einheit von Kreuzrichtung und Ostung, von Vergangenheit und Zukunft im Christlichen vergessen? Der Geist der Hoffnung, den die Gebete des Karsamstags atmen, sollte unser ganzes Christsein neu durchdringen. Christentum ist nicht bloß eine Religion des Vergangenen, sondern ebenso des Zukünftigen; sein Glaube ist zugleich Hoffnung, weil Christus nicht nur der Gestorbene und Auferstandene, sondern auch der Kommende ist.
GEBET Herr Jesus Christus, im Dunkel des Todes hast Du Licht werden lassen, im Abgrund der tiefsten Einsamkeit wohnt nun für immer die bergende Macht Deiner Liebe, inmitten Deiner Verborgenheit dürfen wir das Alleluja der Geretteten singen. Gib uns die demütige Einfalt des Glaubens, der sich nicht beirren lässt, wenn Du uns in die Stunden des Dunkels, der Verlassenheit rufst, wo alles fraglich zu werden scheint; gib uns in dieser Zeit, da Deine Sache wie im Todeskampfe liegt, Licht genug, um Dich nicht zu verlieren; Licht genug, damit wir andern Licht werden können, die dessen noch mehr bedürfen. Lass das Geheimnis Deiner österlichen Freude wie eine Morgenröte hineinleuchten in unsere Tage, lass uns wahrhaftig österliche Menschen sein inmitten des Karsamstags der Geschichte. Lass uns durch die hellen und dunklen Tage dieser Zeit hindurch frohgemut unterwegs sein hin zu Deiner kommenden Herrlichkeit. Aus: Joseph Ratzinger, Meditationen zur Karwoche, Kyrios-Verlag, Freising 1969; die drei Meditationen wurden veröffentlicht in Die Angst vor einer Abwesenheit, Beilage zu 30Tage, Nr. 3, März 1994 Johann Sebastian Bach - Johannes-Passion: ´Ruht wohl, ihr heiligen Gebeine´ Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! Lesermeinungen
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