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Nicht zu viele innerkirchliche 'Sitzungen' halten!

29. Mai 2014 in Deutschland, 6 Lesermeinungen
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Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer bei Eröffnung des Katholikentags in Regensburg: "Geht, geht zu allen! Sagt der Herr auch heute und zu jedem von uns"


Regensburg (kath.net)
Kath.net dokumentiert die Predigt von Bischof Rudolf Voderholzer bei der Eröffnungsfeier zum Deutschen Katholikentag am Fest Christi Himmelfahrt:

Worte zum Abschied, sagt man nicht so einfach dahin! Letzte Worte sind immer wie eine Art Testament. Sie klingen nach. Sie sind besonders wertvoll und wichtig. „Geht zu allen Völkern!“, liebe Kinder, liebe Jugendliche und Erwachsene Schwestern und Brüder im Herrn, hier in unserem „Freiluftdom“ von Regensburg und überall dort, wo Sie über Rundfunk, Fernsehen oder Internet mit uns feiern, und „... seid gewiss, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt!“

Das sind die letzten Worte, wie sie uns der Evangelist Matthäus von Jesus überliefert. Was Jesus seinen Jüngern vor 2000 Jahren bei seinem Abschied ans Herz legt, soll auch heute unsere Herzen bewegen. Was meint Jesus, wenn er seine Jünger und damit die Christen aller Zeiten auffordert: „Geht !“? ‚Gehen‘ heißt: ‚ Nicht sitzen bleiben ‘ , allzu viele innerkirchliche „Sitzungen “ halten oder sich einsperren, auch nicht nur gebannt in die Luft starren, sondern gehen. Aufbruch ist angesagt!

Die Jünger haben die Weisung ihres Herrn befolgt. Gestärkt durch den Pfingstgeist sind sie gegangen. Schon nach wenigen Generationen war die Botschaft von Tod und Auferstehung Jesu an den Grenzen der damals bekannten Welt angelangt. Die Jünger sind aufgebrochen.

Mit einem erfüllten Herzen haben sie Gottes Wort ausgesät, und der Herr ließ vielfache Frucht wachsen. Viele der Jünger in den ersten Jahrhunderten, aber auch bis herein in unsere Gegenwart,´haben für die Botschaft Jesu und den Glauben an ihn sogar ihr Leben hingegeben. So verbreitete sich das Evangelium, und schon im vierten Jahrhundert erreichte es durch Soldaten und Kaufleuten, durch Laien also die von den Römern gegründete Stadt Castra Regina, die Ratisbona, Regensburg, die Stadt, in der wir den 99. Deutschen Katholikentag begehen dürfen.


Dass das Evangelium von so kleinen Anfängen in Jerusalem her die Enden der Erde erreicht hat und heute Christen in Asien, Australien, Amerika‘ Afrika und in Europa ihren Glauben leben und das Wort Gottes verkünden, ist für mich allein schon ein überzeugender Hinweis dass ich diese Botschaft echt ist und ich ihr glauben darf Schulen, Krankenhäuser, Klöster, herrliche Kirchen, verschiedenste sozial - caritative Einrichtungen sind Früchte dieses Glaubens.

Geht, geht zu allen! Sagt der Herr auch heute und zu jedem von uns. Der Katholikentag bringt uns in Erinnerung: „Du bist gesandt, Du hast eine Mission, Du bist beauftragt, den Glauben zu verkündigen ...!“ das gilt nicht nur für die Bischöfe, Priester und Diakone und die hauptamtlich Bestellten.

Schon die Taufe und die Firmung befähigen und beauftragen jeden Christen: Geht, geht zu allen. Jesus, der Brückenbauer, braucht auch Dich und mich. Baut mit ihm an der Brücke zwischen Gott und den Menschen und der Menschen untereinander.

Der Katholikentag als Fest, bei dem die besondere Sendung aller Laienchristen in den Blick rückt, will uns darüber hinaus die vielen Richtungen aufzeigen, in die es heißen kann: Geht, geht zu allen. Geht zu den Kranken, zu den Gemobbten, zu allen, die auf irgendeine Weise an den Rand gedrängt sind.

Lasst sie erfahren, dass sie nicht alleine sind, sondern dass ihnen ganz besonders die Liebe Christi gilt. Geht zu den Flüchtlingen und Heimatlosen. Reicht ihnen die Hand und tragt Sorge, dass sich über dieser menschlichen Brücke auch Wege in eine menschwürdige Zukunft auftun.

Geht in die Schulen. Tragt dazu bei, dass der Religionsunterricht dazu beiträgt, dass unser Glaube lebendig bleibt; aber unterstützt den Religionsunterricht auch von den anderen Fächern her. Schlagt untereinander die Brücken, dass klar wird: Religion ist nicht eine Sonderwelt, sondern die Antwort auf die Fragen nach dem Sinn des Lebens!

Geht in die Hochschulen und Universitäten! Glaube und Vernunft sind keine Gegensätze, sondern sie brauchen einander! Helft mit, Gräben zwischen Naturwissenschaft und Glauben, zwischen Philosophie und Theologie, zu überwinden . Sorgt für die Entfesselung der Vernunft“ als eine erste Brücke zwischen Mensch und Gott Geht in die Redaktionsstuben der Zeitungen und in die Funkhäuser und dorthin, wo über so viele unterschiedliche Kanäle Informationen verbreitet und Meinungen gemacht werden. Helft mit, dass die Medien sich der Wahrheit verpflichtet wissen ihr Ethos nicht dem wirtschaftlichen Druck opfernund ihre Funktion als Brücke zum Guten hin ausfüllen.

Der Münchner Publizist Fritz Michael Gerlich, der vor 80 Jahren für seine Überzeugung zu einem der ersten Märtyrer im Widerstand gegen den Nationalsozialismus wurde, ist für mich in diesem Zusammenhang ein großes Vorbild. Geht in die politischen Parteien! Gerade die jungen Christen möchte ich ermutigen, sich ernsthaft die Frage zu stellen , ob das nicht ihre Berufung ist. Wir brauchen junge Menschen, die fest im Glauben verwurzelt, beruflich kompetent und mit einem starken Rückgrat sich einbringen, Verantwortung übernehmen und mitbauen an einer menschlichen Gesellschaft.

Geht in die wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten und in die Wirtschaft und Industrie, dass phantasiereich Wege gefunden werden, wie die Kluft zwischen arm und reich zumindest gemildert werden kann, Grenzen zwischen den Völkern allmählich überflüssig werden, Mauern den Brücken weichen können.

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn! Vor 25 Jahren fiel der Eiserne Vorhang, der mehrere Jahrzehnte lang Europa in zwei Hälften trennte. Diese friedliche Umwälzung war nicht zuletzt vom Wirken und Beten vieler Christen vorbereitet, die die politische Bedeutung ihres Glaubens umgesetzt haben und zu Brückenbauern geworden sind. Mit großer Dankbarkeit schauen wir auf den heiligen Papst Johannes Paul II. Auch ihm ist es zu verdanken, dass der völkerverbindende Brückenschlag zwischen Bayern und Böhmen wieder möglich wurde. Mitten im Herzen Europas ist das gelungen, in unserer Nachbarschaft. So grüße ich an dieser Stelle ganz besonders und ausdrücklich meinen Mitbruder aus Pilsen Bischof Frantisek und alle Schwestern und Brüder aus unseren benachbarten tschechischen Bistümern.

Freuen wir uns darüber und feiern wir dankbar, dass tragfähige Brücken unsere Freundschaft möglich gemacht haben. Diese Erfahrung ermutige uns auch, dem Auftrag Jesu in den vielen anderen Bereichen zu folgen, der uns zuruft: Geht, geht zu allen Völkern Amen.

Bevor wir ihm antworten mit unserem ganzen Leben, bekennen wir gemeinsam im gesungenen Credo, was uns mit ihm und untereinander verbindet.

Foto: (c) Bistum Regensburg


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Lesermeinungen

 speedy 3. Juni 2014 
 

weg mit den ganzen Gremien und Prämien, und Räten,
und weg mit der Kirchensteuer


0
 
 sixtinus 30. Mai 2014 
 

Lieber @Waldi,

Ich muss Ihnen leider bei manchen Gelegenheiten zustimmen. Selbstverständlich haben auch Sie, lieber Wiederkunft, recht damit, wenn Sie fordern, dass wir alle Menschenfischer werden müssen. Das muss aber auch in erster Linie für unsere Priester in den hl. Messen gelten. Oft warte ich beim sonntäglichen Kirchbesuch vergebens auf eine mitreißende oder meinetwegen auch inspirierende Predigt, doch meistens werde ich enttäuscht. Unsichere Pastoralreferenten bemühen sich sichtlich, können aber oft nicht verschleiern, dass sie wahrlich keine rhetorischen und theol. Leuchten sind (es gibt bestimmt auch Ausnahmen). Jeder normale Gottesdienst sollte erwachsene Christen so entzünden, wie eine Massenveranstaltung am Katholikentag. Und im Namen unsere Kinder sei gesagt, dass eine Kinderpredigt im Familiengottesdienst nicht allein dadurch zu einer solchen wird, wenn man sie mit den Worten "Liebe Kinder..." beginnt.


3
 
 rosenkranzbeter 29. Mai 2014 
 

Religions-Unterricht

Ich freue mich besonders über die Ausführungen und Aufforderungen zu Schule und Religionsunterricht. Regensburg hat wirklich einen hervorragenden Bischof! Nochmals Gratulation!


5
 
 Waldi 29. Mai 2014 
 

Verehrte(r) @Wiederkunft,

da haben Sie einen sehr bedeutsamen Punkt hinzugefügt. So wichtig und unverzichtbar der Papst und die Glaubenskongregation in Rom für die Bewahrung der Glaubenswahrheiten und für ihre Einhaltung zweifellos sind, so ist die Wirksamkeit, für oder gegen den Glauben vor Ort in den Landgemeinden viel effektiver. Und wenn in den Landpfarren nur noch wenige Familien in den Gottesdienst gehen, dann deshalb, weil keine charismatisch begnadeten, rhetorisch gebildeten und von tiefster Glaubensüberzeugung beflügelten Priester mehr predigen, sondern nur noch unerfahrene Pastoralassistentinnen, Pastoralreferentinnen und Gemeindereferentinnen die Gläubigen bis zum Davonlaufen langweilen. Unsere Gemeinde ist ein trauriges Beispiel dafür. Ich habe lange durchgehalten, immer in der Hoffnung, dass unser "Seelsorgeteam" endlich selber merkt, wie profan und mystisch völlig wirkungslos es den Volksaltar umlagert und die Liturgie bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt hat! Aber es wird noch schlimmer!


6
 
 Wiederkunft 29. Mai 2014 
 

Priester

Sehr gute Predigt, dem ich noch etwas hinzu fügen möchte. Ich wünsche mir auch einen Aufbruch der Priester, weg von Gremien und Sitzungen, hin zu den Familien. Besonders in den Landpfarren gehen nur mehr wenige Familien in den Gottesdienst. Hier bräuchte es mutige und freie Priester, die in Hauser der Familien gehen, die Kinder dort segnen, ihnen vielleicht den YOUCAT schenken und sie in die Kirche einladen. Jesus ist auch zu den Menschen hin gegangen um ihnen die frohe Botschaft zu verkünden. Wir alle sollten es ihm gleich tun. Eine schwierige Zeit, braucht einfallsreiche Verkündigung. Auf, auf!, lasst uns alle zu Menschenfischern werden!


10
 
 Der Nürnberger 29. Mai 2014 

Aufbruch

Ein Aufruf, den es zu unterstützen, ja zu leben, gilt.
"innerkirchliche Sitzungen": viele Gremien, viele Sitzungen. Hör' ich da was raus?


13
 

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