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'Hilft es dem Glauben, immer nur auf den heißen Eisen herumzureiten?'

15. August 2014 in Aktuelles, 1 Lesermeinung
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Kurienerzbischof Georg Gänswein nahm vor Journalisten Stellung zu wichtigen Themen wie Kurienreform, Kirche in Deutschland, theologisches Erbe Benedikts XVI. Von Petra Lorleberg


Lautenbach (kath.net/pl) „Da muss ich manchmal etwas schmunzeln, dass immer wieder gemeint wird, in Deutschland spielt eigentlich die Oberliga und von da aus werden dann die Resultate verteilt. Das stimmt einfach nicht.“ Man merke durchaus, „dass Schwerpunkte, die Papst Franziskus setzt, weniger europäische Schwerpunkte sind. Und ich glaube, das tut auch der Demut und der Einfachheit von uns auch und gerade in Deutschland sehr gut.“

Dies stellte Kurienerzbischof Georg Gänswein (Foto) bei einem Besuch in Lautenbach (Erzbistum Freiburg) vor Journalisten fest. Der Präfekt des Päpstlichen Hauses und Privatsekretär des emeritierten Papstes erinnerte daran, wie oft Papst Benedikt von der „Entweltlichung“ gesprochen habe. Dieses Wort sei „natürlich auch gerade von manchen deutschen Bischöfen nicht gerne gehört worden, weil da bestimmte Dinge geglaubt oder gedacht oder befürchtet wurden.“ Wenn man „aber die Art und Weise, wie Franziskus regiert, mit dieser Forderung vergleicht, da würde ich sagen: Lassen wir das Wort weg, aber genau das, was Franziskus macht, ist eingelöst, ohne dass da aus Deutschland irgendeine schräge Stimme kommt.“ Und nach der Freiburger Konzerthausrede, da sei ja schon "halb Weltuntergang" gewesen.

In Deutschland seien manche „heißen Eisen“ schon „seit endloser Zeit heiߓ, doch in anderen Ländern brenne da nicht einmal ein Feuer. „Die Frage ist nur, ob das wirklich meinem Glauben, unserem Glauben der Kirche in Deutschland hilft, auf diesen heißen Eisen rumzureiten“. Da gehe „nichts vorwärts“.

Doch wenn die Glaubensglut nicht mehr durchkomme, dann nütze es auch nichts, „wenn irgendeines der heißen Eisen nach Vorstellung der Leute gelöst wird. Der Glaube lebt nicht von diesen heißen Eisen. Es gibt Schwierigkeiten, natürlich gibt es die, das ist ganz klar, aber ich muss von der Glaubensglut ausgehen, und wenn die am Ausgehen ist, da muss ich schauen, dass ich da diese Glut neu entfache.“ Denn am Ende gehe es immer darum, „ob das gläubige Volk als solches noch so viel Glaubensglut hat, dass es andere ansteckt“.


Gänswein machte darauf aufmerksam, dass es keine deutsche Kirche gebe, sowenig wie eine Schweizer oder französische Kirche, „es gibt nur die katholische Kirche in Deutschland, in der Schweiz oder in Frankreich, wo auch immer. Denn sonst geht man dann sehr schnell davon aus, dass es so ein ‚Maß der Kirchen‘ gibt, da wird das katholische Glaubensleben schnell an der sogenannten ‚deutschen Kirche‘ gemessen.

Die Schwerpunkte, die Papst Franziskus setze, seien weniger europäische Schwerpunkte: "Und ich glaube, das tut der Demut und der Einfachheit von uns auch und gerade in Deutschland sehr gut“.

Vielen Medien in den deutschsprachigen Ländern (neben Deutschland auch Schweiz und Österreich) malten „ein ziemlich einseitiges Bild des Glaubens, oft auch ein etwas Negatives".

Zur Kurienreform erläuterte Gänswein: „Die Stimmung ist die, dass man erst mal abwartet. Wer die Kurie kennt, der weiß, dass sie viel besser ist als ihr Ruf.“ Das sei wahrscheinlich auch bei jeder Diözesankurie so. „Die Römische Kurie hat ein langes Alter, es gibt kein Jahrhundert, wo nicht irgendwie eingegriffen oder verändert wurde, das hängt einfach mit Erfahrungen zusammen, die von Innen kommen, aber auch mit den Forderungen, die von Außen kommen. Das ist eine natürliche, organische und völlig menschliche Angelegenheit.“

Über die Entwicklung um den früheren Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst äußerte Gänswein: „Ich bin überzeugt davon, dass da wirklich auch ein Pressekrieg gegen einen Mann geführt wurde, unabhängig von den Fehlern, die gemacht worden sind.“

Gänswein korrigierte die Rede von „zwei Päpsten“: „Es gibt nur einen Papst.“ Zwischen ihm und dem Papa emeritus herrsche „ein sehr gutes Verhältnis“. Für die Optik sei es natürlich gewöhnungsbedürftig gewesen, dass man jetzt „zwei Männer in Weiߓ sehe, doch inzwischen sei dies wohl für niemanden mehr ein Problem.

Zu seinen eigenen Aufgaben schilderte der Erzbischof, dass er eben in seiner Nebenaufgabe weiterhin Sekretär von Papst Benedikt sei: "Ich lebe ja auch mit ihm im selben Haus, das heißt, wir sehen uns also regelmäßig früh, mittags, abends, und natürlich gibt’s da auch Kontakte der beiden Päpste miteinander. Das läuft in der Regel über mich, wenn ich vielleicht was übermitteln soll, überbringen soll, oder einen Kontakt herstellen soll, oder auch in der konkreten Begegnung – Papst Benedikt kommt zu Franziskus oder Franziskus kommt zu Benedikt – insofern ist da so eine Art Verbindungsschiene, Brücke. Das ist also ganz einfach und ganz harmlos.“ In der Regel mache Papst Franziskus am Tag vor einer Auslandsreise „einen Besuch bei seinem Vorgänger“ und gehe ebenfalls zur Muttergottes in der Päpstlichen Basilika Santa Maria Maggiore.

Gänswein hatte bereits vor einiger Zeit festgestellt: „Der Papst ist nicht der Nachfolger seines Vorgängers, sondern der Nachfolger des hl. Petrus. Das heißt konkret, wenn ich Papst Johannes XXIII. mit Pius XII. vergleiche, das war Tag und Nacht. Wenn ich Paul VI. und Johannes Paul II. vergleiche, das ist auch ganz unterschiedlich. Wenn ich Franziskus und Benedikt vergleiche, ist es lange nicht so gravierend, aber es ist natürlich ein Unterschied.“ Außerdem sei Papst Franziskus „medial unbelastet ins Amt hineingekommen“ und sei „gleich mit mächtigem Rückenwind durchgewunken“ worden. „Dies war bei Benedikt in Deutschland außer am Anfang nicht der Fall. Als es in Deutschland dann gekippt ist, dann war es sehr schwer für Papst Benedikt, in Deutschland auch nur einen Fuß auf den Boden zu bekommen.“ Der Schatz der Lehre Benedikts „wird erst nach und nach gehoben werden“.

Für ihn persönlich sei der Rücktritt von Papst Benedikt in der Tat wie eine Amputation gewesen, bestätigte Gänswein auf eine entsprechende Frage. Doch es gelte auch in diesem Fall, dass Zeit Wunden heile. Allerdings gebe es gelegentlich noch „Wundschmerzen bei Wetterwechsel“. „Ich lebe ja in diesen beiden auch emotional unterschiedlichen Welten“, „der emotionale Schmerz“ komme schon immer mal wieder hoch.

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kathTube: Kurienerzbischof Georg Gänswein gibt kath.net-Redakteurin Petra Lorleberg in Lautenbach/Erzbistum Freiburg ein Interview


Foto (c) kath.net/Petra Lorleberg


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Lesermeinungen

 Der Nürnberger 15. August 2014 

Es ist schier unbegreiflich

Soeben habe ich mir mal die FB-Seite von Bischof Oster angeschaut. Man glaubt es kaum, was da in Kommentaren zu lesen ist, vor allem beim Thema Moral- und Sexuallehre. Nachdem ich das gelesen habe, kann ich verstehen, wenn ein Priester nur noch verzweifelt und sich zurückzieht. Da wird reduziert, relativiert, verdreht, unterstellt, da werden Bibelzitate aus dem Kontext herausgerissen, ja sogar bis hin zu blankem Haß, der aus manchen Postings förmlich "rausspringt".
Viele Menschen haben sich leider von Gott entfernt und losgesagt. Verblendet von der Ideologie der 68er-Revolution erheben sie sich über Gott, indem sie meinen, sie könnten es besser, als unser Herr. Ja, viele akzeptieren die Existenz Gottes nicht mehr. Mir fällt der Satz ein: "Wenn ihr nicht werdet, wie die Kinder" Warum? Ein Kind will lernen, das hört zu, wenn ihm etwas erklärt wird. Ich empfinde es als Heuchelei, zu sagen: "Ich glaube, ABER...." GOTTSEIDANK gibt es Bischöfe, wie Hrn. Gänswein, Oster, um nur 2 zu nennen.


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