Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Medien: Vatikan gab grünes Licht für 'Homo-Wallfahrt' zum Heiligen Jahr
  2. Merkel verteidigt ihre fatale Flüchtlingspolitik von 2015
  3. Alexander Kissler: "Ich finde mittlerweile, @Pontifex schadet seiner Kirche"
  4. EINLADUNG zur großen kath.net-Novene zur Muttergottes von Guadalupe - 4. bis 12. Dezember 2024
  5. Der deutsche „Synodale Ausschuss“ kämpft mit neuen Schwierigkeiten
  6. "Der Synodale Weg nimmt sich selbst nicht mehr ernst"
  7. Baden-Württemberg: Polizei schützt evangelischen Pfarrer, seine Familie und die Gottesdienstgemeinde
  8. Papst beim Rückflug von Korsika: „Haben Sie gesehen, wie viele Kinder da waren?“
  9. Nick Vujicic: Manche Kirchen sind wie ein Country Club
  10. Moschee unter Salafismus-Verdacht zitiert Koranstelle mit Aufforderung zur Tötung Ungläubiger
  11. Nach Beschädigung der Schwarzen Madonna/Einsiedeln: Strafverfahren wurde eröffnet
  12. Geschenk zum 88er: Autobiografie des Papstes soll verfilmt werden
  13. Der Schatten der verlorenen Autorität der Kirche
  14. Papst Franziskus: "Möge 2025 ein Jahr sein, in dem der Frieden wächst!"
  15. "Und das wäre natürlich furchtbar tragisch, lieber in Deutschland behalten, sicher ist sicher"

'Sie wollen eine UN-Sicherheitszone'

24. August 2014 in Interview, 3 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Johannes Freiherr Heereman, Präsident von Kirche in Not, hat die christlichen Flüchtlinge im Nordirak besucht. Interview von Claudia Zeisel (KNA)


Königstein (kath.net/KNA) Im Zuge des Terrors der Milizen des «Islamischen Staates» (IS) im Irak sind Christen insbesondere in die kurdische Hauptstadt Erbil und nach Dohuk im Norden des Landes geflohen. Dort leben sie zum Teil unter freiem Himmel.

Kirche-in-Not-Präsident Johannes Freiherr Heereman (Foto) hat die Flüchtlinge besucht. Im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) berichtet er von der Verzweiflung der Menschen, aber auch von der unermüdlichen Hilfsbereitschaft der Kirche vor Ort.

KNA: Herr von Heereman, Sie haben christliche Flüchtlinge in Erbil und Dohuk besucht. Unter welchen Umständen leben die Menschen dort?

Heereman: In Erbil leben rund 70.000 Flüchtlinge, die meisten davon im christlich geprägten Viertel Ankawa. Sie leben überall dicht gedrängt in Unterkünften aller Art, einige auch in einer klimatisierten Sportanlage. Daneben gibt es viele Zeltlager, wo die Menschen bei 45 Grad Hitze hausen. Um den Bischofssitz lagern die Menschen im Freien auf Matratzen. Manche liegen unter Büschen oder Zeltplanen. Alles ist noch sehr provisorisch.

Die Kirche versucht deshalb, Häuser anzumieten. Diese sind aber zum Teil noch Rohbauten. Im Norden des Landes sind Familiengruppen in einzelne Dörfer geflohen und hausen entlang der Straße oder auch in Schulgebäuden. Aber im September geht die Schule wieder los.


KNA: Welchen Eindruck machen die Flüchtlinge auf Sie?

Heereman: Die Menschen sind traumatisiert. Viele von ihnen mußten zwei Mal fliehen, einmal aus Mossul und dann aus Karakosch. Den Besitz, den sie vielleicht bei der ersten Flucht mitnehmen konnten, mussten sie beim zweiten Mal zurücklassen. Die Menschen sind verzweifelt, fragen: Was soll aus uns werden? Wir wollen in den Westen, sagen ganz viele. Sie haben mich flehentlich gefragt, ob ich ihnen ein Visum besorgen könne.

Einige hoffen, dass sie später wieder zurückkönnen, träumen von einer UN-Sicherheitszone. Doch dieser Traum ist meiner Ansicht nach weit weg. Die Vereinten Nationen können ja nur da eingreifen, wo Spielregeln herrschen und Grenzziehungen erfolgt sind. Bis eine echte Befreiung stattgefunden hat, wird es wohl länger dauern, als die Leute sich vorstellen können. Manche meinen, der Spuk sei in zwei Wochen vorbei.

KNA: Wie schätzen Sie das militärische Vorgehen gegen den IS ein?

Heereman: Das Eingreifen der USA war dringend notwendig, doch ob das allein reicht, ist fraglich. Es ist ganz schwierig zu entscheiden, ob wir den kurdischen Kämpfern Waffen geben sollten. Wer weiß, was sie später damit machen? Man darf die Situation nicht vergleichen mit einem strategischen militärischen Angriff. Hier geht es um Nothilfe, darum, eine Mörderbande zu stoppen. Das ist die Aufgabe der Weltgemeinschaft. Man muss IS bekämpfen. Eine politische Lösung ist nicht zu sehen, die Kämpfer rekrutieren sich aus allen möglichen Quellen, werden unter anderem von den Sunniten unterstützt.

Man muß alles denkbare für das Überleben der Christen und Jesiden tun. Was aus den Angreifern werden soll, weiß ich nicht, für den Umgang mit Fanatikern gibt es keine Spielregeln.

KNA: Medienberichten zufolge ist die kurdische Kampftruppe Peschmerga bereit, auch Christen im Irak mit Waffen auszurüsten. Was halten Sie davon?

Heereman: Selbstverteidigung ist ein Recht des Menschen. Wir können die Leute doch nicht ausliefern und zuschauen, wie die IS-Milizen ihnen die Kehle durchschneiden. Überhaupt wurde die Not der Christen im Irak von den Medien viel zu lange verschwiegen. Das lag sicher auch an der Not der Jesiden, die im Gebirge festsaßen auf der Flucht vor dem IS. Immerhin ist nun der Sondergesandte des Vatikan, Kardinal Fernando Filoni, in den Irak gereist - ein sehr gutes und wichtiges Signal für die Christen im Land. Vorher fühlten sie sich regelrecht verlassen.

KNA: Wie können kirchliche Helfer vor Ort die Flüchtlinge unterstützen?

Heereman: Die Kirche spielt eine entscheidende Rolle. Pfarrer und Ordensschwestern arbeiten hier bis zur Erschöpfung. Rund um die Uhr sind sie im Einsatz, ob sie nun für die Vertriebenen Lebensmittel oder Matratzen kaufen, sie medizinisch versorgen oder traumatisierte Menschen psychosozial betreuen. Die Helfer jammern nicht, obwohl man sieht, dass sie am Rande ihrer Kräfte sind.

KNA: Haben die Menschen Hoffnung auf die Rückkehr in ein normales Leben?

Heereman: Die Hoffnung der christlichen Flüchtlinge ist sehr gering. Sie misstrauen den Muslimen. Alles, was da mal an Vertrauen gewachsen ist, ist zerstört. Kaum waren die Familien geflohen, fielen häufig die Nachbarn über ihr Haus her und plünderten es. Menschen, mit denen sie jahrelang Tür an Tür gelebt haben, schlossen sich den Terroristen an. Das sind die ganz schlimmen Fälle. Die meisten sagen: Betet für uns.

(C) 2014 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten.

www.kirche-in-not.de

www.kircheinnot.at

www.kirche-in-not.ch

Foto: (c) www.kirche-in-not.de


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

  24. August 2014 
 

Gewalt stoppen

" Es ist ganz schwierig zu entscheiden, ob wir den kurdischen Kämpfern Waffen geben sollten. Wer weiß, was sie später damit machen?"

Christ sein bedeutet, alle Gewalt zu stoppen, insbesondere die eigene.


0
 
 Selene 24. August 2014 
 

Asylbewerber

Wenn christliche Flüchtlinge hieher kommen, muss unbedingt sicher gestellt werden, dass sie nicht in Asylbewerberheimen oder von den "normalen" hier lebenden Muslimen weiter traumatisiert werden.

Kirchen aller Konfessionen müssen versuchen, alle nur denkbaren freien Räumlichkeiten für CHRISTLICHE Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen, denn vom Staat ist kaum vernünftige Hilfe und Unterbringung für die Christen zu erwarten, hier kümmert man sich lieber um die Rechte von Muslimen, die schon wieder Schutz gegen angebliche Islamophobie fordern.


0
 
  24. August 2014 
 

Was tun?

Angesichts der deprimierenden Situation der vertriebenen Christen und auch der Jesiden verbieten sich alle unnützen Worte.

Was können wir tun?
Beten, ob zuhause oder in Gemeinschaft, dieses Leid immer wieder in den Fürbitten der hl. Messe thematisieren, vielleicht eine morgendliche oder abendliche Andacht vorschlagen, spenden, Kollekten halten, aber auch uns selbst in unserem Umfeld um Frieden bemühen.
Man möchte gerne etwas tun und fühlt sich doch so hilflos!
Wenn wir uns schon so ohnmächtig fühlen, wie dann erst die unmittelbar Betroffenen.
Gott mögen ihnen die Kraft schenken, das Schreckliche auszuhalten und nie den Glauben an Ihn zu verlieren.


1
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Irak

  1. Nordirak: Angespannte Sicherheitslage in der Ninive-Ebene
  2. Irakischer Erzbischof: Leben in Mosul normalisiert sich
  3. Irak: Erzbischof befürchtet „schwerwiegende Folgen“
  4. Irak: Kirche würdigt muslimische Rettungsaktion von Christinnen
  5. Kardinal: Wiederaufbau des Irak braucht "Kultur des Respekts"
  6. „Kirche in Not“ startet neues Großprojekt im Irak
  7. Bagdad von Sicherheitskräften abgeriegelt
  8. Vor Islamisten gerettete Handschrift soll in den Irak zurück
  9. Freude über geplante Papst-Reise in den Irak
  10. Erzbischof Warda: BBC hat verfolgte Christen und Jesiden aus irakischer Geschichte „wegretuschiert“







Top-15

meist-gelesen

  1. EINLADUNG zur großen kath.net-Novene zur Muttergottes von Guadalupe - 4. bis 12. Dezember 2024
  2. Große Baltikum-Reise mit kath.net - Spätsommer 2025 - JETZT ANMELDEN und PLATZ SICHERN!
  3. DRINGEND - Weihnachtsspende für kath.net - Wir brauchen JETZT Ihre HILFE für das Heilige Jahr 2025
  4. Medien: Vatikan gab grünes Licht für 'Homo-Wallfahrt' zum Heiligen Jahr
  5. Alexander Kissler: "Ich finde mittlerweile, @Pontifex schadet seiner Kirche"
  6. "Der Synodale Weg nimmt sich selbst nicht mehr ernst"
  7. O Sapientia, quae ex ore Altissimi prodiisti
  8. Paris: Die Dornenkrone ist zurück in Notre-Dame
  9. O Adonai, et Dux domus Israel
  10. Der deutsche „Synodale Ausschuss“ kämpft mit neuen Schwierigkeiten
  11. Als ein antiklerikaler Aktivist einen Bombenanschlag auf das Bild von Guadalupe verüben wollte...
  12. Heiliges Jahr - Mehrere heilige Pforten werden geöffnet
  13. "Wir wurden 24 Stunden von verschiedenen Geheimdiensten überwacht und ausspioniert"
  14. Der Schatten der verlorenen Autorität der Kirche
  15. "Und das wäre natürlich furchtbar tragisch, lieber in Deutschland behalten, sicher ist sicher"

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz