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Bonny and Clyde (Deckers)

5. September 2014 in Kommentar, 44 Lesermeinungen
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Die Propaganda im Vorfeld der kommenden Bischofssynode nimmt zu, die Qualität der Argumentation leider nicht. Als Daniel Deckers gleich dre Beiträge über ein Schreiben eines Antwerpener Bischofs verfassen musste. Ein Gastkommentar von Michael Schäfer


Stuttgart (kath.net) Die 3. außerordentliche Generalversammlung der Bischofssynode zum Thema „Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Rahmen der Evangelisierung“ vom 5.-19. Oktober rückt näher und nach der kraftvollen Ouvertüre von Kardinal Kasper beim letzten Konsistorium laufen sich die üblichen Verdächtigen in den Medien langsam warm.

Daniel Deckers hat bei der „FAZ“ in den vergangenen Tagen gleich 3 Beiträge über eine Denkschrift des Antwerpener Bischofs Johan Bonny verfasst und sieht in ihr ein fast epochales Ereignis: „Das hat es in der jüngeren Kirchengeschichte noch nicht gegeben: Ein amtierender Bischof stellt sich schonungslos gegen das kirchliche Lehramt und die päpstlichen Weisungen in Sachen Ehe und Familie“. Das klingt ja wirklich vielversprechend.

Schaut man sich das fast 30-seitige bischöfliche Dokument etwas genauer an, findet man zwei reichlich schlichte und keineswegs neue Thesen: zum einen sei die „Ursünde“ in der Entwicklung der nachkonziliaren Lehre zu Ehe, Familie und Sexualmoral die „einsame“ Entscheidung Papst Pauls VI. in der Frage der Empfängnisverhütung gewesen, da mit „Humanae Vitae“ die auf dem Konzil so reibungslos funktionierende Kollegialität aufgekündigt worden sei; zum anderen werde in dieser nachkonziliaren Lehre Pauls VI. und seiner Nachfolger bis hin zu Benedikt XVI. die „in Jahrhunderten gewachsene Einsicht in die Würde des Gewissens“ geringgeschätzt.


In der zur Debatte stehenden Frage (natürlich geht es auch Bischof Bonny um die Zulassung der zivil wiederverheirateten Geschiedenen – und damit um die faktische Abschaffung der bisherigen katholischen Sexualmoral) wird ganz im Stile der in westlichen Gesellschaften weit verbreiteten „Kultur des egomanen Selbstmitleids“ mit vielen Fallbeispielen auf die Tränendrüse gedrückt und das Zerrbild der unbarmherzigen Kirche evoziert. Zur Veranschaulichung der grotesken Folgen dieses Denk- und Argumentationsstils sei eine längere Passage zitiert:

„Wie alle Bischöfe komme ich in viele Pfarreien, um das Firmsakrament zu spenden. Die meisten Firmlinge in meinem Bistum sind zwölfjährige Kinder. Viele davon kommen aus einer zweiten Ehe oder einer neu zusammengefügten Familie. Vor mir sitzt jedes Mal eine große Gemeinschaft aus Kindern, Eltern, Großeltern und anderen Familienmitgliedern. Ich weiß natürlich, dass die meisten von ihnen nur selten an der Eucharistiefeier teilnehmen. Dennoch wollen sie auf diese Feier nicht verzichten. Das Kind, das gefirmt wird, bringt die Familie zusammen. Diese Feier hat übrigens eine große Bedeutung für die religiöse Verbindung zwischen den aufeinander folgenden Generationen in der Familie. Außerdem bedeuten solche Feiern in bestimmten Familien einen seltenen ‚Friedenszustand‘, für den Frustrationen und Konflikte untereinander kurze Zeit in den Hintergrund treten. Bei der Kommunionausteilung kommen die meisten Familienmitglieder spontan nach vorn zum Empfang der Kommunion. Ich kann mir nicht vorstellen, was es für die Kinder und für ihre weitere Verbindung mit der kirchlichen Gemeinschaft bedeuten würde, wenn ich in diesem Augenblick allen Eltern, Großeltern oder anderen Familienmitgliedern die Kommunion verweigern würde, die nicht in ‘regelgerechten‘ Familiensituationen leben. Das wäre verheerend für die liturgische Feier, für die Beziehungen dieser Familien zur kirchlichen Gemeinschaft und besonders für die weitere Glaubensentwicklung der betroffenen Kinder. Unter solchen Umständen fallen zweifellos andere theologische und pastorale Motive ins Gewicht als nur die der sakramentalen Ehe. Solche Situationen machen das weitergehende Nachdenken über die Lehre wie auch die Praxis der Kirche notwendig“.

Das ist schon eine bemerkenswerte Logik: wir firmen Jugendliche, die in der Regel in keinem wirklichen religiösen Lebensvollzug stehen; zu dieser Feier kommen Menschen unterschiedlicher Generationen, die mit Glaube und Moral der Kirche nicht viel am Hut haben; da diese wilde Bande sich sonst immer zofft, verteilen wir großzügig an alle den Leib des Herrn, denn darauf wollen sie an dieser Stelle nicht verzichten und die armen Jugendlichen würden sicher Schaden an ihrer Seele nehmen, wenn der böse Herr Bischof den lieben Anverwandten nahelegen würde, vor dem nächsten Kommunionempfang ein wenig „Glasnost und Perestroika“ vor der eigenen seelischen Haustüre zu betreiben. Was bereits für sich bemerkenswert ist, denn eigentlich sollten die Jugendlichen den Zusammenhang zwischen Buße und Eucharistieempfang in ihrer Firmvorbereitung ja vermittelt bekommen haben.

Im Ernst: Hier werden kirchliche „Dienstleistungs-Veranstaltungen“, deren Sinnhaftigkeit und Verantwortbarkeit man mit guten Gründen hinterfragen kann, nicht nur gerechtfertigt, sondern zum normstiftenden Modell der kirchlichen Moral- und Eucharistielehre erhoben. Ursache dieser verdrehten Logik ist ein Verständnis von Barmherzigkeit, das sich von seinem eigentlichen christlichen Kontext gelöst hat. Die Barmherzigkeit Jesu ist nicht die Befriedigung der Ansprüche von Menschen, die sich um Gott in der Regel nicht scheren, sondern die liebend-befreiende Hinwendung zu demjenigen, der bereit ist, sich seiner Schuld und der Forderung des Herrn zu stellen: „Gehe hin und sündige nicht mehr“.

Dr. phil. Michael Schäfer (Foto) war Mitarbeiter am Romano-Guardini-Lehrstuhl der LMU München und arbeitet heute in der Geschäftsführung einer in Stuttgart ansässigen, international tätigen Unternehmensberatung. Er führt den Blog summa-summarum.de

Foto Dr. Schäfer (c) Michael Schäfer



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