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JA zum Leben!

20. September 2014 in Kommentar, 2 Lesermeinungen
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Es ist erstaunlich, dass in Berlin beim „Marsch für das Leben“ jedes Jahr Tausende von Menschen auf die Straße gehen, um für etwas zu demonstrieren, was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte: das Recht auf Leben. Von Georg Dietlein


Berlin (kath.net/gd) Versammlungen, Demonstrationen, Kundgebungen und Schweigemärsche erfreuen sich in Deutschland großer Beliebtheit. Jedes Jahr gehen Tausende von Menschen auf die Straße, um einem bestimmten Anliegen sichtbaren Ausdruck zu verleihen. Meist haben solche Demonstrationen eine „negative“ Stoßrichtung. Sie richten sich gegen etwas: gegen Stuttgart 21, gegen Atomkraft, gegen den Irakkrieg, gegen einen militärischen Einsatz, gegen ein bestimmtes Gesetz oder gegen konkretes Unrecht. Menschen gehen meist dann auf die Straße, wenn ein bestimmtes Anliegen ganz akut wird, wenn es „fünf vor zwölf“ schlägt, wenn es etwas zu verhindern gilt, das dem gesunden Menschenverstand widerspricht. Demonstrationen „für“ etwas, für ein bestimmtes politisches Projekt oder eine politische Idee finden hingegen nur selten statt.

Umso erstaunlicher ist es da, dass jedes Jahr in Berlin Tausende von Menschen auf die Straße gehen, um für etwas zu demonstrieren, was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte: das Recht auf Leben. Letztlich sind sich alle darin einig: Jeder Mensch – ob Mann oder Frau, ob jung oder alt, ob krank oder gesund, geboren oder ungeboren, mit oder ohne Behinderung – soll leben! Es gibt kein lebensunwertes oder lebensunwürdiges Leben. Leben ist immer ein Geschenk, auch wenn es wegen Alter, Krankheit oder Behinderung nicht seine volle Lebenskraft oder Produktivität entfalten kann. Im Zweifel wird ein Mensch also für das Leben sein: in dubio pro vita! Das ergibt sich allein schon aus der Menschenwürde. Jeder Mensch ist einzigartig, individuell, etwas ganz Besonderes. Jeder Mensch – selbst der an Demenz erkrankte Großvater, der sich kaum mehr artikulieren kann – bringt unsere Gesellschaft voran, bereichert und ergänzt uns. Und auch wenn der Mensch nicht mehr produktiv ist, bleibt ihm doch seine unantastbare Würde, die ihm keiner nehmen kann. Darum ist der alte, kranke, unproduktive oder ungeborene Mensch genauso viel wert wie ein erfolgreicher Unternehmer, der jedes Jahr Milliardenumsätze macht. Lebensrecht und Menschenwürde gibt es nur ganz oder gar nicht.


Dafür gehen wir heute auf die Straße – nicht, um jemanden zu reizen, zu provozieren oder zu verärgern. Wir wollen für das eigentlich Selbstverständlichste der Welt werben und sensibilisieren: dass jedes menschliche Leben eine unantastbare Würde und einen unermesslichen Wert hat. Ob es eine Gesellschaft damit aber wirklich ernst meint, zeigt sich gerade in ihrem Umgang mit alten, kranken und behinderten Menschen, am natürlichen Anfang und Ende des menschlichen Lebens, also immer dann, wenn das menschliche Leben schutzlos und schutzbedürftig ist.

Wenn wir uns für den Schutz des menschlichen Lebens einsetzen, geht es nicht darum, jemanden zu bevormunden. Im Bereich der Abtreibung mag es immer einzelne Extremfälle geben. Doch was ist mit den jährlich mehr als 100.000 ungeborenen Kindern, die nicht das Licht der Welt erblicken konnten? Ich wünsche mir eine Welt, in der keine Frau ihr Kind aus finanziellen, sozialen oder anderen persönlichen Gründen abtreiben muss, sondern es wirklich frei Welt bringen kann. Das ist wahre Selbstbestimmung, die einige Gegner des Marsches für das Leben ja für sich einfordern! Hier gilt die Devise: Helfen statt töten! Schwangere Frauen in schwierigen Situationen brauchen unsere Unterstützung und nicht den ausgefüllten Beratungsschein. Denn eine Abtreibung löst oft nicht die Probleme, sondern schafft zusätzlich noch neue.

Der Marsch für das Leben ist zugleich ein Marsch für wahre Freiheit und Selbstbestimmung! Keine Frau soll dazu gedrängt werden, ihr Kind zu töten, „nur“ weil es ihr oder anderen „gerade nicht in den Kram passt“. Kein alter und kranker Mensch soll zum Suizid gedrängt werden, indem man ihm verständlich macht, dass sein Leben nur noch eine Last für alle Beteiligten sei. Helfen statt töten! Die Schmerzen bekämpfen – nicht das Leben des Menschen! Menschenwürdiges Sterben an der Hand eines Menschen statt durch die Hand eines Menschen!

Das Leben ist immer ein Geschenk. Das beweisen die zahlreichen Zeugnisse der Mütter, die sich ganz bewusst für das Leben ihres behinderten Kindes entscheiden haben, oder der Kinder, die ihre Eltern bis zum letzten Atemzug liebevoll betreut und gepflegt haben. Oft sind es gerade alte, kranke und schwache Menschen, die uns neu vor Augen führen, wie wertvoll unser Leben doch ist – von seiner natürlichen Entstehung bis zu seinem natürlichen Ende. Mit dem Marsch für das Leben wollen wir niemanden anklagen. Wir solidarisieren uns mit allen, die sich gegen das Leben entschieden haben und infolgedessen möglicherweise mit Schuldgefühlen konfrontiert sind. Wir wollen eine wirklich gute, freiheitsliebende und lebensbejahende Botschaft in die Welt tragen – und das auf friedliche und tolerante Art und Weise. Vor allem aber wollen wir für die beten, die nicht mehr JA zum Leben sagen können oder wollen.

Rückblick auf den Marsch für das Leben 2013


Foto Georg Dietlein: © www.student-litigators.de


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Lesermeinungen

  21. September 2014 
 

Relativierung

Ich stimme Herrn Josef zu. Abtreibung ist in allen Fällen zu verurteilen, es darf keine Relativierungen oder sogenannte "Härtefallregelungen" geben. Mord ist Mord, und die Vernichtung eines Menschenlebens, vor allem eines christlichen, ist zu verurteilen.


2
 
  20. September 2014 
 

"Im Bereich derAbtreibung mag es immer einzelne Extremfaelle geben"_

Wie ist dise und der darauf folgende Satz zu verstehen?
Es gibt kein wie immer zu verstehendes " mag " als Extremfall der es rechtfertigt einen unschuldigen Menschen im Mutterleib zu ermorden.


3
 

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