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Heute haben wir die Märtyrer berührt!

21. September 2014 in Aktuelles, keine Lesermeinung
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Franziskus: Der Trost Gottes – Grund der Möglichkeit, trösten zu können


Rom (kath.net/as) Nach seiner Begegnung mit den Religionsführern feierte Papst Franziskus zusammen mit mit Priestern, Ordensleuten, Seminaristen und Laienbewegungen einen Vespergottesdienst in der Kathedrale von Tirana. In seiner Predigt warnte der Papst vor allen Formen von Diktaturen, betonte die Aufgabe der Evangelisierung und unterstrich den Wert der Arbeit der Missionare und Missionarinnen sowie der katholischen Erziehungsarbeit. Vor dem Gottesdienst hörte der Papst die Zeugnisse eines Priesters und einer Ordensfrau, die in der Zeit des kommunistischen Regimes schweren Verfolgungen und Torturen ausgesetzt waren.

„Wenn das atheistische Regime den Glauben zu ersticken versuchte, können diese hinterlistigeren Diktaturen die Liebe ersticken. Ich denke an den Individualismus, an übertriebene Rivalitäten und die Auseinandersetzungen: das ist eine weltliche Mentalität, die auch die christliche Gemeinschaft anstecken kann. Es hilft nicht weiter, sich angesichts dieser Schwierigkeiten entmutigen zu lassen. Habt keine Angst, weiterzugehen auf der Straße des Herrn. Er ist immer an eurer Seite, er schenkt euch seine Gnade und hilft euch, einander zu unterstützen, euch voll Verständnis und Barmherzigkeit so anzunehmen, wie ihr seid, und die brüderliche Gemeinschaft zu pflegen.“

„Wenn die Liebe zu Christus über alles gestellt wird, auch über die berechtigten besonderen Bedürfnisse, dann werden wir fähig, aus uns herauszugehen, aus unserer persönlichen ‚Kleinheit’ oder der ‚Kleinheit’ der Gruppe und zu Jesus zu gehen, der uns in den Brüdern entgegenkommt. Seine Wunden sind heute noch sichtbar auf dem Leib vieler Männer und Frauen, die Hunger und Durst haben, die gedemütigt werden, die im Gefängnis oder im Krankenhaus sind. Und gerade wenn wir in Liebe diese Wunden berühren und heilen, ist es möglich, das Evangelium bis zum Letzten zu leben und den lebendigen Gott mitten unter uns anzubeten.“

„So will ich zusammen mit euch und mit dem ganzen albanischen Volk Gott für viele Missionare und Missionarinnen danken, deren Wirken für das Wiederaufblühen der Kirche in Albanien maßgebend war und auch heute von großer Bedeutung bleibt. Sie haben beträchtlich dazu beigetragen, das geistliche Erbe zu festigen, das Bischöfe, Priester, Personen des geweihten Lebens und albanische Laien inmitten der harten Prüfungen und Bedrängnisse bewahrt haben. Denken wir an die große Arbeit, die von den Ordensinstituten für den Aufschwung der katholischen Erziehung geleistet wurde: diese Arbeit verdient anerkannt und unterstützt zu werden.“

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Der Papst legte seine vorbereitete Predigt zur Seite und übergab sie den Gläubigen zu einem späteren Lesen. Franziskus konzentrierte sich in seiner nun frei gehaltenen Predigt auf die Geschichte der Verfolgung der Kirche in Albanien, was für ihn bei der Vorbereitung der Reise eine Überraschung gewesen sei. Er habe nicht gewusst, dass das Volk so viel gelitten habe: „ein Volk der Märtyrer“, von denen er heute Nachmittag zwei kennengelernt habe.


„Wie habt ihr es geschafft, so viele Qualen zu überleben?“, fragte sich der Papst. Gott, der allmächtige, und der Gott des Trostes habe dies ermöglicht, trotz aller erlebten Angst. Franziskus erinnerte an Petrus im Gefängnis, als alle für ihn beteten, und der Herr habe ihn getröstet.

Die Kirche bitte den Herrn, sein Volk zu trösten: dies sei das Geheimnis der Kirche. Der Herr tröste demütig und auch im Verborgenen, im Herzen und mit der Stärke. Keiner rühme sich dessen, was er erlebt habe, da sie sicher seien, dass dies der Herr ermöglicht habe. Die einzige Tröstung komme vom Herrn: „Weh uns, wenn wir eine andere Tröstung suchen!“. Wenn die Tröstung anderswo gesucht werde, werde man nicht glücklich sein und könne man selbst keinen trösten. Die beiden Zeugen heute hätten uns demütig und ohne sich zu rühmen getröstet:

„Wenn wir nachhause gehen, denken wir daran: heute haben wir die Märtyrer berührt“.


kath.net veröffentlicht die vorbereitete Predigt von Papst Franziskus zur Vesperfeier mit Priestern, Ordensleuten, Seminaristen und Laienbewegungen in der Kathedrale von Tirana:

Liebe Brüder und Schwestern,

es ist für mich eine Freude, euch in eurem geschätzten Land zu begegnen. Ich danke dem Herrn und danke euch allen für euren Empfang! Da ich mitten unter euch bin, kann ich euch meine Nähe zu eurem Einsatz für die Evangelisierung besser zum Ausdruck bringen.

Seit euer Land die Diktatur hinter sich gelassen hat, haben die kirchlichen Gemeinschaften ihren Weg und die Organisation ihrer pastoralen Tätigkeit wiederaufgenommen und blicken hoffnungsvoll in die Zukunft. Ich denke voll Dankbarkeit an jene Hirten, die mit einem teuren Preis die Treue zu Christus und die Entscheidung, mit dem Nachfolger Petri vereint zu bleiben, bezahlt haben. Sie waren mutig in der Mühsal und in der Prüfung! Unter euch sind noch Priester und Ordensleute, die Kerker und Verfolgung erlebt haben, wie die Ordensschwester und der Mitbruder, die uns ihre Geschichte erzählt haben. Mit Ergriffenheit umarme ich euch und preise Gott für euer treues Zeugnis, das die ganze Kirche anspornt, mit Freude die Verkündigung des Evangeliums voranzubringen.

Wenn die Kirche in Albanien eine solche Erfahrung beherzigt, kann sie im Missionseifer und im apostolischen Mut wachsen. Ich kenne und schätze den Einsatz, mit dem ihr euch neuen Formen der „Diktatur" entgegenstellt, die das Risiko mit sich bringen, Personen und Gemeinschaften zu versklaven. Wenn das atheistische Regime den Glauben zu ersticken versuchte, können diese hinterlistigeren Diktaturen die Liebe ersticken. Ich denke an den Individualismus, an übertriebene Rivalitäten und die Auseinandersetzungen: das ist eine weltliche Mentalität, die auch die christliche Gemeinschaft anstecken kann. Es hilft nicht weiter, sich angesichts dieser Schwierigkeiten entmutigen zu lassen. Habt keine Angst, weiterzugehen auf der Straße des Herrn. Er ist immer an eurer Seite, er schenkt euch seine Gnade und hilft euch, einander zu unterstützen, euch voll Verständnis und Barmherzigkeit so anzunehmen, wie ihr seid, und die brüderliche Gemeinschaft zu pflegen.

Die Evangelisierung ist wirkungsvoller, wenn sie in Einheit der Ziele und in einer aufrichtigen Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen kirchlichen Einrichtungen und zwischen den Missionaren und dem Ortsklerus durchgeführt wird. Dies bringt den Mut mit sich, in der Suche nach Formen einer gemeinsamen Arbeit und einer gegenseitigen Hilfe auf den Gebieten der Katechese, der katholischen Erziehung wie auch der Förderung des Menschen [human promotion] und der Nächstenliebe fortzufahren. In diesen Bereichen ist auch der Beitrag der kirchlichen Bewegungen wertvoll, die in Gemeinschaft mit den Hirten und untereinander zu planen und zu handeln wissen. Und das sehe ich hier: Bischöfe, Priester, Ordensleute und Laien – eine Kirche, die in Brüderlichkeit und Einheit ihren Weg gehen will.

Wenn die Liebe zu Christus über alles gestellt wird, auch über die berechtigten besonderen Bedürfnisse, dann werden wir fähig, aus uns herauszugehen, aus unserer persönlichen „Kleinheit" oder der „Kleinheit" der Gruppe und zu Jesus zu gehen, der uns in den Brüdern entgegenkommt. Seine Wunden sind heute noch sichtbar auf dem Leib vieler Männer und Frauen, die Hunger und Durst haben, die gedemütigt werden, die im Gefängnis oder im Krankenhaus sind. Und gerade wenn wir in Liebe diese Wunden berühren und heilen, ist es möglich, das Evangelium bis zum Letzten zu leben und den lebendigen Gott mitten unter uns anzubeten.

Vielen Problemen tretet ihr tagtäglich gegenüber! Sie treiben euch an, mit Leidenschaft in eine großmütige apostolische Aktivität einzutauchen. Trotzdem wissen wir, dass wir allein nichts tun können. „Wenn nicht der Herr das Haus baut, müht sich jeder umsonst, der daran baut" (Ps 127,1). Dieses Bewusstsein ruft uns dazu auf, dem Herrn jeden Tag den rechten Raum zu geben, ihm Zeit zu widmen, ihm das Herz zu öffnen, auf dass er in unserem Leben und in unserer Sendung handle. Das, was der Herr hinsichtlich des vertrauensvollen und beständigen Gebets verheißt, übertrifft das, was wir uns vorstellen (vgl. Lk 11,11-12). Außer dem, was wir erbitten, gibt er uns auch den Heiligen Geist. Die kontemplative Dimension wird inmitten der dringlichsten und drückendsten Aufgaben unerlässlich. Und je mehr die Mission uns ruft, an die existentiellen Ränder zu gehen, umso mehr verspürt unser Herz das innerste Bedürfnis, mit dem geeint zu sein, was zu Christus gehört, voll Barmherzigkeit und Liebe.

Wenn man bedenkt, dass es immer noch nicht genug Priester und Ordensleute gibt, wiederholt der Herr heute auch euch gegenüber: „Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden" (Mt 9,37-38). Man darf nicht vergessen, dass dieses Gebet in einem Blick seinen Ursprung hat: dem Blick Jesu, der die Überfülle der Ernte sieht. Haben auch wir diesen Blick? Können wir die Überfülle der Früchte sehen, die die Gnade Gottes hat wachsen lassen, und die Arbeit, die es auf dem Feld des Herrn zu tun gibt? Von diesem Blick des Glaubens auf das Feld Gottes entsteht das Gebet, das tägliche und eindringliche Flehen um Priester- und Ordensberufungen. Ihr, liebe Seminaristen, und ihr, liebe Postulanten und Novizen, seid Frucht dieses Gebets des Volkes Gottes, das eurer persönlichen Antwort immer vorausgeht und sie begleitet. Die Kirche in Albanien braucht eure Begeisterung und eure Großherzigkeit. Die Zeit, die ihr heute einer soliden spirituellen, theologischen, gemeinschaftlichen und pastoralen Ausbildung widmet, ist fruchtbar, um morgen dem Volk Gottes angemessen zu dienen. Mehr als Lehrer suchen die Menschen Zeugen: demütige Zeugen der Barmherzigkeit und der Zärtlichkeit Gottes; Priester und Ordensleute, die Jesus, dem Guten Hirten gleichgestaltet sind und fähig, allen die Liebe Christi zu vermitteln.

So will ich zusammen mit euch und mit dem ganzen albanischen Volk Gott für viele Missionare und Missionarinnen danken, deren Wirken für das Wiederaufblühen der Kirche in Albanien maßgebend war und auch heute von großer Bedeutung bleibt. Sie haben beträchtlich dazu beigetragen, das geistliche Erbe zu festigen, das Bischöfe, Priester, Personen des geweihten Lebens und albanische Laien inmitten der harten Prüfungen und Bedrängnisse bewahrt haben. Denken wir an die große Arbeit, die von den Ordensinstituten für den Aufschwung der katholischen Erziehung geleistet wurde: diese Arbeit verdient anerkannt und unterstützt zu werden.

Liebe Brüder und Schwestern, lasst euch angesichts der Schwierigkeiten nicht entmutigen. Gebt auf den Spuren eurer Väter beharrlich Zeugnis für Christus und geht „zusammen mit Gott der Hoffnung entgegen, die nicht zugrunde gehen lässt“. Fühlt euch auf eurem Weg immer von der Liebe der ganzen Kirche begleitet und unterstützt. Ich danke euch von Herzen für diese Begegnung und vertraue jeden von euch, eure Gemeinschaften, die Pläne und Hoffnungen der heiligen Muttergottes an. Ich segne euch von Herzen und bitte euch, für mich zu beten.




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