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Hongkong: Viele Christen unter den Demonstranten

1. Oktober 2014 in Weltkirche, keine Lesermeinung
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Kardinal Zen Ze-kiun, emeritierter Bischof von Hongkong, erklärte, dass jeder Katholik „das Recht und die Pflicht hat, sich in die Politik einzumischen“. Auch er ist in der Occupy-Central-Bewegung aktiv.


Hongkong (kath.net/idea) Viele Christen engagieren sich bei den Demonstrationen für mehr Demokratie in Hongkong. Das erfuhr die Evangelische Nachrichtenagentur idea. Die Proteste werden von der Bürgerbewegung „Occupy Central“ (Besetzt Central – so der Name des Finanz- und Regierungsbezirks) organisiert, die von Protestanten gegründet wurde. Auslöser sind ein Vorlesungsboykott und eine Studentendemonstration am 22. September vor dem Regierungssitz. Von dort breitete sich die Protestbewegung über weite Teile der Sieben-Millionen-Einwohner-Stadt aus.

Baptistenpastor: Bin bereit, den Preis zu zahlen

Unter den Demonstranten ist der 70-jährige Baptistenpastor Chu Yiu-ming, der zu den Gründungsmitgliedern von „Occupy Central“ gehört. Für freie und faire Wahlen sei er bereit, „den Preis zu bezahlen“, sagte Chu der Zeitung „South China Morning Post“. „Ich mache hier mit, um hoffentlich einige Hindernisse zu beseitigen, so dass unsere nächste Generation ein einfacheres Leben hat“, so Chu.

Für unabhängige und freie Wahlen

Mehrere Zehntausend Demonstranten lehnen sich gegen den Beschluss der kommunistischen Führung in Peking auf, bei der Wahl des Chefs der Sonderverwaltungszone Hongkong 2017 nur vorab ausgewählte Kandidaten zuzulassen. Damit können Angehörige der Opposition nicht kandidieren. Die Polizei ging teilweise mit Tränengas, Schlagstöcken und Pfefferspray gegen die Protestierer vor. Doch sie ließen sich nicht vertreiben. 38 Personen wurden nach Polizeiangaben verletzt. Der Bus- und Bahnverkehr auf der Insel Hongkong kam teilweise zum Erliegen. Seit dem Beginn der Proteste sollen 78 Personen festgenommen worden sein. Die chinesische Regierung hat die Demonstrationen unterdessen verurteilt. Auch Hongkongs Regierungschef Leung Chun-ying forderte ihr sofortiges Ende. „Occupy Central“ kündigte dagegen an, die Kundgebungen auszuweiten, wenn Leung nicht zurücktrete.


Studentenführer ist ein Christ

Unter den Inhaftierten war der 17-jährige Student Joshua Wong, ein Christ, der sich immer wieder gegen die von der kommunistischen Partei erarbeitete Studienordnung „Nationale und moralische Erziehung“ gewandt hatte. Er organisierte den ersten Vorlesungsboykott, dem 1.200 Studenten folgten. Die Polizei nahm ihn über das Wochenende in Gewahrsam und ließ ihn dann ohne Auflagen und Strafe frei. Er rief nach seiner Freilassung dazu auf, im Kampf für Demokratie nicht nachzulassen.

Kardinal ruft zur Teilnahme auf

Der frühere katholische Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, erklärte, dass jeder Katholik „das Recht und die Pflicht hat, sich in die Politik einzumischen“. Auch Zen ist in der Occupy-Central-Bewegung aktiv. Die katholische Diözese teilte unterdessen mit, dass sie Schüler und Studenten nicht bestrafen werde, wenn sie den Vorlesungen und dem Unterricht fernbleiben und stattdessen an den Protesten teilnehmen. Man sei allerdings in Sorge um ihre Sicherheit. „Wenn ihre Eltern zustimmen, haben wir nicht das Recht, dagegen zu sein“, sagte ein Diözesensprecher. Ähnlich äußerte sich die evangelische Theologin Rose Wu. „Die Kreuzigung von Jesus hat auch eine politische Bedeutung“, sagte sie und rief dazu auf, sich mutig für

Demokratie und politische Freiheit zu engagieren.

Anglikaner sind gegen Proteste Kritik an den Protesten übte dagegen die anglikanische Kirche, die in Hongkong zahlreiche Bildungseinrichtungen betreibt. Wer dem Unterricht fernbleibe, bekomme schlechtere Noten, hieß es in einer Erklärung. Zudem habe man den Studenten auch das Tragen einer gelben Schleife als Symbol des Protestes verboten.

Politikprofessor: Christen werden in China stärker verfolgt

Nach den Worten des Politikprofessors an der Stadtuniversität von Hongkong, Joseph Cheng Yu-shek, ist der Anteil der Christen an den Demonstranten überdurchschnittlich groß. „Die Christen unter den Studenten haben einen starken Vorbehalt gegen die Kommunistische Partei Chinas, weil die – natürlich – atheistisch ist.“ Gerade ihnen sei aufgefallen, dass die wirtschaftliche Entwicklung in China nicht zu einer größeren religiösen Toleranz geführt habe.

Cheng: „Trotz des wirtschaftlichen Fortschrittes, trotz Verbesserungen bei den Lebensbedingungen und einer Öffnung zum Ausland gibt es für das Christentum nicht mehr Freiheiten. Im Gegenteil: In den letzten zwei Jahren hat die Verfolgung zugenommen“, sagte Cheng dem katholischen Pressedienst UCA News. Sieben Prozent der sieben Millionen Einwohner Hongkongs sind evangelisch, fünf Prozent katholisch, 21 Prozent Buddhisten, 14 Prozent Taoisten und drei Prozent Muslime. Mit 49 Prozent stellen die Anhänger traditioneller chinesischer Religionen die größte Gruppe.

Aus Solidarität eine gelbe Schleife tragen

Unterdessen wird in den sozialen Medien wie Facebook und Twitter dazu aufgerufen, für die Demokratiebewegung in Hongkong zu beten und als Zeichen der Solidarität ebenfalls die gelbe Schleife zu tragen. Die frühere britische Kronkolonie Hongkong gehört seit 1997 als Sonderverwaltungsregion zu China. Sie wird autonom verwaltet. An den Grenzen zu China gibt es Zollschranken und Passkontrollen. In Hongkong herrschen – anders als auf dem Festland – Presse-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit.


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