Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Vatikan verbietet Alte Messe im Bistum Tyler
  2. Franziskus an Beichtväter: Gebt auch Andersglaubenden den Segen
  3. Die Kirche und das Ende der Ampel
  4. Das Schweigen der Synode zum Alten Ritus
  5. Der alte und künftige römische Ritus
  6. Bischof Paprocki verteidigt Gebet zum Erzengel Michael am Ende der Messe
  7. Kardinal Müller: „Deshalb haben sich Katholiken für Trump entschieden“
  8. Kardinal Eijk: „Wir müssen die katholische Sexualethik an die junge Generation weitergeben“
  9. Studie: Antibabypille führt zu Schrumpfung des Gehirns
  10. Links-Katholiken und Trump ODER wenn der Verstand aussetzt
  11. „Je présente mes excuses aux catholiques” - „Ich entschuldige mich bei den Katholiken“
  12. ‚Markus Krall ist kein Antisemit’ – Portal der Schweizer Bischöfe muss Widerruf veröffentlichen
  13. 'Das einzige Argument, das uns bleibt, ist die Heiligkeit'
  14. „Ist die Synode über ‚Synodalität‘ reibungslos zu Ende gegangen?“
  15. Nicaragua: Bischofskonferenz-Vorsitzender wurde ins Exil geschickt

«Sie haben gefeiert, als wir flohen»

5. Dezember 2014 in Chronik, keine Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Aus dem zerstörten Maalula, wo man noch die Sprache Jesu spricht. Von Karin Leukefeld (KNA)


Maalula (kath.net/KNA) Ruhig fließt der Verkehr auf der Autobahn zwischen Homs und Maalula. Fast könnte man meinen, alles sei ruhig in diesem Land. Erinnerungen an ein anderes Syrien werden wach. Eines, das seit Jahrtausenden großartige Kulturschätze beherbergt und Heimat einer von Toleranz und Würde geprägten multireligiösen Gesellschaft war. Ob vertriebene Tscherkessen oder Armenier, Palästinenser oder Iraker: Alle wurden willkommen geheißen und prägten Syrien auf ihre eigene Art. Doch dann sieht man die Verwüstungen: zerschossene Brücken, verbrannte Häuser, Restaurants und Vergnügungsanlagen. Syrien am Ende des dritten Kriegsjahres ist ein zutiefst verwundetes Land.

Die Abfahrt nach Maalula ist mit Sandbergen verschüttet. Wer den Ort besuchen will, muss sich beim Militär melden. Das Kommen und Gehen von Fremden wird kontrolliert. Nach einem knappen Telefonat mit dem Hauptquartier in Damaskus, das die Fahrt bewilligt hat, heißt es: «Herzlich willkommen, bitte fahren Sie weiter.»

Im April 2014 wurde Maalula nach monatelanger Besatzung durch die Nusra-Front und andere Kampfverbände von der syrischen Armee befreit. Die Straßen sind gesäubert, die Versorgung mit Strom und Wasser und auch die Telefonverbindungen ist wiederhergestellt. Es fehlt an medizinischer Versorgung, doch eine Schule hat geöffnet, und rund 200 Familien sind zurückgekehrt.


Hoch über Maalula auf einem Felsen, auf der Kuppel des Klosters, das nach den Heiligen Sergius und Bacchus benannt ist, ragt ein Holzkreuz in den Himmel. Die Kuppel ist mit einer großen Plane des UN-Flüchtlingshilfswerks umwickelt, wie mit einem Verband. «Der Winter kommt, und wir wollen die Kirche vor Schnee und Regen schützen», sagt Majd Haddad. Früher hat der junge Mann als Fahrer gearbeitet. Seit über einem Jahr trägt er die Uniform der Nationalen Verteidigungskräfte. «Wir warten auf Hilfe und wünschen uns, dass das Holzkreuz endlich durch ein richtiges, schönes Kreuz ersetzt wird», sagt er. «Bald werden wir wieder all unsere Feste feiern können.»

Auf dem Balkon des Klosters sitzt Fares Shalhoub und lässt eine Perlenkette durch seine Hände gleiten, beliebt bei Christen und Muslimen in arabischen Ländern gleichermaßen. Nachdenklich blickt er ins Tal. Sein Vater und dessen Vater lebten in Maalula, erzählt er und zieht aus seiner Jackentasche einen verblichenen Ausweis: «Das ist alles, was ich im Haus noch gefunden habe.»

110 Jahre alt sei sein Vater geworden, sagt Shalhoub. Als er 1890 in Maalula geboren wurde, gehörte das Dorf noch zum Osmanischen Reich. «Wir haben hier viele Herrscher gehabt, doch Maalula spricht die Sprache von Jesus Christus, nicht die der Takfiris.» Als «Takfiri» werden Muslime bezeichnet, die andere Muslime und Andersgläubige der Gottlosigkeit bezichtigen und verfolgen.

Elf Monate lang lebte Shalhoub mit seiner Familie im «Tal der Christen», das sich unterhalb der Kreuzritterburg «Krak des Chevaliers» weit nördlich von Maalula erstreckt. Nun sei er zurückgekommen, um zu sehen, was von ihrem Haus übrig geblieben ist.

«Viel ist es nicht», sagt er und lädt zu einem Rundgang durch das alte Viertel ein. Die Altstadt von Maalula liegt in Trümmern. Weil Stockwerk auf Stockwerk und Haus auf Haus gebaut wurde, wird es schwer sein, die alte Struktur wiederherzustellen. Schwere Baugeräte können die engen Gassen und Treppen nicht passieren, und einen Lastesel zu mieten, ist heute teuer. Die Jahrhunderte alten Häuser waren traditionell mit Holz gebaut. «Als das Holz Feuer fing, brannte es lichterloh und riss Decken und Böden mit sich in die Tiefe.»

Dann bleibt er vor einem Haus unmittelbar neben einer Kirche am Fuß der Altstadt stehen. Es ist verlassen, die Innenräume verbrannt. Auf der Mauer steht mit schwarzer Farbe: «Die Diab-Familie wird nirgends und niemals Ruhe finden». Die Diab-Familie gehört zu einer muslimischen Kaufmannsdynastie aus Homs und hatte sich vor Generationen in Maalula niedergelassen. «Wir haben immer in Frieden mit ihnen gelebt. Aber sie haben den Kämpfern geholfen, nach Maalula zu kommen, und gefeiert, als wir flohen», sagt Shalhoub bitter. «Nie wieder werden wir mit solchen Leuten zusammenleben können.»

(C) 2014 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten.


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Syrien

  1. Neuer Bischof von Aleppo ernannt - 2014 von Milizen entführt
  2. Syrien: „Eine knappe Minute war schlimmer als 12 Jahre Krieg“
  3. Syrien: Bedrängte Weihnachten in der Islamisten-Hochburg Idlib
  4. Syrien: Erster christlicher Gottesdienst in Idlib seit 10 Jahren
  5. Libanon und Syrien: „Die Menschen versuchen, mit einem US-Dollar pro Tag zu überleben“
  6. Zehn Jahre Syrienkonflikt: „Kirche in Not“ fordert Erleichterungen für humanitäre Hilfen
  7. Syrien: Homs hat einen neuen syrisch-orthodoxen Erzbischof
  8. Syrien: Wiederaufgebaute maronitische Kathedrale von Aleppo eingeweiht
  9. Christen in Syrien verlangen Aufhebung der westlichen Sanktionen
  10. Syrien: Neun Jahre Krieg – und nun auch noch das Virus







Top-15

meist-gelesen

  1. Große Baltikum-Reise mit kath.net - Spätsommer 2025 - JETZT ANMELDEN!
  2. Kardinal Müller: „Deshalb haben sich Katholiken für Trump entschieden“
  3. Die Kirche und das Ende der Ampel
  4. Links-Katholiken und Trump ODER wenn der Verstand aussetzt
  5. Bischof Paprocki verteidigt Gebet zum Erzengel Michael am Ende der Messe
  6. „Je présente mes excuses aux catholiques” - „Ich entschuldige mich bei den Katholiken“
  7. Vatikan verbietet Alte Messe im Bistum Tyler
  8. Franziskus an Beichtväter: Gebt auch Andersglaubenden den Segen
  9. Die ersten Personalentscheidungen von Trump werden den Autokraten dieser Welt nicht gefallen
  10. „Ist die Synode über ‚Synodalität‘ reibungslos zu Ende gegangen?“
  11. Paris: Weitere Details zur Wiedereröffnung von Notre-Dame bekannt
  12. 'Das einzige Argument, das uns bleibt, ist die Heiligkeit'
  13. Das Schweigen der Synode zum Alten Ritus
  14. „Demokratie, in der nur noch linke Positionen zulässig sind, ist keine Demokratie“
  15. Bischof Barron will Synode für „überwältigende Mehrheit der Laien“

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz