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Ex-Minister Norbert Blüm: Benachteiligt werden 'meistens die Mütter'!

17. Dezember 2014 in Interview, 5 Lesermeinungen
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CDU-Politiker Blüm kritisiert im KATH.NET-Interview die aktuelle CDU-Familienpolitik, doch die „lautlose Unterminierung hat schon zu meiner politischen Zeit begonnen.“ Blüm war in der gesamten Ära Kohl Arbeitsminister gewesen. Von Petra Lorleberg


Bonn-Stuttgart (kath.net/pl) „Die lautlose Unterminierung [der Familienpolitik] hat schon zu meiner politischen Zeit begonnen. Ich trage Mitverantwortung, auch weil ich den Wandel unbeachtet ließ. Das versuche ich jetzt wettzumachen.“ So deutlich kritisiert CDU-Politiker Norbert Blüm (Foto) im kath.net-Interview die aktuellen Familienpolitik seiner eigenen Partei. Mit seinem jüngsten Buch „Einspruch! Wider die Willkür an deutschen Gerichten. Eine Polemik“ hat der streitbare Katholik wieder für Aufmerksamkeit gesorgt, aber auch Kritik geerntet.

Der 79-Jährige blickt auf eine überdurchschnittlich lange und erfolgreiche Politikerkarriere zurück, erwähnt davon seien nur: 16 Jahre Bundesarbeitsminister während der gesamten Kanzlerschaft Helmut Kohls; 28 Jahre Bundestagsabgeordneter, 31 Jahre im CDU-Bundesvorstand, davon 17 Jahre als stellvertretender CDU-Bundesvorsitzender.

kath.net: „Norbert Blüm kämpft wieder“, schreibt die „Welt“. Herr Blüm, Sie haben in Ihrem Leben viele Kämpfe durchgestanden. Was treibt Sie mit bald 80 Jahren noch einmal in die Arena?

Bundesminister a.D. Norbert Blüm: Ungerechtigkeit. Und die hat sich leider nicht gleichzeitig mit meiner Pensionierung in den Ruhestand begeben.

kath.net: In Ihrem neuen Buch greifen Sie die Familienpolitik Ihrer Partei hart an: Die CDU habe "bei der Demontage von Ehe und Familie leider Schmiere gestanden". Zu Ihrer Zeit als Minister haben Sie ja noch die Anerkennung der Erziehungszeiten in der Rente durchgesetzt. Ab wann sehen Sie in der Entwicklung der CDU einen Kurswechsel? War es wirklich erst in der großen Koalition unter Angela Merkel?

Blüm: Die lautlose Unterminierung hat schon zu meiner politischen Zeit begonnen. Ich trage Mitverantwortung, auch weil ich den Wandel unbeachtet ließ. Das versuche ich jetzt wettzumachen.

kath.net: Sie werfen den Familiengerichten vor, „Wetterfahne des Zeitgeistes“ zu sein. Aus welchen Quellen speist sich Ihrer Meinung nach dieser Zeitgeist? Was ist sein Ziel?


Blüm: Die Ehe hat im Falle ihres Scheiterns immer geringe Nachwirkung. Der Ehepartner, der sich in eine familiäre Arbeitsteilung einließ, um den Hauptteil der Arbeit für die Kinder zu leisten, während der andere den Hauptteil des Erwerbseinkommens beschaffte, ist der Dumme, meistens sind das die Mütter.

kath.net: „Mobilität – die Familienkillerin“, so lautet eine eloquente Überschrift Ihres Buches. „Hauptsache ist der wirtschaftliche Nutzen.“ Sie sehen staatsgläubige Linke und Neoliberale am Werke, die die Familie in den Dienst der Wirtschaft stellen wollen. Liegt hier ein grundlegender Anstoß für die Abwertung der Familie? Jede achte Ehe lebt in Deutschland in einer Fernbeziehung.

Blüm: Mobilität trennt in vielen Fällen die Arbeitsplätze von Ehefrau und Ehemann. Mobilität der Arbeit wird zum Druck auf die Stabilität der Ehe.

kath.net: "Die CDU trägt die Hauptverantwortung an der Entkernung von Ehe und Familie." Sie beschreiben die antifamiliäre Attitüde Ihrer Partei als eine Falle. Warum?

Blüm: Im Zuge einer vermeintlichen Modernität gerät alles in Fluss. Arbeitsverhältnisse werden befristet. Eheverhältnisse in Lebensabschnittspartnerschaften verwandelt.

Die Gesellschaft ähnelt immer stärker einer Transithalle. Alle sind auf der Durchreise.

Die Art von Modernität trägt alle Züge des Verfalls. Es entsteht jedoch gerade im Zeitalter der Globalisierung ein gegengewichtiges Bedürfnis nach Geborgenheit und Verlässlichkeit.

kath.net: Wie könnte für Sie eine „nachhaltige“ Familienpolitik Ihrer Partei aussehen? Gibt es Inhalte des christlichen Familienbildes, die Sie auch heute noch politisch vertreten würden?

Blüm: Die Ehe ist auf Lebenszeit angelegt. Wenn sie scheitert, endet nicht die Fürsorgeverantwortung.

Dass der zurückgelassene Ehepartner nach kurzer Zeit wieder bei Null anfängt, widerspricht dem Gebot der Nachhaltigkeit, das im Umweltschutz stärkere Geltung hat als im Ehe- und Familienrecht.

kath.net: Mütter müssen im Regelfall Vollzeit erwerbstätig sein, wenn das jüngste Kind drei Jahre alt wird. Wer an diesem neuzeitlichen Dogma Kritik übt, steht sofort im Verdacht, die Frau als „Heimchen am Herd“ degradieren zu wollen. Aber ist nur Erwerbsarbeit Arbeit? Und werden Frauen und Mütter durch diese ständige Doppelverantwortung oft eher überlastet statt befreit?

Blüm: Das Urteil des Bundesgerichtshofes, das von der geschiedenen Mutter verlangt, ab dem dritten Lebensjahr ihr Kind in die „Fremdbetreuung“ zu übergeben, zeigt die Borniertheit des Familien- und Scheidungsrechtes.

Die geschiedene Mutter mit Kind muss genau so viel erwerbstätig sein wie der geschiedene Vater ohne Kind, weil offenbar in den Köpfen der hohen Richter Erziehungsarbeit keine Arbeit ist.

Im modernen Familiengericht sollte Justitia nicht mit verbundenen Augen, sondern mit Scheuklappen dargestellt werden.

kath.net: Sie haben unter anderem auch Theologie studiert, haben bei Joseph Ratzinger und Oswald von Nell-Breuning Vorlesungen gehört. Haben Sie hier Inhalte erworben, die Ihr politisches Leben beeinflusst haben, ja die für Sie zeitlos wertvoll sind?

Blüm: Von Ratzinger habe ich gelernt: Die Vernunft nicht abzuschalten bei der Suche nach Gott.

Von Nell-Breuning: Die Schwachen brauchen Hilfe. Niemand ist immer und überall stark. Von der Wiege bis zur Bahre sind wir aufeinander angewiesen, und das ist gut so!

kath.net: Was erwarten Sie von den Kirchen heute? Haben auch die Kirchen die „Wetterfahne des Zeitgeistes“ gehisst?

Blüm: Wir sind die Kirche! Dem Zeitgeist der Schnäppchenjäger widerstehen.

Die Gesellschaft ist nicht die Summe der Vorteilssucher.

Deshalb ist der „homo oeconomicus“ kein Heiliger.

kath.net: Herr Blüm, wer in der heutigen CDU wird Ihren Einspruch hören?

Blüm: Ich bin nicht der „Johannes der Täufer“ der CDU.

Der Zeitgeist arbeitet gegen den Zeitgeist, weil der Zeitgeist längst überholt ist und die Vorreiter längst die Nachzügler sind – die haben es nur noch nicht gemerkt.

Die Zukunft einer humanen Gesellschaft liegt nicht in der Geldwirtschaft.

kath.net: Herzlichen Dank für das Gespräch!

Petra Lorleberg auf Twitter folgen!

kath.net-Buchtipp:
Einspruch! Wider die Willkür an deutschen Gerichten. Eine Polemik
Von Norbert Blüm
Hardcover, 256 Seiten
2014 Westend
ISBN 978-3-86489-066-6
Preis 20.60 EUR

Bestellmöglichkeiten bei unseren Partnern:

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- Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus:

Für Bestellungen aus Österreich und Deutschland: [email protected]

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Alle Bücher und Medien können direkt bei KATH.NET in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus (Auslieferung Österreich und Deutschland) und dem RAPHAEL Buchversand (Auslieferung Schweiz) bestellt werden. Es werden die anteiligen Portokosten dazugerechnet. Die Bestellungen werden in den jeweiligen Ländern (A, D, CH) aufgegeben, dadurch entstehen nur Inlandsportokosten.



Foto Bundesminister a.D. Blüm (c) Westend


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Lesermeinungen

 Chris2 18. Dezember 2014 
 

Familienwahlrecht

@Hans Josef Ein hervorragender Einwand. Die Kirche sollte ein Familienwahlrecht einführen, in dem die Eltern für ihre Kinder mitstimmen dürfen. Am Besten auch schon Frauen in freudiger Erwartung. Das wäre ein Erdbeben im Kampf um das Lebensrecht ungeborener Kinder!


2
 
  18. Dezember 2014 
 

Von der Wiege bis zur Bahre

ist nicht richtig. Wir sind aufeinander angewiesen von der Empfängnis bis zur Bahre!!!!!!!
Bitte die unschildigsten und wehrlosesten Menschen NICHT ausklammern.


3
 
 Chris2 17. Dezember 2014 
 

Würden doch nur mehr Politikern

die Schuppen von den Augen fallen. Und nicht erst, nachdem sie aus der Politik(erkaste) ins echte Leben zurückgekehrt sind. Jedenfalls Hochachtung vor dem eindeutigen und selbstkritischen Beitrag Norbert Blüms. Es ist - zumindest vor Gott - nie zu spät, auf die Bremse zu treten...


3
 
 Maurizio 17. Dezember 2014 
 

Ein weiteres Beispiel übler Familienpolitik

Der Fernsehgebühreneinzug pro Wohnungseinheit ist ist geradezu böswillig gegenüber Familien mit mehreren Kindern. Jedes wohnt in einer winzigen Einzimmerwohnung in Studentenheimen. Keiner hat einen Fernseher. Da jedoch pro Wohnung 18,- € zwangsweise eingezogen werden zahle ich im Jahr 648,-€ allein für meine Kinder. Mein eigener Beitrag kommt noch hinzu.
Die CDU hat längst die Familien aus den Augen verloren. Wen wundert's sie muss ja die Banken retten.


9
 
 SpatzInDerHand 17. Dezember 2014 

Die Familienpolitik der CDU ist derzeit übel. Herrn Blüm ist unbedingt zuzustimmen.


11
 

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