Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. „Heilige Kommunion“ to go?
  2. Entsetzen über ‚Performance‘ halbnackter Tänzer mit Hühnern in Windeln im Paderborner Dom
  3. Papst will "schmerzhafte" Geschichte mit Täuferbewegung aufarbeiten
  4. Der Kampf gegen die Liebe und das Leben im katholischen Kontext
  5. „Frauen, die Kinder erziehen, sitzen nicht in der Teilzeitfalle, sondern mitten im Leben“
  6. LGBT-Popup Fenster auf der Internetseite der Katholischen Jugend Innsbruck
  7. Wie der Sohn gesandt: Priester im Herzen der Kirche - Schule der Glaubwürdigkeit
  8. ‚Dienstmädchen des Patriarchats‘ – Hillary Clinton beleidigt konservative Frauen
  9. Wer ist mein Nächster?
  10. Schweiz: 'Katholische' Frauenorganisation verzichtet auf das 'katholisch'
  11. Papst Leo XIV. wird im Apostolischen Palast wohnen
  12. „Einheit der Kirche muss immer wieder errungen werden“
  13. Gezielte Fälschungen - KI-erstellte Videos von Papst Leo XIV. im Internet aufgetaucht
  14. Prevost „war sehr offen, sprach mit jedem, empfing jeden, war aber in Glaubensfragen sehr klar“
  15. Diözese Linz ODER 'Der Staat bin ICH!'

Wir Pullunderträger

7. Jänner 2015 in Kommentar, 9 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Replik eines überzeugten Pullunderträgers an Christiane Florin zum Editorial in „Christ & Welt“ 1/2015. KATH.NET-Kommentar von Peter Winnemöller


Bonn (kath.net) Mal ganz ehrlich, wer kann das schon, dem Allerhöchsten und seinen Dienern ungestraft die Zunge herausstrecken? Nicht nur ungestraft, man wird auch gleich noch dafür belohnt. Das hat doch was. Aber wer auf Träger dieses so praktischen Kleidungsstückes so verächtlich blickt, kann dafür natürlich kein Verständnis aufbringen.

Vielleicht war es aber doch nur der Frust, im Gegensatz zum Leser nicht genau auf die Anzeigen geschaut zu haben, die dieses Pullunderträgerbashing hervorgebracht hat. Muss man das dann eigentlich noch öffentlich austragen, wenn man gleich zweimal so daneben greift?

Das nämlich ist der Kern des Problems: Eine durchgewinkte und eine abgelehnte Anzeige. „Christ & Welt“, eine Beilage der Wochenzeitung „Die ZEIT“, die aus dem „Rheinischen Merkur“ hervorgegangen ist, hatte eine Anzeige angenommen, die unter der Überschrift „Handkommunion ist sakrilegisch“ den Pullunderträgern schmeicheln sollte. Doch das ist weit gefehlt. Abgelehnt wurde hingegen eine Anzeige von Kirche in Not, weil darin ein Wort störte. Meinungsdiktatur! Dabei leben wir doch in einer Demokratie. Wie kann denn Kirche in Not so etwas behaupten?

Beide Entscheidungen sind definitiv falsch.

Eine Anzeige, die die Handkommunion als sakrilegisch bezeichnet kann jedes weltliche Magazin, jede weltliche Gazette annehmen. Eine Zeitung, die über drei Ecken an unseren Bischöfen hängt, sollte sich dies tunlichst verkneifen. Es sollte dazu nicht erst empörte Leserreaktionen benötigen, damit man in der Anzeigenredaktion versteht, dass damit ein Keil zwischen die Gläubigen und ihre Bischöfe getrieben wird. Unterstellt diese Überschrift doch, die Bischöfe würden eine sakrilegische Praxis nicht nur dulden sondern sogar aktiv genehmigen. Wer dies behauptet, ist auf einem gefährlichen Weg in Richtung Schisma.

Gläubige, die diese Form des Kommunionempfangs bevorzugen zu verspotten geht allerdings gar nicht. Ähnlicher Spott gegen Minderheiten in politischen, sexuellen oder religiösen Zusammenhängen wird da gerne mal als „Hate speech“ bezeichnet, denn die spöttische Bezeichnung von Mundkommunikanten als „die Zunge herausstreckende Pullunderträger“ hat zumindest eine pikante Note. Immer dann, wenn schenkelklopfende Lacher auf der einen und die Empörungswelle auf der anderen Seite einkalkuliert sind, sollte man zumindest als Redaktionsleiterin einer katholischen Zeitung überlegen, ob die Verletzungen den Gag wert sind. Zu sehr toben die ideologischen Grabenkämpfe zwischen den radikalen Verfechtern beider Arten des Kommunionempfanges, als dass man diese nicht auch noch anstacheln müsste. Die ordentliche Form, die Mundkommunion, auf der einen Seite und die außerordentliche Form, die Handkommunion, auf der anderen Seite, dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Wer das tut, leistet Spaltungen und Parteiungen Vorschub. Das kann nicht die Aufgabe einer katholischen Zeitung sein, deren Inhalt von dreipunktdrei, einem Tochterunternehmen der KNA, die dem Verband der Diözesen Deutschlands gehört, geliefert wird.


Eine Anzeige mit der Begründung der Verfassungsfeindlichkeit abzulehnen, ist starker Tobak. Dies umso mehr, wenn die Anzeige nicht aus irgendeiner düster-finster-rechts- oder linksradikalen Ecke kommt, sondern von einem päpstlichen Hilfswerk, hier Kirche in Not, geschaltet wurde.

Man stieß sich an dem Begriff „Meinungsdiktatur“. Machen wir uns nichts vor, hätten wir eine Meinungsdiktatur, atmeten wir in unserer Branche zum großen Teil schon gesiebte Luft. Also kann es nur eine Diskussionsvorlage sein, die für sich genommen knackig, kantig und inhaltsleer ist. So inhaltsleer, wie es eben ein geworfener Fehdehandschuh sein muss.

Wer sich in unserem Land in unserer Zeit zu Fragen der sexuellen Vielfalt, der Zuwanderung, Gendermainstreaming, kirchlichen Themen wie Ehe und Familie und vielen anderen Punkten gegen den Trend der Meinungsmacher stellt, erlebt schnell, was mit Meinungsdiktatur gemeint ist. Die Palette reicht von Ausgrenzung durch Verschweigen über Spott bis hin zu Diffamierungen und unsachgemäßen Unterstellungen. Zack! Ab in die rechte Ecke.

Pegidavokabular heißt das dann bei der Redaktionsleiterin von „Christ & Welt“. Wer nicht sofort auf die Beifalls- oder Empörungswelle springt, kann mit einer Sekunde nachdenken feststellen, dass Kirche in Not sein Kongressprogramm zu einer Zeit geschrieben haben muss, als von Pegida keiner etwas wusste. So macht man das in der Meinungsdiktatur. Pegida ist pfui, wer Pegidavokabular verwendet ist auf pfui. Zack! Wehe dem der Widerspricht, denn der ist sofort ebenfalls in einer pegidaähnlichen Ecke und damit verbrannt.

Die Ansicht, die Existenz oder auch nur die Gefahr einer Meinungsdiktatur zu behaupten sei verfassungswidrig, ist ein Irrtum. Vielmehr ist diese Ansicht von der Meinungsfreiheit unserer Verfassung gedeckt, auch dann, wenn sie nicht zutrifft. Diesen Diskurs muss auch eine Meinungsmacherin wohl oder übel aushalten.

Meinungen werden heute in den Nachrichtenagenturen gemacht. Wer eine lokale Tageszeitung aufschlägt, findet im überregionalen Teil fast nur noch Agenturberichte, die gleich die Meinung mitliefern. Das muss mal diskutiert werden, wie sauber hier Bericht und Kommentar getrennt sind. Wie sauber wird eigentlich recherchiert? Wie groß ist der Zeitdruck? Es sind ja nicht alle Journalisten böse Finsterlinge, die nichts anderes zu tun haben, als uns Leser fehlzuinformieren.

Die großen Medien schwimmen leider nur zu gerne mit auf der großen Meinungswelle und machen sich oft erst dann, wenn sie Widerstand in Form von Leserreaktionen spüren auf den Weg, gegenteiligen Ansichten Geltung einzuräumen. Da - dank sozialer Medien - der Widerstand wächst, verändert sich langsam etwas zu Gunsten einer Meinungspluralität. Für viele geschieht dies zu langsam, zu widerstrebend. Die große Welle ist leichter zu reiten. Darum sind Diskussionen über Meinungsbildung nötig und auch dann nicht verfassungswidrig, wenn sie mit Kampfbegriffen operieren.

Nachdenklich macht es, warum sich Frau Florin noch fast zwei Jahre nach dem letzten Konklave immer noch am Ratzinger- Pontifikat abarbeiten muss. Den von Kardinal Ratzinger geprägten Begriff „Diktatur des Relativismus“ pauschal und unreflektiert auf den demokratischen Rechtsstaat zu beziehen und dem emeritierten Papst unterschwellig eine Demokratiefeindlichkeit zu unterstellen, ist schlicht lächerlich. Aber - horribile dictu - auch Papst Franziskus verwendet diesen Begriff. Was will uns das sagen?

Last not least sei die Frage beantwortet, wem das Heftchen „Gender- Ideologie“ hilft, das Kirche in Not herausgebracht hat. Es hilft besonders jungen Menschen, eine andere Sicht auf diese völlig undemokratisch und ohne jegliche gesellschaftliche Diskussion oder Parlamentsbeschlüsse zur Maxime politischen Handelns erhobenen Ideologie zu bekommen. Es ist sinnvoll, diese Informationen kurz, knapp und griffig bereit zu stellen. Es ist meines Wissens das einzige in dieser Art. Ich selber kannte es gar nicht. Mein Sohn, der übrigens das Kapuzenshirt dem Pullunder vorzieht, hat sich diese Heftchen gleich stapelweise besorgt und verteilt sie an Mitschüler und Lehrer. Nicht mit dem Anspruch, hier absolute Wahrheiten zu verbreiten, sondern um einen anderen Blickwinkel auf eine gesellschaftlich fast schon unhinterfragbare Ideologie überhaupt erst zu ermöglichen. Auch das müssen die Meinungsmacher in unserem Land aushalten, wenn sie sich nicht doch Meinungsdiktatur vorwerfen lassen wollen.



Foto Peter Winnemöller © kath.net/Michael Hesemann



Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Kirche

  1. Bischof Strickland warnt vor ‚Crescendo der Apostasie’ in der Kirche
  2. Erzbischof Aguer: Nächster Papst muss die katholische Lehre gegen ‚progressive Mythen’ verteidigen
  3. ‚Ideologie’, ‚Schisma’ – Kardinal Burke befürchtet radikale Veränderung der Kirche
  4. ‚Lieber in der Kirche Gottes mit Unkraut als in einer Kirche die ich baue’
  5. Alexander Kissler: ‚Als Klimasekte haben die Kirchen keine Zukunft’
  6. Südtiroler Bischof: Kirche muss auch gegen den Strom schwimmen
  7. Erster Kirchen-Neubau in Türkei seit 100 Jahren vor Eröffnung
  8. Neigung vor Gott und Zuneigung zum Menschen
  9. Für eine Kirche ohne Privilegien
  10. ‚Fest im Glauben bleiben’ – Kardinal Müller warnt vor ‚LGBT-Wahnsinn’ in der Kirche






Top-15

meist-gelesen

  1. Entsetzen über ‚Performance‘ halbnackter Tänzer mit Hühnern in Windeln im Paderborner Dom
  2. „Heilige Kommunion“ to go?
  3. Prevost „war sehr offen, sprach mit jedem, empfing jeden, war aber in Glaubensfragen sehr klar“
  4. Der Kampf gegen die Liebe und das Leben im katholischen Kontext
  5. Gezielte Fälschungen - KI-erstellte Videos von Papst Leo XIV. im Internet aufgetaucht
  6. Diözese Linz ODER 'Der Staat bin ICH!'
  7. Papst Leo XIV. empfängt verurteilten Kardinal Becciu
  8. Papst Leo würdigt Pius XII. für mutiges Handeln im Zweiten Weltkrieg
  9. Papst Leo XIV. wird im Apostolischen Palast wohnen
  10. Papst ernennt neuen Leiter für seine Ethik-Akademie
  11. Augustinus auf der Kathedra von Rom: Christ mit euch – Bischof für euch
  12. Wie der Sohn gesandt: Priester im Herzen der Kirche - Schule der Glaubwürdigkeit
  13. „Frauen, die Kinder erziehen, sitzen nicht in der Teilzeitfalle, sondern mitten im Leben“
  14. Papst will "schmerzhafte" Geschichte mit Täuferbewegung aufarbeiten
  15. Umzug des Papstes noch ungewiss

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz