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Vatikan-Kommission: Bischöfe müssen Missbrauch streng ahnden8. Februar 2015 in Weltkirche, 3 Lesermeinungen Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden
Fast alle Bischofskonferenzen weltweit haben Richtlinien zum Umgang mit Missbrauchsfällen erarbeitet - Britisches Missbrauchsopfer Saunders: Kirche muss im Umgang mit pflichtvergessenen Bischöfen "einen besseren Job machen"
Vatikanstadt (kath.net/KAP) Die päpstliche Kinderschutzkommission drängt auf schärfere Konsequenzen für Bischöfe, die sexuellen Missbrauch in ihren Diözesen nicht hart genug ahnden. "Das muss Folgen haben", sagte der Leiter des Gremiums, der Bostoner Kardinal Sean Patrick O'Malley, am Samstag im Vatikan. Die Kommission könne zwar keine konkreten Vorschläge machen, doch die Frage nach dem Umgang mit Bischöfen, die ihrer Pflicht nicht nachkämen, sei ein wichtiger Punkt. Das von Papst Franziskus eingerichtete Gremium aus Laien und Geistlichen tagt seit Freitag bis Sonntag im Vatikan. Es soll Vorschläge und Initiativen für einen wirksameren Kampf gegen sexuellen Missbrauch von Minderjährigen im kirchlichen Raum entwickeln.
Das britische Missbrauchsopfer und Kommissionsmitglied Peter Saunders erklärte, die Kirche müsse im Umgang mit pflichtvergessenen Bischöfen "einen besseren Job machen". Er wünsche sich auch eine intensivere Debatte über die Motive von Missbrauchstätern. Das Etikett "pädophil" reiche zur Erklärung nicht aus. Seines Erachtens spielen der Zölibat und die Einsamkeit von Priestern eine Rolle. Saunders war als Jugendlicher von einem Priester seiner Schule missbraucht worden. O'Malley widersprach allerdings der Vermutung, dass die vorgeschriebene Ehelosigkeit katholischer Pfarrer den Missbrauch begünstige. Die meisten Taten geschähen vielmehr in der Familie. Gleichwohl müsse die Kirche bei Priesteramtskandidaten genauer hinschauen. Nach den Worten des Kardinals haben bisher fast alle Bischofskonferenzen weltweit die von der Glaubenskongregation 2011 angeforderten Richtlinien zum Umgang mit Missbrauch entwickelt und an den Vatikan geschickt. Lediglich aus einigen Ländern mit sehr schwacher kirchlicher Infrastruktur stünden sie noch aus. Kein Platz für Prügeln in Erziehung Neben dem sexuellen Missbrauch widmet sich die Kommission dem Kardinal zufolge auch Strategien gegen die körperliche Misshandlung von Kindern. Dazu gebe es eine eigene Arbeitsgruppe. Saunders betonte, das Prügeln dürfe in der heutigen Erziehung keinen Platz mehr haben. Papst Franziskus hatte bei seiner Generalaudienz am Mittwoch Irritationen mit einer Äußerung über das Schlagen von Kindern ausgelöst. Sie legte nahe, dass der Papst eine Züchtigung in bestimmten Grenzen billige, nicht aber Schläge ins Gesicht. "Ich glaube, der Papst wusste, dass seine Worte falsch waren, und wollte damit eine Diskussion auslösen", meinte Saunders. In die Kinderschutzkommission hat Papst Franziskus 17 Laien und Geistliche berufen, darunter zwei Missbrauchsopfer. Sieben Mitglieder sind Frauen, von den zehn Männern sind fünf Priester. Copyright 2015 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich Alle Rechte vorbehalten
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Lesermeinungen | Filippo Neri 9. Februar 2015 | | | ... aber eben *auch* in der Kirche... Nein, nein, ich bin nicht »auf die öffentliche Darstellungsweise hereingefallen«. Es ist vollkommen klar, dass der Missbrauch auch in vielen anderen Bereichen und Institutionen stattfindet. Dass er rein quantitativ im kirchlichen Bereich viel seltener ist als in anderen Bereichen, vor allem in der Summe, wird ebenfalls richtig sein. Es hilft aber nicht, auf die anderen zu zeigen. Die Frage der Aufarbeitung ist selbstverständlich zentral, für alle und in allen Bereichen. Die Kirche hat sich dennoch die Fragen vorzulegen: »Weshalb tritt der Missbrauch just bei uns auf?« »Wie ist es möglich, dass es sogar dort, wo die Liebe am stärksten walten sollte, nämlich im Priestertum, die schlimmsten Verstöße gegen die Liebe gibt?« Es muss von zentralem Interesse sein, herauszufinden, ob die Missbrauchsfälle durch Priester psychologisch-biographische Gemeinsamkeiten der Seelsorger aufweisen. Und wie der Weg dann ausgerechnet in die Kirche aussah. Die Problematik entsteht nicht erst nach der Weihe. | 0
| | | SpatzInDerHand 9. Februar 2015 | | | Filippo Neri, ich möchte Ihnen in einem Punkt widersprechen: Sie fragen, "wie ist es möglich, dass solche Wege immer wieder in die Institution Kirche führen?". Damit sind Sie auf die öffentliche Darstellungsweise hereingefallen. Missbrauchstäter sind bei uns in der Kirche seltener als in der restlichen Gesellschaft (natürlich ist jeder einzelner höchst ärgerlich!!). Nur: WIR arbeiten den Missbrauch jetzt auf. In Familien, Sportvereinen, Schulen etc. läuft das weiterhin verdeckt und kein Hahn kräht danach. Die Grünen konnten bis vor kurzem sogar noch für die gesetzliche Freigabe des sexuellen Missbrauch Minderjähriger öffentlich eintreten - Schweigen im Walde. Man sieht den Missbrauch in der Kirche wie die Spitze eines Eisberges, glaubt aber nicht an den gewaltigen Klotz, der noch unsichtbar ist. Diese fehlende Wahrnehmung ist aber eine riesige Katastrophe!!! | 0
| | | Filippo Neri 9. Februar 2015 | | | Was war eigentlich jeweils vorher? Weshalb ist eigentlich niemandem in diesen kirchlichen Gremien und Kommissionen klar, dass mit härterer »Ahndung« und »Konsequenzen« niemandem, aber auch wirklich niemandem geholfen ist? Strafen kommen immer zu spät. Denn dann ist es ja schon geschehen. Die Frage ist, was denn nötig sei, damit dem sexuellen Missbrauch durch einen Priester der Boden entzogen wird, oder, noch genauer, wie es denn überhaupt möglich werden kann, dass ein Priester sich derart von Kindern und Jugendlichen angezogen fühlen kann, dass er Grenzen und Schranken nicht mehr einzuhalten vermag. Was geht eigentlich in einem Mann vor, der sich an Schutzbefohlenen vergeht? Was ist die Vorgeschichte? Der eigentliche Missbrauch ist ja immer nur die letzte schlimme Phase der Katastrophe. Aber was war eigentlich vorher, wie verlief der Weg dorthin? Und wie ist es möglich, dass solche Wege immer wieder in die Institution Kirche führen? Fragen über Fragen, eine so wichtig wie die andere, wie mir seit Jahren scheinen will... | 0
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