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Religionsfreiheit in Zeiten der Scheintoleranz

17. Februar 2015 in Kommentar, 8 Lesermeinungen
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Kann die katholische Kirche noch als legitimer Bestandteil unserer Gesellschaft gelten, wenn sie sich weigert, homosexuelle Verbindungen abzusegnen? Gastkommentar von Giuseppe Gracia


Chur (kath.net/Neue Zürcher Zeitung) Der Streit um die Segnung homosexueller Paare sorgt für Schlagzeilen. Viele sind bestürzt, dass die katholische Lehre solche Segnungen nicht zulässt, wie es auch ein Dokument der Schweizer Bischofskonferenz festhält. Das empfindet man als menschenverachtend, homophob und fundamentalistisch. Katholische Bischöfe erscheinen als Unmenschen, die man im Namen der Nächstenliebe medial bekämpft, weil sie zur Lehre ihrer Glaubensgemeinschaft stehen.

Das wirft Fragen auf. Kann die katholische Kirche noch als legitimer Bestandteil unserer Gesellschaft gelten, wenn sie sich weigert, homosexuelle Verbindungen abzusegnen? Ist überhaupt die katholische Sexualmoral noch tragbar? Der Katechismus bejaht sexuelle Akte bekanntlich nur innerhalb der monogamen Ehe zwischen Mann und Frau. Auch das orthodoxe Judentum und der Islam lehnen homosexuelle Akte ab. Was soll die freie Gesellschaft davon halten?

Persönlich stehe ich ganz bei der Gay-Lobby im Kampf gegen Diskriminierung. Was ich von der Geschichte der Schwulenbewegung weiss, von Wegbereitern wie dem Glarner Heinrich Hössli oder später dem US-Politiker Harvey Milk, ist beeindruckend. Es braucht Ignoranz, Hartherzigkeit oder Dummheit, um nicht das Leid von Menschen zu sehen, die einer selbstgerechten Gesellschaft entgegentraten – die es wagten, eine repressive Mehrheiten-Moral zu bekämpfen, die keinen Platz liess für die Freiheit von Homosexuellen.


Allerdings habe ich auch Vorbehalte gegenüber der Gay-Lobby. Gewisse Aktivisten fordern heute nicht nur Freiheit, sondern die moralische Zustimmung aller Menschen. Wer abweicht, wird mit der Homophobie-Keule traktiert. Nur Befürworter aller Anliegen der Gay-Lobby dürfen ihre Meinung ungestraft öffentlich äussern. Eine kritische Sicht auf homosexuelle Lebensformen gilt als Menschenverachtung, als „Hate crime“ im Sinn der Rassismus-Strafnorm.

Diese Entwicklung verfolge ich mit Sorge. Menschen, die gegen Diskriminierung von Homosexuellen kämpfen, zeigen oft eine aggressive Intoleranz gegenüber Andersdenkenden, vor allem gegenüber bekennenden Gläubigen. Man stellt alle in die Homohasser-Ecke, die sich etwa gegen die Homo-Ehe oder Adoptionsrechte für Homosexuelle aussprechen. Auch die katholische Kirche darf nicht mehr nach dem eigenen Selbstverständnis wirken, sondern muss sich anpassen. Man sagt, es gehe um allgemeine Toleranz und Weltoffenheit, aber im Grunde geht es nur darum, dass alle, auch die Religionen, sich der neuen Gesinnung anpassen.

Das Grundrecht auf Religionsfreiheit gerät da unter die Räder. Zugleich formiert sich Widerstand. Die Parlamentarische Versammlung des Europarates hat am 29. Januar 2015 Verletzungen der Religionsfreiheit in Europa verurteilt. Die Versammlung hielt fest: in Europa werden heute nicht nur Minderheitenreligionen diskriminiert, sondern auch grosse Religionsgemeinschaften. Staaten, Medien und die Gesellschaft wurden vom Parlament daran erinnert, dass sie Verantwortung tragen, wenn sie Akte der Intoleranz und Diskriminierung, auch gegen bekennende Christen, nicht anklagen und gemäss den Gesetzen verurteilen.

Das begrüsse ich. Ich stehe bezüglich Diskriminierung ganz bei der Gay-Lobby. Der Schutz vor Diskriminierung ist ein rechtsstaatliches Prinzip. Aber dieses Prinzip darf die Glaubensfreiheit der Bürger nicht ausser Kraft setzen. Man kann nicht so tun, als wäre eine von der Gay-Lobby abweichende Moral bereits schon Diskriminierung. Deswegen verteidige ich die Glaubensfreiheit aller Menschen und frage: haben wir heute nicht wieder eine selbstgerechte Gesellschaft? Eine Mehrheiten-Moral, die sich offen gibt, in Wahrheit aber Gehorsam verlangt? Wie werden in den Medien denn Menschen dargestellt, die nicht der Gay-Lobby folgen? Als legitime Teile unserer Gesellschaft?

Wenn wir mit dem Liberalismus das Ziel einer freien Gesellschaft verbinden, dann scheinen wir heute zu versagen. Viele verstehen unter Liberalismus nur noch einen uniformen Wertekanon, zu dem sich alle bekennen müssen. Aber für mich ist Liberalismus ein pragmatisch verstandenes, politisches Instrument. Eine Ordnung, die uns auf rechtsstaatliche Prinzipien verpflichtet, ansonsten aber moralisch möglichst frei lässt. Denn nur so, mit echter Gewissens- und Bekenntnisfreiheit, ist ein friedlicher weltanschaulicher Pluralismus möglich. Wie realistisch ist das noch? Vor wenigen Wochen haben viele behauptet, sie seien Charlie. Heute sehe ich, dass Meinungsfreiheit doch nicht für alle gilt. Denn im aktuellen Streit geht es ja nicht mehr um die Freiheit religionskritischer Satiriker, sondern um die Freiheit einer zeitkritischen Religion.

- Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der „Neuen Zürcher Zeitung“. -

Der Verfasser, Giuseppe Gracia, ist der Medienbeauftragte des Bistums Chur.


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