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Umtriebig ohne Umkehr - Aufbruch in den Abgrund

3. August 2015 in Kommentar, 2 Lesermeinungen
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Ein vermeintlich hochgeheimer Twitterverkehr verrät, dass man sich in der Hölle ziemlich sicher ist, nicht abgehört zu werden und ihre Strategie nicht erkannt wird. Die von „Kindern entkernte Familie“. Eine Glosse der besonderen Art von Helmut Müller


Vallendar (kath.net) In Anlehnung an die bekannten „Dienstanweisungen an einen Unterteufel“ von C.S. Lewis kommentiert Helmut Müller auf kath.net in unregelmäßiger Folge aktuelle Entwicklungen in der Kirche.

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Gut, dass wir seit neuestem die Firewall „Zerberus“ haben, da können wir uns sicher fühlen. Apokalyptisches wird optimal den Blicken entzogen. Nichts gelangt mehr zu den Irdischen, wie etwa durch C. S. Lewis noch in den vierziger Jahren.

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Ja, und die paar Dienstanweisungen seit 2011 über dieses Linzer Internetportal.

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Nur die erste hat ein wenig Staub aufgewirbelt, alle weiteren werden nicht mehr wahrgenommen. Nur von Ewiggestrigen.

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Das juckt uns nicht.

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Jedenfalls empfinden die meisten nichts dabei, wenn die „Kathedrale des Glaubens“ langsam versinkt, wie in dieser bretonischen Sage die Kathedrale von Ys, was Debussy in einem Klavierstück „Die versunkene Kathedrale“ vertont hat. Ganze Scharen meinen sich retten zu können, wie ein sinkendes Schiff, wenn sie es verlassen, dass ich nicht lache.

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Hoffentlich wird das gleichnamige Buch eines Münchener Pastoraltheologen ebenfalls nicht beachtet. Würde es beachtet, bliebe das Kirchenschiff nämlich seetüchtig und der Glaube eine Schwimmweste, wenn es mal kentert.

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Richtig, wenn sie nicht begreifen, warum „die Kathedrale des Glaubens“ untergeht, ergreifen sie auch nicht geeignete Maßnahmen, damit sie wie in der bretonischen Sage wieder makellos und strahlend aufersteht.

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Daran ist, dem Vater in der Tiefe sei Dank, zurzeit gar nicht zu denken. Die verheerenden Austrittszahlen in der katholischen Kirche und den evangelischen Landeskirchen Deutschlands seien zwar bitter, hört man, aber die „missionarische Kraft“ zum Aufbruch mache Mut.

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Hast Du verstanden wovon der Münchener Kardinal gesprochen hat? Ich nicht.

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Musst Du auch nicht. Es sind eben Halbgeister.

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Sehr gut aufgepasst. Ihnen fehlt unsere völlige Klarheit als reine Geister. Wenn er aber den verdammt noch mal genialen Entwurf seines Münchener Pastoraltheologen gemeint hat, dann hat er etwas begriffen. Dieser Entwurf lebt ganz aus der Kraft des christlichen Glaubens und seinen Inhalten, hat gänzlich das Heil im Blick und nimmt die apokalyptischen Verhältnisse ernst, hat aber leider das richtige Programm ihnen zu entrinnen.

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Überhaupt wundert mich ihre Apokalypseblindheit. Jeremia hatte noch einen Blick für „vom Schwert Durchborte“ und „vom Hunger Gequälte“. Das gibt es jetzt von Feuerland bis Kamtschatka. Menschen verhungern in der Sahara und ertrinken im Mittelmeer. Jeremia hat solches in Verbindung gebracht mit fehlerhaftem Verhalten und predigte Umkehr.


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All das war ihm so arg, dass er sogar seine Geburt verflucht hatte, nur um all das nicht sagen zu müssen.

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Der Westen scheint das auszublenden. Sie leiden nicht wie Jeremia. Sie machen einfach die Augen zu. Das ist selbst einem jüdischen Verleger aufgefallen, dass die westliche Christenheit zusieht wie ihre Glaubensbrüder an den Geburtsstätten des Christentums verfolgt werden wie nur noch in den Anfängen des Christentums.

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Uns soll’s recht sein. Zu diesen Zeichen auf der Erde und denen am Himmel sind jetzt auch noch Zeichen an den Börsen, den Finanzmärkten hinzugekommen. Ich freue mich immer, wenn solche Nachrichten nicht in die Schlagzeilen geraten, weil wieder bekannt geworden ist, was für ein neues Handy die NSA abgehört hat.

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Ja, und wenn irgendwo wieder unfruchtbare gleichgeschlechtliche Beziehungen als Ehe anerkannt und auf der ersten Seite von Zeitungen gefeiert oder im Internet massenhaft gelikt werden.

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Du hast es erfasst. Da entwickeln manche dann wirklich „missionarische Kraft“ auf Kirchentagen und Synoden. Mal sehen wie lange die Bischöfe diesem Druck von der Basis noch widerstehen können. Immer mehr wollen unerhört umtriebig die Dogmen den „neuen“ Lebenswirklichkeiten anpassen. Umtriebigkeit ersetzt Umkehr. Wirkliche missionarische Kraft steckt im Entwurf des Pastoraltheologen aus der Münchener Alma Mater …

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… dass von einer Alma Mater in Deutschland noch so etwas kommen kann(?)

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regt mich fürchterlich auf! Da ist an einer alten Jungfer wieder etwas von der ursprünglichen Jungfrau-Mutter sichtbar geworden. Aber es ist nun einmal so. Dieser Entwurf verliert sich leider nicht im destruktiven Lamentieren, wozu etwa unsere Dienstanweisungen verführen würden, wenn man sie lesen könnte. Wenn die wüssten, sie würden wie Jeremia starr vor Schreck. In einer Kaskade von ärgerlich gut gelungenen Metaphern weist der Münchener Entwurf dagegen den Weg aus der Misere und macht Mut zu einem Aufbruch, der dann, verdammt noch mal, nicht im Abgrund endet.

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Reg Dich wieder ab. Stattdessen dürfen wir eher damit rechnen, dass sie so „klug“ werden wie das Motto des letzten evangelischen Kirchentags es fordert. Mit Umtriebigkeit ohne Umkehr, negieren sie den Franziskuseffekt und erben die evangelische Schwindsucht. Das ist Ökumene. Die Austrittszahlen beweisen es. Der Aufbruch entpuppt sich umtriebig ohne Umkehr nämlich als ein Galopp in den Abgrund, den evangelischen Landeskirchen hinterher.

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Man wird den Eindruck nicht los, dass sie ökumenisch gemeinsam in den Abgrund stürzen möchten. Sie sind uns doch sehr fremd. Unsere Klarheit fehlt ihnen. Wir würden nie hinter einer „Klugheit“ herjagen, die sich schon seit Jahren selbstmörderisch in den Abgrund stürzen will. Ich komme da nicht mit. Ihre fortschreitende Selbstsäkularisierung ist nur mit dem Verhalten der Lemminge zu vergleichen. Das sind aber reine Leibwesen, die nicht anders können.

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Du hast Recht, das ist absolut rätselhaft. Aber wer mit dem Zeitgeist galoppiert, darf sich nicht wundern, dass er dort ankommt, wo er hin reitet. Heute ist ein grünes Parteibuch, wie früher ein braunes recht häufig mit dem Taufschein einer evangelischen Landeskirche kombiniert. Dass der grüne Landeschef des Südweststaates einen katholischen hat, lässt mehr als hoffen.

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Überhaupt machen sie alles den Politikern nach. Sie beachten allerorten „Realitäten“. Ein SPD Politiker ist der Auffassung dass Merkel eine gute Politik macht und es deshalb überflüssig ist mit einem eigenen Kanzlerkandidaten anzutreten. Hat diesen feinsinnigen Realismus bei der CDU jemand bemerkt? Für die SPD war das ziemlich grob. Egal. Der Osnabrücker Bischof hat schon lange vorher Lebensrealitäten als neue Offenbarungsquelle ausgemacht. Der Essener zieht nach, lobt die 24 Stunden Kitas herbei, weil man ja auch nicht an Lebensrealitäten vorbei kann. Früher waren das Kinder- und Waisenheime.

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Das nennen sie jetzt Familienpolitik. Die Familie wird von Kindern entkernt. Sie kommen nur noch zu Besuch. Übrig bleiben zwei Selbstverwirklicher in den oberen Schichten der Gesellschaft und Hungerleider, die aufgrund der Familienpolitik nicht anders können, in den unteren Schichten.

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Hinnehmen der Lebenswirklichkeit, nur ja nicht verändern. Dafür Familie anders definieren., Ehe sowieso. Das ist gut.

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Soviel habe ich schon von dir gelernt, dass wir die Seligpreisungen als völlig unrealistisch kommunizieren sollen. Die darin steckende Prophetie auf platten Realismus herunterdimmen, ja? Etwa so: Wehe, denen die hungern und dürsten, sie werden daran zugrunde gehen. Das ist realistisch und weltweite Lebenswirklichkeit! Wehe den Sanftmütigen. Sie werden gnadenlos gemobbt. Wehe den Barmherzigen. Sie werden als Weicheier verspottet.

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Wehe den Trauernden, Trost können sie vergessen. Wehe den Friedfertigen, der IS macht sie fertig und einen Kopf kürzer. Wehe denen, die reinen Herzens sind. In der sexuellen Früherziehung wird Liebe zum #Ekel-Sex. Selig seid ihr…., dass ich nicht lache.

[email protected]

Die Seligpreisungen gehen an jeder Lebenswirklichkeit vorbei. Was Helmut Schmidt schon wusste: Mit der Bergpredigt kann man keine Politik machen, das ist schon zum Allgemeinplatz an der Basis geworden und in Bistumsverwaltungen angekommen. Die Schulung von Mitarbeitern um sexuellen Missbrauch zu erkennen verschlingt mehr Geld und Ressourcen als etwa die kirchliche Sexuallehre zu verkünden, ...

[email protected]

...oder die bekloppte „Theologie des Leibes“ des Polenpapstes zu kommunizieren. Das ist Realismus, wie ich ihn mir wünsche. Sie befinden sich kurz vor dem Abgrund. Es ist nicht erkennbar, dass sehr viele die richtigen Schlüsse ziehen. Jeder der warnend den Mund aufmacht muss als Miesepeter, Spaßbremse, Grießkrämer, jammernder Jeremia, Drohbotschafter verunglimpft werden. Dann tun sie nichts dagegen.

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Das Schlimme ist, ein Geist wie im Buch „Die versunkene Kathedrale“ kann alles zu Nichte machen und leider auch manch wackerer Bischof ebenso.

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Wir müssen weiter auf der Hut sein. Die Erkenntnis, dass man am Abgrund steht und die richtigen Schlüsse zieht, kann dazu führen, dass die Kathedrale wie in der Sage makellos in neuem Glanz ersteht. Davor fürchte ich mich. Es wäre nicht das erste Mal, dass wir auf den letzten Metern noch das Nachsehen gehabt hätten.

kath.net-Lesetipp:
Unterirdische Ansichten eines Oberteufels über die Kirche in der Welt von heute
Von Helmut Müller
80 Seiten
2015 Dominus Verlag
ISBN 978-3-940879-38-7
Preis 5.10 EUR

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Titelblatt des Buches: Helmut Müller, Unterirdische Ansichten eines Oberteufels über die Kirche in der Welt von heute




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Lesermeinungen

  3. August 2015 
 

Beeindruckend

dass der Autor den Mut hat, die schlechte Lage zu benennen.


4
 
 la gioia 3. August 2015 
 

Wie immer ein klasse analytischer Beitrag.
Den Hinweis und Bezug auch Prof. Wollbolds Buch "Die versunkene Kathedrale" finde ich sehr gelungen und auch wichtig. Dieses Buch kann ich nur wärmstens empfehlen. Es ist erfreulich, dass es an deutschen kath. Fakultäten noch Professoren vom Format eines Prof. Wollbold gibt.


6
 

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