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| Gesellschaft ohne Familie hat keine Zukunft27. September 2015 in Aktuelles, keine Lesermeinung Papst Franziskus unterstrich mit seiner Rede, dass Familie wichtig ist, aber auch etwas kostet. VIDEOS + Manuskript der nicht gehaltenen Rede! Philadelphia (kath.net/ KNA) Nach teils bewegenden Begegnungen mit Familien, die ihre Lebensgeschichten berichteten, legte der Papst sein Redemanuskript beiseite und improvisierte. Seinen Zuhörern legte er vor allem die Sorge für die junge und die älteste Generation ans Herz. «Ein Volk, das sich nicht um seine Kinder und um seine Großeltern kümmert, hat nicht die Kraft und das Gedächtnis, um nach vorne zu gehen», so Franziskus. «Familie ist schön, aber es kostet auch etwas.» Im vorab verbreiteten Redemanuskript des Papstes hieß es, viele Probleme auf der Welt seien leicht lösbar, wenn diese Gesellschaften materielle Mindeststandards für das Leben von Familien gewährleisteten. Dazu zählten unter anderem menschenwürdige Arbeit, ausreichender Wohnraum und angemessene Gesundheitsversorgung. «Wir dürfen nicht meinen, eine Gesellschaft, die dem Familienleben keinen konkreten Raum gibt, sei gesund», so Franziskus. «Wir dürfen nicht meinen, dass eine Gesellschaft Zukunft hat», deren Gesetzgebung nicht die Mindestanforderungen dafür verteidige und absichere, dass sich Familien entwickeln könnten? «besonders jene, die gerade am Anfang stehen». Familien sind nach Worten des Papstes Sinnbild für eine Welt, in der sich kein Mensch alleingelassen und überflüssig fühle und jeder seinen Platz habe, vom Kind bis zu den Großeltern. Der Wunsch nach Familie sei «Teil von Gottes Traum» für die Menschheit. In der Familie lerne der Mensch «schrittweise die Bedeutung und den Wert der menschlichen Beziehungen kennen»; er lerne, «aus Liebe alles aufs Spiel zu setzen» und Konflikten nicht das letzte Wort zu überlassen. Deshalb, so Franziskus, lohne es sich, für eine familienfreundliche Gesellschaft zu kämpfen. Ansprache von Papst Franziskus mit dt. Übersetzung Gesamte Veranstaltung in englischer Sprache Kath.net veröffentlicht auch das Manuskript der nicht gehaltenen Rede Liebe Brüder und Schwestern, liebe Familien, als Erstes möchte ich den Familien danken, die den Mut gefasst haben, uns einen Einblick in ihr Leben zu gewähren. Danke für euer Zeugnis! Es ist immer ein Geschenk, Familien hören zu können, die Erfahrungen aus ihrem Leben mitteilen; das geht zu Herzen. Wir spüren, dass sie uns wirklich persönliche und einzigartige Dinge erzählen, die in gewisser Weise uns alle betreffen. Beim Anhören ihrer Erlebnisse können wir uns als verheiratete Paare, als Eltern, als Kinder, als Brüder und Schwestern und als Großeltern mit einbezogen und interpretiert fühlen. Während ich ihnen zuhörte, dachte ich, wie wichtig es ist, Erfahrungen unseres häuslichen Lebens mitzuteilen und einander in dieser wunderbaren und herausfordernden Aufgabe, eine Familie zu sein, zu helfen. Das Zusammensein mit euch lässt mich an eines der schönsten Geheimnisse des Christentums denken. Gott wollte auf keine andere Weise in die Welt kommen als durch eine Familie. Gott wollte nicht anders auf die Menschheit zugehen als durch ein Zuhause. Gott wollte keinen anderen Namen für sich als Emmanuel (vgl. Mt 1,23); er ist der Gott ist mit uns. Und dies war von Anfang an sein Traum, sein Streben, sein unermüdliches Ringen, um uns zu sagen: Ich bin der Gott mit euch, ich bin der Gott für euch. Er ist der Gott, der seit Anbeginn der Schöpfung sagte: »Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt« (Gen 2,18a), und wir können fortfahren und sagen: Es ist nicht gut, dass das Kind, der ältere Mensch und der Jugendliche allein bleiben; es ist nicht gut. Deshalb verlässt der Mann seinen Vater und seine Mutter und bindet sich an seine Frau, und die beiden werden ein Fleisch (vgl. Gen 2,24). Die beiden werden ein Zuhause, eine Familie. Und so hören wir seit undenklichen Zeiten in der Tiefe unseres Herzens diese Worte, die nachdrücklich unser Innerstes bewegen: Es ist nicht gut, dass du allein bleibst. Die Familie ist die große Gabe, das großartige Geschenk dieses Gottes mit uns, der uns nicht der Einsamkeit eines Lebens ohne andere überlassen wollte, ohne Herausforderungen, ohne ein Zuhause. Gott träumt nicht für sich allein, er versucht alles mit uns zu tun. Der Traum Gottes wird fortwährend wahr in den Träumen vieler Paare, die sich entschließen, ihr Leben als Familie zu gestalten. Daher ist die Familie das lebendige Zeichen des liebevollen Plans, den der himmlische Vater sich einst erträumte. Der Wunsch, eine Familie zu gründen, ist der Entschluss, ein Teil von Gottes Traum zu sein, der Entschluss, mit ihm zu träumen, der Entschluss, mit ihm aufzubauen, der Entschluss, sich gemeinsam mit ihm in dieses Abenteuer zu stürzen, eine Welt aufzubauen, wo keiner sich allein fühlt, wo keiner sich überflüssig vorkommt oder meint, für ihn sei kein Platz vorhanden. Wir Christen verehren die Schönheit der Familie und schätzen jeden Moment des Familienlebens als den Ort, wo wir schrittweise die Bedeutung und den Wert der menschlichen Beziehungen kennen lernen. Wir lernen: »Einen anderen zu lieben, ist nicht nur ein starkes Gefühl es ist eine Entscheidung, ein Urteil, ein Versprechen« (Erich Fromm, Die Kunst des Liebens, Frankfurt/M.-Berlin-Wien 1973, S. 80). Wir lernen, alles für einen anderen einzusetzen, und erfahren, dass es sich lohnt. Jesus war kein eingefleischter Junggeselle, ganz im Gegenteil! Er nahm die Kirche zur Braut und machte sie zu seinem Volk. Er setzte alles ein für sie, die er liebt, und schenkte sich ganz und gar hin, damit seine Braut, die Kirche, immer erfahren könne, dass er der Gott mit uns mit seinem Volk, mit seiner Familie ist. Wir können Christus nicht verstehen ohne seine Kirche, genauso wie wir die Kirche nicht ohne ihren Bräutigam Jesus Christus verstehen können, der sich aus Liebe hingab und uns zeigte, dass es sich lohnt, das zu tun. Aus Liebe alles aufs Spiel zu setzen, ist nicht etwas von Natur aus Einfaches. Wie beim Meister gibt es Momente, in denen dieses alles Einsetzen Situationen des Kreuzes durchmachen muss. Zeiten, in denen der Weg überall steil zu werden scheint. Ich denke an so viele Eltern, an so viele Familien, die arbeitslos sind oder die eine Arbeit haben, aber ohne alle Rechte und das wird zu einem wahren Kreuzweg. Wie viele Opfer, um das tägliche Brot zu erlangen! Natürlich sind diese Eltern, wenn sie nach Hause kommen, so müde, dass sie ihren Kindern nicht ihr Bestes geben können. Ich denke an so viele Familien, die kein Dach über dem Kopf haben, das ihnen Schutz bietet, oder die eng zusammengepfercht leben müssen. Familien, denen das Nötigste fehlt, um Beziehungen privater Vertrautheit, der Sicherheit oder des Schutzes vor vielerlei Unbilden aufbauen zu können. Ich denke an so viele Familien, denen der Zugang zu den grundlegendsten Gesundheitsdiensten fehlt. An Familien, die angesichts medizinischer Probleme, besonders ihrer Kinder oder ihrer älteren Angehörigen, von einem System abhängig sind, das nicht imstande ist, diesen Problemen ernsthaft zu begegnen, das ihre Beschwerden übergeht und sie zwingt, große Opfer zu bringen, um eine angemessene Behandlung zu erhalten. Wir dürfen nicht meinen, eine Gesellschaft, die dem Familienleben keinen konkreten Raum gibt, sei gesund. Wir dürfen nicht meinen, dass eine Gesellschaft Zukunft hat, die keine Gesetzgebung findet, die fähig ist, die notwendigen Mindestanforderungen zu verteidigen und abzusichern, damit die Familien, besonders jene, die gerade am Anfang stehen sich entwickeln können. Wie viele Probleme würden sich erübrigen, wenn unsere Gesellschaften den familiären Bereich schützen und sicherstellen würden, dass besonders für die jung verheirateten Paare die Möglichkeit einer würdigen Arbeit, einer sicheren Wohnung und eines Gesundheitsdienstes besteht, der das Werden und Wachsen der Familie in allen Lebensphasen begleitet. Der Traum Gottes dauert unwiderruflich fort; er bleibt unangetastet und lädt uns ein, uns für eine familienfreundliche Gesellschaft zu engagieren und dafür zu arbeiten. Für eine Gesellschaft, wo »das Brot, die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit«, weiterhin in jedem Haus dargereicht wird und die Hoffnung ihrer Kinder nährt. Helfen wir einander, damit es weiterhin möglich ist, aus Liebe alles aufs Spiel zu setzen. Helfen wir uns gegenseitig, in schwierigen Zeiten einander die Lasten zu erleichtern. Lasst uns einander unterstützen. Lasst uns Familien sein, die andere Familien unterstützen. Perfekte Familien gibt es nicht, und das braucht uns nicht zu entmutigen. Ganz im Gegenteil, die Liebe wird erlernt, die Liebe wird gelebt, die Liebe wächst, indem sie entsprechend den Lebensumständen, die jede konkrete Familie durchmacht, erarbeitet wird. Die Liebe keimt auf und entwickelt sich immer zwischen Licht und Schatten. Liebe ist möglich unter konkreten Männern und Frauen, die versuchen, Konflikten nicht das letzte Wort zu überlassen, sondern sie zu einer neuen Gelegenheit zu machen. Zu einer Gelegenheit, um Hilfe zu bitten, einer Gelegenheit, sich zu fragen, worin wir uns bessern müssen, einer Gelegenheit, den Gott-mit-uns zu entdecken, der uns nie verlässt. Dies ist ein großes Erbe, das wir unseren Kindern hinterlassen können, eine sehr gute Lehre: Wir machen Fehler, ja; wir haben Probleme, ja. Aber wir wissen, dass das nicht das Endgültige ist. Wir wissen, dass die Fehler, die Probleme und die Konflikte eine Gelegenheit sind, den anderen näher zu kommen, Gott näher zu kommen. Wir sind an diesem Abend zusammengekommen, um zu beten, um als eine Familie zu beten, um unsere Hausgemeinschaften zum lächelnden Antlitz der Kirche zu machen. Um diesem Gott zu begegnen, der auf keine andere Weise in die Welt kommen wollte, als durch eine Familie. Um dem Gott mit uns zu begegnen, dem Gott, der immer in unserer Mitte ist.
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