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Vatikansprecher: Synodenteilnehmer dürfen ihre Reden publizieren

7. Oktober 2015 in Weltkirche, 1 Lesermeinung
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Bei Pressekonferenz sagte US-Erzbischof Chaput, er hoffe, dass das Synoden-Enddokument anders sein werde als das "zu stark westliche" Arbeitsdokument


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Bei der Weltbischofssynode haben Teilnehmer überraschenderweise ihre Redebeiträge im Internet veröffentlicht. Vatikansprecher P. Federico Lombardi sagte dazu bei der Mittwochs-Pressekonferenz, es sei jedem Synodenteilnehmer freigestellt, wie er mit seinen Redebeiträgen verfahre. Offiziell publiziert werden die Wortmeldungen nicht. Dadurch soll nach dem Willen des Papstes freimütige Äußerungen ermöglicht werden.

Die Bischofssynode über die Familie setzte am Mittwoch ihre Beratungen im Vatikan bis 19 Uhr abends in Kleingruppen fort. Am Vormittag wurden erste Personalentscheidungen bekanntgegeben. Unterdessen äußerten einige Teilnehmer in den Kleingruppen offenbar Kritik am Arbeitspapier (Instrumentum laboris) der Synode. Dieses bildet dem inhaltlichen Leitfaden der Beratungen.

Der Erzbischof von Philadelphia, Charles Chaput, sagte bei der Pressekonferenz, in seiner englischsprachigen Gruppe bestehe die Sorge, dass das Papier zu sehr aus der westlichen Perspektive verfasst sei. Er hoffe, dass das Enddokument anders sein werde.

Chaput zufolge stießen in seiner Gruppe ganz verschiedene Lebensrealitäten aufeinander. In seiner Gruppe seien etliche afrikanische und asiatische Bischöfe, und diese seien auch für eine klarere Sprache. Die Afrikaner bemängelten Chaput zufolge vor allem, das Arbeitspapier spiegle zu sehr die Probleme der Kirche in den westlichen Ländern wider, die sie selbst wenig berührten.

Schon die Vorgängersynode im Oktober 2014 wurde stark von solchen soziokulturellen Unterschieden geprägt. Erzbischof Chaput ist Berichterstatter, (Relator) in seiner Gruppe, die eine der vier englischsprachigen Zirkel ist. Chaput soll Ergebnisse zusammenfassen und vor dem Synodenplenum vortragen.

Der Vorsitzende der Peruanischen Bischofskonferenz, Pineiro Garcia Calderon, sagte beim Pressebriefing allerdings, aus Sicht seiner spanischsprachigen Kleingruppe bilde das Arbeitspapier auch die Situation der Kirche in Lateinamerika ab.


Für den Erzbishof von Lille, Laurent Ulrich, hat die Synode nicht die Aufgabe, in allen Erfordernissen der Kirche mit Blick auf die Familie übereinzustimmen. Entscheidend sei, die unterschiedlichen Sichtweisen und Realitäten des kirchlichen Familienbildes zu "harmonisieren", so der Berichterstatter einer der drei französischen Sprachgruppen bei der Pressekonferenz. Er forderte dazu auf, eine "ermutigende Sprache" zu entwickeln, die den Stellenwert von Ehe und Familie weltweit fördert.

Chaput gab indes zu bedenken, eine solche Sprache, "die in Afrika und Asien zur Klärung katholischer Prinzipien beiträgt und gewünscht wird", könne in Europa und Nordamerika durchaus als offensiv empfunden werden. "Es kommt darauf an, vor wem wir sprechen." Wie auch auf einen Geist der Vielfalt und Einheit unter dem Dach der katholischen Kirche bewahren soll.

In den kommenden zweieinhalb Wochen werden sich die rund 270 Synodenväter sowie etwa 90 Berater und Beobachter in ihren Sprachzirkeln insgesamt fast 40 Stunden mit Fragen zu Ehe und Familie befassen. Am Ende jeder Woche werden sie im Plenum ihre Ergebnisse vorstellen. Die Synode ist aufgeteilt in eine deutsche, zwei spanische, je drei französische und italienische und vier englische Sprachgruppen.

Arbeitspapier wird Punkt für Punkt abgearbeitet

Die rund 350 Teilnehmer der Familiensynode im Vatikan hatten am Mittwochfrüh ihre Debatten in den 13 kleinen Gesprächskreisen gestartet. Punkt für Punkt geht es nun darum, das Arbeitspapier der Synode abzuarbeiten, das aus den Antworten fast aller Bischofskonferenzen auf einen vatikanischen Fragenkatalog entwickelt wurde und das Abschlusspapier der Synode vom vergangenen Herbst umfasst.

Dabei steht zunächst einmal der Austausch der völlig unterschiedlichen Erfahrungen und Probleme von Ehe und Familie im Mittelpunkt, die 270 Synodenväter und rund 90 Berater und Beobachter aus allen Teilen der Weltkirche mitbringen. Eingebrachte Themen sind dabei auch Krieg, Verfolgung, Armut und Migration bis zu hohen Scheidungsraten, Abtreibungszahlen und Bindungsangst.

Geleitet werden die Debatten jeweils von einem gewählten Moderator.

Die am Mittwoch veröffentlichten Wahlergebnisse zeigen ein gemischtes Bild aus konservativen und reformorientierten Kirchenführern. Konservative Kirchenmänner wie die Kurienkardinäle Robert Sarah und George Pell oder der Genueser Angelo Bagnasco sind ebenso darunter wie die progressiven Kardinäle Vincent Gerard Nichols (London) und Oscar Rodriguez Maradiaga (Tegucigalpa). Kardinal Christoph Schönborn, der die Mitteleuropa-Gruppe leiten soll, gilt dabei als Mann der Mitte.

Der Wiener Erzbischof moderiert das Gespräch der deutschen Sprachgruppe. Besonders ihre Ergebnisse in der kontroversen Frage des Kommunionempfangs für wiederverheiratete Geschiedene werden mit Spannung verfolgt. Reformbefürworter, allen voran Kardinal Walter Kasper, treffen in der Debatte auf "Ablehner", die in Glaubenspräfekt Gerhard Ludwig Müller ihren prononciertesten Vertreter haben. Müller ist gleichzeitig Gastgeber der Runde, die im Renaissancebau seiner Behörde neben dem Petersplatz tagt.

Wie beim Pressebriefing erwähnt wurde, habe Papst Franziskus in seiner überraschenden Kurzrede am Dienstag die Synodalen vor einer "konspirativen Hermeneutik" - der Beförderung von Verschwörungstheorien - gewarnt. Erzbischof Chaput sagte dazu: "Es gibt immer Gruppenbildungen bei Synoden. Das sollten die Medien nicht skandalisieren. Die Leute haben Liebe zur Kirche im Herz."

Serbischer Bischof Cilerdzic in Schönborn-Gruppe

Wie Radio Vatikan am Mittwoch berichtet, finde sich in der deutschsprachigen Gruppe auch der deutsche reformierte Theologe Thomas Schirrmacher, Vorsitzender der Theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz (siehe Foto unten), der Wiener serbisch-orthodoxe Bischof Andrej Cilerdzic sowie der litauische Kardinal Audrys Backis. Der deutsche Jesuit Michael Sievernich, den der Papst kurzfristig zur Synode einlud, werde sich - nach seiner Ankunft in Rom - ebenfalls in dieser Sprachgruppe einbringen.

Der einzige aus Deutschland stammende Synodenvater, der sich an einer der englischen Sprachgruppen beteiligt, ist laut Radio Vatikan der benediktinische Abtpräses Jeremias Schröder, da er einen internationalen Orden vertritt. Der Schweizer Bischof Jean-Marie Lovey gehört einer der drei französischen Gruppen an.

Die Arbeit in den 13 "circuli minores", den Sprachgruppen, ist bei dieser Synode wichtig wie bei keiner anderen davor. Die Redezeit im Plenum wurde beschnitten und auf drei wie statt bisher fünf Minuten begrenzt. Das Gros der Arbeit findet in den Sprachgruppen statt. Dort können sich auch die Berater und Experten zu Wort melden, die im Plenum keine Redezeit haben. Über ihre Arbeit informieren alle Sprachgruppen am Ende jeder Woche. Diese Texte werden in den Endbericht der Synode einfließen. Ob der Endbericht veröffentlicht wird, liegt wie im Vorjahr im Ermessen des Papstes.

Die Synode bei der Arbeit


Blick ins Plenum, während Papst Franziskus spricht


Papst Franziskus im Gespräch mit Prof. Thomas Schirrmacher/Evangelische Allianz während einer Sitzungspause. Schirrmacher ist ebenfalls Mitglied im deutschsprachigen Zirkel


Copyright 2015 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten
Foto Bischofssynode 2015 (c) Thomas Schirrmacher


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Lesermeinungen

 Smaragdos 8. Oktober 2015 
 

"Für den Erzbishof von Lille, Laurent Ulrich, hat die Synode nicht die Aufgabe, in allen Erfordernissen der Kirche mit Blick auf die Familie übereinzustimmen."

Soll jetzt jede Bischofskonferenz ihre eigene Familienmoral entwickeln, die die jeweiligen Lebenswirklichkeiten ihrer Gläubigen zur Norm erhebt?


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