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Papst: Die Bischofssynode zeigt die Vitalität der katholischen Kirche

24. Oktober 2015 in Weltkirche, keine Lesermeinung
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Mit einer Schlussansprache wandte sich Papst Franziskus an die Synodenväter – Die Bischofssynode sollte „die Stimmen der Familien und der kirchlichen Hirten hören und hörbar machen“. Von Petra Lorleberg - UPDATE: Text in voller Länge


Vatikan (kath.net/pl) Mit einer Schlussansprache wandte sich Papst Franziskus am Samstagnachmittag an die Synodenväter. Er habe sich gefragt, was diese Bischofssynode zum Thema Familie für die Gesamtkirche bedeute. „Die Bischofssynode versuchte“, erläuterte er, die Familienthemen „im Licht des Evangeliums und der Tradition der Kirche und ihrer zweitausendjährigen Geschichte zu sehen und die hoffnungsvolle Freude zu bringen, ohne einfach in leichte Wiederholung dessen zu verfallen, was offenkundig ist oder was bereits gesagt worden ist“. Dabei sei es nicht darum gegangen, „erschöpfende Lösungen für alle Schwierigkeiten und Unsicherheiten zu finden, welche die Familie herausfordern und bedrohen, sondern vielmehr darum, diese Schwierigkeiten und Unsicherheiten im Licht des Glaubens zu sehen, sie sorgfältig zu studieren und ihnen furchtlos entgegenzutreten, ohne den Kopf in den Sand zu stecken. Es ging darum, jeden zu bitten, die Wichtigkeit der Institution der Familie und der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau, basierend auf Einheit und Unauflöslichkeit, anzuerkennen und sie als fundamentale Basis der Gesellschaft und des menschlichen Lebens anzuerkennen.“ Auch sei es darum gegangen, „die Stimmen der Familien und der kirchlichen Hirten zu hören und hörbar zu machen, die nach Rom gekommen sind und auf ihren Schultern die Lasten und die Hoffnungen, den Reichtum und die Herausforderungen von Familien aus der ganzen Welt tragen“. Auch um die „Vitalität der Kirche“ sei es gegangen. (Sämtliche Zitate dieser Zusammenfassung in einer vorläufigen Übersetzung durch kath.net - Offizielle Übersetzung als Update unten angefügt).

Dabei habe man, „durch den Reichtum unserer Unterschiedlichkeit“, durchaus auch erlebt, dass das, was – jenseits der klar definierten dogmatischen Fragen – für den einen Bischof eines Kontinentes normal erscheint, auf den Bischof eines anderen Kontinentes fremd und „fast skandalös“ wirkt.

„Ohne in die Gefahr des Relativismus zu verfallen und ohne einander zu dämonisieren, haben wir versucht, die Güte und Barmherzigkeit Gottes ganz und mutig anzunehmen, der jedes Verstehen übersteigt und der sich danach sehnt, dass „alle gerettet werden“.

„Die Synodenerfahrung hat uns besser verstehen lassen, dass die wahren Verteidiger der kirchlichen Lehre nicht jene sind, die den Buchstaben, sondern jene, die den Geist hochhalten; nicht Ideen, sondern Menschen; nicht Vorschriften, sondern Gottes kostenlose Liebe und Vergebung.“ Dies bedeute nicht, den Wert von Vorschriften, Gesetzen und göttlichen Geboten abzuschwächen. Es gehe darum, die Versuchung des älteren Bruders zu überwinden (Lk 15,25-32, Gleichnis vom verlorenen Sohn) und der neidischen Tagelöhner (Mt 20,1-16). Die Gesetze und Gebote würden umso mehr aufrecht erhalten, sie seien für den Menschen gemacht und nicht umgekehrt (Mk 2,27).

Papst Franziskus zitiert dann die Päpste Paul VI., Johannes Paul II. und Benedikt XVI. Die Diskussion der Synode sei eine bereichernde Zeit gewesen, „viele von uns haben das Wirken des Heiligen Geistes gespürt“, der die Synode in Wahrheit geleitet habe. „Für uns alle hat das Wort ‚Familie‘ einen neuen Klang bekommen“.

kath.net dokumentiert die Ansprache des Heiligen Vaters zum Abschluss der XIV. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode (24. Oktober 2015) in voller Länge in der offiziellen Vatikanübersetzung:

Synodenhalle
Samstag, 24. Oktober 2015

Meine Herren Patriarchen, Kardinäle und Bischöfe,
liebe Brüder und Schwestern,

zuallererst möchte ich dem Herrn danken, der unseren synodalen Weg in diesen Jahren geleitet hat durch den Heiligen Geist, der der Kirche niemals seine Unterstützung versagt.

Ich danke wirklich von Herzen dem Generalsekretär der Synode Kardinal Lorenzo Baldisseri, dem Untersekretär Bischof Fabio Fabene, und mit ihnen danke ich dem Relator Kardinal Peter Erdö sowie dem Spezialsekretär Bischof Bruno Forte, den delegierten Präsidenten, den Sekretären, den Konsultoren, den Übersetzern, den Sängern und allen, die unermüdlich und mit ganzer Hingabe an die Kirche gearbeitet haben: Herzlichen Dank! Und ich möchte auch der Kommission danken, die das Schlussdokument verfasst hat: Einige haben die Nacht durchgearbeitet.

Ich danke euch allen, liebe Synodenväter, brüderliche Delegierte, Auditoren, Assessoren, Pfarrer und Familien, für eure aktive und fruchtbare Beteiligung.

Ich danke auch den „Ungenannten“ und all denen, die mit ihrem Einsatz im Stillen großherzig zu den Arbeiten dieser Synode beigetragen haben.

Ihr alle könnt meines Gebetes sicher sein, dass der Herr euch mit dem Überfluss seiner Gnadengaben belohnen möge!

Während ich die Arbeiten der Synode verfolgte, habe ich mich gefragt: Was bedeutet es für die Kirche, diese der Familie gewidmete Synode abzuschließen?

Selbstverständlich bedeutet es nicht, dass alle mit der Familie zusammenhängenden Themen zum Abschluss gebracht worden sind, sondern vielmehr, dass versucht wurde, sie mit dem Licht des Evangeliums, der Überlieferung und der zweitausendjährigen Geschichte der Kirche zu erhellen und sie mit der Freude der Hoffnung zu durchfluten, ohne in die simple Wiederholung dessen zu verfallen, was nicht zur Diskussion steht oder bereits gesagt worden ist.

Sicher bedeutet es nicht, erschöpfende Lösungen für alle Schwierigkeiten und Zweifel gefunden zu haben, welche die Familie herausfordern und bedrohen, sondern diese Schwierigkeiten und Zweifel ins Licht des Glaubens gestellt, sie aufmerksam geprüft und furchtlos in Angriff genommen zu haben, ohne den Kopf in den Sand zu stecken.


Es bedeutet, alle angeregt zu haben, die Bedeutung der Institution der Familie und der auf Einheit und Unauflöslichkeit gegründeten Ehe zwischen einem Mann und einer Frau zu verstehen und sie als grundlegende Basis der Gesellschaft und des menschlichen Lebens zu würdigen.

Es bedeutet, die Stimmen der Familien und der Hirten der Kirche, die nach Rom gekommen waren und auf ihren Schultern die Lasten und Hoffnungen, den Reichtum und die Herausforderungen der Familien aus aller Welt trugen, gehört und zu Gehör gebracht zu haben.

Es bedeutet, die Lebendigkeit der katholischen Kirche bewiesen zu haben, die keine Angst hat, die betäubten Gewissen aufzurütteln oder sich die Hände schmutzig zu machen, indem sie lebhaft und freimütig über die Familie diskutiert.

Es bedeutet versucht zu haben, die Wirklichkeit, besser noch: die Wirklichkeiten von heute mit den Augen Gottes zu sehen und zu deuten, um in einem historischen Moment der Entmutigung und der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und moralischen Krise, in dem das Negative vorherrscht, die Herzen der Menschen zu entzünden und mit der Flamme des Glaubens zu erleuchten.

Es bedeutet, allen bezeugt zu haben, dass das Evangelium für die Kirche eine lebendige Quelle ewiger Neuheit bleibt – ein Zeugnis gegen die, welche es „indoktrinieren“ und zu toten Steinen machen wollen, mit denen man die anderen bewerfen kann.

Es bedeutet auch, die verschlossenen Herzen entblößt zu haben, die sich oft sogar hinter den Lehren der Kirche oder hinter den guten Absichten verstecken, um sich auf den Stuhl des Mose zu setzen und – manchmal von oben herab und mit Oberflächlichkeit – über die schwierigen Fälle und die verletzten Familien zu richten.

Es bedeutet bekräftigt zu haben, dass die Kirche eine Kirche der „Armen vor Gott“ und der Sünder auf der Suche nach Vergebung ist und nicht nur eine der Gerechten und der Heiligen – ja, eine Kirche der Gerechten und der Heiligen, wenn diese sich als Arme und als Sünder fühlen.

Es bedeutet versucht zu haben, die Horizonte zu lichten, um jede konspirative Hermeneutik oder Verschlossenheit der Perspektiven zu überwinden, um die Freiheit der Kinder Gottes zu verteidigen und zu verbreiten, um die Schönheit der christlichen Neuheit zu übermitteln, die manchmal vom Rost einer archaischen oder einfach unverständlichen Sprache überdeckt ist.

Auf dem Weg dieser Synode haben die verschiedenen Meinungen, die frei – und leider manchmal mit nicht gänzlich wohlwollenden Methoden – ausgedrückt wurden, zweifellos den Dialog bereichert und belebt und so ein lebendiges Bild einer Kirche dargeboten, die keine „vorgefassten Formulare“ verwendet, sondern aus der unversiegbaren Quelle ihres Glaubens lebendiges Wasser schöpft, um den Durst der vertrockneten Herzen zu stillen[1].

Und – jenseits der vom Lehramt der Kirche genau definierten dogmatischen Fragen – haben wir auch gesehen, dass das, was einem Bischof eines Kontinentes als normal erscheint, sich für den Bischof eines anderen Kontinents als seltsam, beinahe wie ein Skandal herausstellen kann – beinahe! –; was in einer Gesellschaft als Verletzung eines Rechtes angesehen wird, kann in einer anderen eine selbstverständliche und unantastbare Vorschrift sein; was für einige Gewissensfreiheit ist, kann für andere nur Verwirrung bedeuten. Tatsächlich sind die Kulturen untereinander sehr verschieden, und jeder allgemeine Grundsatz – wie ich sagte: die vom Lehramt der Kirche genau definierten dogmatischen Fragen – jeder allgemeine Grundsatz muss inkulturiert werden, wenn er beachtet und angewendet werden soll.[2] Die Synode von 1985, die den zwanzigsten Jahrestag des Abschlusses des Zweiten Vatikanischen Konzils feierte, hat die Inkulturation beschrieben als die »innere Umformung der authentischen Kulturwerte durch Einbindung in das Christentum und zugleich die Einwurzelung des Christentums in die verschiedenen menschlichen Kulturen«[3]. Die Inkulturation schwächt nicht die echten Werte, sondern zeigt deren wahre Kraft und ihre Authentizität, denn sie passen sich an, ohne sich zu verwandeln, ja, sie bewirken gewaltlos und stufenweise eine Umformung der verschiedenen Kulturen.[4]

Wir haben gesehen – auch durch den Reichtum unserer Verschiedenheiten –, dass die Herausforderung, die wir vor uns haben, immer dieselbe ist: das Evangelium dem Menschen von heute zu verkünden und dabei die Familie vor all den ideologischen und individualistischen Angriffen zu schützen.

Und ohne je der Gefahr des Relativismus zu erliegen oder auch jener, die anderen zu verteufeln, haben wir versucht, uns vollkommen und mutig der Güte und der Barmherzigkeit Gottes anzuschließen, die unsere menschlichen Kalküle übersteigt und nichts anderes will, als »DASS ALLE MENSCHEN GERETTET WERDEN« (1 Tim, 2,4). So wollten wir diese Synode in den Zusammenhang des Außerordentlichen Jubiläumsjahres der Barmherzigkeit einfügen, das die Kirche zu leben berufen ist, und diesen Zusammenhang lebendig erfahren.

Liebe Mitbrüder,

die Erfahrung der Synode hat uns auch besser begreifen lassen, dass die wahren Verteidiger der Lehre nicht jene sind, die den Buchstaben verteidigen, sondern die, welche den Geist verteidigen; die nicht die Ideen, sondern den Menschen verteidigen; nicht die Formeln, sondern die Unentgeltlichkeit der Liebe Gottes und seiner Vergebung. Das bedeutet keineswegs, die Bedeutung der Formeln – sie sind notwendig! – , der Gesetze und der göttlichen Gebote zu schmälern, sondern die Größe des wahren Gottes zu preisen, der an uns nicht nach unseren Verdiensten und auch nicht nach unseren Werken, sondern einzig nach dem unbegrenzten Großmut seiner Barmherzigkeit handelt (vgl. Röm 3,21-30; Ps 130; Lk 11,37-54). Es bedeutet, die ständigen Versuchungen des älteren Bruders (vgl. Lk 15,25-32) oder der eifersüchtigen Arbeiter (vgl. Mt 20,1-16) zu überwinden. Ja, es bedeutet, die Gesetze und die Gebote, die für den Menschen geschaffen sind und nicht umgekehrt (vgl. Mk 2,27), noch mehr zur Geltung zu bringen.

In diesem Sinn bekommen die gebührende Reue, die Werke und die menschlichen Anstrengungen eine tiefere Bedeutung, nicht als Entgelt für das ohnehin nicht käufliche Heil, das Christus uns am Kreuz unentgeltlich erwirkt hat, sondern als Antwort an den, der uns zuerst geliebt und uns um den Preis seines unschuldigen Blutes gerettet hat, als wir noch Sünder waren (vgl. Röm 5,6).

Die erste Pflicht der Kirche ist nicht die, Verurteilungen und Bannflüche auszuteilen, sondern jene, die Barmherzigkeit Gottes zu verkünden, zur Umkehr aufzurufen und alle Menschen zum Heil des Herrn zu führen (vgl. Joh 12,44-50).

Der selige Paul VI. hat dafür wunderbare Worten gefunden: »Wir können also denken, dass jede unsere Sünde oder Flucht vor Gott in ihm eine Flamme noch intensiverer Liebe entzündet, einen Wunsch, uns zurückzugewinnen und uns wieder in seinen Heilsplan einzufügen […] Gott offenbart sich in Christus als unendlich gut […] Gott ist gut. Und nicht nur in sich selbst; Gott – sagen wir es unter Tränen – ist gut für uns. Er liebt und sucht uns, er denkt an uns, kennt und inspiriert uns, und er erwartet uns: Er wird – wenn man das so sagen kann – glücklich sein an dem Tag, an dem wir umkehren und sagen: Herr, in deiner Güte verzeih mir! So wird also unsere Reue zur Freude Gottes.«[5]

Auch der heilige Johannes Paul II. bekräftigte: »Die Kirche lebt ein authentisches Leben, wenn sie das Erbarmen bekennt und verkündet […] und wenn sie die Menschen zu den Quellen des Erbarmens des Heilandes führt, welche sie hütet und aus denen sie austeilt.«[6]

Und auch Papst Benedikt XVI. sagte: »Die Barmherzigkeit ist in Wirklichkeit der Wesenskern der Botschaft des Evangeliums, sie ist der Name Gottes selbst […] Alles, was die Kirche sagt und vollbringt, zeigt die Barmherzigkeit, die Gott dem Menschen entgegenbringt und somit jedem von uns. Wenn die Kirche die Aufmerksamkeit auf eine verkannte Wahrheit oder ein verratenes Gut lenkt, so tut sie dies stets beseelt von der barmherzigen Liebe, damit die Menschen das Leben haben und es in Fülle haben (vgl. Joh 10,10)«.[7]

In diesem Licht und dank dieser Gnadenzeit, welche die Kirche erlebt hat, als sie über die Familie sprach und diskutierte, fühlen wir uns wechselseitig bereichert. Und viele von uns haben das Wirken des Heiligen Geistes erlebt; er ist der eigentliche Protagonist und Urheber der Synode. Für uns alle klingt das Wort „Familie“ nicht mehr wie vor der Synode, so dass wir in ihm bereits die Zusammenfassung ihrer Berufung und die Bedeutung des ganzen synodalen Weges mithören.[8]

In der Tat, die Synode abzuschließen, bedeutet für die Kirche, wieder wirklich „gemeinsam voranzugehen“, um in alle Teile der Welt, in jede Diözese, in jede Gemeinschaft und in jede Situation das Licht des Evangeliums, die Umarmung der Kirche und die Unterstützung durch die Barmherzigkeit Gottes zu bringen!

Danke!

[1] Vgl. Brief an den Großkanzler der „Pontificia Universidad Católica Argentina“ zum hundertjährigen Jubiläum der theologischen Fakultät, 3. März 2015.

[2] Vgl. Päpstliche Bibelkommission, Fede e cultura alla luce della bibbia. Atti della Sessione plenaria 1979 della Pontificia Commissione Biblica, Turin 1981; Zweites Vatikanisches Konzil, Dogm. Konst. Gaudium et spes, 44.

[3] Schlussdokument (7. Dezember 1085) in: Schlussdokument der Außerordentlichen Bischofssynode 1985 und die Botschaft an die Christen in der Welt, hg. vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 68), Bonn 1985, Abschn. D, Kap. 7

[4] »Aufgrund ihres pastoralen Auftrags muss die Kirche immer aufmerksam auf die geschichtlichen Veränderungen und auf die Entwicklung der Mentalitäten bleiben. Selbstverständlich nicht, um sich ihnen zu unterwerfen, sondern um die Hindernisse zu überwinden, die sich der Annahme ihrer Empfehlungen und ihrer Weisungen entgegenstellen können« (Interview mit Kardinal Georges Cottier in: La Civiltà Cattolica, 3963-3964 [8. August 2015], S. 272).

[5] Homilie (23. Juni 1968): Insegnamenti VI (1968), 1177-1178.

[6] Enzyklika Dives in Misericordia, 13. Er sagte auch: »Im Ostergeheimnis […] erscheint uns Gott als der, der er ist: ein Vater mit zärtlichem Herzen, der angesichts der Undankbarkeit seiner Kinder nicht aufgibt und immer bereit ist zu verzeihen.« (Regina Caeli, [23. April 1995]: L’Osservatore Romano [dt.], 25. Jg., Nr. 17, S. 3; Insegnamenti XVIII, 1 [1995], 1035). Und den Widerstand gegen die Barmherzigkeit beschrieb er so: »Die Mentalität von heute scheint sich vielleicht mehr als die der Vergangenheit gegen einen Gott des Erbarmens zu sträuben und neigt dazu, schon die Idee des Erbarmens aus dem Leben und aus den Herzen zu verdrängen. Das Wort und der Begriff »Erbarmen« scheinen den Menschen zu befremden« (Enzyklika Dives in misericordia [30. November 1980], 2).

[7] Regina Caeli [30 März 2008]: L’Osservatore Romano [dt.], 38. Jg., Nr. 14, S. 1; Insegnamenti IV, 1 (2008), 489-490; und als er von der Macht der Barmherzigkeit spricht, sagt er: »Sie ist es, die dem Bösen eine Schranke setzt. In ihr drückt sich das ganz eigene Wesen Gottes aus – seine Heiligkeit, die Macht der Wahrheit und der Liebe« (Homilie am Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit [15. April 2007]: L’Osservatore Romano [dt.], 37. Jg., Nr. 6, S. 2; Insegnamenti III, 1 [2007], 667).

[8] Eine akrostichische Analyse des Wortes „FAMIGLIA – Familie“ hilft uns, die Sendung der Kirche in ihren Aufgaben gegenüber der Familie zusammenzufassen (ein Buchstabenspiel, das leider in der Übersetzung nicht wiederzugeben ist [Anm. d. Übers.]). Formare – erziehen: die neuen Generationen dazu erziehen, die Liebe ernsthaft zu leben, nicht als einen individualistischen Anspruch, der sich nur auf das Vergnügen und auf die „Wegwerfmentalität“ gründet, sondern wieder an die echte, fruchtbare und dauerhafte Liebe zu glauben als den einzigen Weg, um aus sich herauszugehen, um sich dem anderen zu öffnen, um sich aus der Einsamkeit zu befreien; um den Willen Gottes zu leben; um sich voll zu verwirklichen; um zu begreifen, dass die Ehe der »Bereich [ist], in dem sich die göttliche Liebe offenbart; um die Heiligkeit des Lebens, eines jeden Lebens zu verteidigen; um die Einheit und die Unauflöslichkeit des ehelichen Bandes zu verteidigen als ein Zeichen der Gnade Gottes und der Fähigkeit des Menschen, ernsthaft zu lieben« (Homilie in der Messe zur Eröffnung der Synode [4. Oktober 2015]: L’Osservatore Romano [dt.] 45. Jg., Nr. 41, S. 3) und um die Ehe-Vorbereitungskurse zu nutzen als Gelegenheit, den christlichen Sinn des Ehesakramentes zu vertiefen. Andare – gehen: auf die anderen zugehen, denn eine in sich verschlossene Kirche ist eine tote Kirche; eine Kirche, die nicht aus der eigenen Umzäunung herausgeht, um alle zu suchen, aufzunehmen und zu Christus zu führen, ist eine Kirche, die ihre Sendung und ihre Berufung Lügen straft. Manifestare – kundtun: die Barmherzigkeit Gottes kundtun und sie verbreiten unter den notleidenden Familien, den verlassenen Menschen, den vernachlässigten Alten, den durch die Trennung der Eltern verletzten Kindern; unter den armen Familien, die ums Überleben kämpfen; unter den Sündern, die an unsere Türen klopfen, und unter den Fernstehenden; unter den Menschen mit Behinderungen und unter allen, die sich an Leib und Seele verletzt fühlen; unter den Paaren, die von Schmerz, Krankheit, Tod oder Verfolgung gequält sind. Illuminare – erleuchten: die Gewissen erleuchten, die oft von schädlichen und unterschwelligen Dynamiken eingekreist sind und die sogar versuchen, den Platz des Schöpfergottes einzunehmen – diese Dynamiken müssen enttarnt und bekämpft werden unter vollkommener Achtung der Würde jedes Menschen. Guadagnare – gewinnen: in Demut das Vertrauen in die Kirche, das aufgrund des Verhaltens und der Sünden ihrer eigenen Kinder ernstlich geschwunden ist, zurückgewinnen und wieder aufbauen; leider haben das negative Zeugnis und die Skandale, die von einigen Klerikern innerhalb der Kirche verübt wurden, ihre Glaubwürdigkeit verletzt und den Glanz ihrer Heilsbotschaft verdunkelt. Lavorare – arbeiten: intensiv arbeiten, um die gesunden Familien, die treuen Familien, die kinderreichen Familien, die ungeachtet der täglichen Mühen weiter ein bedeutendes Zeugnis der Treue zu den Lehren der Kirche und den Geboten des Herrn geben, zu unterstützen und zu ermutigen. Ideare – ersinnen: eine neue Familienpastoral ersinnen, die auf dem Evangelium beruht und die kulturellen Unterschiede respektiert; eine Pastoral, die fähig ist, die Frohe Botschaft in anziehender, froher Sprache zu vermitteln und den Herzen der jungen Menschen die Angst zu nehmen, endgültige Verpflichtungen einzugehen; eine Pastoral, die den Kindern eine besondere Aufmerksamkeit widmet, die die eigentlichen Opfer der familiären Risse sind; eine innovative Pastoral, die eine angemessene Vorbereitung auf das Ehesakrament durchführt und die bestehende Praxis einstellt, die sich oft mehr um den äußeren Anschein und die Formalitäten kümmert, als um eine Erziehung zu einer Verpflichtung, die das ganze Leben lang dauert. Amare – lieben: bedingungslos alle Familien lieben und besonders jene, die eine schwierige Zeit durchmachen – keine Familie darf sich allein oder von der Liebe bzw. von der Umarmung der Kirche ausgeschlossen fühlen; der wirkliche Skandal besteht in der Angst zu lieben und diese Liebe konkret zu zeigen.

Foto des Papstes während seiner Schlussrede zur Bischofssynode


Die Synodenväter klatschen nach 6 Stunden Verlesung und Abstimmung des Schlussdokumentes


Foto (c) Thomas Schirrmacher


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