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Ist ja nur Internet! - Das Bistum Münster, Facebook und der Nikolaus

8. Dezember 2015 in Kommentar, 7 Lesermeinungen
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Allmählich habe ich wirklich die Faxen dicke. Wenn die Social-Media-Präsenz eines katholischen Bistums oder einer kirchlichen Einrichtung nicht für die Glaubensverkündigung genutzt wird, dann gehört sie abgeschafft. Gastkommentar von Dr. Tobias Klein


Münster (kath.net/Blog ‚Huhn meets Ei‘) Nach der letzten größeren Auseinandersetzung um die zwischen Substanzlosigkeit, Kitsch und Esoterik changierenden Morgenimpulse auf der Facebook-Seite des Bistums Münster konnte man sich für kurze Zeit der Hoffnung hingeben, das Social-Media-Team des Bistums habe sich die Kritik zu Herzen genommen und zeige Willen zur Besserung. Auf der Seite erschienen tatsächlich, sogar an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen, explizit christliche Inhalte - Gebete, geistliche Hymnen, Bibelzitate, Worte von Heiligen. Aber wie es scheint, war das nur so 'ne Phase - bald war man wieder auf dem Niveau von Blumenbildern und Susanne-Niemeyer-Gedichten angekommen. Gestern dann, am 5. Dezember, gab es einen Morgenimpuls mit einem Zitat des heiligen Kirchenvaters Laotse. Äh nein, Moment. Laotse - der Name bedeutet "alter Meister" - war der Überlieferung zufolge ein chinesischer Philosoph des 6. Jhs. v. Chr. und Begründer des Taoismus; seit dem 2. Jh. wird er als Gott verehrt. Aber na ja. Christentum, Taoismus... kann man ja mal verwechseln.

Am Abend beglückte die Seite ihre Abonnenten dann mit einem Foto von einem Stiefel - und dazu gab's den Text: "Die Vorbereitung ist abgeschlossen! Der Stiefel steht draußen, der Nikolaus kann kommen!" - Na gut, nichts gegen Brauchtum. Schön wär's nun natürlich gewesen, wenn man in der Münsteraner Social-Media-Abteilung den Gedenktag eines der populärsten Heiligen der Kirchengeschichte zum Anlass genommen hätte, den Lesern ein paar Hintergründe zur Vita dieser faszinierenden Gestalt nahe zu bringen. Vorlagen dafür könnte man im Netz zur Genüge finden. Dabei hätte man ganz zwanglos auf die Christenverfolgungen unter Diokletian, auf die "Konstantinische Wende", das 1. Konzil von Nicäa und die Auseinandersetzung mit dem Arianismus eingehen können. Na ja: hätte man. Wenn man denn gewollt hätte.


Stattdessen verlinkte die Seite ein von der Diözese Rottenburg-Stuttgart auf YouTube veröffentlichtes Video mit dem Titel "Wieviel Nikolaus steckt in dir?" und kommentierte dies mit den Worten:

"Der heilige Nikolaus ist dafür bekannt, dass er sich für die Menschen einsetzte, besonders für Kinder. Wir können das heute auch tun. Je mehr wir uns heute um unsere Mitmenschen kümmern, desto mehr Nikolaus steckt in uns. Versuchen wir es doch einmal!"

In dem Video sieht man einen jungen Mann bei einer Reihe alltäglicher Verrichtungen; und jedesmal, wenn er sich bewusst dazu entscheidet, Anderen etwas Gutes zu tun, verwandelt er sich ein bisschen mehr in den Heiligen Nikolaus. Mit anderen Worten, der geneigte Zuschauer sieht dem Protagonisten des Kurzfilms dabei zu, wie er durch gute Werke zum Heiligen wird. Äh, was war das noch gleich? Ach ja: Pelagianismus. (Nicht wenig bezeichnend erscheint es übrigens, worin in diesem Filmchen der erste Schritt zur Heiligkeit besteht: im Kauf von Bananen mit Fair-Trade-Siegel nämlich.)

Das blieb allerdings nicht der einzige Beitrag der Bistumsseite zum Thema "Nikolaus": Etwa drei Stunden später erschien dort ein weiteres Video; und dieses zeigte – eine Anleitung, wie man "das Haus vom Nikolaus" zeichnet!

Wer nun meinte, blöder könne es nicht mehr kommen, sah sich alsbald eines Besseren (oder Schlimmeren) belehrt: Weitere drei Stunden später teilte die Bistumsseite - mit dem einleitenden Hinweis "Psst, wir verraten euch ein bislang streng gehütetes Geheimnis. Aber nicht weitersagen!!" - einen Beitrag der Seite "Twitterperlen":

"Das Wort Advent steckt in Fahrradventile. Dieses Geheimnis hat die Kirche lange gehütet. Warum auch immer."

Dieser ursprünglich am 28. November auf Twitter gepostete Spruch ist mir in den letzten Tagen schon öfter im Internet begegnet, was auch kein besonders großes Wunder ist, da der Tweet bislang stolze 468mal "retweetet" wurde. Es spricht auch nicht unbedingt etwas dagegen, ihn lustig zu finden. Aber auf der offiziellen Facebook-Präsenz eines Bistums finde ich ihn dann doch etwas deplatziert. Oder, sagen wir so: Ein kleines Spässken ab und an würde ich den Münsteraner Social-Media-Mitarbeitern schon gönnen. Wenn sie denn wenigstens dazwischen mal etwas Gehaltvolleres brächten. Liegt ihnen aber anscheinend nicht.

Erst kürzlich sprach Papst Franziskus den deutschen Bischöfen gegenüber von einer dramatischen "Erosion des katholischen Glaubens" in Deutschland. Zahlreiche Geistliche und Laien, die in den Pfarrgemeinden z.B. im Bereich der Katechese tätig sind, werden diesen Befund bestätigen können: Selbst bei vielen durchaus aktiven Kirchenmitgliedern ist es um eine grundlegende Kenntnis christlicher Glaubensinhalte bzw. der Lehre der Kirche beklagenswert schlecht bestellt. Es besteht ein erheblicher Bedarf an Neuevangelisierung. Man sollte denken, die finanziell zumeist gut ausgestatteten deutschen Bistümer müssten durchaus über die Mittel verfügen, diesbezüglich etwas zu unternehmen. Und eigentlich wären doch gerade die Sozialen Medien ein geeignetes Vehikel, um die Leute, wie es immer heißt, "da abzuholen, wo sie stehen". Aber anstatt auch nur zu versuchen, das missionarische Potential von Facebook oder auch Twitter auszuloten, nutzt man in Münster (und nicht nur dort) diese Netzwerke offenbar lediglich als Spielwiese. Ist ja nur Internet, scheint man zu denken. – Man stelle sich nur einmal vor, jemand, der wenig bis gar nichts über den christlichen Glauben weiß, würde versuchen, sich auf der FB-Seite des Bistum Münster darüber zu informieren. Was würde der wohl denken? Ich habe nicht den Eindruck, dass das Team, das die Seite gestaltet, sich diese Frage schon mal gestellt hat.

Allmählich vergeht mir da wirklich jeglicher Humor. Wenn die Social-Media-Präsenz eines katholischen Bistums - oder irgendeiner kirchlichen Einrichtung - nicht für die Glaubensverkündigung genutzt wird, dann gehört sie abgeschafft.

Zur Dokumentation: Das Bistum Münster gratuliert auf Facebook einem Gewinner von ´Wer wird Millionär´



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Lesermeinungen

 CkH 10. Dezember 2015 
 

@veritasvincit

Es handelt sich um einen Kommentar und wie wir von Qualitätsjournalisten von BR, SZ, Spiegel etc wissen, ist in einem Kommentar alles erlaubt - außer vieleicht Multikulti und den Islam in Frage zu stellen. Also verfängt ein Faktencheck nicht.
Diese Stelle des Kommentars ist eine zugespitze bewusste Auslegung - fast schon ins Zynische gehend - um darzustellen, welche Personen auf einer FB-Bistums-Seite dargestellt werden. Und welche eben nicht. Und wenn das der einzige Punkt ist, der Sie in diesem Kommentar aufreget - dann stellt sich mir die Frage, für wen Sie in welcher Abteilung arbeiten...


0
 
  9. Dezember 2015 
 

Falschinformation!

Auf der Seite des angegebenen Links wird Laotse nicht als Kirchenvater bezeichnet. Es ist einfach ein vorchristlicher Weiser. Mit solchen Falschinformationen die Mitarbeiter des Bistums schlecht zu machen, geht nicht an!


1
 
 Konrad Georg 9. Dezember 2015 
 

Es muß 1988 gewesen sein

Ein Mitarbeiter des Augsburger Ordinariates hatte die "Ankündigung des Papstbesuches" auf der Innenseite seiner Haustür veröffentlicht.


0
 
  9. Dezember 2015 
 

M.Schn-Fl

ich muss ergänzen, die Internetseiten zeigen, dass 99% der kirchlichen Mitarbeiter mit dem Christentum nichts mehr am Hut haben. Ich habe Angst vor der Antwort auf die Frage, wieviele deutsche Bischöfe haben mit dem Christentum nichts mehr am Hut?


4
 
 wandersmann 8. Dezember 2015 
 

Ich habe mich darüber beschwert,

insbesondere über kirchensite.de

Der Bischof scheint auch wohl nicht mit allen Inhalten einverstanden zu sein, kann aber wohl nichts machen.

Ich schaue mir die Seiten gar nicht mehr an.

Es wäre der Evangelisation sehr dienlich, wenn man diese Seiten ganz abschaffen würde.

Von mir aus kann man ja den Mitarbeitern weiterhin das volle Gehalt bezahlen. Besser die tun gar nichts als ihre irreführenden, seichten Privatvorstellungen vom katholischen Glauben zu verbreiten.

Womöglich denken die noch, dass ihr Gehalt durch ihre "Leistung" gerechtfertigt wäre. Dann ist es besser - wie gesagt - ihnen das Gehalt einfach so zu überweisen.


4
 
 M.Schn-Fl 8. Dezember 2015 
 

Auch wenn es penetrant erscheint

und es manche schon nicht mehr hören können: 70 % der kirchlichen Mitarbeiter haben mit Christentum nichts mehr am Hut.
Das stammt nicht von mir sondern von einem Ordinariatsdirektor einer der großen deutschen Diözesen.


9
 
 tünnes 8. Dezember 2015 
 

5 tägige Schweigeexerzitien

Sorry, das mit den 5 Tagen Schweigen betrifft die Foyer de Charité ...


2
 

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