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Wird der Menschensohn, wenn er kommt, noch Glauben vorfinden?

21. März 2016 in Kommentar, 17 Lesermeinungen
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Viele, die zu glauben behaupten, und zwar auch innerhalb unserer Kirche bis hinein ins höhere Kader, glauben nicht mehr oder sind sich zumindest nicht mehr bewusst, dass dieser Gott auch tatsächlich Gott ist. Gastkommentar von Stefan Fleischer


Grenchen (kath.net) Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde (noch) Glauben vorfinden? (Lk 18,8)

Immer wieder tauchen in den Medien Meldungen auf, wie viele Prozente der Bevölkerung eines Landes noch an Gott, bzw. an ein höheres Wesen, eine höhere Macht glauben. Da frage ich mich dann immer, was denn eine solche Statistik überhaupt aussagt. Mir wird nämlich je länger je mehr bewusst, dass viele von jenen, die zu glauben behaupten, und zwar auch innerhalb unserer Kirche bis hinein ins höhere Kader, nicht mehr glauben, oder sich zumindest nicht mehr wirklich bewusst sind, dass dieser Gott auch tatsächlich Gott ist. Er ist für sie zu etwas geworden, das sie zur Befriedigung ihrer persönlichen religiösen und/oder spirituellen Bedürfnisse brauchen, mehr nicht. Dass es sich dabei um einen personalen, in der Geschichte handelnden Gott, den Schöpfer und Herrn des Universums, also auch des Menschen, also auch ihrer selbst, handelt, diesen Gedanken verdrängen sie, wenn sie ihn nicht bereits ganz leugnen. Das „dispensiert“ von der Frage, ob dieser Gott wirklich einfach nur für uns da ist, oder ob er nicht doch unter Umständen etwas von uns erwartet und was. So aber wird dieser Gott zu so etwas wie ein Psychopharmakon, zu Opium für das Volk, wie die Kommunisten es einst ausdrückten.


Diese Haltung ist eine Folge jener modernen Verkündigung, die fast nur noch von der Liebe Gottes zu uns spricht. Das aber ist fast noch einseitiger als „im finsteren Mittelalters“ jene Verkündigung, die sich oft - ebenfalls einseitig - fast nur mit der Größe und Gerechtigkeit Gottes beschäftigte. Beides ist gleichermaßen falsch. In meiner Jugend gab es da noch den Begriff; „Der liebe Gott“. Für uns Kinder damals, und für mich persönlich auch heute noch, drückt er genau dieses „sowohl als auch“ aus, welches die Katholizität unseres allumfassenden Glaubens ausmacht. Dieser wiederum erlaubt es mir eine ganz persönliche Beziehung zu einem real existierenden, personalen Gott zu pflegen.

Was unsere Kirche heute braucht, ist ein neuer Aufbruch, einen neuen Aufbruch zu Gott, zu einer neuen, tiefen Gottesbeziehung, zu einer Rückbesinnung auf das erste und wichtigste Gebot: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft.“

Ich glaube, das ist jene Neuevangelisierung, von der alle Päpste der letzten Zeit gesprochen haben; wieder Gott, den ganzen, wahren Gott zu verkünden, ihn ins Zentrum zu stellen und die Gläubigen anzuleiten, eine bewusste Beziehung zu ihm zu pflegen.

Voraussetzung dafür ist allerdings, dass zuerst wir selber wieder wahrhaft glauben, dass wir uns selber um eine solche Beziehung bemühen, und nicht einfach nur unser persönliches religiöses Bedürfnis zu befriedigen suchen.

kath.net-Buchtipp:
Gottesbeziehung heute
Gedanken und Erfahrungen
Von Stefan Fleischer
Taschenbuch, 184 Seiten
2015 BoD
ISBN 978-3-7392-0045-3
Preis 15.50 EUR

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Lesermeinungen

 Stefan Fleischer 25. März 2016 

@ kathlog

Für mich ist es ein gewaltiger Unterschied, ob jemand seine Sünden bereut und sich bemüht davon loszukommen, oder ob er für sich ein Recht beansprucht die Umkehr zu verweigern und weiterhin in einem sündhaften Zustand zu verharren.


2
 
 kathlog 25. März 2016 
 

und das ist genau der Ausgangspunkt der Misere...

@benedetto
wenn Sie schreiben:
"... TvE hat öffentlich um Verzeihung gebeten, er hat sein
Amt als Diözesanbischof preisgegeben und Versöhnungsbereitschaft gezeigt.
Es ist also absolut glaubenskonform, daß der Papst verzeiht und einen Neu-
anfang für die Neuevangelisierung ermöglicht."

Das ist doch die Misere, womit sich die Glaubensbasis heute nicht mehr ohne weiteres abspeisen läßt:

Wo liegt der Unterschied in der Sünde zwischen dem Kleriker, der wissentlich an Eides statt gegen das 8. Gebot verstößt und einem schwulen Kantor oder einer wegen der Kinder wiederverheirateten Kindergärtnerin?
Das ist eine ernste Frage. Wer beantwortet mir die?

Es kann doch nicht sein, weil der Kleriker auf Lebenszeit geweiht ist, ist die Beichte für die Weiterbeschäftigung ausreichend.

Bei dem Kantor und der Kindergärtnerin ist allein der Verstoß nach der kath. Glaubenslehre ausreichend. Die Kündigung ist unumstößlich. Beide verlieren ihre Lebensgrundlage.

Keine Antwort ist auch eine


0
 
 Stefan Fleischer 23. März 2016 

@ kathlog - nur zum Teil

sind Sie bei mir. In meinem kurzen Artikel ist etwas vielleicht zu kurz gekommen. Es ist eine weitere Erfahrung von mir, dass Menschen, welche Mühe haben mit dem Glauben, eifrig nach Fakten (und Meinungen!) suchen, um ihre Zweifel zu rechtfertigen. Selbst wenn sämtliche Christen der Welt Heilige wären, sie fänden immer noch das Haar in der Suppe. Denn der Glaube ist ein freier Willensakt, ein bewusstes Ja zu Gott (selbst dann noch, wenn sein Bodenpersonal versagt). Wer glauben will muss glauben wollen. Oder anders gesagt; wer nicht glauben will, wird niemals glauben können.


4
 
 kathlog 23. März 2016 
 

ich bin sehr gut bei Ihnen...

@Stefan Fleischer
ich stimme Ihnen doch zu, wenn Sie sagen:
"Der Glaube vieler Christen heute findet einfach noch irgendwie und irgendwo statt. Aber er wird nicht mehr geglaubt, und deshalb auch nicht mehr gelebt. Die logische Konsequenz ist dann, dass er nicht mehr verkündet wird."
Genau das ist doch der Punkt. Die Erfahrungen die die Glaubensbasis heute mit ihrer Kirchenobrigkeit erfährt macht sie resigniert. Das, was sie nach Glaubenslehre ein Leben lang zu glauben gewillt waren, wird ihnen immer und immer wieder ad absurdum geführt. Sei es die Mißbrauchsmisere, der Papstrücktritt, die Grabenkämpfe um Papst Franziskus, die geoutete Homosexualität im Klerus und Vatikan und nicht zuletzt die Themen, um die hier heiß, nicht auseinander gesetzt, sondern bitter gestritten wird. Darum geht es doch!
Der mündige Gläubige verläßt sich nicht mehr ausschließlich auf die Aussagen seines Priesters und des Sonntagsblatts. Er nutzt die Medien und macht sich sein eigenes Bild. Recht hat er!


0
 
 myschkin 22. März 2016 
 

@kathlog

M. E. sollte die Kritik am ehemaligen Limburger Bischof nicht in diesem Zusammenhang geäußert werden. Das führt am Thema vorbei.

Richten wir unsere Antennen doch einfach nach dem Allerhöchsten aus. Gerade in der Karwoche kommt er uns allen doch nahe, und dass die Neuevangelisation ein großes und unablässiges Lebensthema für jeden einzelnen von uns ist, wird ja gerade in dieser heiligen Woche erfahrbar.


1
 
 Stefan Fleischer 22. März 2016 

@ Vaticano - sehr treffend formuliert!

So ist es. Der Glaube vieler Christen heute findet einfach noch irgendwie und irgendwo statt. Aber er wird nicht mehr geglaubt, und deshalb auch nicht mehr gelebt. Die logische Konsequenz ist dann, dass er nicht mehr verkündet wird. Alles weitere siehe Röm 10,14-15


1
 
  22. März 2016 
 

@Stefan Fleischer

Gut. Dann beantworte ich nur Ihre Überschrift: Ja - Glazben findet an vielen Ecken statt, nicht nur in der Kirche.


1
 
 Stefan Fleischer 22. März 2016 

@ Vaticano @ kathlog

Die Diskussion läuft an meinem Thema vorbei. Schade. Dabei habe ich geglaubt, die drei letzten Abschnitte seinen klar genug.


0
 
  22. März 2016 
 

Wird der Menschensohn noch Glauben vorfinden?

Aber ja, an den verschiedensten Ecken und überall. Und das würde ihm gefallen. Aber er wird die heutige Kirche als Institution kritisieren, ob ihrer Unbeweglichkeit, ob ihres Machtgehabes, fehlender Demut usw.
Gläubige kann man überall finden, nur sind diese immer weniger in der Kirche, weil die Institution an Glaubwürdigkeit verloren hat. Ich zitiere den früheren Abt Franziskus Heereman (Kloster Neuburg Heidelberg):
"Wir haben über lange Zeit mit unserer Osterbotschaft als Kirche nicht mehr an den tieftsten Lebenswünschen der Menschen angedockt. Die Kirche hat sich über Jahrhunderte zu sehr auf Macht, Dogmatik und Moralvorschriften konzentriert; da kann ich jeden Menschen verstehen, der sich von ihr verabschiedet, wenn er nur diese Seite sieht. (...) Auch in der Kirche brauchen wir eine Kultur des demokratischen Umgangs. Da haben wir noch einiges zu lernen. Da gibt es noch Raum des Reifens." Der Mann war da 69 Jahre. Hochachtung! Würde Jesus dem wohl heute widersprechen?


0
 
 kathlog 22. März 2016 
 

deswegen...

...lieber Stefan Fleischer:
Weil genau dann, wenn wir uns hier im Forum festgerannt haben, was leider Gottes in richtungsweisenden Fragen immer häufiger vorkommt, genau dann weichen wir immer wieder auf die Formel aus: überlassen wir das Urteil doch einfach Gott!
Natürlich im Prinzip ist das ja richtig. Nur... warum eigentlich immer nur dann, wenn man sich hier in apologetischer Akribie auseinander dividiert hat und die Diskussion zum Erliegen gekommen ist? Warum kann man hier berechtigte Fragen nicht in christlicher Streitkultur auf einen einvernehmlichen Punkt bringen?
Und die berechtige Frage ist nun mal, kann ein Sünder, der das 8. Gebot Gottes bewußt übertreten hat, noch glaubhaft für Neuevangelisation verantwortlich sein? Ja oder nein?

Wenn ja, dann können das doch auch weiterhin die wiederverheiratete Kindergärtnerin und der homosexuelle Kantor?
Denn hier geht es nicht um bewußten Verstoß, sondern um Lebensumstände, die unverrückbar gegeben und existenziell sind.


1
 
 Stefan Fleischer 22. März 2016 

Warum

überlassen wir im Fall TvE das Urteil nicht einfach Gott und fragen uns, ob wir selber auch nur einigermassen nützliche Werkzeuge der Neuevangelisation sind, ob wir nicht selber darin kläglich versagen, ob wir wirklich eine Gottesbeziehung pflege, welche andere Menschen dazu einlädt und darin unterstützt, oder ob der Herr schlussendlich nicht auch mir sagen muss: "Du unnützer und fauler Knecht!"


7
 
 kathlog 21. März 2016 
 

2

@chris2
mir geht es in erster Linie um den klaren Verstoß gegen das 8. Gebot! Das Gerichtsergebnis haben Sie sicher im FAZ link nachgelesen. Und als außenstehender kritischer Beobachter konnten Sie sicher auch die Dokumentation einsehen, in der chronologisch in Wort und Bild nachvollziehbar ist, wer wann was warum gesagt und getan hat!

In diesem Punkt sehe ich keine Hetze, Verleumdung und Diffamierung. Es ist schlicht und einfach der eingestandene bewußte Bruch des 8.Gebots und das an Eides statt.

@Glocke
Unter diesen Umständen halte ich TvE nicht mehr für geeignet die dringend notwendige Neuevangelisation glaubhaft zu vermitteln. Da ist der Bock zum Gärtner gemacht!
Die Dringlichkeit TvE Barmherzigkeit zukommen zu lassen... natürlich keine Frage. Dann bitte aber auch für den entlassenen homosexuellen Kantor und die wiederverheiratete Kindergärtnerin, die ohne Job dastehen und Hartz 4 beziehen müssen. Wo blieb hier die 2. Chance?
Ihr Zitat an mich gebe ich gerne zurück...


1
 
 kathlog 21. März 2016 
 

deswegen ja meine Frage... 1

@Glocke
... weil ich weiß, daß der Pontifex TvE noch besser kennt als ich.
Und @Chris2 ...aufgehetzt bin ich gegen TvE wahrhaftig nicht!
Betrachten wir uns ganz einfach mal die Fakten:
Zum Thema Indienflug ging es um 2 Falschaussagen, in denen TvE an Eides statt behauptet hatte, er wäre nicht erste Klasse geflogen. Das angestrengte Strafverfahren wurde zwar eingestellt, aber nur weil TvE ein Geständnis abgelegt und eine Strafe von 20.000 € akzeptiert hat. Das ist näher nachzulesen unter:
http://www.faz.net/aktuell/politik/verfahren-wird-eingestellt-bischof-tebartz-van-elst-muss-20-000-euro-zahlen-12669697.html#/elections

Anbei nocheinmal der dokumentierte chronologische Vorgang zum Nachlesen:
http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelblog/bischof-von-limburg-ein-drama-in-fuenf-akten-a-879255.html


1
 
 Chris2 21. März 2016 
 

@kathlog

Zustimmung, aber ich verstehe nicht ganz, warum Sie sich denn so gegen diesen Bischof aufhetzen lassen? Das Ganze war doch im Wesentlichen ein künstlich am Leben gehaltener Pressehype, der einerseits von interessierten kirchlichen Kreisen ausging (Kirchenpolitik) und andererseits von der Berliner Bauruine ablenken sollte. Jedenfalls solide Arbeit und nix mit "goldenen Badewannen" und anderem übertriebenem Prunk. So sehe ich das jedenfalls als außenstehender kritischer Beobachter. Das Video der Führung durch den Gebäudekomplex sollte alübrigens auch noch im Netz sein...


3
 
 Glocke 21. März 2016 
 

@kathlog

Pardon, aber zu Ihrem letzten Satz hätte ich Fragen:

Ist Ihnen selbst in diesem "Heiligen" Jahr der Begriff "Barmherzigkeit" noch niemals begegnet? Und "Nächstenliebe"?

Gehen die ergreifenden Ereignisse der Karwoche spurlos an Ihnen vorüber? Noch qualvoll am Kreuz mit dem Erstickungstod ringend vergibt DIE UNSCHULD par excellence ihren Peinigern! ? ?

Ist Ihnen der Begriff "2. Chance" unbekannt?

Warum mußten Sie immer noch einen Stein nach einem Manne werfen, der ohnehin einen furchtbaren Kreuzweg gehen muß?

Könnte es sein, daß unser Papst die wahren Hintergründe und die Person viel besser kennt als Sie?

Zitat: ". . . wenn Du doch geschwiegen hättest, wärest Du ein Weiser gewesen!"


7
 
 hauch 21. März 2016 
 

Sehr tiefe und wahre Worte!


5
 
 kathlog 21. März 2016 
 

ein wahrer Artikel zum nachdenken...

wenn gesagt ist:
Was unsere Kirche braucht ist eine Neuevangelisation, einen neuen Aufbruch zu Gott...!
und wenn es weiter heißt:
...Voraussetzung dafür ist allerdings, dass zuerst wir selber wieder wahrhaft glauben, dass wir uns selber um eine solche Beziehung bemühen, und nicht einfach nur unser persönliches religiöses Bedürfnis zu befriedigen...

Daß Papst Franziskus hier großartiges leistet zur Rückbesinnung und Bewußtseinsbildung ist unbestritten und tagtäglich nachzulesen!

Nur... wenn ich mir seine Entscheidung vor Augen führe, für diese Neuevangelisation ausgerechnet TvE einzusetzen. Da fehlt mir jedes Verständnis!


2
 

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