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| Amatrice statt Palmyra... Italiens Kulturblauhelme haben Ersteinsatz27. August 2016 in Chronik, keine Lesermeinung Italiens Kulturblauhelme haben den Ersteinsatz im eigenen Land - Von Burkhard Jürgens (KNA). Rom (kath.net/ KNA) Sie traten an, um antike Stätten vor dem «Islamischen Staat» zu retten - und erleben nun ihre Feuertaufe in Italien. Die «Kulturblauhelme», eine Spezialeinheit aus Polizei und Kunstsachverständigen, waren im Februar von Italien und der Weltkulturorganisation Unesco ins Leben gerufen worden, um in Konflikten Kulturgüter zu schützen, die für die Identität einer Gemeinschaft stehen. Doch um diese Identität zu treffen, braucht es keine sprengstoffbewehrten Fanatiker. Es genügt ein banales Erdbeben. 293 Gebäude umfasst die erste Schadensliste, die Italiens Kulturminister Dario Franceschini und dem Chef der für Kunstdelikte zuständigen Abteilung der Carabinieri, Fabrizio Parrulli, bei einem Krisentreffen am Donnerstag vorlag. Dazu gehört das Benedikt-Kloster, das an die Geburt des Begründers des Abendländischen Mönchtums in Norcia (Nursia) erinnert, das archäologische Museum von Ascoli Piceno oder der Dom von Urbino, der einige Risse aufweist. Schlimm ist es in Amatrice: San Francesco, Sant'Agostino, San Giovanni, Sant'Agnese, Santa Maria del Suffragio, San Giuseppe, Sant'Emidio und die Chiesa del Crocifisso - eingestürzt. «Es gibt keine einzige Kirche mehr», sagte Bürgermeister Sergio Pirozzi laut italienischen Medien - ratlos, wo die Gemeinde die Trauerfeiern für ihre Toten halten soll. Und das Verzeichnis der kulturhistorisch bedeutenden Bauten, die zerstört oder beschädigt sind, wird noch länger werden. Das erwartet jedenfalls die Generalsekretärin des Kulturministeriums, Antonia Pasqua Recchia. Erst am Freitagmorgen gab es ein kräftiges Nachbeben. Auch sind noch längst nicht alle Orte in der Gebirgsregion gesichtet. Nun sollen gut 30 Mann der Kulturschutztruppe die historischen Bauten in Amatrice und Umgebung in Augenschein nehmen, darunter etliche mittelalterliche Kirchen von hohem kunstgeschichtlichen Wert. Zum Einsatz kommen nach staatlichen Angaben eigens geschulte Carabinieri, die in Abstimmung mit den Bergungskräften ihre Ortsbegehungen vornehmen. Erst in einer zweiten Phase, wenn keine unmittelbare Lebensgefahr mehr besteht, sollen Architekten, Kunsthistoriker und Restauratoren hinzugezogen werden. Ihre Bewährungsprobe dürfte sich die Sondereinheit anders vorgestellt haben. Nachdem die Unesco-Mitgliedstaaten im Juni 2015 in Bonn eine stärkere internationale Zusammenarbeit beim Schutz des Kulturerbes beschlossen hatten, brachte Italien die Idee von «Kulturblauhelmen» ins Spiel. Auslöser waren die planmäßigen Zerstörungen archäologischer Schätze durch Milizen des «Islamischen Staats» in Nimrud, Hatra oder Palmyra. Im Februar unterzeichneten Italiens Kulturminister Franceschini und Unesco-Generaldirektorin Irina Bokova ein Memorandum zur Schaffung einer Spezialeinheit: Sie sollte für Krisen- und Konfliktsituationen geschult und zugleich kunsthistorisch ausgebildet sein. Auf Anforderung eines Mitgliedstaats soll sie nach Katastrophen oder in Krisen tätig werden und Schäden an Kulturgütern erheben, Rettungspläne erarbeiten, Restaurierungen fachlich begleiten und Kunstraub verhindern. Außenminister Paolo Gentiloni sprach bei der Gründung von einem «typisch italienischen Beitrag zum Anti-Terror-Kampf». Darin schwang Stolz mit auf den reichen Kunstschatz Italiens und die herausragenden Fähigkeiten italienischer Archäologen und Restauratoren - Kenntnisse, die sie zugunsten anderer Staaten einbringen wollten. Nun stehen sie vor den Trümmern eigener Städte. Für Sentimentalität ist freilich wenig Zeit. Wenn die historischen Ortskerne einmal wieder aufgebaut werden sollen, gilt es nach Worten Franceschinis, schon bei den Räumungsarbeiten Trümmer und Fragmente für die Restaurierung zu sichern. Auch liegt unter dem Schutt noch eine unbekannte Zahl von Kunstwerken wie Bilder und Skulpturen. Dennoch schwingt Bitterkeit mit, wenn Blauhelm-Leiter Brigadegeneral Marco Minicucci die Premiere seiner Leute kommentiert: «Sie sind ausgebildet und trainiert für Auslandsmissionen in Situationen wie der von Palmyra», sagte er italienischen Medien. «Stattdessen ist ihr erster Einsatz in Italien.» (C) 2016 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Jegliche mediale Nutzung und Weiterleitung nur im Rahmen schriftlicher Vereinbarungen mit KNA erlaubt. Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! LesermeinungenUm selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen. 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