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Der Preis der Nachfolge

13. Oktober 2016 in Spirituelles, 2 Lesermeinungen
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Heimlich traf ich mich mit Gebetshausleitern und Missionaren in Verfolgung. Viele hatten Angehörige verloren, brennende Kirchen gesehen. Ich erwartete entmutigte und verängstigte Christen, aber stattdessen... kath.net-Kommentar von Johannes Hartl


Augsburg (kath.net) In den letzten Jahren waren mir einige Begegnungen mit Christen geschenkt, die in der Verfolgung leben. Zwar wird für bekennende Christen auch in Europa das Klima etwas rauer, dennoch leben wir im Westen in Ländern, in denen man seinen Glauben frei leben kann. Global betrachtet ist das keineswegs die Regel. In sehr vielen Ländern leiden Christen Nachteile, in vielen riskieren sie sogar Leib und Leben, wenn sie sich öffentlich als Jünger Jesu bekennen. Bis vor einigen Jahren war mir dies eher als abstraktes Wissen bekannt, doch mittlerweile habe ich konkrete Gesichter und Geschichten vor Augen, wenn ich das Wort „Verfolgung“ höre. Rückblickend auf die Begegnungen mit Christen aus dem Irak, Indien, Ägypten, Usbekistan, China und Pakistan muss ich sagen, dass sie meine Vorstellung von der Nachfolge Jesu nachhaltig verändert haben. Mir scheinen die Unterschiede zwischen Christen in der Verfolgung in jenen in „freien“ Ländern so groß, dass ich mich manchmal frage, ob es wahres Christentum außerhalb der Verfolgung überhaupt gibt. Das ist freilich überspitzt formuliert. Doch im Leben der Schwestern und Brüder in den genannten Ländern strahlte jedenfalls für mich etwas auf, das außerhalb selten zu sehen ist, zumal im reichen Westen. Hier einige Lektionen, die ich von Heiligen mit Narben gelernt habe:

1. Feindesliebe

In Indien habe ich keine Predigten gegen den Hinduismus gehört, obwohl radikale Hindus viele Christen getötet haben. Ich spürte vielmehr die Liebe der Christen dort für ihre hinduistischen Nachbarn, verbunden mit dem innigen Gebet darum, dass auch sie Jesus erkennen mögen. Eine Missionarin im Libanon und ein junger Christ aus Ägypten: die eine überlebte einen Bombenanschlag auf ihr Haus, der andere seine ganze Familie durch islamistischen Terror. Wenn beide über die Täter sprachen, konnte ich keine Härte und keinen Wunsch nach Rache spüren. Sicherlich auch keine Blauäugigkeit, doch nichts kommt den feurigen Gebeten gleich, die ich Leute wie sie für die Verfolger sprechen hörte.

Wenig treibt sosehr Tränen in die Augen wie hingebungsvolle Fürbitte aus dem Mund von jemandem, der doch so viel Anlass zum Verfluchen hätte. Reinstes Echo der Worte dessen, der am Kreuz um Vergebung für seine Mörder betete.

2. Ewigkeitsperspektive

Ich kann mich an wenig Momente des Lebens erinnern, in denen der Schleier zwischen Zeit und Ewigkeit mir durchlässiger schien als während eines Treffens in Zypern. Dort versammelten sich Leiter von Gebetshäusern und Missionare aus dem Nahen Osten im Geheimen. Es waren die Wochen, nachdem große Teile des Iraks und Syriens vom IS überrannt worden waren. Viele der Anwesenden hatten Angehörige verloren, brennende Kirchen gesehen oder jahrelang unter ständiger Einschüchterung gelebt. Vor dem Treffen hatte ich erwartet, entmutigte und verängstigte Christen zu treffen. Stattdessen erlebte ich solche, für die die Ewigkeit einfach viel realer war als für mich. Während des Lobpreises hatte ich den Eindruck, die Menschen hier seien viel geerdeter in der Realität als wir. Es ist das ganz konkrete Bewusstsein, dass wir für die Ewigkeit leben und das Leben hier noch nicht die ganze Wahrheit ist, das ich als ganzheitlich, ruhig und nüchtern empfand.


Die Nachfolge Jesu macht keinen Sinn, wenn es nur um die Gestaltung des Lebens hier auf der Erde ginge.

3. Der Preis der Nachfolge

Die Verkündigung hier im Westen betont nicht selten, was der Glaube „uns bringt“. Nichts daran ist falsch, die Gnade Jesu ist ja tatsächlich ein einziges Geschenk. Und dennoch spricht Jesus auch ganz ausdrücklich davon, dass ihm nachzufolgen nicht „billig“ zu haben ist. „Was nichts kostet ist nichts wert“, sagt das Sprichwort, und auch der Umkehrschluss ist wohl richtig: das, wofür man viel bezahlt, erstrahlt erst als wertvoll. Tatsächlich wissen Menschen das für alle möglichen Lebensbereiche. Der Ausblick vom Berggipfel hat etwas ganz Besonderes, wenn man auf den Gipfel eben nur zu Fuß unter großen Mühen kommt.

Menschen sind bereit, für das, was ihnen wichtig ist, große Opfer zu bringen. Unter den verfolgten Christen, denen ich begegnet bin, musste darüber überhaupt nicht diskutiert werden. Selbstverständlich kostet es Opfer, Jesus zu folgen. Und selbstverständlich ist er das alles wert.

Verschwindend geringe Zahlen von Christen im Nahen Osten oder in Indien ziehen es überhaupt in Erwägung, auf die Angebote der Verfolger einzugehen, ihrem Glauben abzuschwören, um dann ein leichteres Leben zu haben. Was viel kostet, ist auch viel wert. Und macht das Leben reich.

4. Gesunde Skepsis gegen Medien und die Mächtigen

Glücklicher Weise leben wir im deutschsprachigen Raum in Ländern, in denen Justiz und Polizei normalerweise unbestechlich sind und allgemeine Pressefreiheit herrscht. Berichten die Medien über etwas zu tendenziös oder macht sich das Gefühl breit, vor Gericht würde irgendwo mit zweierlei Maß gemessen, ist die Empörung verständlicher Weise groß.

Hier ist die Erfahrung der verfolgten Christen eine komplett andere. In der Regel ist von den staatlichen Institutionen keine Hilfe zu erwarten und in der Regel kann man den Medien auch nicht trauen, da sie kontrolliert werden.

Was daraus entsteht, ist jedoch keine griesgrämige Verachtung aller Journalisten oder aller Politiker (wie man sie hierzulande immer öfter antrifft), sondern etwas, das ich „gesunde Skepsis“ nenne. Vielleicht haben wir uns ein Stück weit zu sehr darauf verlassen, dass alles stimmt, was in der Zeitung steht und dass Staatsdiener unfehlbar handeln.

Schon Jesus ist da ja deutlich nüchterner: „Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen.“ (Mt 20,25)

Offensichtlich ist das bei Menschen immer so: mit der Macht kommt auch die Verführbarkeit. Und ohne große Aufregung scheint der größere Realismus darin zu liegen, grundsätzlich davon auszugehen, dass nicht alles stimmt, was in den Medien zu hören ist und nicht alles gerecht ist, was menschliche Institutionen tun. Hier geben sich die Geschwister in der Verfolgung wohl weniger leicht diesseitigen Illusionen hin.

5. Nein zur Bitterkeit

Paulus kannte Verfolgung. Er sah dennoch nicht nur keinen Anlass zum Trübsalblasen, sondern lebte geradezu im entgegen gesetzten Geist: „Denn die kleine Last unserer gegenwärtigen Not schafft uns in maßlosem Übermaß ein ewiges Gewicht an Herrlichkeit“ (2 Kor 4,17) - wir würden uns kaum trauen, einem Menschen, der durch Leid geht, solches zu sagen. Es klänge, als wisse man nicht um die Härten des persönlichen Leidens.

Anders jedenfalls Paulus. Er wurde gesteinigt, ausgepeitscht, jahrelang praktisch ständig verfolgt. Ich habe eine ähnliche hoffnungsvolle, sich nicht beschwerende Haltung bei Christen in der Verfolgung gesehen. Erst vor wenigen Tagen ein berührendes Beispiel: ein Missionarsehepaar lebte mit ihren zwei kleinen Kindern Jahre lang in einem der für Christen gefährlichsten Länder der Welt. Christen werden dort in Konzentrationslager gesperrt. Die Missionare wussten, dass sie als Westler dort weniger leicht verhaftet würden, aber jedenfalls Tag und Nacht von drei Geheimagenten beschattet wurden. Ihr Kommentar dazu: wir entschieden uns, diese drei Spione nicht als Feinde, sondern als Freunde zu betrachten, denen wir an unserem Leben Zeugnis geben konnten. Wann sonst habe man denn die ungeteilte Aufmerksamkeit von drei Nichtchristen - und das an 24 Stunden! Beinahe zum Schmunzeln, doch von tiefer Wahrheit: wir entscheiden, ob wir mit Bitterkeit und Angst reagieren, oder mit Liebe.

6. Sich bergen in Gott

Eine andere junge Missionarsfamilie aus den USA wirkte im Jahr 2014 im Irak. Mitten während des Ansturms von ISIS blieben sie nicht nur bewahrt, sondern Gott eröffnete ihnen erstaunliche Türen, das Evangelium zu Zahllosen Flüchtlingen und sogar zu ranghohen Offizieren der kurdischen Armee zu bringen. Ein Foto, das sie mir zeigten, packte mich besonders. Man sah Teams von Missionaren, wie sie kurdischen Soldaten im Gebet die Hände auflegten und ihnen Bibeln schenkten. Und zwar: in einer Moschee. Diese Missionarsfamilie wurde vielfach gewarnt, sie sollen doch fliehen. Tatsächlich hatten sie aber den Eindruck, sich nicht in den Medien informieren zu sollen (!), weil sie sonst aus Angst reagieren würden. Vielmehr beschlossen sie, nur auf die Stimme Gottes und den Frieden in ihrem Herzen zu hören. Und so blieben sie, obwohl die ISIS-Miliz bis auf wenige Kilometer herangerückt war! Der Psalmist betet an zahlreichen Stellen Sätze wie: „ich berge mich bei dir“ (vgl. Ps 11,1). Das fällt uns oft schon dann schwer, wenn die drohende Gefahr nur ein Beziehungsproblem oder das Gerede anderer Menschen ist. Ich habe viele Christen aus der Verfolgung dies jedoch leben gesehen, wenn es wirklich um Leben und Tod ging. Gott ist tatsächlich eine Burg und eine Zuflucht: viele von diesen Gläubigen haben das wiederholt hautnah erfahren.

Schließlich: wir dürfen dankbar sein, dass es in Europa weitgehend keine Christenverfolgung gibt. Doch der Gedanke daran, dass sie in vielen Ländern normal ist, sollte uns nicht lähmen und verzweifeln lassen. Gottes Kraft erweist sich in den Schwachen als mächtig und sein Licht leuchtet in der Dunkelheit am hellsten. Unsere Geschwister leben es uns vor. Es gibt für einen Christen keinen echten Grund zur Angst.

Dr. Johannes Hartl ist katholischer Theologe. Der Gründer und Leiter des Gebetshauses Augsburg ist verheiratet und Familienvater.

kath.net-Lesetipp
Gott ungezähmt
Raus aus der spirituellen Komfortzone
Von Johannes Hartl
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2016 Herder, Freiburg
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Dr. Johannes Hartl/Gebetshaus Augsburg: Mag Jesus Muslime? - 90 Sekunden Hard Facts


Dr. Johannes Hartl/Gebetshaus Augsburg: ´Wie umgehen mit dem Terror?´



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Lesermeinungen

 bernhard_k 13. Oktober 2016 
 

Vergelt's Gott!

... für diesen äußerst bedenkenswerten Kommentar!


6
 
 Michmas 13. Oktober 2016 
 

"zumal im reichen Westen"

Bei uns wird doch nur noch ein "kuschel-christsein" gelehrt.Römisch-kath, mit dem Papst?.lieber New Age und dies ein bisschen christlich aufbereitet!!


6
 

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