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Papsttreue in Zeiten von Franziskus

2. Jänner 2017 in Kommentar, 38 Lesermeinungen
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Papst Franziskus hat es uns im alten Europa sehr schwer gemacht, dem derzeitigen Inhaber des Petrusamtes wirklich treu zu sein. Unmöglich ist das nicht - kath.net-Kommentar von Peter Winnemöller


Linz (kath.net/pw)
Egal ob in den sozialen Netzwerken oder an den Hochschulen, in den Gemeinden oder in den Verbänden, seit Franziskus der Papst vom anderen Ende der Welt ist, ist die Welt verkehrt.

Wer sich noch unter Johannes Paul II. und Benedikt XVI. selber als treu zum Papst verstand, rauft sich heute oft genug die Haare. Der Papst der armen Kirche der Armen ist zugleich ein Papst, der Liturgie und Lehre nicht selten zu Gunsten der Pastoral zu vergessen scheint. Ein Schein der trügt. Papsttreu scheinen plötzlich die, die noch unter Benedikt XVI. sich am liebsten von Rom lösen wollten.

Zwar ist es in der Tat so, dass Papst Franziskus in seiner Amtsführung einen sehr viel deutlicheren Schwerpunkt auf die Pastoral zu legen scheint. Doch keineswegs kann man ihm vorwerfen, die Lehre zu ignorieren oder gar ändern zu wollen. Die Absicht ist das eine, die Praxis das andere.

So scheint sich in bester Absicht in das Schreiben Amoris laetitia ein Bug in eine Fußnote eingeschlichen zu haben. Möglicherweise ist es auch nur eine Frage der authentischen Lesart, die sich hier stellt. Dazu haben vier Kardinäle aus genau diesem Grund ihre Dubia verfasst.

Die Unschärfe führt zu Verwirrung und Uneinigkeit. Gerade das soll nicht sein. Es ist ein Geheimnis des Heiligen Vaters, warum er sich dazu nicht äußert. Es öffnet Spekulationen Tür und Tor, wenn er gleichzeitig in öffentlichen Äußerungen kryptische Andeutungen macht, die sich auf die vier Kardinäle und ihre Dubia hin deuten lassen.

Das macht es nicht leichter. Doch man kann eines sicher sagen: Niemand beweist eine größere Papsttreue als derjenige, der für die Wahrheit streitet. Eines nämlich sollte jedem klar sein: Auch wenn es dazu kommt, dass zwischen einigen Kardinälen untereinander und zwischen Kardinälen und dem Papst ein Streit entsteht, dann ist das ein Streit um die Wahrheit. Mit unserer kurzen Sicht werden wir dem jedenfalls nicht gerecht, wenn wir uns auf die eine oder andere Seite schlagen. Weil der Papst so modern ist und für die Armen ist, bin ich für den Papst. Weil der Papst sich gegen alle Konventionen stellt und Traditionen missachtet, bin ich gegen den Papst. Nein, das ist nicht die gebotene Haltung eines Katholiken.


Ganz sicher sind die vier Kardinäle, die den Papst mit ihren Dubia konfrontiert haben, über jeden Zweifel erhaben, wenn man nach ihrer Papsttreue fragt. Niemand mag sich erdreisten, einen Kardinal Meisner oder Kardinal Brandmüller ob ihrer Papsttreue zu hinterfragen. Käme es zu einem Angriff auf den Pontifex Maximus von außerhalb der Kirche oder einem unsachlichen Streit innerhalb der Kirche, so sollte sich niemand Illusionen machen, wo die vier Kardinäle als erste stehen würden: An der Seite des Heiligen Vaters.

Nichts desto trotz zeigt sich auch Papst Franziskus selber als durchaus streitbar. Kein Papst der Neuzeit hat sich in solch einer Weise profiliert. Da sind die Weigerung, in eine Limousine einzusteigen, die Mozetta zu tragen oder im Apostolischen Palast zu wohnen, reine Äußerlichkeiten. Der Papst gibt sich als Pastor der Welt und definiert damit das Papstamt auf eine neue Weise. Gefragt zur Lehre der Kirche gibt er seine persönliche Treue zu erkennen, indem er darauf verweist, dass er ein Sohn der Kirche sei.

Als Lehrer im Glauben versteht er sich nur insofern, als er zu lehren bereit ist, wie der Katholik handeln soll. Papst Franziskus gibt das barmherzige Angesicht der Kirche wieder. Das ist sein Akzent. Das ist der Aspekt seines Pontifikats, mit dem er die Welt für sich einnimmt. Diese Sympathie, die er damit auch für die Kirche einwirbt, ist nicht gering zu schätzen.

Es bleibt das Manko, einen Papst zu haben, der sich weigert lehramtlich zu sprechen. Es bleibt das Manko, einen Papst zu haben, der viele liebgewonnene Traditionen verschmäht. Es bleibt das Manko einen Papst zu haben, der so wenig mit päpstlicher Haltung zu tun haben will, dass man zuweilen Schwierigkeiten hat, den Nachfolger Petri in ihm zu erkennen.

Der Blick der Katholiken vor allem in Europa ist durch die Päpste der Moderne und Postmoderne in bestimmten Weise geprägt. Zwar gibt es auch hier den Wandel im Auftreten der Päpste, doch einen so radikalen Bruch hat es seit weit über hundert Jahren nicht mehr gegeben. Das macht es schwer für all jene, die das Papstamt in zum Teil Jahrhunderte alte Traditionen eingebettet sahen und sich eine Aufgeben dieser einfach nicht vorstellen konnten.

Papsttreue wird dann schwer, sie ist belastet durch die Radikalität des Wandels einerseits und durch die Weigerung Leitung in der Lehre zu übernehmen andererseits. Dass nun in Papst Franziskus beides auf einmal zu Tage tritt, ist eine ernst zu nehmende Überforderung für viele Katholiken. Das sollte man nicht schönreden. Das ist ein Faktum. Es ist nicht anzunehmen, dass Papst Franziskus das nicht bewusst ist. Als Kardinal Bergoglio war er oft genug in Europa und im Vatikan, um sehr genau darum zu wissen. Die Provokation dieses Papstes liegt also darin, den Kern des Papsttums neu zu definieren. Es bleibt abzuwarten, ob dies gelingen kann. Diese Frage ist offen. Damit einher geht die Unsicherheit, wohin sich das Papsttum insgesamt nach dem Bergoglio- Pontifikat entwickeln wird.

Die Frage nach der Treue zum Petrus unserer Tage stellt sich im Grunde nicht. Es gilt nicht, wie ein Groupie den Papst zu bejubeln. Wir sind auch nicht die Fans eines Popstars. Der Mann in der weißen Soutane steht in der Medienwelt für „die katholische Kirche“, ein Gebilde, welches es so, wie sich das manch ein Medienmensch unserer Tage vorstellt, gar nicht gibt.

Der Papst ist der Bischof von Rom. Er ist Nachfolger des Heiligen Petrus. Damit hat er in der Kirche einen Primat, der ihn anderen Bischöfen überordnet. Dies Primat gilt im Recht und in der Lehre.

Viel wichtiger ist für den Katholiken der eigene Bischof. Auf diesen gilt es zuerst zu schauen, wenn es um Fragen des Glaubens und der Sitten geht. Der eigene Bischof steht in Einheit mit dem Bischof von Rom. So ist die Papsttreue des Katholiken, die in unserem Medienzeitalter eine doch sehr direkte und unmittelbare zu sein scheint, eigentlich nur eine Mittelbare, vermittelt über den eigenen Bischof.

Das Leiden am eigenen Bischof in Zeiten einer untergehenden Volkskirche, die zwar von Milliarden in Euro, nicht von Milliarden an Glauben zusammen gehalten wird, hat gerade in der jüngsten Vergangenheit den Blick mehr und mehr nach Rom gerichtet.

Konnte man doch dort an geistiger, geistlicher aber auch ästhetischer Nahrung erhalten, was man in der Heimatkirche schmerzlich vermissen musste. Nun fehlt es auch in Rom. Damit verbietet der Papst das Ausweichen vor dem eigenen Bischof. Auch das ist ein ernst zu nehmender Aspekt dieses Pontifikats. Dem eigenen Bischof nicht mehr durch einen Blick über die Alpen ausweichen zu können, mag für viele in Deutschland eine echte Herausforderung sein. Sie ist auch ein Aspekt von Papsttreue.

Papst Franziskus hat es uns im alten Europa sehr schwer gemacht, dem derzeitigen Inhaber des Petrusamtes wirklich treu zu sein. Unmöglich ist das nicht. Katholisch bedeutet eben nicht ein leichtes Leben und stetige Erbauung. Wir müssen Ultramontanismus vielleicht neu definieren. Es kann auch eine Treue im Streit um die Wahrheit geben. So wie es derzeit aussieht, ist dies die Zeit, in Treue zum Petrusamt mit Petrus um die Wahrheit zu ringen. Das fällt schwerer als eine der Schriften Benedikts XVI. mit Genuss zu lesen. Doch wenn es nun nötig ist, auf diese Weise die Treue zu leben, dann muss es eben sein. Wahlleistungen kennt die Kirche Jesu Christi nicht.

Foto Peter Winnemöller


Foto oben (c) kath.net/Michael Hesemann


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