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Christenverfolgung

16. Jänner 2017 in Kommentar, 3 Lesermeinungen
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Zwar sind Christen die am Stärksten verfolgte Gruppe, aber viele Westeuropäer haben ein Problem damit, die Christenverfolgung im Nahen Osten und darüber hinaus anzuerkennen. Warum eigentlich? kath.net-Kommentar von Anna Diouf


Düsseldorf (kath.net/ad) Zugegeben, es gibt zu viele Krisenherde in der Welt, als dass man sich mit allen beschäftigen könnte – Terror, Hunger, Not, Gewalt; wer als durchschnittlich empathischer Mensch die Nachrichten schaut, wird niedergeschlagen den Fernseher ausschalten und sich fragen, was er schon ändern könne.

Dennoch gibt es eine Opfergruppe, über die besonders wenig berichtet wird, die ganz besonders wenig Aufmerksamkeit und Mitgefühl erregt: Die verfolgten Christen. Zwar sind Christen die am Stärksten verfolgte Gruppe, aber dennoch kann man immer wieder feststellen, dass viele Westeuropäer ein Problem damit haben, die Christenverfolgung im Nahen Osten und darüber hinaus anzuerkennen als das, was es ist – und zumindest für den Nahen Osten wurde sie bereits offiziell als Völkermord klassifiziert! Glücklich schätzen kann sich, wer als irakischer Christ wenigstens noch im Nebensatz neben den verfolgten Jesiden genannt wird, glücklich schätzen können sich die, deren Verfolgung sich wenigstens geschichtsträchtig jährt, wie bei den Armeniern. Aber als pakistanischer, indischer, nordkoreanischer Christ, als Schwarzafrikaner gar, ist man lediglich ein „drittklassiges“ Opfer, wenn man in die Nachrichten schaut. Woran liegt das? Wieso ist das Leid der Jesiden, einem in Europa bis vor Kurzem weitgehend unbekannten Volk, mittlerweile so einmütig anerkannt, dass einige Bundesländer Hilfsprogramme für sie aufgesetzt haben, den Christen aber widmet sich kaum jemand?

Ein Grund liegt sicher in einer dramatischen Schieflage, was Rezeption und Realität der Kirche betrifft: Der Mythos, der die Geschichtsschreibung beherrscht, ist völlig falsch, aber hartnäckig - Die Kirche als verfolgende Institution. Die böse Kirche mit ihren düsteren Inquisitoren, die verantwortlich sei für Hexenwahn und Gräueltaten während der Kreuzzüge, die zuerst Europa und schließlich den Rest der Welt zwangsgetauft und zwangsbekehrt, die zuletzt gar die totalitären Regime im 20. Jahrhundert toleriert habe, und in ihrer eigenen hierarchischen Ordnung und in ihrem Wahrheitsanspruch womöglich gar selbst totalitär wäre – all dies sind Behauptungen, z:T. handfeste Lügen, die vielfach widerlegt sind, und dennoch bleiben diese Vorurteile unausrottbar. Wie tief sie in der Gesellschaft verankert sind, zeigt sich z.B. darin, wie Kirche in Trivialliteratur und Vorabendprogramm präsentiert wird. Diese falsche und unfaire Darstellung, die natürlich geschichtsvergessen ist, wird nun den verfolgten Christen zum Verhängnis: Die Kirche ist doch stets so reich und mächtig gewesen, und jetzt sollen ausgerechnet die Getauften besonders unter Verfolgung leiden? Ein offenbar schwer einzusehender Gedanke.


So erlebt man immer wieder, dass man, wenn man die Christenverfolgung anspricht, zweifelnd angeschaut oder gar mit offen feindseligen Kommentaren bedacht wird – aufgebauscht, übertrieben. Hier geht es aber um mehr als um bloße Unwissenheit. Wie so oft, wenn die Wahrheit gehindert werden soll, ist hier eine besondere Blindheit am Werk, denn auch die klare Darlegung von Fakten – abseits von tatsächlich erfundenen Geschichten und Verschwörungstheorien, die leider auch kursieren - wird unwillig zur Kenntnis genommen, ohne zu überzeugen.

Hier fehlt also der Wille zur Erkenntnis.

So kann es vorkommen, dass, wenn man etwa davon berichtet – und ja, normalerweise sind solche Vorkommnisse denen, die nur „Mainstreammedien“ rezipieren, völlig unbekannt – dass Menschen andere über Bord eines Flüchtlingsschiffes geworfen haben, weil diese als Christen erkennbar waren, entgegengehalten wird, dies habe eben mit der Extremsituation zu tun, das hätten Christen andersherum auch so gemacht, wenn sie in der Überzahl gewesen wären. Gehen wir davon aus, dies würde stimmen – die Verhältnisse sind de facto anders, de facto sind es die Christen, die verfolgt, gedemütigt, gequält, ermordet werden. Zum anderen sind es immer Individuen, die handeln, getrieben von ihrer Überzeugung. Zuletzt aber darf eine solche relativierende, anmaßende und mitleidlose Behauptung stark bezweifelt werden: Wie viele Zeugnisse haben wir von Christen, die in Extremsituationen selbst den, der ihnen übel wollte, oder aber jemanden, mit dem sie nicht weiter verbunden waren, gerettet haben, auch unter Hingabe des eigenen Lebens? Dem Katholiken wird hier sofort das heroische Opfer Maximilian Kolbes in den Sinn kommen – bloß, wie viele Menschen kennen ihn und sein Zeugnis?

Die Glaubenshelden kommen in den Medien der Mehrheitsgesellschaft nicht zu Wort, obgleich ihr Wirken zum Teil größte Auswirkungen auf den Lauf der Welt und der Geschichte hatte (und hat). Sie werden ignoriert, weil ihr Zeugnis eben nicht zu dem allseits proklamierten Bild der Kirche passen will, und lieber, als dass man Feindbilder opfert, opfert man die Wahrheit - und damit indirekt Menschenleben.

Das ist traurig und frustrierend für diejenigen, die sich unseren Glaubensgeschwistern verbunden fühlen. Es ist ungemein entmutigend, wenn man sich für die Schwächsten stark macht und erleben muss, dass dieses Engagement nicht nur nicht unterstützt wird, sondern dass es gar als unrechtmäßig dargestellt wird. Hilfswerken wie Open Doors etwa wird schon allein deshalb nicht geglaubt, weil sie selbst christlich sind, also nicht als „objektiv“ gelten.

Das ist an Perfidie kaum zu übertreffen: Niemals gibt es „Objektivität“ angesichts des Leidens.

Es ist immer Parteinahme für den Schwachen, sein Leid lindern zu wollen. Sodann ist es doch die Kirche, die immer schon an der Seite der Verfolgten und Notleidenden stand: Das Geflecht sich auf das Christentum berufender oder daraus hervorgegangener Hilfswerke für Menschen jeglicher Nation und jeglichen Glaubens ist das dichteste Netz von Hilfsangeboten, das es gibt: Und nur aufgrund der christlichen Botschaft, die sich am Gleichnis vom barmherzigen Samariter orientiert, konnte sich dieses Netz entwickeln. Und nun werden Christen dann angefeindet und als unglaubwürdig dargestellt, wenn sie eben auch ihren eigenen Glaubensgeschwistern helfen!

Vor diesem Hintergrund gewinnt das Bibelwort, dass wir „zuerst“ den Brüdern im Glauben Gutes tun sollten, eine ganz konkrete Bedeutung: Nicht, weil die Christen besser sind, sondern, weil es sonst niemand tut! Es sind unsere Geschwister die leiden, es ist Christus, der in ihnen verfolgt wird, wie es dieser ja Saulus auf dem Weg nach Damaskus – ausgerechnet Damaskus – offenbart.

Und hier nun kommen wir als gläubige Katholiken ins Spiel: Trauen wir uns, das Leid der Christen anzusehen, auch, wenn es uns schlaflose Nächte beschert. Schaut nicht weg! Nicht hysterisch werden, nicht alles glauben, was durchs Netz schwirrt, aber dort, wo man vertrauen kann, bei den Hilfswerken wie der Stiftung der Schwester Hatune Dogan, bei „Kirche in Not“, dort können wir helfen. Und wir können in unseren Gemeinden darauf hinweisen und den Pfarrer bitten, darüber zu sprechen, das Gebet für die verfolgte Kirche aufzunehmen. Lassen wir uns nicht lähmen von dem überbordenden Leid: Wenn wir beginnen zu helfen, kann Gott durch uns viel bewirken.

Foto Anna Diouf


Foto (c) Heike Mischewsky



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