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Scorsese: 'Mein Weg war und ist der Katholizismus'

2. März 2017 in Chronik, 1 Lesermeinung
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Starregisseur Martin Scorsese über neuen Film "Silence"- "Nachdem ich jahrelang über andere Dinge nachdachte und mich hier und da ausprobierte, fühle ich mich nun als Katholik vollkommen wohl."


Wien-München, 28.2.2017 (KAP) Die Frage "Wie kann ein Priester sein Ego überschreiten? Seinen Stolz?" war Ausgangspunkt für den neuen Film "Silence" des US-Starregisseurs Martin Scorsese. Dessen Hauptfigur, der Jesuit und Japan-Missionar P. Sebastiao Rodrigues, dessen Glaube durch die damalige grausame Christenverfolgung und das vermeintliche "Schweigen" Gottes dazu auf eine harte Probe gestellt wird, beschäftige sich mit genau dieser Frage, erklärte Scorsese in einem ausführlichen Interview, das in deutscher Übersetzung in der Münchner Jesuiten-Zeitschrift "Stimmen der Zeit" (3/2017) erschien.

Die fast drei Jahrzehnte umfassende Beschäftigung mit der Buchvorlage des Films, dem Roman "Chinmoku" ("Schweigen", 1966) des christlichen japanischen Schriftstellers Shusaku Endo, verglich Scorsese mit einer langen inneren Pilgerreise. Den letztendlichen Abschluss dieses seines Herzensprojekts kommentierte der renommierte 74-jährige Regisseur mit den Worten: "Ich habe eine unfassbare Gnade darin empfangen, diesen Film jetzt, zu diesem Zeitpunkt meines Lebens machen zu können."

Der am 2. März in den österreichischen Kinos anlaufende Spielfilm "Silence" handelt von dem Konflikt zwischen dem Jesuitenpater Sebastiao Rodrigues (Andrew Garfield) und P. Cristovao Ferreira (Liam Neeson), der unter dem Druck des christophoben Regimes im Japan des 17. Jahrhunderts seinem Glauben abschwor. Seinem jungen Gegenüber Rodrigues, der sich ihn unter Lebensgefahr auf die Suche nach seinem ehemaligen Mentor machte, rät der inzwischen zum Kollaborateur gewordene, historisch belegbare Ferreira ebenfalls zum Formalakt des Glaubensabfalls durch einen Tritt auf ein Christusbildnis. Dadurch würde er vom Foltertod bedrohten geheimen Christen das Leben retten.


"Wir wissen nichts über den Glauben des historischen Pater Ferreira, aber in Endos Roman scheint es, als verliere er ihn", erläuterte Scorsese im Interview. Eine andere These sei, "dass er über die Scham, seinen Glauben verraten zu haben, nicht mehr hinwegkam, selbst wenn er es tat, um anderen das Leben zu retten". Rodrigues hingegen verrate seinen Glauben "und gewinnt ihn genau dadurch wieder zurück". Darin liegt für den Regie-Altmeister das Paradox: "Um es ganz einfach zu formulieren: Rodrigues hört, wie Jesus zu ihm spricht, Ferreira nicht - das ist der Unterschied."

Der Roman Endos sei für ihn "ein immer gegenwärtiger Ansporn, um über die Fragen des Glaubens nachzudenken", gewesen, erzählte Scorsese, "über das Leben und darüber, wie es gelebt wird; über Gnade und darüber, wie sie empfangen wird; und darüber, wie - so denke ich - am Ende das Leben und die Gnade beide eins sind".

"Mein Weg war und ist der Katholizismus"

Der in Little Italy in New York aufgewachsene Spross sizilianischer Auswanderer habe ein lebhaftes Interesse daran, wie Menschen Gott bzw. "die Welt des Ungreifbaren" wahrnehmen. "Es gibt viele Wege, und welchen wir wählen, hängt von der Kultur ab, der wir zugehören", sagte Scorsese: "Mein Weg war und ist der Katholizismus. Nachdem ich jahrelang über andere Dinge nachdachte und mich hier und da ausprobierte, fühle ich mich nun als Katholik vollkommen wohl." Er sei "kein Theologe, der die Trinität verteidigen könnte", aber die Idee der Auferstehung, der Inkarnation und die "machtvolle Botschaft des Mitgefühls und der Liebe" betrachte er als "Schlüssel".

Wenn er gefragt werde, ob er praktizierender Katholik sei, müsse er als nicht regelmäßiger Kirchgänger "Nein" antworten, bekannte Scorsese. "Aber schon früh habe ich erkannt, dass 'Praxis' nicht notwendig bedeutet, zu einer bestimmten Tageszeit an einem geweihten Ort bestimmte Riten durchzuführen. Praxis geschieht 'da draußen', und zwar immer."

Von der Vorstellung, dass alles naturwissenschaftlich beschrieben werden kann, grenzte sich der Filmemacher ab. Eine solche Sichtweise sei zwar nicht lachhaft, wohl aber "ziemlich naiv". Scorsese erinnerte an die lateinische Inschrift, die der Psychoanalyse-Pionier Carl Gustav Jung an der Tür seines Hauses in der Schweiz anbrachte: "Vocatus atque non vocatus deus aderit - Gerufen oder nicht gerufen, Gott wird kommen. Damit ist alles gesagt."

Silence (Official Trailer) - Paramount Pictures - Regisseur Martin Scorsese (deutsch)


Copyright 2017 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten


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Lesermeinungen

 Stephaninus 3. März 2017 
 

Ich freue mich auf den Film

und finde es gut, dass endlich wieder einmal eine christliche Thematik und eine aus der Kirchengeschichte, die sich nicht im üblichen "Pfaffenbashing" ergeht, ihren Weg auf die Leinwand findet. Wir haben viel zu wenige Künstler und Intellektuelle, die sich in positivem Sinne zu ihrer Auseinandersetzung mit Glauben und Kirche öffentlich äussern. Da finde ich Scorsese schon bemerkenswert.


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