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Benedikt 90: ‘Prophet, der in seiner Heimat wenig geehrt wird’

17. April 2017 in Chronik, 1 Lesermeinung
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Heiligenkreuzer Abt Heim im Interview mit Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag": Emeritierter Papst ist "prophetischer Mahner in einer dem Relativismus verfallenen säkularisierten Gesellschaft".


Wien (kath.net/KAP/red)
In den Reigen der Gratulanten zum 90. Geburtstag Benedikts XVI. hat sich nun auch der Heiligenkreuzer Abt Maximilian eingereiht. Der emeritierte Papst sei bereits früh zu einem "prophetischen Mahner in einer dem Relativismus verfallenen säkularisierten Gesellschaft" geworden - ein Mahner jedoch, dem man gerade in seiner Heimat, Deutschland, oft wenig Verständnis entgegengebracht habe, sagte Heim im Interview in der aktuellen Ausgabe der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag".

kath.net dokumentiert mit freundlicher Genehmigung von Abt Maximilian das SONNTAG-Interview in voller Länge:

Frage: Sie kennen die Theologie von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI., Sie sind Mitglied des erweiterten Schülerkreises. Was zeichnet seine Theologie aus?

Abt Maximilian: Es ist eine Theologie, die ganz aus dem Atem des Glaubens lebt. Es geht Joseph Ratzinger/Papst Benedikt nie um eine Eigen-Profilierung von Theologie, sondern um das Credo der Kirche, da er selbst sich diesem „größeren Wir“ des Glaubens verpflichtet weiß. Dabei ist es ihm ein Anliegen, den Glauben in seiner Einheit und Einfachheit zu verteidigen, damit die Wahrheit des Glaubens alle Menschen erreichen kann.

FRAGE: Was ist die Mitte dieser Theologie?

Abt Maximilian: Die Mitte der Theologie ist der gekreuzigte und auferstandene Christus, der sein Herz geöffnet hat für alle Menschen und Völker und der mit dem Blick der barmherzigen Liebe jeden Menschen anblickt. Es geht hier also nicht um ein „Lehr-Gebäude“, sondern um den menschgewordenen Sohn Gottes, der sich auch heute dem Glaubenden schenkt in seinem Wort und Sakrament und dessen Liebe niemanden ausschließt.

Aus welchen Quellen schöpft der Jahrhunderttheologe Joseph Ratzinger?

Abt Maximilian: Als Theologe schöpft er aus den Quellen von Schrift und Tradition, also aus den Äußerungen des kirchlichen Lehramtes – und hier vor allem aus den Ausführungen der Kirchenväter –, wie aus dem gefeierten Glauben in der Liturgie und dem gelehrten Glauben der Theologen. Als philosophisch und universal denkender Geist ist er sich bewusst, dass „[d]ie Kultur Europas aus der Begegnung von Jerusalem, Athen und Rom – aus der Begegnung zwischen dem Gottesglauben Israels, der philosophischen Vernunft der Griechen und dem Rechtsdenken Roms entstanden“ ist. Aus dieser Gesamtschau wird er schon früh zum prophetischen Mahner in einer dem Relativismus verfallenen säkularisierten Gesellschaft.


Frage: Welche theologischen Leitsterne und Lehrer der Kirche prägten die Arbeit von Joseph Ratzinger?

Abt Maximilian: Joseph Ratzinger hat seine theologische Formung erfahren durch die Kirchenväter, von den großen scholastischen Denkern, besonders durch den hl. Augustinus und den hl. Bonaventura. Aber auch Henri de Lubac, Hans Urs von Balthasar und nicht zuletzt sein Doktorvater Gottlieb Söhngen sind Leitsterne seiner Theologie. Auch die Hochschätzung des jüdischen Erbes der Theologie ist für Joseph Ratzinger charakteristisch.

Frage: Welche Bedeutung hat die Jesus-Trilogie von Papst Benedikt XVI. für unsere Sicht von Jesus, dem Christus?

Abt Maximilian: Nicht nur katholische Christen, auch viele evangelische und orthodoxe sind dem emeritierten Papst sehr dankbar, dass er den Blick auf Jesus Christus, als dem wahren Sohn Gottes und wahren Menschensohn, evangeliumsgemäß und authentisch verständlich dargestellt hat. Der biblisch bezeugte Christus ist auch der wirklich historisch bestätigte Jesus von Nazareth. Andere Konstrukte um die Person Jesu verfehlen oft die eigentliche Mitte seiner Persönlichkeit, die bereits vom Konzil von Chalcedon (451) feierlich verkündet wurde: Jesus Christus ist wahrer Gott und wahrer Mensch.

Frage: Die Heiligenkreuzer Hochschule ist nach Benedikt XVI. benannt. Was bedeutet dieser Auftrag für Heiligenkreuz?

Abt Maximilian: Es gilt die theologischen Grundlinien Joseph Ratzingers nachzuzeichnen und seinem Auftrag gerecht zu werden, Wissenschaft und Gottverlangen nicht als Gegensätze zu sehen, sondern durch eine kniende Theologie zu verlebendigen. Es ist notwendig, in der Nachfolge Christi Intellektualität und Spiritualität als komplementäre Größen aufeinander zu beziehen.

Frage: Welche Bedeutung hatte der deutsche Papst für die Kirche?

Abt Maximilian: Wie ich bereits oben ausführte, ist Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. ein so universal Denkender, der sich wahrscheinlich nicht gerne als „deutscher Papst“ bezeichnen würde, sondern eher als der 265. Petrus-Nachfolger. Worüber ich traurig war, ist, dass seine eigenen Landsleute ihn oft in den Medien verzeichneten und bisweilen eine Karikatur seines Denkens und Glaubens erstellt haben. Vielleicht war es deshalb auch bezeichnend, dass seine Selbstbiografie zunächst nicht auf Deutsch, sondern auf Italienisch erschien. Auf ihn trifft das Wort Jesu zu, dass der Prophet in seiner eigenen Heimat oft am wenigsten geehrt wird (vgl. Joh 4,44).

Frage: Welchen bleibenden Stellenwert haben die Enzykliken?

Abt Maximilian: Die drei Enzykliken Benedikts XVI. „Deus caritas est“ („Gott ist [die] Liebe“), „Spe salvi“ („In der Hoffnung gerettet“) und die Sozialenzyklika „Caritas in veritate“ („Die Liebe in der Wahrheit“) behandeln zentrale Dimensionen unseres Glaubens und Handelns. In der ersten Enzyklika über die Liebe geht es umfassend um die Liebe selbst als Wesen des dreieinigen Gottes und als Antwort des Menschen, der aus dieser Quelle leben und handeln soll. Gottes- und Nächstenliebe sind untrennbar verbunden. Der leidende Mensch fordert persönliche Zuwendung. In der zweiten Enzyklika „Spe salvi“ findet sich der entscheidende Satz: „Der Mensch braucht Gott, sonst ist er hoffnungslos.“ Rein weltliche Zukunftsverheißungen und Fortschrittsgläubigkeit führen in die Irre. Wie schon in der ersten Enzyklika greift Papst Benedikt nicht nur auf Schrift und Tradition zurück, sondern sucht das Gespräch mit der Philosophie der Neuzeit bis hin zu Adorno und Horkheimer. Ein Kernthema ist für ihn, dass Vernunft und Glaube einander brauchen. In seiner dritten Enzyklika „Caritas in veritate“ spricht der Papst das weltweite soziale Unrecht an: Die Ungleichheiten vergrößern sich und es entstehen neue Formen der Armut, während das soziale Netz immer schwächer wird. Prophetisch mahnt der Papst, den eigenen Lebensstil zu überdenken und die herrschende „Kultur des Todes“ als größte Gefahr des Friedens zu entlarven: Abtreibung, Euthanasie und systematische eugenische Geburtenplanung werden heute oft bagatellisiert. Dagegen fordert der Papst den Schutz von Umwelt und Klima und einen verantwortlichen Umgang mit der Schöpfung als Ganze.
Von der Demut der beiden Päpste zeugt die von seinem Nachfolger veröffentlichte Enzyklika „Lumen fidei“ („Das Licht des Glaubens“), die als „Enzyklika der vier Hände“ auf umfassenden Vorarbeiten Papst Benedikts beruht.

Frage: Welches Werk von Joseph Ratzinger schätzen Sie am meisten?

Abt Maximilian: Am meisten schätze ich den 11. Band seiner Gesammelten Schriften: „Theologie der Liturgie“. Er entspricht ganz dem monastischen Selbstverständnis nach dem Wort der Regel des hl. Benedikt: „Dem Gottesdienst ist nichts vorzuziehen.“ (RB 43,3) „Im Umgang mit der Liturgie“, so sagte Joseph Ratzinger, „entscheidet sich das Geschick von Glaube und Kirche.“

Copyright 2017 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich (www.kathpress.at) Alle Rechte vorbehalten

Foto: Benedikt XVI. in Österreich 2007, (C) kath.net


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Lesermeinungen

 H.v.KK 19. April 2017 
 

H.v.KK

Danke Abt Maximilian für die klaren Worte!


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