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Zentral für Bruder Klaus: Konzentration auf eucharistische Seinsweise

3. Mai 2017 in Buchtipp, 2 Lesermeinungen
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Kathrin Benz hat zum 600. Geburtstag von Bruder Klaus ein außergewöhnliches gelungenes Buch geschrieben – Rezension von „Der Aussteiger – Bruder Klaus für Skeptiker“. Gastbeitrag von Niklaus Herzog


Zürich (kath.net) „Ich war entrüstet“, schreibt Kathrin Benz im Vorwort zu ihrem Buch „Der Aussteiger – Bruder Klaus für Skeptiker“. Entrüstet, weil sie nach der Beerdigung eines Onkels die Hinterbliebenen voller Stolz auf ihren gemeinsamen Vorfahren, nämlich Bruder Klaus, verwies – und teils auf Ignoranz, teils auf sichtliches Befremden gestoßen war, so im Sinne „Mit einem, der seine Frau mit zehn Kindern sitzen gelassen hat, möchte man eigentlich lieber nicht verwandt sein“. Dieses diffuse Zerrbild wollte Kathrin Benz nicht auf sich beruhen lassen. Herausgekommen ist – dies sei vorweggenommen – ein lebendig und leicht verständlich geschriebenes, zugleich von enormer Fachkompetenz zeugendes Buch, das ebenso einfühlsam wie tiefschürfend den außergewöhnlichen Lebenslauf des Schweizer Landespatrons nachzeichnet.

Die insgesamt 75 Kapitel sind überschrieben mit Titeln wie „Ein Papst türmt“, „Ein Tänzchen in Ehren“, „Die Schande von Greifensee“, „Bewusstlos in Dornen“, „Von Mordlust geplagt“, „Wildschwein und Keule“, „Mein Herr und mein Gott“, „Aufmüpfige Nonnen“, „Dorothee und die Bärentatze“, „Der lange Weg zur Ehre der Altäre“. Sie machen vor allem eines deutlich: Die Vita des Bruder Klaus spielte sich nicht im 'stillen Kämmerlein' ab, bildete vielmehr Teil einer aufgewühlten, sich im tiefen Umbruch befindenden Epoche, in der mit Morgartenstern und Hellebarde unter fast selbstverständlicher Inkaufnahme von Verstümmelten und Toten permanent um Geld und Besitz gekämpft wurde. Adel, Stadtbürger und Bauern gerieten sich unaufhörlich in die Haare, schlossen untereinander feierlich beschworene Bündnisse, um sich am nächsten Tag jählings wieder in den Rücken zu fallen. Es war aber auch eine Zeit, in der tiefgläubige Menschen nach der ihrem spezifischen Lebensweg gemäßen Form der Nachfolge Christi suchten. Einer von ihnen war Bruder Klaus. „Devotio moderna“ heisst das Stichwort. Bruder Klaus interpretiert und lebt sie auf seine, man möchte sagen zeitlos gültige und damit und gerade auch für unsere Zeit höchst aktuelle Weise.

Es gehört zu den Vorzügen des Buches von Kathrin Benz, dass sie nicht der Versuchung erliegt, Bruder Klaus für welche Zwecke auch immer zu instrumentalisieren. Wenn beispielsweise, wie am 1. April 2017 in Zug geschehen, mit einer „Chilbistimmung“ (so die Veranstalter wörtlich) des 600. Geburtstages von Bruder Klaus gedacht wird, an derselben Veranstaltung der vermeintlich große Stellenwert der Bruder-Klaus-Verehrung für die lieben Protestanten beschworen wird, welche – so der Gipfel der Absurdität – erst nachträglich von den Katholiken im Zuge der Gegenreformation usurpiert worden sei, dann haben solche quasi-ökumenische Verballhornungen mit dem wirklichen Leben des Einsiedlers vom Ranft wenig bis gar nichts mehr zu tun.


Konträr zu solchen (kirchen-)politischen Vereinnahmungen und fern jeder Polemik steht der gelungene Ansatz von Kathrin Benz, Leben und Wirken von Bruder Klaus aus sich selbst heraus zur Darstellung zu bringen - gestützt auf seine Selbstzeugnisse, auf Aussagen seiner Zeitgenossen wie auch auf nicht schriftliche Zeugnisse wie Bilder, Siegel und Sakralbauten.

Dabei wird deutlich: Zentral für Bruder Klaus ist die ungeteilte Konzentration auf die „eucharistische Seinsweise“, will heißen: auf ein Leben im Angesicht des Mensch gewordenen Gottes, erfahrbar in der täglichen Feier der Eucharistie: „Wenn der Priester die Hostie weiht, geht auf geheimnisvolle Weise die Allmacht Gottes in jeden einzelnen Teil der Hostie ein. Jeder dieser einzelnen Teile der Hostie wird durch die priesterliche Segnung durch unaussprechliche Gnade zum wahren Gott und wahren Menschen“ wird Bruder Klaus im sog. Pilgertraktat von 1487, dem ersten gedruckten Werk über sein Leben, zitiert. Aufschlussreich auch seine Begründung für sein Leben in der Einsamkeit: Der Selbstüberwindung liegt nicht die Verachtung des Lebens oder die Angst um das Seelenheil zugrunde, sondern weil man dadurch in besonderer Weise von Gottes Liebe angezogen wird und sich ihrer erfreut. Bruder Klaus verstand sich nicht als Einzelkämpfer – im Gegenteil. „Es gibt kein geistliches Leben ohne Führung“ hat der Philosoph Josef Pieper in einer seiner Schriften festgehalten. Für Bruder Klaus war dies eine Selbstverständlichkeit. Als er im Jahre 1477 einen eigen Kaplan erhält, der für ihn und die zahlreichen Besucherinnen und Besucher täglich die heilige Messe liest, ist seine Freude groß. Zum Kosmos des Leibes Christi gehören für Bruder Klaus ebenso selbstverständlich die Heiligen und die Mutter Gottes. Als er ein eigenes Siegel erhält, lässt er darauf ein Bild der Gottesmutter mit einer Krone auf dem Haupt und einem Kind auf ihrem Schoss einprägen. Aus dem Leben im Angesicht des Mensch gewordenen Gottes schöpft Bruder Klaus die Kraft, spirituell auf die Welt einzuwirken. Es scheint fast unglaublich, wer alles bei Bruder Klaus anklopft: Seien es die Städte Mailand, Bern und Konstanz, Solothurn und Freiburg, seien es der Habsburger Sigismund, Herzog von Österreich, oder andere Potentaten: sie alle suchen den Rat des Einsiedlers im Ranft.

Auffallend auch und für heutige Ohren besonders gewöhnungsbedürftig, wie wichtig für Bruder Klaus Begriffe wie „Gesetz“ und „Gehorsam“ immer wieder sind. Als die Berner Stadtregierung für eine ewige Messe vierzig Pfund spendet, lässt er ihr ausrichten: „Gehorsam ist die größte Ehre, die es im Himmel und auf dem Erdreich gibt. Darum sollt ihr schauen, dass ihr einander gehorsam seid.“ Und als ein ob der um sich greifenden Wundergeschichten misstrauisch gewordener Doktor der Theologie Bruder Klaus mit der Frage traktiert: „Wie können wir Menschen am besten mit Gott verbunden bleiben?“, gibt dieser zur Antwort: „Indem wir die Gesetze Gottes halten.“ Gestützt auf dieses Fundament gelingt es Bruder Klaus, seine friedensstiftenden Ratschläge der damaligen Welt zu vermitteln, so wie es im Stanser Verkommnis seinen besonders eindrücklichen Niederschlag gefunden hat.

Ob der sich durch eine prophetische Ader auszeichnende Bruder Klaus inmitten der alle Lebensbereiche erfassenden Unrast seiner Zeit auch die kommenden religiösen Umwälzungen erahnte? Auszuschließen sei dies nicht, meint die Buchautorin Kathrin Benz. Seine, Bruder Klaus' Warnung, es werde ein neuer Glaube aufkommen, dem es wacker zu widerstehen gelte, liest sich vor dem Hintergrund aktueller kirchlicher Vorgänge jedenfalls wie ein Menetekel.
Last but not least: Kathrin Benz legt in ihrem Buch den Fokus nicht nur auf Bruder Klaus, sondern immer wieder auch auf seine Frau Dorothee, die in ihrer Bereitschaft, die Berufung ihres Mannes im Glauben mit zu ertragen, als eine Persönlichkeit von außergewöhnlichem spirituellem Rang sichtbar wird.

Fazit: Kathrin Benz hat zum 600. Geburtstag von Bruder Klaus ein außergewöhnliches gelungenes Buch geschrieben, es hat nur einen Makel: Den Titel – denn eigentlich ist es ein Buch für Einsteiger.

Der Verfasser, Niklaus Herzog, ist Theologe und Jurist (je ein Lizentiat an der Universität Fribourg) mit Schwerpunkt Kirchenrecht und war jahrelang als Geschäftsführer der Kipa sowie als Chefredaktor von Christian Solidarity International tätig. Bis zu seiner vor kurzem erfolgten Pensionierung war er Geschäftsführer der Ethikkommission des Kantons Zürich. Zur Zeit ist er Mitglied des Interdiözesanen Kirchlichen Gerichts der Schweizer Bischofskonferenz.

kath.net-Buchtipp
Der Aussteiger
Bruder Klaus für Skeptiker
Von Kathrin Benz
Hardcover, 244 Seiten
2016 Paulusverlag, Fribourg
ISBN 978-3-7228-0894-9
Preis Österreich: 32.90 EUR

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Lesermeinungen

 KurtK 3. Mai 2017 
 

Das Buch

Das Buch von Kathrin Benz ist in der Tat lesenswert, wenn auch teilweise etwas unzusammenhängend und verwirrend im Wechsel zwischen den geschichtlichen Ereignissen in der Eidgenossenschaft und dem Leben von Bruder Klaus. Wer sich nicht schon etwas auskennt, wird manchmal Mühe haben.
Aber so schade, dass offenbar auch zwei Doktorate nicht davor bewahren können, Tritte auszuteilen gegen alle und alles, was nicht in die eigene Weltsicht passt! Zum Beispiel gegen eine würdige, frohe und ganz besondere Veranstaltung. Aber wenn Ökumene grundsätzlich des Teufels ist, wird es schwierig.
Auf diese Art wird Bruder Klaus wieder instrumentalisiert. Dabei wollte er Einheit, er hat dazu aufgerufen, einander "gehorsam" zu sein, aufeinander zu hören, nicht einander zu be- und zu verurteilen. Sein Leben aus der Eucharistie ist auch für Katholiken schwer zu erfassen, für Reformierte um so mehr. Und doch kenne ich einige, die das sehr faszinierend finden!


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 gebsy 3. Mai 2017 

Als sich die Berufung

des Familienvaters für die des Landesvaters und Einsiedlers zu regen begann, wird ein innerer Kampf entbrannt sein, den sich sterbliche Bürger nicht im Geringsten vorstellen können. Das Resultat von Unverständnis sind eben die bekannten Ansagen über das Verlassen der Familie ...


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