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‚Credo in unum Deum’ und die Vielgötterei

19. Februar 2018 in Aktuelles, keine Lesermeinung
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Benedikt XVI. – Licht des Glaubens: Die Gottvergessenheit und die neuen Götter. Es ist das Blut der Märtyrer, der Schmerz, der Schrei der Mutter Kirche, die die Gottheiten stürzt und so die Welt verwandelt .Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Den Menschen wieder zu Gott führen, dem Neuheidentum mit seiner facettenreichen Vielgötterei, dessen Struktur im Relativismus zu erkennen ist, den Glauben an den einen Gott zu zeigen: dies gehörte zu den großen Anliegen des Lehramtes Papst Benedikts XVI. und liegt im Mittelpunkt der Theologie Joseph Ratzingers. Vielgötterei, Polytheismus – das gehört nicht hinein in einen fernen Mythos. Wenig hat es mit Jupiter und Venus zu tun, mit Diana und Minerva, viel mit der angenehmen Beliebigkeit einer in breitem Maß postchristlichen Welt. Das Christentum sieht sich wie einst mit einer Vielgötterei konfrontiert, die sich anziehend präsentiert, „falsche Werte“ vorlegt, „die uns trügen und auf hinterlistige Weise unseren Egoismus anziehen“, wie sich Papst Franziskus in seiner Ansprache vor dem Angelus am 18. Februar 2018 ausdrückte.

Das Neuheidentum erstarkt aufgrund seiner scheinbaren Unverbindlichkeit und stellt als solches die große Herausforderung eines in seinem substantiellen Leben geschwächten Christentums dar. „Denken wir an die großen Mächte der heutigen Geschichte“, so Benedikt XVI. am 11. Oktober 2010 in seiner Meditation zu Beginn der ersten Generalkongregation der Sonderversammlung der Bischofssynode für den Nahen Osten: „denken wir an die anonymen Kapitale, die den Menschen versklaven, die nicht mehr eine Sache sind, die dem Menschen gehören, sondern eine anonyme Macht, der die Menschen dienen, von der Menschen gequält und sogar getötet werden. Sie sind eine zerstörerische Macht, die die Welt bedroht.

Und dann die Macht der terroristischen Ideologien. Scheinbar im Namen Gottes werden Gewalttaten verübt, aber es ist nicht Gott: Es sind falsche Götter, die entlarvt werden müssen, die nicht Gott sind.

Und dann die Drogen, diese Macht, die wie ein gefräßiges Ungeheuer seine Klauen in alle Teile der Welt ausstreckt und zerstört: Sie sind eine Gottheit, aber eine falsche Gottheit, die gestürzt werden muss. Oder auch die Lebensweise, die von der öffentlichen Meinung verbreitet wird: Heute macht man es so, die Ehe zählt nicht mehr, die Enthaltsamkeit ist keine Tugend mehr und so weiter“.

Falsch wäre es, dem polytheistischen Drang ein monotheistisch ausgerichtetes Bekenntnis entgegenhalten zu wollen, dass nur das „ferne, wenn auch eine Göttliche“ kennt und sich auf diese Weise einer drängenden Frage nach der Wahrheit entzieht. So kommt es dann zum „Gott und Vater aller Bekenntnisse“, bei dem die Tatsache seiner Offenbarung gern auf ein dem Subjekt innewohnendes Vermögen, diese annehmen und anerkennen zu wollen, reduziert wird.

Das Christentum ist historisch als „neue Schöpfung“ das Ereignis der definitiven Entmachtung der „Götter“, die definitive Anerkennung des einen wahren Gottes, nicht eines Gottes in der Ferne, sondern des Gottes, der sich als Beziehung mit der Schöpfung und dem Menschen offenbart. Das ist, wie Benedikt XVI. in jenem Oktober den Psalm 82 meditierend erklärte, der „schmerzhafte Prozess“ des „Sturzes der Götter“: „Dii estis et moriemini sicut homines“ (vgl. Ps 82,6–7). Die Verwandlung der Welt, die Erkenntnis des wahren Gottes, die Entmachtung der Kräfte, die die Welt beherrschen, vollzieht sich als „schmerzhafter Prozess“.

In der Geschichte, so Benedikt XVI., „geht dieser Prozess der Entmachtung, von dem die Offenbarung im 12. Kapitel spricht, weiter; sie spricht vom Sturz der Engel, die keine Engel, keine Gottheiten auf Erden sind. Und er findet tatsächlich statt: zur Zeit der frühen Kirche, wo wir sehen, wie durch das Blut der Märtyrer die Gottheiten entmachtet werden, angefangen beim göttlichen Kaiser, bei all diesen Gottheiten. Es ist das Blut der Märtyrer, der Schmerz, der Schrei der Mutter Kirche, die sie stürzt und so die Welt verwandelt“.

Es besteht kein Zweifel: die Vielgötterei im postchristlichen Zeitalter muss erkannt werden in dem, was sie ist: eine Verflüssigung der Wirklichkeit, die haltlos, mal fröhlich, mal verzweifelt, daran gefallen findet, nur flüssig zu sein, ohne Prinzip, ohne Fundament. Denn wenn alles gilt oder gelten kann, dann gilt nichts.

„Herr, ich danke dir, dass du mich so gefesselt hast. Zuweilen geschah mir, dass ich deine Gebote mühsam fand, und meinen Willen im Angesicht deiner Satzung ratlos, versagend. Doch heute kann ich enger nicht mehr an dich angebunden sein, als ich es bin, und mag ich auch meine Glieder eines um das andere durchgehn, keines kann sich auch nur ein wenig
von dir entfernen. Und so bin ich wirklich ans Kreuz geheftet, das Kreuz aber, an dem ich hänge, ist an nichts mehr geheftet. Es treibt auf dem Meere“: so zitierte Joseph Ratzinger in seiner „Einführung in das Christentum“ Paul Claudels „Seidenen Schuh“.


Ratzinger führte aus: „Ans Kreuz geheftet – das Kreuz aber an nichts, treibend über dem Abgrund. Die Situation des Glaubenden von heute könnte man kaum eindringlicher und genauer beschreiben, als es hier geschieht. Nur ein über dem Nichts schwankender, loser Balken scheint ihn zu halten, und es sieht aus, als müsse man den Augenblick errechnen können, in dem er versinken muss. Nur ein loser Balken knüpft ihn an Gott, aber freilich: er knüpft ihn unausweichlich, und am Ende weiß er, dass dieses Holz stärker ist als das Nichts, das unter ihm brodelt, das aber dennoch die bedrohende, eigentliche Macht seiner Gegenwart bleibt“.

Das ist die Hoffnung: dass dieses Holz stärker ist als das Nichts, das unter ihm brodelt.


kath.net veröffentlicht die Meditation von Papst Benedikt XVI. zu Beginn der ersten Generalkongregation der Sonderversammlung der Bischofssynode für den Nahen Osten, 11. Oktober 2010):

Liebe Brüder und Schwestern!

Am 11. Oktober 1962, vor 48 Jahren, eröffnete Papst Johannes XXIII. das Zweite Vatikanische Konzil. Damals wurde das Fest der Gottesmutter Maria am 11. Oktober gefeiert, und mit dieser Geste, durch dieses Datum, wollte Papst Johannes XXIII. das ganze Konzil den mütterlichen Händen, dem mütterlichen Herz Unserer Lieben Frau anvertrauen. Auch wir beginnen am 11. Oktober, auch wir wollen diese Synode mit allen Problemen, mit allen Herausforderungen, mit allen Hoffnungen dem mütterlichen Herzen Unserer Lieben Frau, der Gottesmutter, anvertrauen.

Pius XI. hatte 1931 dieses Fest eingeführt, 1500 Jahre nach dem Konzil von Ephesus, das Maria den Titel »Theotókos«, »Dei Genitrix« zuerkannt hatte. In diesem großen Wort »Dei Genitrix«, »Theotókos« hatte das Konzil von Ephesus die ganze Lehre von Christus, von Maria, die ganze Lehre von der Erlösung zusammengefaßt. Und so lohnt es sich, für einen Augenblick ein wenig darüber nachzudenken, wovon das Konzil von Ephesus spricht, wovon dieser Tag spricht. »Theotókos« ist in Wirklichkeit ein gewagter Titel. Eine Frau ist Mutter Gottes. Man könnte sagen: Wie ist das möglich? Gott ist ewig, er ist der Schöpfer. Wir sind Geschöpfe, wir sind in der Zeit: Wie kann eine menschliche Person Mutter Gottes, des Ewigen sein, wo wir doch alle in der Zeit sind, alle Geschöpfe sind? Verständlicherweise gab es daher teilweise einen starken Widerstand gegen dieses Wort. Die Nestorianer sagten: Man kann wohl von »Christotókos« sprechen, aber nicht von »Theotókos«. »Theós«, Gott, steht darüber, über den Ereignissen der Geschichte. Aber das Konzil hat es entschieden und hat auf diese Weise das Abenteuer Gottes hervorgehoben, die Größe dessen, was er für uns getan hat.

Gott ist nicht in sich geblieben: Er ist aus sich herausgetreten, er ist so sehr, so radikal eins geworden mit diesem Menschen, Jesus, daß dieser Mensch Jesus Gott ist, und wenn wir von ihm sprechen, können wir immer auch von Gott sprechen. Es ist nicht nur ein Mensch geboren, der mit Gott zu tun hatte, sondern in ihm ist Gott auf der Erde geboren. Gott ist aus sich herausgetreten. Aber andererseits können wir auch sagen: Gott hat uns in sich hineingezogen, so daß wir nicht mehr außerhalb von Gott, sondern tief in seinem Innersten sind.

Die aristotelische Philosophie sagt bekanntlich, daß zwischen Gott und dem Menschen nur eine nicht reziproke Beziehung bestehe. Der Mensch sei auf Gott bezogen, aber Gott, der Ewige, existiere in sich und ändere sich nicht: Er könne nicht heute diese und morgen eine andere Beziehung haben. Er ruhe in sich, habe keine Beziehung »ad extra«. Diese Aussage ist sehr logisch, sie läßt uns aber verzweifeln: denn dann hat Gott keine Beziehung zu mir. Durch die Menschwerdung, durch das Ereignis der »Theotókos«, hat sich dies radikal geändert, weil Gott uns in sich hineingezogen hat und Gott in sich selbst Beziehung ist und uns an seiner inneren Beziehung teilhaben läßt. So sind wir in seinem Sein als Vater, Sohn und Heiliger Geist, sind wir im Inneren seines Seins, das in Beziehung steht, stehen wir in Beziehung zu ihm, und er hat wirklich eine Beziehung zu uns geschaffen. In jenem Augenblick wollte Gott von einer Frau geboren werden und dennoch er selbst bleiben: Das ist das große Ereignis.

Und so verstehen wir, wie tief die Geste von Papst Johannes XXIII. war, der das Konzil, die Synode, dem zentralen Geheimnis anvertraute: der Gottesmutter, die der Herr in sich hineinzieht und uns alle mit ihr. Das Konzil begann mit dem Bild der »Theotókos«. Am Ende erkennt Papst Paul VI. der Gottesmutter den Titel »Mater Ecclesiae« zu. Und diese beiden Bilder, die das Konzil eröffnen und beschließen, sind eng miteinander verknüpft, sind letztlich ein einziges Bild. Denn Christus ist nicht als Mensch unter vielen geboren. Er ist geboren, um sich einen Leib zu schaffen: Er ist geboren – wie Johannes im 12. Kapitel seines Evangeliums sagt –, um alle an sich zu ziehen. Er ist geboren – wie es in den Briefen an die Kolosser und an die Epheser heißt –, um alles zu vereinen, was im Himmel und auf Erden ist, er ist der Erstgeborene von vielen Brüdern, er ist geboren, um das Universum in sich zu vereinen, so daß er das Haupt eines großen Leibes ist. Wo Christus geboren wird, beginnt die Bewegung, durch die alles vereint wird, beginnt der Augenblick der Berufung, des Aufbaus seines Leibes, der heiligen Kirche.

Die Mutter des »Theós«, die Mutter Gottes, ist Mutter der Kirche, weil sie die Mutter dessen ist, der gekommen ist, um uns alle in seinem auferstandenen Leib zu vereinen. Der hl. Lukas vermittelt uns dies im Parallelismus zwischen dem ersten Kapitel seines Evangeliums und dem ersten Kapitel der Apostelgeschichte, wo auf zwei Ebenen dasselbe Geheimnis zum Ausdruck gebracht wird. Im ersten Kapitel des Evangeliums kommt der Heilige Geist über Maria, und so gebiert sie und schenkt uns den Sohn Gottes. Im ersten Kapitel der Apostelgeschichte steht Maria im Mittelpunkt der Jünger Jesu, die einmütig beten und um die Wolke des Heiligen Geistes bitten. Und so wird aus der gläubigen Kirche, mit Maria im Mittelpunkt, die Kirche, der Leib Christi geboren. Diese zweifache Geburt ist die eine Geburt des »Christus totus«, des Christus, der die Welt und uns alle umfaßt. Geburt in Betlehem, Geburt im Abendmahlssaal. Geburt des Jesuskindes, Geburt des Leibes Christi, der Kirche. Es sind zwei Ereignisse oder ein einziges Ereignis. Aber zwischen beiden stehen in Wirklichkeit das Kreuz und die Auferstehung. Und nur durch das Kreuz führt der Weg zum ganzen Christus, zu seinem auferstandenen Leib, zur Universalisierung seines Seins in der Einheit der Kirche. Und so – wenn man sich vor Augen hält, daß nur aus dem Weizenkorn, das in die Erde fällt, später die große Ernte entsteht – kommt aus dem am Kreuz durchbohrten Herrn die Universalität seiner Jünger, die in seinem gestorbenen und auferstandenen Leib vereint sind.

Mit dieser Verknüpfung zwischen der »Theotókos « und der »Mater Ecclesiae« vor Augen wenden wir uns dem letzten Buch der Heiligen Schrift zu, der Offenbarung, wo im 12. Kapitel eben diese Synthese aufscheint. Die Frau, mit der Sonne bekleidet, mit einem Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt und dem Mond unter ihren Füßen, gebiert. Und sie gebiert mit einem Schmerzensschrei, sie gebiert unter großem Schmerz. Das marianische Geheimnis ist hier das Geheimnis von Betlehem, das zum kosmischen Geheimnis ausgeweitet ist. Christus wird stets neu geboren in allen Generationen und nimmt so die Menschheit in sich auf, sammelt sie in sich. Und diese kosmische Geburt wird im Schrei am Kreuz, im Schmerz des Leidens Christi verwirklicht. Und zu diesem Schrei am Kreuz gehört das Blut der Märtyrer.

So können wir jetzt einen Blick auf den zweiten Psalm dieser Tageshore werfen, den 82. Psalm, wo man einen Teil dieses Prozesses sieht. Gott steht in der Versammlung der Götter – noch werden sie in Israel als Götter betrachtet. In diesem Psalm sieht man sehr geballt, in einer prophetischen Vision, die Entmachtung der Götter. Die, die Götter zu sein schienen, sind keine Götter und verlieren den göttlichen Charakter, stürzen zu Boden. »Dii estis et moriemini sicut homines« (vgl. Ps 82,6–7): die Entmachtung, der Sturz der Gottheiten. Dieser Prozeß, der sich auf dem Glaubensweg Israels vollzieht und hier in einer einzigen Vision zusammengefaßt ist, ist ein wahrer Prozeß der Religionsgeschichte: der Sturz der Götter. Und so ist die Verwandlung der Welt, die Erkenntnis des wahren Gottes, die Entmachtung der Kräfte, die die Welt beherrschen, ein schmerzhafter Prozeß.

In der Geschichte Israels sehen wir, daß diese Befreiung von der Vielgötterei, diese Erkenntnis – »nur er allein ist Gott« – unter vielen Schmerzen stattfindet, vom Weg Abrahams, dem Exil, den Makkabäern bis hin zu Christus. Und in der Geschichte geht dieser Prozeß der Entmachtung, von dem die Offenbarung im 12. Kapitel spricht, weiter; sie spricht vom Sturz der Engel, die keine Engel, keine Gottheiten auf Erden sind. Und er findet tatsächlich statt: zur Zeit der frühen Kirche, wo wir sehen, wie durch das Blut der Märtyrer die Gottheiten entmachtet werden, angefangen beim göttlichen Kaiser, bei all diesen Gottheiten. Es ist das Blut der Märtyrer, der Schmerz, der Schrei der Mutter Kirche, die sie stürzt und so die Welt verwandelt.

Dieser Sturz ist nicht nur die Erkenntnis, daß sie nicht Gott sind; es ist der Prozeß der Verwandlung der Welt, der mit Blut bezahlt werden muß, mit dem Leiden der Zeugen Christi. Und wenn wir genau hinschauen, sehen wir, daß dieser Prozeß nie zu Ende ist. Er findet in den verschiedenen Geschichtsepochen auf immer neue Weise statt; auch heute, in diesem Augenblick, in dem Christus, der eingeborene Sohn Gottes, für die Welt geboren werden muß durch den Sturz der Götter, durch den Schmerz, das Martyrium der Zeugen. Denken wir an die großen Mächte der heutigen Geschichte, denken wir an die anonymen Kapitale, die den Menschen versklaven, die nicht mehr eine Sache sind, die dem Menschen gehören, sondern eine anonyme Macht, der die Menschen dienen, von der Menschen gequält und sogar getötet werden. Sie sind eine zerstörerische Macht, die die Welt bedroht. Und dann die Macht der terroristischen Ideologien. Scheinbar im Namen Gottes werden Gewalttaten verübt, aber es ist nicht Gott: Es sind falsche Götter, die entlarvt werden müssen, die nicht Gott sind. Und dann die Drogen, diese Macht, die wie ein gefräßiges Ungeheuer seine Klauen in alle Teile der Welt ausstreckt und zerstört: Sie sind eine Gottheit, aber eine falsche Gottheit, die gestürzt werden muß. Oder auch die Lebensweise, die von der öffentlichen Meinung verbreitet wird: Heute macht man es so, die Ehe zählt nicht mehr, die Enthaltsamkeit ist keine Tugend mehr und so weiter.

Diese Ideologien, die vorherrschen und sich so mit Macht aufdrängen, sind Gottheiten. Und im Schmerz der Heiligen, im Schmerz der Gläubigen, der Mutter Kirche, zu der wir gehören, müssen diese Gottheiten gestürzt werden, muß das umgesetzt werden, was in den Briefen an die Kolosser und an die Epheser steht: die Herrschaften, die Mächte werden gestürzt und dem einzigen Herrn Jesus Christus unterworfen. Von diesem Kampf, in dem wir uns befinden, von dieser Entmachtung der Gottheit, von diesem Sturz der falschen Götter, die gestürzt werden, weil sie keine Gottheiten sind, sondern Mächte, die die Welt zerstören, spricht die Offenbarung im 12. Kapitel – durch ein geheimnisvolles Bild, für das es, wie ich meine, jedoch verschiedene schöne Auslegungen gibt. Es wird gesagt, daß der Drache einen großen Strom von Wasser hinter der fliehenden Frau herspeit, damit sie von den Fluten fortgerissen werde. Und es scheint unvermeidlich, daß die Frau in diesem Strom ertrinkt. Aber die gute Erde verschlingt diesen Strom, so daß er keinen Schaden zufügen kann. Ich glaube, daß der Strom leicht zu interpretieren ist: Es sind die Strömungen, die alle beherrschen und die den Glauben der Kirche verschwinden lassen wollen, für die es keinen Platz mehr zu geben scheint angesichts der Kraft dieser Strömungen, die sich als das einzig Vernünftige aufdrängen, als einzige Lebensweise.

Und die Erde, die diese Strömungen verschlingt, ist der Glaube der einfachen Menschen, der sich nicht von diesen Strömen fortreißen läßt und die Mutter rettet und den Sohn rettet. Daher heißt es im Psalm – dem ersten Psalm der Tageshore –, daß den Unerfahrenen Einsicht geschenkt wird (vgl. Ps 119,130). Diese wahre Einsicht des einfachen Glaubens, der sich nicht von den Fluten verschlingen läßt, ist die Kraft der Kirche. Und damit sind wir wieder beim marianischen Geheimnis. Und noch ein letztes Wort findet sich im 82. Psalm: »Movebuntur omnia fundamenta terrae «, alle Grundfesten der Erde wanken (Ps 82,5).

Durch die Klimaprobleme sehen wir heute, daß die Grundfesten der Erde bedroht sind, aber sie sind durch unser Verhalten bedroht. Die äußeren Grundfesten wanken, weil die inneren Grundfesten wanken, die sittlichen und religiösen Grundfesten, der Glaube, aus dem die rechte Lebensweise folgt. Und wir wissen, daß der Glaube die Grundfeste ist, und letztendlich können die Grundfesten der Erde nicht wanken, wenn der Glaube, die wahre Einsicht, fest bleibt. Und dann heißt es im Psalm: »Erheb dich, Gott, und richte die Erde!« (Ps 82,8). So sagen auch wir zum Herrn: »Erheb dich in diesem Augenblick, nimm die Erde in deine Hände, schütze deine Kirche, schütze die Menschheit, schütze die Erde«. Und wir wollen uns erneut der Gottesmutter Maria anvertrauen und beten: »Du, die große Glaubende, die die Erde dem Himmel geöffnet hat, hilf uns, öffne auch heute die Tore, damit die Wahrheit siegt, der Wille Gottes, der das wahre Gut ist, das wahre Heil der Welt«. Amen.

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