Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Bistum Trier entlässt AFD-Landtagsabgeordneten Schaufert aus einem Kirchengremium
  2. Schweiz: Bischof Bonnemain bei Beerdigung von Bischof Huonder
  3. Kardinal Müller: "Sie sind wie die SA!"
  4. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  5. Ablehnung von Fiducia supplicans: Afrikas Bischöfe haben ‚für die ganze Kirche’ gesprochen
  6. Eine kleine Nachbetrachtung zu einer Konferenz in Brüssel
  7. Großes Interesse an Taylor Swift-Gottesdienst in Heidelberg
  8. ,Ich habe Pornographie gemacht – jetzt mache ich Rosenkränze!‘
  9. Höchstgericht entscheidet über Bibel-Tweet von Ex-Ministerin Räsänen
  10. Mehrheit der Deutschen fürchtet Islamisierung Europas
  11. Vatikan: Religionsfreiheit durch Urteil gegen Kardinal bedroht
  12. Meloni: Leihmutterschaft ist ,unmenschliche Praxis‘
  13. Das Leben des Menschen ist schutzwürdig oder doch nicht?
  14. Erzbistum Hamburg verliert 2023 Millionen Euro durch Mitgliederschwund
  15. Das Mediennetzwerk Pontifex, gegründet 2005 als "Generation Benedikt", beendet seine Tätigkeit

Arvo Pärt – Musik im Dienste Gottes

28. März 2018 in Kultur, 2 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


"Was geschieht, wenn ein Komponist aus dem Ostblock nach einer Phase des Experimentierens mit verschiedenen Strömungen der zeitgenössischen Musik zum Glauben findet?" - Die kath.net-Kulturkolumne DIO von Anna Diouf


Linz (kath.net)
Was geschieht, wenn ein Komponist aus dem Ostblock nach einer Phase des Experimentierens mit verschiedenen Strömungen der zeitgenössischen Musik zum Glauben findet und alsbald beinahe ausschließlich Sakralmusik schreibt? Wird er ein Leben in einer künstlerischen Nische fristen, unbeachtet von der Avantgarde? Im Gegenteil – er wird unter die angesehensten Komponisten der Gegenwart gezählt: Arvo Pärt (*1935).

Dabei geht der estnische Komponist in vielfacher Hinsicht dem Mainstream entgegengesetzte Wege: Seine Musik giert nicht nach bisher „Ungehörtem“, nach neuen oder verstörenden Klängen. Seine Themen provozieren nicht, sein Credo ist nicht der Bruch. Dennoch – oder vielleicht deshalb – ist er mit zahllosen Auszeichnungen bedacht worden. Zuletzt erhielt er 2017 den Joseph-Ratzinger-Preis. Ein Musiker und ein theologischer Preis? In Arvo Pärt wird eine Einheit wiederhergestellt, die seit der Reformation sukzessive zerstört wurde: Die zwischen Kunst und Kult.

Zahlreiche der bedeutenden Komponisten des Abendlandes waren nicht nur Christen und Katholiken, sondern sogar Priester, zum Teil Bischöfe. Jahrhundertelang war von Tonart bis Taktmaß jedem musikalischen Parameter eine theologische Dimension eigen.

Insofern ist Pärts Musik ganz im Sinne Benedikts XVI. „entweltlichend“: Der eigentliche Sinn des Musikschaffens, nämlich die Verherrlichung Gottes, wird zurückgewonnen. Die Wertschätzung ist wechselseitig – Pärt widmete sein schlichtes Vaterunser (2005) dem damals gerade gewählten Papst.
Obwohl manch einer den Mangel an „Neutönigkeit“ in Pärts Werken bemängelt, kann ihm doch niemand seine Bedeutung absprechen. Zumal er nicht von vornherein Neues abgelehnt, sondern nach und nach über die bedeutenden Stilrichtungen der zeitgenössischen Ernsten Musik zu seiner eigenen Musiksprache gefunden hat. Es handelt sich also nicht um stumpfes Beharren auf Althergebrachtem, sondern um lebendigen Umgang mit der Tradition - „katholischer“ kann Musik nicht sein.


Pärt nennt seinen eigenen Stil „Tintinnabuli“-Stil, „Glöckchen“. Das bezieht sich vor allem auf glockenartigen Effekte, die er nutzt. Aber mehr noch: Glöckchen sind seit Urzeiten Instrumente, die auf die Transzendenz verweisen; in der katholischen Liturgie kündigen sie bis heute Gottes Gegenwart an und fordern dazu auf, sich auf ihn hin auszurichten. Nichts anderes tun Pärts Werke. Besonders deutlich wird dies in seinem ergreifendsten Werk, seiner Passio Domini nostri Jesu Christi secundum Joannem.
Fast jeder kennt die berühmteste Vertonung der Passionsgeschichte – unnachahmlich in Musik gesetzt von Johann Sebastian Bach. Doch während diese so dramatisch angelegt ist, dass sie eher einem Passionsspiel gleicht, ist Pärts Johannespassion ganz und gar liturgisch. Nur zur Sicherheit sei übrigens gesagt, dass ich hier keinesfalls zwei großartige Werke gegeneinander ausspielen will. Ich zeige lediglich die Unterschiedlichkeit der Herangehensweise auf. Man darf es vielleicht mit etwas Humor betrachten, dass bei Pärt, dem Orthodoxen, das Bibelwort allein gilt, während beim Lutheraner Bach allerlei fromme Betrachtung die Schrift erläutert, kommentiert und ergänzt. Bei Pärt wird, anstelle eines Taktmaßes für das gesamte Stück, jedes Wort, selbst jede noch so kleine Präposition, als eigener Takt behandelt – das Wort selbst als Maß, „die Schrift allein“.

Ganz reduziert ist der Passionsbericht in Töne gesetzt, in feiner Symbolik, ohne plakative Effekte. Ähnlich konzentriert ist sonst nur noch der Gregorianische Choral. Beispielsweise ziehen sich bestimmte Dissonanzen durch das gesamte Stück, es wird kontinuierlich eine Spannung aufgebaut, die sich im letzten Wort des Stückes, „Amen“, auflöst: Zum ersten Mal singt der Chor einen reinen Akkord, ohne „schmerzende“ Dissonanzen. Das Heil des Menschen ist wiederhergestellt und damit treten Konsonanz und Erlösung ein- eschatologisch wie musiktheoretisch.

Wir werden hier nicht durch musikalische Effekt bis in die Seele erschüttert. Es ist der Impuls aus unserem eigenen Innern, der uns ergreift, indem wir wie bei einer lectio divina oder wie beim Gebet des Rosenkranzes in das Mysterium des Glaubens eintauchen.

Insofern ist die Pärtsche Passion „anstrengend“.Sie fordert unnachgiebig den Glaubensakt ein. Sie ist liturgische Musik, nicht Musik, die Liturgie zum Anlass nimmt; damit ist sie im eigentlichen Sinner geistlicher, purer, aber auch strenger als die meisten sakralen Werke der Klassik und Romantik.

Wer Pärts Werke in einem Konzertprogramm erblickt, sollte sich unbedingt zum Konzertbesuch aufraffen! Angesichts einer weitgehend entchristlichten Kulturszene ist es spannend, Repräsentanten eines Kunstverständnisses kennenzulernen, das Kult und Kultur nicht trennt, sondern verwurzelt im christlichen Erbe Kunst auch als Ausdrucksform des Glaubens versteht. Ja, diese Künstler gibt es, und es ist erstaunlich, dass mit Arvo Pärt ein solcher zu den bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten überhaupt zählt. Offensichtlich hat der Glaube an kultureller Kraft nichts verloren und selbst ein hochgradig säkularisierter Kulturbetrieb hat dieser Kraft wenig entgegenzusetzen.

Musikproben - unbedingt anhören

Magnifikat:



Johannes Passion:




Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 bücherwurm 29. März 2018 

@fenchel: hüstel... es passt aber noch in Ihr Weltbild,

wenn eine FRAU einen Beitrag über einen Mann schreibt, ja? Der Name der Verfasserin des Beitrags steht übrigens im Untertitel! Beste Grüße von Bücherwurm - übrigens ebenfalls eine Frau! ;)


3
 
 fenchel 28. März 2018 
 

Arvo Part

Hallo Redaktion. Arvo Pärt ist doch ein Mann,oder? Wer ist denn die Frau unter der Headline?


0
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Dio

  1. Der Märtyrertod in der Oper des 20. Jahrhunderts
  2. Jesus ist alles - Benjamin Brittens Raub der Lucretia
  3. Der Freischütz – Eine musikalische Beichtkatechese
  4. Hänsel und Gretel – Gott ist nicht totzukriegen







Top-15

meist-gelesen

  1. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  2. KOMMEN SIE MIT! EINMALIGE REISE - 13. Oktober 2024 in Fatima + Andalusien!
  3. Kardinal Müller: "Sie sind wie die SA!"
  4. Eine kleine Nachbetrachtung zu einer Konferenz in Brüssel
  5. Schweiz: Bischof Bonnemain bei Beerdigung von Bischof Huonder
  6. ,Ich habe Pornographie gemacht – jetzt mache ich Rosenkränze!‘
  7. Der Teufel sitzt im Detail
  8. Ablehnung von Fiducia supplicans: Afrikas Bischöfe haben ‚für die ganze Kirche’ gesprochen
  9. Das Mediennetzwerk Pontifex, gegründet 2005 als "Generation Benedikt", beendet seine Tätigkeit
  10. "Ich verzeihe dir, du bist mein Sohn. Ich liebe dich und werde immer für dich beten"
  11. Der Mann mit Ticketnummer 2387393
  12. Frankreich: „Inzwischen bedeutet Katholizismus, seinen Glauben erklären zu können“
  13. Taylor sei mit Euch
  14. Bistum Trier entlässt AFD-Landtagsabgeordneten Schaufert aus einem Kirchengremium
  15. Großes Interesse an Taylor Swift-Gottesdienst in Heidelberg

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz