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Ökumenisches JA zum Kreuz

3. Mai 2018 in Deutschland, 12 Lesermeinungen
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Regensburger Bischof Voderholzer und der evangelische Regionalbischof Hans-Martin Weiss zur Debatte um das Kreuz in öffentlichen Räumen staatlicher Einrichtungen


Regensburg (kath.net/pbr) Bischof Rudolf Voderholzer und der evangelische Regionalbischof Hans-Martin Weiss, Regensburg zur Debatte um das Kreuz in öffentlichen Räumen staatlicher Einrichtungen:

Aus Dankbarkeit für das gerade im Gedenkjahr der Reformation gewachsene ökumenische Vertrauen zwischen unseren Gemeinden und in christlicher Verantwortung für die Seelsorge an den Menschen in unserm Land möchten wir uns in einer gemeinsamen Stellungnahme zur aktuellen Diskussion um das Kreuz äußern.

Die bayerische Staatsregierung unter dem neuen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder hat verfügt, dass im Eingangsbereich staatlicher Einrichtungen sichtbar ein Kreuz aufgehängt werden soll. Dieser Erlass hat wenig Lob und viel Kritik auf sich gezogen. Die öffentlich vorgebrachten Argumente gipfelten in dem Vorwurf der Instrumentalisierung eines religiösen Symbols für Wahlkampfzwecke.

Diese Meinung teilen wir nicht, sondern begrüßen und unterstützen, wenn das Kreuz im öffentlichen Raum präsent ist – auch und erst recht dort, wo politische und/oder administrative Verantwortung für unser Gemeinwesen wahrgenommen wird.

Für uns sind dabei die folgenden Gründe maßgeblich:

Das Kreuz ist ein kostbares Erinnerungszeichen. Es ruft in Erinnerung, dass das „Bewusstsein der Verantwortung vor Gott und den Menschen“ zu den Grundwerten unseres Gemeinwesens und insbesondere unserer verfassungsmäßigen Ordnung gehört (vgl. die Präambel des Grundgesetzes). Die Väter und Mütter der Bayerischen Verfassung haben nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs und unter dem Eindruck der Selbstvergötzung des Staates mit den bekannten verheerenden Folgen für Europa und die ganze Welt dem Verfassungstext eine „Invocatio Dei“ (Anrufung Gottes) vorangestellt und darüber hinaus die Ehrfurcht vor Gott als Bildungsziel formuliert. Dies geschah in der Überzeugung, dass eine freiheitlich-demokratische Gesellschaft von Voraussetzungen lebt und auf Fundamenten aufbaut, die sie selbst nicht garantieren kann, um es mit Ernst-Wolfgang Böckenförde zu formulieren.


Historisch und sachlich betrachtet ist in unserer bayerischen Heimat die christliche Religion das Fundament der staatsbildenden Grundwerte. Das im christlichen Glauben gründende Wertesystem prägt und formt unsere Gesellschaft positiv, und zwar auch dort, wo ihr dies längst nicht mehr bewusst ist.

An die Botschaft des Kreuzes erinnert zu werden ist nicht nur zumutbar, sondern auch hilfreich, auch für jene, die diesen Glauben nicht teilen.

Das Kreuz steht stellvertretend und symbolisch für das vor-staatliche Fundament der freiheitlich-demokratischen Grundordnung.

Das Kreuz bewahrt den Staat vor der Versuchung, sich totalitär des Menschen zu bemächtigen.

Das Kreuz erinnert alle Frauen und Männer, die im Dienst des Staates stehen, an ihre Verantwortung, der Würde und Freiheit der Menschen zu dienen.

Am Kreuz hängt der Grund unserer Menschenrechte.

Wir wissen auch, dass das Kreuz schon politisch und militärisch missbraucht wurde, und dass die Menschenrechte vor 200 Jahren zum Teil gegen die Kirchen zur Geltung gebracht wurden. Die Gründe dafür sind komplex und müssten eigens angeschaut werden. Fest steht aber auch, dass die Menschenrechte einen religiösen, jüdisch-christlichen Hintergrund haben. Die Menschenrechte widerspruchsfrei zu begründen, ist ohne den Rückgriff auf die Wirklichkeit Gottes kaum möglich, wie ein Blick in Staaten mit anderer geistig-geistlicher Tradition (z.B. China) zeigt.

Das öffentlich angebrachte Kreuz sichert die Grundlagen der Neutralität des Staates im Sinne der Freiheit der Religionsausübung. Das Kreuz Christi steht für Versöhnung, ja sogar für die Möglichkeit der Versöhnung von Tätern und Opfern. Das Kreuz steht für die Achtung der Würde jedes Einzelnen, besonders der Schwachen und Hilfsbedürftigen. Vor dem Kreuz als dem Zeichen der verwandelnden und erlösenden Kraft der Liebe muss sich niemand fürchten.

Der Philosoph Jürgen Habermas hat die Gefahr angedeutet, dass der freiheitlich-demokratische Rechtsstaat von seinen vorgegebenen religiösen Fundamenten „zehrt“ und dass diese vielleicht einmal aufgezehrt sein könnten. So muss es jedem und jeder Verantwortlichen in der Politik ein Anliegen sein, für den Erhalt dieser dem Zusammenleben vorausliegenden Grundlagen Sorge zu tragen. Dass es mit dem Anbringen von Kreuzen alleine nicht getan ist, wird niemand bestreiten. Aber dieser symbolischen Selbstvergewisserung der eigenen Grundlagen nur unlautere Motive zu unterstellen, verkennt die Notwendigkeit einer auch zeichenhaften Vergegenwärtigung der religiösen Fundamente.

Wir sind jeder Politikerin und jedem Politiker dankbar für das öffentliche Bekenntnis zu den vorpolitischen Fundamenten unserer Gesellschaft. Wir sehen darin den Auftrag an alle Christinnen und Christen verwirklicht, unsere Gesellschaft positiv aus dem Geist des Evangeliums mitzugestalten. Wer sich auf das Kreuz beruft und unter das Kreuz stellt, wird sich auch an seinem Anspruch messen lassen.

Wir erinnern uns in diesen Tagen gerne an die Worte von Landesbischof Dr. Hermann von Loewenich, der 1995 deutlich machte, dass das Kreuz den Menschen davor bewahrt, sich selbst zu überschätzen und ihm den Weg zum Himmel weist: Das Kreuz „stellt uns alle in Frage, wenn wir uns eine Religion wünschen, die nur unserer Selbstbestätigung oder unserm eigenen Glück dient. Es redet ja von Gericht und Gnade, darum kann es für jeden von uns auch zum Ärgernis und zur Torheit werden. Es warnt uns vor Missbrauch, es warnt uns davor, unsere Bäume in den Himmel wachsen lassen zu wollen. Allein das Kreuz verbindet uns mit dem Himmel. Es ist eine Gotteskraft – sagt der Apostel Paulus – und sie verhilft uns, unser Kreuz auf uns zu nehmen und im Geist Jesu Christi menschlich zu handeln.“

Diesem Zuspruch und diesem Anspruch fühlen wir uns in unserem gemeinsamen ökumenischen Anliegen verbunden. Wir hoffen auf eine freundliche und hilfreiche Diskussion über die angesprochenen Sachfragen.

Regensburg den 3. Mai 2018
Dr. Rudolf Voderholzer, Bischof von Regensburg
Dr. Hans-Martin Weiss, Regionalbischof im Kirchenkreis Regensburg

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer und der evangelische Regionalbischof Hans-Martin Weiss


Foto (c) Bistum Regensburg


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Lesermeinungen

 lakota 5. Mai 2018 
 

@meaculpa

Ich lebe (leider) nicht in Bayern, kenne da auch nicht viele Politiker. Bei der Rede dieses Markus Blume konnte ich erstmal nur WOW! sagen! Ganz großartig! Danke für den Link.


0
 
 meaculpa 4. Mai 2018 

"Wir sind jeder Politikerin und jedem Politiker dankbar

für das öffentliche Bekenntnis zu den vorpolitischen Fundamenten unserer Gesellschaft. Wir sehen darin den Auftrag an alle Christinnen und Christen verwirklicht, unsere Gesellschaft positiv aus dem Geist des Evangeliums mitzugestalten."

Ich bin ganz gerührt. Tröstlicher können Bischöfe der verfemten bayerischen Landesregierung nicht zur Seite stehen.

Das hat sie auch verdient, so mutig wie sich Laien wie Markus Blume für den christlichen Glauben engagieren, und dafür sich der Hohn der Nation über sie ergießt:
https://www.facebook.com/markusblumecsu/videos/396085920859055/


3
 
 ThomasR 3. Mai 2018 
 

gemeinsames Engagement von allen Christen unabhängig der Konfession

auch im Lebensschutz dringendst gefragt
Die Frauenhäuser für jugendliche und sozial schwache werdende Mütter (z.B. in den aufgegebenen Klöstern) dürfen auch als ökumenische Werke betrieben werden.
Lebenschutz bringt auch einen heilenden Inhalt in die Ökumene: sich gemeinsam an den Betten von geretteten geborenen Kindern zu treffen!


5
 
 Stanie 3. Mai 2018 
 

Keine Neutralität möglich

Ich bin mit den Aussagen der beiden Würdenträger einverstanden, aber mit der Aussage "Das öffentlich angebrachte Kreuz sichert die Grundlagen der Neutralität des Staates im Sinne der Freiheit der Religionsausübung" habe ich einige Bauchschmerzen.
In meinem Denken und nach meiner Überzeugung ist das Kreuz Christi nicht ein Zeichen dafür, die Grundlagen der Neutralität des Staates ... zu sichern. Dieser Satz ist in sich selbst ein Widerspruch, denn das Kreuz Christi bedeutet für den, der es anbringt und verehrt ein klares Bekenntnis, das nicht "neutral" sein kann.
Auch bin ich nicht der Auffassung, daß ein christlichen Gemeinwesen neutral sein kann im Hinblick auf andere, dem christlichen Glauben und Glaubenswissen teils oder vollständig entgegenstehenden Überzeugungen/Ideologien oder Religionen. Das spielt eine wichtige Rolle in der Rechtssprechung des Staates. Unsere Rechtssprechung darf und sollte nicht islamisches Recht bspw. tolerieren oder gar anwenden.


1
 
 Martyria 3. Mai 2018 

Der erste weise Text,

die erste kluge Stellungnahme zu diesem aufgeheizten Thema. Beiseite lassend, dass die eminente Eminenz aus München noch vor Jahren genau das gefordert hat, was er jetzt kritisiert, sage ich "Deo gratias" und "Vergelt's Gott" zum wiederholten und bestimmt nicht zum letzten Mal dafür, dass Bischof Rudolf der Hirte in "meinem" Bistum ist.
Trotz aller Widerstände: Im Gebet verbunden und "Ad multos annos!".


7
 
 Thomas-Karl 3. Mai 2018 

Ökumene?

Anders als die Lutheraner verwenden die Reformierten weder Kreuze noch Kruzifixe. Insofern ist die hier zitierte gemeinsame Erklärung nicht ökumenisch.


2
 
 lakota 3. Mai 2018 
 

@ottokar

Genau so empfinde ich es auch und ich bin unserem Herrgott sehr dankbar, daß ich es kann. Für mich ist es eine Gnade, so glauben und empfinden zu können, denn viele können es leider nicht. (und viele wollen auch gar nicht).
Den beiden Bischöfen danke ich und wünsche ihnen Gottes reichen Segen!


6
 
 Maria_Jesus 3. Mai 2018 
 

Auch bie den beiden könnte Kardinal Marx in die Lerhe gehen


7
 
 Kleine Blume 3. Mai 2018 
 

So muss Ökumene ausschauen! :-)


7
 
 ottokar 3. Mai 2018 
 

Man kann wieder durchatmen

Noch eine kurze Anmerkung: Für mich ist das Kreuz stets ein Stück Heimat,hier, wo es steht oder hängt fühle ich mich zu Hause,hier fühle ich mich aufgehoben, beschützt. Ob auf der Bergspitze, am Wegrand, an der Wand in einem Wirtshaus oder Krankenzimmer, im Gerichtssaal usw.


17
 
 wedlerg 3. Mai 2018 
 

Yes

So handeln ein kath. Bischof und ein ev. Bischof - nur so!

Die Grüße gehen nach München!


21
 
 rosenkranzbeter 3. Mai 2018 
 

Zwei wahre Hirten

Danke an diese wunderbaren Bischöfe, danke für diesen ökumenischen Rüffel für alle, die es in den letzten Tagen besser wissen wollten.
Eigentlich hätte den katholischen Part hier der Vorsitzende der Bayerischen Konfernz übernehmen müssen. Aber ....
Darum noch ein besonderer Dank an Bischof Voderholzer!


20
 

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