Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Bistum Trier entlässt AFD-Landtagsabgeordneten Schaufert aus einem Kirchengremium
  2. Schweiz: Bischof Bonnemain bei Beerdigung von Bischof Huonder
  3. Das Leben des Menschen ist schutzwürdig oder doch nicht?
  4. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  5. Eine kleine Nachbetrachtung zu einer Konferenz in Brüssel
  6. Höchstgericht entscheidet über Bibel-Tweet von Ex-Ministerin Räsänen
  7. Großes Interesse an Taylor Swift-Gottesdienst in Heidelberg
  8. Erzbistum Hamburg verliert 2023 Millionen Euro durch Mitgliederschwund
  9. ,Ich habe Pornographie gemacht – jetzt mache ich Rosenkränze!‘
  10. Meloni: Leihmutterschaft ist ,unmenschliche Praxis‘
  11. Vatikan: Religionsfreiheit durch Urteil gegen Kardinal bedroht
  12. Klarer als die Deutsche Bischofskonferenz!
  13. Deutsche Jugend: GRÜNE PFUI, AFD HUI?
  14. Das Mediennetzwerk Pontifex, gegründet 2005 als "Generation Benedikt", beendet seine Tätigkeit
  15. Der Gute Hirt: er opfert sich für uns und schenkt seinen Geist

"Vieh ist wichtig, aber darf nicht höher bewertet werden als Menschen"

6. Juli 2018 in Weltkirche, 2 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Erzbischof Kaigama im "Kirche in Not"-Interview: "Sogar inmitten von Gewalt, die entweder durch Boko Haram, militante Viehhirten oder durch noch nicht identifizierte ausländische Invasoren verübt wird, glaube ich daran, dass der Friede möglich ist"


Luzern (kath.net/KIN) Erzbischof Ignatius Kaigama von Jos (Foto), der Hauptstadt des Bundesstaates Plateau, der im Herzen des nigerianischen Middle Belts gelegen ist, sprach mit «Kirche in Not» über einen der Hauptkonflikte seines Landes. Der Konflikt spielt sich zwischen Viehhirten vom Volksstamm der Fulani, die mehrheitlich muslimische Nomaden sind, und den sesshaften und mehrheitlich christlichen Bauern ab. In der Region des „Middle Belt“ kamen Mitte Juni nahe der Stadt Jos mehr als 100 Personen bei Attacken der Nomaden des Stamms der Fulani ums Leben.

Erzbischof Kaigama, seit vielen Jahren Verteidiger des Friedens, teilt sein Wissen über diesen Konflikt, dessen Lösung bei der immer dringlicheren Suche nach dem Gemeinwohl eines sachkundigen und menschlichen Dialoges bedarf.

Die verfolgten Christen Nigerias gehören zu den Schwerpunkten der Hilfe von «Kirche in Not» auf dem afrikanischen Kontinent. Das Hilfswerk fördert unter anderem den Aufbau zerstörter Kirchen, die Priesterausbildung, den Unterhalt der Klöster und die pastorale Arbeit der Kirche. Im Norden Nigerias, in der die Gläubigen bis heute unter den Folgen des islamistischen Terrors von „Boko Haram“ leiden, unterstützt «Kirche in Not» auch Hilfsprogramme für Witwen und Waisen.

Im Jahr 2017 wurden Projekte in Nigeria im Umfang von CHF 1.8 Mio. unterstützt.

Kirche in Not: Erzbischof Kaigama, könnten Sie uns bitte erklären, was sich in diesem Konflikt, der bereits einige Jahre andauert, verändert hat?

Erzbischof Kaigama: Das Problem der Viehhirten, die überwiegend Fulani sind, und den Bauern ist sehr kompliziert geworden. Die Bauern bestellen ihr Land mit der Arbeit ihrer Hände. Wenn die Feldfrüchte wachsen, beklagen sie sich darüber, dass die Rinder der Fulani kommen und sie abfressen. Diese Situation ist für sie sehr besorgniserregend, denn sie werden eines Grossteils ihrer Lebensgrundlage beraubt, was zu schweren Spannungen zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen führt.

Im Gegenzug greifen die Bauern die Kühe an. Kühe bedeuten den Fulani jedoch mehr als alles andere. Wenn man also eine Kuh tötet, wenn man sie angreift, werden die Viehhirten sich rächen, indem sie alles, was einem gehört, angreifen. Manchmal gehen sie so weit, dass sie Häuser niederbrennen, Familien töten, die Ernte zerstören. Dies ist ein sehr ernstes Problem, das wir besonders im Norden Nigerias sehen.


Kirche in Not: Wenn man die Situation mit derjenigen von vor einigen Jahren vergleicht, ist sie schlimmer geworden?

Erzbischof Kaigama: Zwischen Viehhirten und Bauern gab es immer Konflikte, aber nicht in diesem Ausmass. In der letzten Zeit haben die Viehhirten eine Art neuer Dreistigkeit darin entwickelt, in die Felder einzudringen und die Feldfrüchte zu zerstören. Sie tun dies so ungezügelt, dass die Bauern gezwungen sind, darauf zu reagieren. In der Vergangenheit gab es Probleme zwischen den beiden Gruppen, aber sie waren nicht so häufig.

Kirche in Not: Gibt es einen Grund für diese Eskalation?

Erzbischof Kaigama: Einer der Gründe könnte sein, dass die Viehhirten aufgrund der Tatsache, dass der Präsident des Landes, Muhammadu Buhari, selbst ein Fulani ist, denken könnten, dass sie einen Verbündeten haben und daher tun können, was sie wollen, weil sie damit durchkommen. Andererseits können die Leute es nicht erklären, warum es zu so einer plötzlichen Zunahme der Zerstörungswut gekommen ist. Sogar der Präsident unseres Landes räumt ein, dass die Fulani, die wir früher kannten, nur Stöcke und Buschmesser, die dazu dienten, Blätter als Futter für ihre Tiere abzuschneiden, mitführten. Nun tragen diejenigen, die die Ernte der Leute zerstören, anspruchsvolle Waffen. Wir wissen nicht, woher sie diese Waffen bekommen. Es ist ziemlich besorgniserregend, da Menschen sterben. Menschen werden getötet, und das alles wegen dieser Konflikte zwischen den Viehhirten und den Bauern.

Kirche in Not: Sie haben die Tatsache erwähnt, dass es neue Waffen gebe, und Sie haben gesagt, dass Sie nicht wüssten, woher diese kämen. Haben Sie eine Idee, woher sie kommen könnten?

Erzbischof Kaigama: Präsident Buhari behauptet, dass sie ein Überbleibsel der „Gaddafi-Ära“ in Libyen seien und nach Nigeria gelangt seien, so dass Leute sie in die Hände gekriegt haben. Wenn Menschen Geld haben, können sie illegal Waffen bekommen. Die Viehhirten können Rinder verkaufen und diese anspruchsvollen Waffen erwerben. Dies ist eine Tatsache, denn in guten Zeiten wären sie ohnehin reicher als die Bauern. Die Bauern erwerben auch solche Waffen. Alle diese Faktoren spielen eine Rolle: die ausländischen Waffen, die im Umlauf sind; die Tatsache, dass die Menschen imstande sind, sie zu erwerben, oder dass die Waffen vor Ort hergestellt oder importiert werden… In Wirklichkeit wissen wir nicht, wer diejenigen sind, die sie beschaffen.

Kirche in Not: Leider ist es vergangene Woche erneut zu einer Gewaltwelle in Teilen des Bundesstaates Plateau gekommen. Sie waren einer der Pioniere des interreligiösen und interethnischen Dialogs in der Hauptstadt des Bundesstaates Plateau, wo Sie im Jahr 2011 ein Zentrum für Dialog, Versöhnung und Frieden gegründet haben. Was bedeutet für Sie die Nachricht von den Toten, die es wieder gegeben hat?

Erzbischof Kaigama: Ich kann die Geschichte multidimensionaler Friedensbemühungen in Nigeria am Beispiel unseres Zentrums für Dialog, Versöhnung und Frieden (DREP) in Jos teilen. Das DREP ist eine Initiative des katholischen Erzbistums von Jos und ist gedacht als neutraler Ort, an dem die Versöhnung zwischen den gekränkten Parteien stattfinden kann. Auch das interreligiöse Berufsbildungszentrum in Bokkos in der Nähe von Barkin Ladi, wo muslimische und christliche Jugendliche zwei Jahre lang berufliche Fertigkeiten erlernen und wo ihnen dabei geholfen wird, die zivilisierte Dialogkultur zu schätzen, anstatt es beim geringsten Gefühl der Provokation zu einer feindseligen Konfrontation kommen zu lassen.

Kurz bevor ich von Nigeria abgereist bin, hatten wir im DREP-Zentrum in Jos Treffen mit den Volksgruppen der Fulani und der Irigwe abgehalten, um Strategien zu entwickeln, in Zukunft weiteres Töten zu verhindern. Wir haben sogar vereinbart, im August ein interreligiöses Gebetstreffen zu veranstalten.

Zu erfahren, dass das Töten wieder begonnen hat, war ein sehr schwerer Schock für mich. Dieses abscheuliche und verachtenswerte Auslöschen menschlicher Leben und die fortgesetzte Zerstörung von Wohnhäusern und der Lebensgrundlage ist eine Schande für die Menschheit und bietet in schmachvoller Weise ein negatives Bild der Nigerianer.

Aber sogar inmitten von Gewalt, die entweder durch Boko Haram, militante Viehhirten oder durch noch nicht identifizierte „ausländische Invasoren“ verübt wird, glaube ich daran, dass der Friede möglich ist, da wir entschlossen sind, die Kultur des zivilisierten Verhaltens und des Friedens zu unterstützen.

Kirche in Not: Wie lautet in diesem schwierigen Augenblick Ihr Appell?

Erzbischof Kaigama: Ich glaube, es ist noch nicht genug getan worden, um gegen das Töten durch die Viehhirten vorzugehen. Vielleicht ist es aufgrund der sogenannten „versteckten Agenda“ oder ganz einfach, weil es an Mut, Entschlossenheit, Patriotismus und politischem Willen fehlt. Vieh, auch wenn es noch so wichtig ist, kann nicht höher bewertet werden als Menschen. Das bedeutet allerdings nicht, dass Kühe verletzt, gestohlen oder getötet werden dürfen. Unser Präsident sollte klar, kategorisch und mutig auftreten, um seinen Stammesgenossen zu erklären, warum der Dialog die beste Lösung ist.

Weitere Informationen und Spendenmöglichkeiten:

Kirche in Not Schweiz

Kirche in Not Deutschland

Kirche in Not Österreich

Kirche in Not - Kirche in Not - Erzbischof Ignatius Kaigama von Jos/Nigeria


Viehherde in Nigeria


Foto: Erzbischof Kaigama (c) Kirche in Not


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 Mariat 6. Juli 2018 

Sehr geehrter Erzbischof Kaigama von Jos

Dieses " Auge um Auge, Zahn um Zahn", das unterstützt wird, von denen, die durch Waffenverkauf - Geld verdienen, wie kann es gestoppt werden?
Die Friedensbewegung und das Gebetstreffen mit der jüngeren Generation ist ein guter Weg, für die Zukunft ohne Gewalt.
Vergebung; allen alles vergeben; auch Bokko Haram; ein weiterer.
Einige Hl. Meßopfer für das ganze Land feiern, damit es vom Blutvergießen befreit - und gereinigt wird.
Dieses Land erneut Gott übergeben. Es ist Sein Eigentum.

Gottes reichen Segen und Kraft für Ihr Wirken.


3
 
 padre14.9. 6. Juli 2018 

Erzbischof Ignatius Kaigama von Jos

wünsche ich viel Erfolg und Gottes Beistand. Dank an kath.net für den Bericht.


2
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Kirche in Not

  1. Tragisches Schicksal der verfolgten Christen
  2. «Ich komme nicht, um zu weinen!»
  3. Syrien: „Eine knappe Minute war schlimmer als 12 Jahre Krieg“
  4. Weltweite Aktion lädt Kinder zum Rosenkranzgebet für den Frieden
  5. "Kirche in Not": Mord an Priestern auch in "katholischen Ländern"
  6. Kirchliche Schule in Karakosch (Nordirak) wiedereröffnet
  7. Größte katholische Kirche auf der Arabischen Halbinsel wird geweiht
  8. „Kirche in Not“ besorgt über Morde und Gewalt an kirchlichen Mitarbeitern
  9. „Kirche in Not“ begrüßt Ernennung des neuen EU-Sonderbeauftragten für Religionsfreiheit
  10. „Bericht über Religionsfreiheit ist Quelle der Hoffnung für viele Menschen“







Top-15

meist-gelesen

  1. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  2. KOMMEN SIE MIT! EINMALIGE REISE - 13. Oktober 2024 in Fatima + Andalusien!
  3. Eine kleine Nachbetrachtung zu einer Konferenz in Brüssel
  4. ,Ich habe Pornographie gemacht – jetzt mache ich Rosenkränze!‘
  5. Schweiz: Bischof Bonnemain bei Beerdigung von Bischof Huonder
  6. Der Teufel sitzt im Detail
  7. Das Mediennetzwerk Pontifex, gegründet 2005 als "Generation Benedikt", beendet seine Tätigkeit
  8. "Ich verzeihe dir, du bist mein Sohn. Ich liebe dich und werde immer für dich beten"
  9. Der Mann mit Ticketnummer 2387393
  10. Frankreich: „Inzwischen bedeutet Katholizismus, seinen Glauben erklären zu können“
  11. Taylor sei mit Euch
  12. Bistum Trier entlässt AFD-Landtagsabgeordneten Schaufert aus einem Kirchengremium
  13. Großes Interesse an Taylor Swift-Gottesdienst in Heidelberg
  14. Krakau: Einleitung des Seligsprechungsprozesses der mit 25-Jahren ermordeten Helena Kmieć
  15. Höchstgericht entscheidet über Bibel-Tweet von Ex-Ministerin Räsänen

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz