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Die Dornen der Weissen Rose

30. September 2018 in Buchtipp, 4 Lesermeinungen
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Albendorf schreibt mit sprachlicher Virtuosität. In fast lyrischer Sprache lässt er die Mitglieder der Weißen Rose zu Wort kommen. Besonderen Wert legt er auf das Motiv: Ausschlaggebend ist der christliche Glaube. Rezension von Claudia Sperlich


Berlin-München (kath.net/Blog „Katholisch? Logisch!“/cs)
Johannes Albendorf beschreibt in seinem kürzlich im Avaa Verlag erschienenen Buch Die Dornen der Weissen Rose. Auf den Wegen von Sophie Scholl und ihren Gefährten in elf Skizzen verschiedene Menschen, die der Weißen Rose auf irgendeine Weise schicksalhaft verbunden waren. Alexander Schmorell (im Buch nicht namentlich genannt) sinnt seinem eben ermordeten Freund Hans Scholl nach. Willi Graf schmuggelt den Vervielfältigungsapparat für die Flugblätter durch eine Bahnkontrolle. Der denunziatorische Pedell der Ludwig-Maximilian-Universität findet sich großartig. Zerrissen von Trauer, sucht Inge Scholl gemeinsam mit ihrem Freund und späteren Ehemann Otto Aicher die Wohnung ihrer ermordeten Geschwister auf. Alexander Schmorells Anwalt erlebt beschämt und am Staat zweifelnd seine vollständige Machtlosigkeit. Professor Kurt Hubers Witwe Clara erlebt im Nachkriegsdeutschland die angewiderte Ablehnung durch Unbelehrbare und kämpft für die Reputation ihres Mannes. Ein junger Mann erfährt mit Entsetzen, daß sein geliebter Großvater ein Gehilfe des Henkers war, der die Mitglieder der Weißen Rose enthauptete. Gisela Schertling (auch sie nicht namentlich genannt), einst als Mitglied der Weißen Rose zu einem Jahr Haft verurteilt, setzt sich als alte Frau während einer Aufführung der Matthäus-Passion innerlich mit ihrer Schuld auseinander, während der Verhöre ihren Geliebten Hans Scholl nicht entlastet zu haben, ihn gar als äußerst unsympathischen Menschen dargestellt zu haben. An einem hohen Geburtstag spricht der alte Alois endlich davon, daß er das Kleeblatt Scholl-Schmorell-Graf-Furtwängler gekannt und bewundert hat und doch weder den Mut noch das innere Verlangen hatte, dem Unrecht zu widerstehen. Eine Schülerin unserer Tage bereitet sich auf ein Referat über die Weiße Rose vor, indem sie Christoph Probst einen Brief schreibt. Zuletzt lässt der Autor Sophie Scholl das heutige München sehen, die Gedenkstätten und Straßennamen für die Weiße Rose wahrnehmen und zugleich die brutale Ausdrucksweise junger Menschen.


Albendorf schreibt mit sprachlicher Virtuosität. In fast lyrischer Sprache lässt er die Mitglieder der Weißen Rose zu Wort kommen. Die spießige Großsprecherei des Pedells ist greifbar, ebenso das Ringen um Anerkennung und Gerechtigkeit bei Clara Huber, um Vergebung und Versöhnung bei Gisela Schertling und Alois. Die gemobbte Schülerin, die Christoph Probst bewundert und ihm ihr Herz ausschüttet, und die so verblüfft durch das moderne München gehende Sophie Scholl sind auf ganz verschiedene Weise höchst gelungen dargestellt. Besonderen Wert legt der Autor auf die Darlegung der Motive: der christliche Glaube ist bei den Mitgliedern der Weißen Rose ausschlaggebend für ihr Handeln. Bei dem verräterischen Pedell ist es Geltungssucht und Geldgier, bei anderen spielen Angst, Scham und Reue eine Rolle bei früherem und jetzigem Handeln – und die briefschreibende Schülerin sucht einen Freund und ein Vorbild. Keine schlechte Idee, sich dafür an einen zu wenden, der im Martyrologium steht!

Das Buch liest sich schnell, und man kann es doch auch langsam durcharbeiten, denn jedes Kapitel macht Lust, noch ein wenig nachzuspüren und nachzuforschen. Ich empfehle das Buch wärmstens.

kath.net-Buchtipp:
Die Dornen der Weissen Rose
Auf den Wegen von Sophie Scholl und ihren Gefährten. Erzählungen
Von Johannes Albendorf
Taschenbuch, 143 Seiten
2018 Aavaa
ISBN 978-3-8459-2670-4
Preis Österreich: 11.95 EUR

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Lesermeinungen

 Diasporakatholik 11. Oktober 2018 
 

@Claudia Sperlich

Auch im letzten Kapitel des Buches findet sich noch ein Hinweis darauf, dass Sophie Scholls Bruder Hans wg. des Paragraph 175 (Praktizieren v. Homosexualität) der Prozess gemacht wurde.
Also scheint auch er die Neigung besessen zu haben.
Fairerweise hätte das alles bei Ihrer empfehlenden Buch-Rezension in einem katholischen Forum nicht unerwähnt bleiben dürfen.


1
 
 Diasporakatholik 8. Oktober 2018 
 

@Claudia Sperlich

Inzwischen habe ich das Buch bis auf das letzte Kapitel gelesen, und ich gebe nun Ihnen, Frau Sperlich, in Ihrer insgesamt ausgesprochen positiven Beurteilung desselben unbedingt recht.
Es ist durchaus zu lesen empfehlenswert, und ich erwäge mittlerweile, es unserer großen Enkelin zu schenken.


1
 
 Claudia_Sperlich 5. Oktober 2018 

Tja...

Alexander Schmorell hatte mit dieser Neigung ein ernstes Problem. Das Buch verschweigt das nicht.


0
 
 Diasporakatholik 30. September 2018 
 

Ich habe mir das Buch nach der vor einiger Zeit auf Frau Sperlich's Blog erfolgten Rezension erwartungsvoll gekauft - und hätte es nach dem ersten gelesenen Kapitel beinahe schon wieder ansonsten ungelesen weggelegt.
Denn die homoerotischen Liebesgeständnisse und Erinnerungen des darin nicht namentlich genannten Alexander Schmorell an Hans Scholl waren mir nur schwer erträglich.

Allerdings habe ich dann doch weitergelesen, und die nächsten 4 Kapitel sind besser.

Aber nun liegt jetzt erst einmal seitdem das Buch weiter ungelesen in meinem Zeitungsständer...


2
 

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