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Bischofssynode zur Jugend sieht Reformbedarf in der Kirche

28. Oktober 2018 in Jugend, 7 Lesermeinungen
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Vatikan veröffentlicht Schlussdokument der Weltbischofssynode zum Thema "Jugend, Glaube und Berufungsunterscheidung" - Katholische Kirche müsse mehr Partizipation und Verantwortung auch für Laien bieten, besonders für Jugendliche und Frauen


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Mit dem Bekenntnis zu einer stärkeren Öffnung für Laien ist die seit 3. Oktober im Vatikan tagende Weltbischofssynode zur Jugend zu Ende gegangen. Um glaubwürdig zu sein, sei eine Kirchenreform nötig, erklärten die rund 270 teilnehmenden Bischöfe in ihrem am späten Samstagabend verabschiedeten Schlussdokument. Das prophetische Bild einer synodalen Kirche sei 50 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil noch immer nicht umgesetzt. Das 167 Artikel auf 55 Druckseiten umfassende Papier, das vorerst nur in italienischer Sprache veröffentlicht wurde, schildert Lebenslagen junger Menschen weltweit, wertet sie aus christlicher Sicht und schlägt Perspektiven für kirchliches Handeln vor. Betont wird zudem der synodale Charakter der Kirche.

Über die 167 Artikel stimmen die Synodenväter einzeln ab. Alle erreichten mindestens die für eine Aufnahme in das Schlusspapier erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit. Neben Bischöfen aus fast allen Ländern der Welt - mit dabei waren auch Kardinal Christoph Schönborn und der österreichische Jugendbischof Stephan Turnovszky - hatten auch knapp 50 Nichtkleriker als sogenannte Auditoren an der Synode mit dem offiziellen Titel "Jugend, Glaube und Berufungsunterscheidung" teilgenommen, unter ihnen 36 junge Katholiken unter 30 Jahren. Sie beteiligten sich an den Debatten, durften aber nicht über das Schlussdokument abstimmen.

Die Erfahrung ihrer Zusammenarbeit mit jungen Christen nennen die Bischöfe in ihrem abschließenden Schreiben eine "Frucht des Heiligen Geistes". Die katholische Kirche müsse mehr Partizipation und Verantwortung auch für Laien bieten, besonders für Jugendliche und Frauen. Die Bischöfe wenden sich gegen einen "Klerikalismus, der viele von Entscheidungsprozessen ausschließt", wie auch gegen eine "Klerikalisierung der Laien".

Jugendlichen Verantwortung in der Kirche zu überlassen, sei keine "Zusatzoption". In der Kritik Jugendlicher müsse die Kirchenleitung auch einen Ruf Gottes zur Umkehr und zur Erneuerung der Strukturen hören.

Die Bischöfe stellen fest, ein großer Teil der Jugendlichen betrachte die Kirche nicht mehr als ernstzunehmenden Gesprächspartner. Als Gründe dafür machen sie Missbrauchs- und Finanzskandale aus, aber auch die Unfähigkeit kirchlicher Amtsträger, auf Jugendliche einzugehen. Selbstkritisch bemängeln die Kirchenführer auch, die eigene Lehre nicht plausibel machen zu können. Teils stoße das Engagement von jungen Christen auf Autoritätsdenken und Misstrauen seitens der Amtsträger, die keine Leitungskompetenz abgeben wollten.


Auch die katholische Sexualmoral sei für viele Jugendliche ein Grund für die Entfernung von der Kirche. Im gegenwärtigen kulturellen Umfeld habe die Kirche Mühe, ihre Sicht von Körperlichkeit und Sexualität zu vermitteln. Damit Seelsorger glaubwürdig auftreten könnten, müssten sie selbst über affektive und sexuelle Reife verfügen.

Digitale Welt, Migration, Missbrauch

In der Einleitung des 55-seitigen Endtexts wird erklärt, dass das Schlusspapier sowie das Arbeitsdokument ("instrumentum laboris"), auf dessen Basis die Synodenberatungen stattfanden, zusammen gelesen werden müssten, weil es einen "kontinuierlichen Bezug" zwischen den beiden gebe.

Anschließend wird im ersten Teil des Schreibens ein breites Themenfeld im Zusammenhang mit der Lebensrealität junger Menschen eröffnet, von der Gleichberechtigung der Geschlechter über Jugendarbeit in Pfarren, Formen des wirtschaftlichen und sozialen Ausschlusses, Säkularisierung, Bildung bis hin zur Ausbildung von Ordensleuten und Priestern.

Drei besondere "Scharniere" werden ausführlich genannt, wie das vatikanische Portal "Vatican News" in einer ersten Analyse festhielt: Zum einen die immer prägendere digitale Welt mit ihren positiven wie negativen Seiten. Zweitens wird die Situation der Migranten und Flüchtlinge erörtert. Dazu wird u.a. betont, dass das Phänomen der Migration "ein strukturelles Problem auf globaler Ebene" sei und nicht bloß ein "vorübergehender Notfall". Drei Artikel befassen sich auch mit dem Thema Missbrauch. Darin werden die verschiedenen Formen des Missbrauchs genannt und die Notwendigkeit der Aufarbeitung von der Wurzel an betont. Es braucht "rigorose Mittel der Prävention", heißt es im Text. Dank sprechen die Bischöfe den diejenigen aus, welche den Mut hatten und haben, den Missbrauch zu benennen und aufzudecken.

Junge Menschen begleiten

Im zweiten Hauptteil geht es wesentlich um die verschiedenen Dimensionen von Berufung, "mündend in der Einsicht, dass in einer pluralistischen Welt voller Optionen und in Lebenswegen voller Brüche Berufungen schwierig zu leben und zu halten sind", wie "Vatican News" zusammenfasst.

"Die Synode erkennt die Notwendigkeit der Förderung einer integralen Begleitung an, in der geistliche gut mit den menschlichen und sozialen Aspekten integriert sind", heißt es in der Folge mit Blick auf die schon während der Synode oft beschworenen Notwendigkeit der Begleitung junger Menschen auf ihrem Lebensweg durch die Kirche.

"Mit Jungen, nicht für sie"

Teil drei des Schlussdokuments zu den Perspektiven kirchlichen Handelns wird mit der Bekräftigung der Bischöfe begonnen, junge Menschen als Priorität des Handelns der Kirche zu sehen. Zeit und Energie müssten aufgewendet werden für einen gemeinsamen Weg "mit den jungen Menschen, nicht nur für sie".

Die Umsetzung liege wesentlich bei den Ortskirchen. Viel Wert gelegt wird laut "Vatican News" in diesen Passagen des Abschlussdokuments auf den "synodalen Prozess" und darauf, dass Synodalität die Kirche selbst wie auch ihr verkündendes Handeln charakterisiert. Die Synode ende nicht mit der Abschlussmesse in Rom, betonen die Synodenteilnehmer. Sie sehen eine wichtige "Umsetzungsphase" in den Ortskirchen der Welt in den kommenden Monaten und Jahren vor und präsentieren das Abschlussdokument als "Karte, um die nächsten Schritte, zu denen die Kirche berufen ist, zu leiten".

Sieben "drängende Herausforderungen"

Sieben Bereiche werden als "drängende Herausforderungen" bezeichnet. Migration gehört dazu, wo es gelte "Mauern nieder zu reißen und Brücken zu bauen". Ebenso die digitale Umwelt, die als "große Chance für Dialog, Begegnung und Austausch zwischen Menschen, sowie Zugang zu Information und Wissen" bezeichnet wird, aber auch eine Schattenseite mit "Einsamkeit, Manipulation, Ausbeutung und Gewalt" habe. Ausdrücklich warnen die Bischöfe auch vor den Folgen der Verbreitung von "Fake News", die "eine Kultur hervorgebracht haben, in der die Wahrheit ihre Kraft verloren zu haben scheint."

Die Beteiligung von Frauen auch in der Leitung der Kirche sei eine "Frage der Gerechtigkeit", wird drittens festgehalten. Die Präsenz von Frauen in kirchlichen Gremien "auf allen Ebenen, einschließlich in Leitungsfunktionen", und die Beteiligung von Frauen an kirchlichen Entscheidungsprozessen unter Wahrung der Rolle des geweihten Amtes sei von besonderer Bedeutung.

Viertens geht es um klare und offene Worte auf dem Gebiet der Sexualität; gleichzeitig müsse die Kirche sich klar gegen jede Diskriminierung und sexuell motivierte Gewalt wenden. Homosexuellen Menschen müsse geholfen werden, in "Freiheit und Verantwortung ihre Tauf-Berufung zu leben".

Den fünften Punkt in diesem Abschnitt bildet der Einsatz für Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung; das müsse sich auch in der Leitung und Gestaltung des kirchlichen Lebens wiederfinden. Als weitere Themen werden der interkulturelle und interreligiösen Dialog sowie die Ökumene genannt.

Abschließend drängt der Text darauf, für all diese Bereiche die richtige Aus- und Weiterbildung anzubieten. Hier macht die Synode drei konkrete Vorschläge: Zum einen sollten Laien, Ordensleute und Priester gemeinsam ausgebildet werden. Zweitens müsse die Seelsorge mit jungen Menschen fester Bestandteil der Ausbildung von Priestern und Ordensleuten werden. Und drittens solle die Erfahrungsdimension fest in der Ausbildungsordnung für Priester verankert werden.

Eigener Brief an die Jugend

Am Sonntag beendet Papst Franziskus das Bischofstreffen mit einer feierlichen Messe im Petersdom. Bei dem Anlass wollen die Synodenväter sich mit einem eigenen Brief an die Jugend in aller Welt wenden.

Copyright 2018 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten


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Lesermeinungen

 Smaragdos 29. Oktober 2018 
 

Demission Manifest

Wenn man die sieben "drängenden Probleme" liest, hat man den Eindruck, es seien bei dieser "Weltsynode" lediglich die Pseudoprobleme der westlichen, verweltichten Kirche angesprochen worden. Punkt 3 (Frauen auf allen Leitungsebenen) geht natürlich direkt auf Kardinal Marx zurück.

Diese sieben Probleme könnte man ganz einfach unter "Verweltlichung der Kirche" zusammenfassen.

Kein Wort von Umkehr, davon, dass man die Jugendlichen zu Gebet, dem Sakramentenempfang, der authentischen Lehre der Kirche führen sollte.

Kurzum, man könnte diese 7 Punkte als Demission Manifest bezeichnen: die Kirche gibt ihre ureigenste Mission auf!


7
 
 Wiederkunft 29. Oktober 2018 
 

Chance vertan'

Leider wieder am Wesentlichen vorbei geredet. Was soll eine Sinn suchende Jugend mit diesen Themen anfangen. Kein Wort warum die Kirchen im Westen Jugend entlerert sind. Kein Wort davon wie wir die Jugend zurück ins Vaterhaus bringen. Kein Wort von den vielen Suchtoptionen unserer Zeit, was in Wirklichkeit eine tiefe Sehnsucht nach Gott bedeutet. Es waren hauptsächlich kirchenpolitische Themen, die die Jugendlichen gerade am wenigsten interessieren. Man spricht von Mitarbeiten lassen, aber leider sehe ich da weit und breit kein Interresse. Unsere Jugend braucht den heiligen Geist, es muss ein Feuer entzündet werden in den Herzen, es muss brennen für Gott ! Alles Andere ist sinnlos und vertane Zeit vor Gott!


9
 
 Bernhard Joseph 29. Oktober 2018 
 

Handlungsbedarf sehe ich auch,

aber nicht bei der katholischen Lehre sondern beim Bodenpersonal!


8
 
 Zeitzeuge 28. Oktober 2018 
 

Schon vorab kann ich aus jahrzehntelanger Erfahrung

in Kirche und Welt leider sagen:

Wenn

Re-form postuliert wurde/wird,

ist fast immer eine

De-Form daraus geworden!

Wie schon so oft empfehle ich auch in
dieser Angelegenheit das Sonett von
Reinhold Schneider

Allein den Betern kann es noch gelingen,

Zeile für Zeile zu meditieren und natürlich für eine echte

Re-form, also Wiederherstellung des

unverkürzten und unverfälschten katholischen Glaubens täglich zu beten!


27
 
 girsberg74 28. Oktober 2018 
 

„Glaubwürdigkeit“

Zitat:
„Um glaubwürdig zu sein, sei eine Kirchenreform nötig, erklärten die rund 270 teilnehmenden Bischöfe …“

Das eigentliche Glaubwürdigkeitsproblem sind zahlreiche Kleriker, auch wenn es nicht eine Überzahl betrifft; es ist die Diskrepanz zwischen theologischen Vorgaben und gelebter Lebenswirklichkeit. So zeigte es neulich der Generalvikar der Diözese München und Freising auf, als er in der „Tagespost“ sich zum „Missbrauch“ äußerte.

Das Verlassen theologischer Vorgaben ist allerdings nicht auf diesen bestimmten Missbrauch beschränkt, von dem sich jeder billig distanzieren kann; er ist bei manchen hohen Klerikern ein durchgehendes Merkmal, wenn sie in den Medien zu politischen und kirchenpolitischen Fragen Stellung beziehen.

Zu dem Synodenpapier selbst: Man wird sehen müssen, ob sich dieses nicht als ein „Ermächtigungsgesetz“ entpuppt.


25
 
 wedlerg 28. Oktober 2018 
 

Klingt sehr sinnentleert!

Was will man von einer durch und durch komponierten Synode erwarten? Schon der Fragebogen war völlig nichtssagend und rein soziologisch.

Die Themen drehen sich zum einen um Frauen, Migranten, Umwelt, Digitalisierung, Macht und Strukturen: allesamt politische Themen voller Klischees ohne Relevanz für den Glauben und die Nachfolge Christi.

Auf der anderen Seite geht es um Sexualität und "Lebenswirklichkeit". Sprich: die Orientierung ist nicht mehr der göttliche Plan, sondern die (hedonistische) Gesellschaft.

Dann noch die leeren Worte von der synodalen Kirche, vom "Zuhören" und von pastoralen Änderungen.

Wer Gott auf trivialen kleinsten gemeinsamen Nenner und ein Sozialprogramm ("Liebe" wird das nur genannt) reduziert, glaubt selber wenig bis nichts und kann v.a. keinen Glauben verbreiten.

Gott ist eben unendlich groß und Jesus kein Befreiungstheologe.


Nein: Die Kirche wird von all diesen Labereien und glaubensarmen Politchristen nichts profitieren.


34
 
 Stefan Fleischer 28. Oktober 2018 

Man kann

das Papier nicht auf Grund einer solchen Zusammenfassung beurteilen. Mein erster Eindruck - nicht nur auf Grund dieses Artikels sondern der ganzen Berichterstattung - ist aber, dass Gott, die Beziehung zu ihm, das spirituelle Leben etc. zu kurz gekommen sind. Hoffentlich irre ich mich. Entweltlichung und Neuevangelisationen sind meines Erachtens die beiden Erfolgsfaktoren für jede Kirchenreform. Ohne diese beiden bleiben die besten Papiere Makulatur.
Etwas stutzig macht mich auch, dass das Dokument das Arbeitspapier nicht ersetzten soll. Die Gefahr ist nun, dass versucht werden könnte, alles was nicht in das Dokument hinein gebracht werden konnte, nun durch diese Hintertüre einzuschleusen.


37
 

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