Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. "Der Priester fungiert als Ikone Christi"
  2. Bisher unveröffentlichter Brief von Benedikt XVI.: „Ich habe auch auf das munus verzichtet“
  3. ALfA: Demokratische Wachsamkeit zeigt Wirkung: Menschenwürde bleibt unangetastet
  4. Die Umsetzung des Zweiten Vatikanischen Konzils
  5. "Am Ende besteht die deutsche Kirche nur noch aus Zahlen"
  6. Humanität unter der Guillotine
  7. Kurienkardinal Kurt Koch: „Papst Leo hat eine innere Beziehung zu den Kirchen des Ostens“
  8. Beben in CDU/CSU nach Merz-Ankündigung von Aussetzung von Waffenlieferungen nach Israel
  9. Großbritannien: Muslime attackieren christlichen Prediger
  10. „Es war mit Abstand der trockenste Regen seit anno dunnemal“
  11. Brauchen wir zum Erkennen von Menschenwürde Juristen?
  12. Anonymer Beitrag auf X: „bin jetzt 58 und kinderlos. am ende ungewollt“
  13. CDU-Politiker Kiesewetter äußert Grundsatzkritik an Luftbrücke mit Hilfe für den Gazastreifen
  14. „Ich bin wertvoll, weil ich bin“
  15. Jede Sekunde beginnen fünf heilige Messen irgendwo auf der Welt

Ein Meilenstein des Dialogs der katholischen Kirche mit dem Islam

5. Februar 2019 in Aktuelles, 50 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Papst Franziskus beendet seinen historischen Arabienbesuch mit einer Messe - Die gemeinsame Erklärung war für arabische Verhältnisse so brisant, dass ihre Veröffentlichung im Vorfeld nicht angekündigt wurde - Korrespondentenbericht von Roland Juchem


Abu Dhabi(kath.net/KAP) 120.000 Teilnehmer aus 100 Nationen, darunter 4.000 Muslime: Die Messe, die Papst Franziskus am Dienstagmorgen im Stadion von Abu Dhabi feierte, ist die praktische Seite dessen, was er am Vorabend gemeinsam mit dem Großimam der Kairoer Al-Azhar-Moschee, Ahmad al-Tayyeb, in einem wegweisenden Dokument über "Menschliche Brüderlichkeit" erklärte und gelobte: Geschwisterlichkeit, Pluralität und gelebter Glaube in friedlichen Miteinander der Kinder des einen Schöpfers.

Dieses religiöse Dokument hat insbesondere in diesem Teil der Welt enorme politische Bedeutung. So klar, wie der Großimam und der Papst für Religionsfreiheit, Frauenrechte und Nachhaltigkeit werben, so deutlich, wie sie jegliche Gewalt und Extremismus im Namen Gottes, aber auch religionsfeindlichen Säkularismus und amoralischen Individualismus verurteilen, will das nicht jeder Machthaber oder traditionalistische Prediger hören, schon gar nicht, aber auch nicht nur im Nahen Osten.

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) geben sich als Förderer und Schützer von Toleranz und Dialog - auch in Abgrenzung zum großen Nachbarn Saudi-Arabien. So haben die Emirate nicht nur kostenlos das Zayed-Sportstadion für die Papstmesse zur Verfügung gestellt. Auch für die zweitägige interreligiöse Konferenz über "Human Fraternity" scheute man weder Kosten noch Mühen und rührte kräftig die Werbetrommel für das, wie es hieß, "historische Treffen der beiden wichtigsten religiösen Führer der Welt".


"Bruder und guter Freund" - so nennen sich Franziskus und al-Tayyeb gegenseitig. Der Ägypter weicht in den zwei Tagen kaum von der Seite des Papstes. Es ist ihre insgesamt fünfte Begegnung. In seiner Rede fordert al-Tayyeb, Christen müssten in der Region volle Bürgerrechte haben. Dafür erhält er ebenso Applaus wie für seine Kritik an westlichen Zerrbildern von Muslimen.

Der Papst kritisiert in seiner anschließenden Rede scharf Krieg und Wettrüsten in der Region, lobt aber die Emirate für die Gewährung von Kultusfreiheit. Dennoch, so Franziskus: Wahre Religionsfreiheit beschränke sich "nicht nur auf die freie Ausübung der Religion, sondern sieht im anderen wirklich einen Bruder und eine Schwester ... derselben Menschheit, denen Gott Freiheit gewährt."

Am Abend des ersten Tages bekommen beide den "Human Fraternity Award" überreicht, gestiftet von Abu Dhabis Herrscherfamilie, der Zayed-Dynastie. Während sanfte Musik und Weihrauchduft die kleine Arena vor dem Denkmal des Staatsgründers durchziehen und Papierschnipsel herabregnen, unterzeichnen das Oberhaupt der katholischen Kirche und der Vorsteher der wichtigsten Lehrautorität des sunnitischen Islam ihr gemeinsame Erklärung.

Die ist so brisant - zumindest in dieser Region -, dass ihre Veröffentlichung im Vorfeld nicht angekündigt wurde. Ihre Unterzeichnung sollte keinesfalls durch irgendeine politische Einflussnahme gefährdet werden. Gemeinsam wie auch jeweils in ihren Glaubensgemeinschaften wollen Papst und Großimam Frieden, Dialog, Toleranz und echte Frömmigkeit fördern, jeder Instrumentalisierung von Religion für Hass und Gewalt entgegenwirken und für gleiche Rechte für alle eintreten.

"Eine Gerechtigkeit, die nur für Familienmitglieder, Landsleute und Gläubige desselben Glaubens gilt, ist eine hinkende Gerechtigkeit; sie ist verschleierte Ungerechtigkeit", so hatte der Papst in seiner Rede am Montagabend gewarnt. Selbst in den toleranten Emiraten genießen Nichtmuslime zwar Kultus-, aber keine Religionsfreiheit. Jeder Gläubige darf seine Religion ausüben, viele in offiziellen Kirchen und Tempeln, andere - mangels Platz - in angemieteten Hotelkonferenzräumen.

Mission und Seelsorge unter den "Anderen" sind verboten. Für Muslime, die ihrer Religion den Rücken kehren, gilt offiziell noch die Todesstrafe. "Sie haben viel Lobenswertes erreicht - aber das alles lässt sich noch verbessern", so ließe sich die die höfliche, aber bestimmte Bilanz des hohen Gastes resümieren.

Ging es am Montag um den interreligiösen Dialog, so galt der Dienstagvormittag den Christen im Nahen Osten. Bei der Messe mit Zehntausenden Menschen im Stadion und weiteren Zehntausenden davor spendete Franziskus den Christen in Arabien Trost, die aus mehr als 100 verschiedenen Volksgruppen und Ländern kommend fern ihrer Heimat leben. Er machte ihnen Mut und dankte, dass sie ihren Glauben so leben, wie es in dem am Vorabend unterzeichneten Dokument beschrieben ist.

Dies entspreche auch dem Geist der Bergpredigt, so der Papst in seiner Predigt - anders als es die Maßstäbe dieser Welt vorgäben, nach denen die Reichen, Mächtigen, Erfolgreichen selig seien und von den Massen bejubelt würden. Er fordert dazu auf, zu "dienen statt bedient zu werden". Für die Zehntausenden Fremden, die in Arabien als Arbeiter und Bedienstete schaffen und überall mit den großformatigen Bildern der örtlichen Emire konfrontiert sind, hört sich das noch einmal anders an.

Mit dem bislang größten christlichen Gottesdienst auf arabischem Boden wurden die Christen in der islamischen Welt ins Licht der Weltöffentlichkeit gerückt. Mit der von Franziskus und al-Tayyeb unterzeichneten Erklärung haben die katholische Kirche und die höchste Lehrautorität des sunnitischen Islam einen Meilenstein gesetzt, hinter den Christen und Muslime nicht mehr so leicht zurückkönnen.

Video der Messe in Abu Dhabi


Copyright 2019 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Franziskus Papst

  1. Papst Franziskus möchte an Ostermesse teilnehmen
  2. Genesung in kleinen Schritten: Papst geht es etwas besser
  3. Vatikan kündigt nach fünf Wochen ersten Auftritt des Papstes an
  4. Papst will Aschermittwochs-Bußprozession selbst leiten
  5. Vom Argentinier zum Römer: Franziskus über seinen Start als Papst
  6. Fußballbegeisterter Papst mit zwei linken Füßen
  7. Papst will keine Ordensfrauen mit "Essiggesicht"
  8. Papst besucht an Allerseelen Gräber ungeborener Kinder
  9. Dilexit nos
  10. Belgien: Nach Papstaussagen zu Abtreibung und Frauen wollen sich nun 520 Personen ‚enttaufen’ lassen






Top-15

meist-gelesen

  1. Sommerspende für kath.net - Eine große BITTE an Ihre Großzügigkeit!
  2. "Der Priester fungiert als Ikone Christi"
  3. Bisher unveröffentlichter Brief von Benedikt XVI.: „Ich habe auch auf das munus verzichtet“
  4. "Am Ende besteht die deutsche Kirche nur noch aus Zahlen"
  5. Kurienkardinal Kurt Koch: „Papst Leo hat eine innere Beziehung zu den Kirchen des Ostens“
  6. „Es war mit Abstand der trockenste Regen seit anno dunnemal“
  7. Anonymer Beitrag auf X: „bin jetzt 58 und kinderlos. am ende ungewollt“
  8. Die Umsetzung des Zweiten Vatikanischen Konzils
  9. Ein Durst, den kein Wasser stillt. Der Grund der Wirklichkeit
  10. Suche den, der dich erschaffen hat. Eure Hoffnung ist Christus!
  11. Brauchen wir zum Erkennen von Menschenwürde Juristen?
  12. Großbritannien: Muslime attackieren christlichen Prediger
  13. „Ich bin wertvoll, weil ich bin“
  14. Beben in CDU/CSU nach Merz-Ankündigung von Aussetzung von Waffenlieferungen nach Israel
  15. Papst Leo XIV. lockt über eine Million Jugendliche an Roms Stadtrand

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz