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„Der verlorene Hirte“

8. Februar 2019 in Buchtipp, 12 Lesermeinungen
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„Weil Lawler als Konservativer und Papsttreuer in den letzten Jahren seine Position gegenüber Papst Franziskus in vielerlei Hinsicht revidiert hat, steht sein Buch für die Entwicklung einer ganzen Reihe von Katholiken.“ Gastbeitrag von Martin Bürger


Vatikan (kath.net) Inzwischen sind, gerade in englischer Sprache, einige wichtige Bücher verfasst worden, die sich kritisch mit dem Pontifikat von Papst Franziskus auseinandersetzen, das schon fast sechs Jahre andauert. Zu Jahresbeginn erschien eines dieser Bücher im Renovamen-Verlag in deutscher Sprache: „Der verlorene Hirte“ von Philip F. Lawler, einem bekannten katholischen Journalisten und Buchautoren in den Vereinigten Staaten von Amerika. Weil Lawler als konservativer und papsttreuer Mann in den letzten Jahren seine Position gegenüber Papst Franziskus in vielerlei Hinsicht revidiert hat, steht sein Buch für die Entwicklung einer ganzen Reihe von Katholiken, die den neuen Papst im Jahr 2013 mit großer Freude begrüßten, seine Äußerungen und Handlungen aber immer skeptischer sahen.

Lawler fasst diesen Prozess zusammen: „Mit der Zeit verwirrten mich der Ton und sogar der Inhalt der öffentlichen Aussagen des Papstes jedoch, schließlich ängstigten sie mich. Über Monate hinweg versuchte ich durch meine tägliche Berichterstattung aus dem Vatikan mein Bestes, um Gewissheit zu vermitteln – meinen Lesern und manchmal auch mir selbst –, Gewissheit darüber, dass Franziskus, trotz seiner mitunter bedenklichen Bemerkungen, kein Radikaler war, der die Kirche von den ursprünglichen Glaubensquellen entfernte. Doch allmählich, widerwillig und schmerzlich, musste ich indes feststellen, dass er tatsächlich einer war.“ Starke Worte für einen Katholiken, der allerdings bekundet, weiterhin treu für den Papst zu beten.

Erstes Unbehagen

Gleich nach der Wahl von Papst Franziskus gab es allerdings Anzeichen für mögliche Probleme. Nicht immer wird deutlich, ob der Autor von „Der verlorene Hirte“ sie schon damals sah, aber sie zu ignorieren beschloss, oder ob ihm erst im Nachhinein ein Licht aufgegangen ist. „Berichte dieser jüngsten Zurschaustellung päpstlicher Demut – Stellen Sie sich einen Papst vor, der zur Brieftasche greift, um eine Rechnung zu zahlen! – verbreiteten sich kurzerhand auf der ganzen Welt.“

Das größte Problem mit dem gegenwärtigen Papst, so wird es bei der Lektüre deutlich, besteht darin, dass man nie genau weiß, woran man ist. Viele Aussagen sind entweder mehrdeutig, oder der Papst äußert sich zunächst eindeutig, um später fast das exakte Gegenteil zu behaupten. Als Beispiel führt Lawler, neben anderen Begebenheiten, die päpstlichen Äußerungen zur Genderideologie an: „Schon am darauffolgenden Tag allerdings untergrub der Papst seine Aussage auf eine Art und Weise, die Sandro Magister als den ‚Wechselschritt‘ bezeichnet hatte. Während eines Gespräches mit Journalisten auf dem Rückflug nach Rom – ein weiteres Flugzeuginterview – zeigte er sich selbst gewillt, den Gendertheoretikern das zu geben, was sie sich am meisten wünschen: die Freiheit, Pronomina zu ändern.“


Die korrekte Interpretation von „Amoris laetitia“

Natürlich spricht Philip F. Lawler von der Kurienreform und den teilweise undurchsichtigen Finanzen des Heiligen Stuhls, von sexuellem Missbrauch in der Kirche und Homosexualität im Vatikan, doch muss das nachsynodale apostolische Schreiben „Amoris laetitia“ angesichts der bis heute andauernden Verwirrung, wenn nicht sogar Spaltung, unter Katholiken im Buch den größten Raum einnehmen. „Amoris laetitia“ liefere „trotz seiner Weitschweifigkeit keine Antwort auf die Frage, die jeder stellte: Würde der Papst den geschiedenen und wiederverheirateten Katholiken den Zugang zum Kommunionempfang ermöglichen? Einige Kommentatoren vermeldeten, der Papst habe an der traditionellen Lehre der Kirche festgehalten. Andere wiederum erklärten, er habe eine drastische Neuerung vorgenommen. Keine der beiden Interpretationen dieses verwirrenden Dokumentes ist nachweislich falsch.“ Es entspann sich eine Debatte, die bis heute andauernd. Jeder weiß, dass vier Kardinäle in einem Dokument, das als „Dubia“ bezeichnet wird, den Papst darum baten, einige Dinge klarzustellen. Jede Frage der Kardinäle hätte mit einem schlichten Ja oder einem ebenso schlichten Nein beantwortet werden können. Papst Franziskus jedoch zog es vor, zu schweigen.

Lawler selbst urteilt, „Amoris laetitia“ sei nicht revolutionär. Doch dann kommt der Hammer: „Es ist subversiv. Franziskus hat die traditionellen kirchlichen Lehren nicht verworfen, wie viele Katholiken dies erhofften oder befürchteten. Stattdessen schuf er reichlich Interpretationsspielraum für eine geschmeidige pastorale Interpretation dieser Lehren und ermutigte Pfarrer dazu, Paare dabei zu unterstützen, allgemeine moralische Grundsätze auf deren eigentümliche Umstände anzuwenden. Leider hat dieser Ansatz die bereits vorhandene, starke Tendenz beschleunigt, die immerwährende kirchliche Lehre zu verwerfen und die Achtung vor der Seelsorge, die er zu fördern hofft, untergraben.“

Leider scheint der „Redaktionsschluss“ der Originalversion von „Der verlorene Hirte“ noch vor Ende 2017 gewesen zu sein. Zuvor hatten, wie Lawler berichtet, die Bischöfe von Buenos Aires den Vorschlag von Kardinal Kasper hinsichtlich des Kommunionempfangs von geschiedenen und wiederverheirateten Katholiken begrüßt und die „pastorale Begleitung“ von Paaren in irregulären Beziehungen unterstützt. Die Bischöfe „brachten Verständnis dafür auf, dass für diese Paare, selbst wenn sie in derartigen Partnerschaften verharren, ein ‚Weg der Einsicht möglich ist‘, der sie zur Eucharistie führen könnte. In einem privaten Brief von Anfang September 2016 beglückwünschte Franziskus seine Landsleute für ihre Auslegung seiner Apostolischen Exhortation. Sie hätten ‚die Bedeutung‘ seines Werkes ‚vollständig erfasst‘, schrieb er ihnen und fügte hinzu: ‚Es sind keine anderen Deutungen möglich.‘“ Diese beiden Schreiben, und dies konnte Lawler nicht mehr ausführen, wurden Ende 2017 als „authentisches Magisterium“, wie es dort heißt, in die „Acta Apostolicae Sedis“ (das päpstliche Amtsblatt) aufgenommen. Von einem privaten Brief an die Bischöfe von Buenos Aires kann also jetzt keine Rede mehr sein.

Ein Standardwerk

Zum Ende des Buches spricht Lawler noch einmal ganz unmissverständlich Klartext: „Die Lehren eines Papstes und seine pastoralen Initiativen sollten in Kontinuität mit der zweitausendjährigen Tradition der Kirche beurteilt werden. Angesichts dieses Standards ist das Franziskus-Pontifikat ein Desaster für die Kirche.“ Schweigen sei keine Lösung: „Aber das Papsttum wird geschwächt, wenn ein Papst einem anderen widerspricht. Der Schaden, den Franziskus anrichtet, kann nicht behoben werden, wenn er nicht als solcher anerkannt wird. Probleme zu leugnen und Differenzen zu kaschieren, verstärkt nur die Verwirrung.“

Seit Ende 2017, als ganz offensichtlich das Manuskript dem amerikanischen Verlag übergeben wurde, ist die Kirche von einer Reihe weiterer Skandale erschüttert worden, insbesondere von den Veröffentlichungen des einstigen apostolischen Nuntius in den USA, Erzbischof Carlo Viganò. Es wäre zu wünschen, dass Philip F. Lawler eines Tages einen zweiten Band seiner Auseinandersetzung mit Papst Franziskus veröffentlicht. „Der verlorene Hirte“ ist schon jetzt ein Standardwerk der jüngsten Kirchen- und Papstgeschichte.

Der verlorene Hirte
Wie Papst Franziskus seine Herde in die Irre führt
Von Philip F. Lawler
Übersetzt von: Philipp Liehs; Julian Voth
Taschenbuch, 296 Seiten
2018 Renovamen Verlag; Regnery Publishing
ISBN 978-3-95621-135-5
Preis Österreich: 19.60 EUR

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