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| Doch es kam ganz anders19. März 2019 in Spirituelles, 1 Lesermeinung Bischof Voderholzer bei Vorstellung von Martin Lohmanns Bischof Wittmann-Biographie: Wer hätte der katholischen Kirche in Deutschland Anfang des 19. Jhd. noch eine Zukunft zugetraut? Ihr Ende schien besiegelt. Regensburg (kath.net/pbr) kath.net dokumentiert das Wort von Bischof Dr. Rudolf Voderholzer anlässlich der Vorstellung der neuen Biographie über Bischof Georg Michael Wittmann von Martin Lohmann am Samstag, 16. März 2019 in der Niedermünsterschule in Regensburg: Liebe Ehrwürdige Schwestern, Ich freue mich sehr, dass wir heute Nachmittag die neue Biographie von Bischof Wittmann vorgestellt bekommen. Ich danke von Herzen allen, die das Werk ermöglicht haben. Allen voran natürlich dem Autor, Ihnen Herr Martin Lohmann. Ich danke dem Verleger, Herr Friedrich Pustet, der das Buch in die renommierte Reihe kleine bayerische biografien aufgenommen hat, so dass ihm gerade auch durch die gewinnende Aufmachung Aufmerksamkeit und Verbreitung gesichert ist. Durch den attraktiven Preis wurde es darüber hinaus möglich, dass der Bischof eine größere Anzahl abnehmen und es allen Priestern, Diakonen und pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern schenken kann. Danke auch Herrn Domvikar Monsignore Georg Schwager, dem Leiter unserer Abteilung für die Selig- und Heiligsprechung in unserem Ordinariat, für seine Sorge um die Verehrung von heiligmäßigen Menschen in unserem Bistum, insbesondere für seine Aufmerksamkeit für den von ihm persönlich ganz besonders verehrten Bischof Georg Michael Wittmann. Danke nicht zuletzt Herrn Gabriel Weiten, der mit viel Erfahrung im Büchermachen die Kontakte zwischen Bistum, Autor und Verlag vermittelt und die Arbeiten koordiniert hat. Ich brauche jetzt nicht wiederholen, was schon über das Leben und Wirken von Bischof Wittmann gesagt worden ist heute Nachmittag. Noch viel weniger als der Autor kann und will ich hier eine Kurzbiographie vortragen und Sie alle so um die Früchte Ihrer eigenen Lektüre bringen. Ich möchte Ihnen aber sagen, warum für mich Bischof Wittmann und Mutter Maria Theresia von Jesus Gerhardinger ein großer Trost sind und worin ich die Aktualität des Lebenszeugnisses der beiden auch und gerade für heute sehe. Es ist ja schon mehrfach angeklungen und uns allen bewusst geworden: Das Wirken von Bischof Wittmann fiel in dramatische Zeitumstände: die zunehmend kirchenfeindliche Aufklärung Ende des 18. Jahrhunderts, die Französische Revolution 1789 mit ihren Auswirkungen auf ganz Europa. Die Säkularisation von 1802/03 mit der Enteignung der Klöster und der Hochstifte führte zu einem Niedergang des kirchlichen Lebens und vor allem des katholischen Bildungswesens. Die napoleonischen Kriege, Seuchen und Naturkatastrophen man denke an das Jahr 1816, das als Jahr ohne Sommer in die Geschichte einging, hatten Armut, Hunger und Verwahrlosung zur Folge. Nach dem Tod des letzten Bischofs Carl Theodor von Dalberg 1817 gab es vier Jahr überhaupt keinen Bischof in Regensburg. Von den Visitationsberichten der 1820er Jahre wissen wir, dass Johann Michael Sailer etwa Gegenden im Bistum antraf, die schon seit 20 oder gar 30 Jahren keinen Bischof mehr gesehen hatten und dementsprechend auch das Firmsakrament hatten entbehren müssen. Wer hätte der katholischen Kirche in Deutschland noch eine Zukunft zugetraut? Ihr Ende schien besiegelt, der Untergang des Glaubens und der Kirche nicht mehr aufzuhalten zu sein. Doch es kam ganz anders. Das 19. Jahrhundert ist gerade auch in Bayern gekennzeichnet durch einen ungeahnten Aufschwung des kirchlichen Lebens, durch die Wieder- und Neugründung von Klöstern und Ordensgemeinschaften, durch eine neu einsetzende Missionstätigkeit und die Entsendung zahlloser Schwestern und Brüder, nicht nur, aber vor allem auch nach Amerika; denken wir nur an die Dominikanerinnen von Heilig Kreuz in Regensburg und Pater Bonifaz Wimmer aus Metten; wenig später dann auch die Armen Schulschwestern. Hinzu kam eine rege Bautätigkeit. Natürlich war vieles von all dem ermöglicht durch die Gunst der Obrigkeit in Gestalt König Ludwigs I. Aber ohne die Menschen aus Fleisch und Blut, die sich mit ihrer ganzen Existenz dem Willen Gottes zur Verfügung gestellt haben, hätten all das Wohlwollen und die Geldmittel des Königs nichts auszurichten vermocht. Zu den großen Gestalten dieser Zeitenwende und der Neubegründung blühenden kirchlichen Lebens gehörte Georg Michael Wittmann. Im Blick auf alle drei Säulen kirchlicher Lebensäußerung Martyria, Leiturgia und Diakonia, hat er außergewöhnliches geleistet. Als Prediger, geistlicher Lehrer und Autor hat er das Evangelium bezeugt und den Glauben verkündet. Als Priester, Priestererzieher, Beichtvater, Weihbischof und ernannter Diözesan-Bischof hat er den Menschen in der Feier der Sakramente als Freund des Bräutigams die Begegnung mit Christus vermittelt. Als Seelsorger, als Freund der Kinder, der Armen und Bedrängten hat gerade in den Notzeiten unendlich viel Gutes getan. Und die Regensburger danken es ihm bis auf den heutigen Tag. Seligsprechung, Sie wissen es, ist nicht eine Sache der kirchlichen Autorität, sondern des gläubigen Volkes. Seligsprechung heißt: Der Papst erlaubt nach eingehender Prüfung die vom Volk erbetene öffentliche Verehrung! Meine Damen und Herren! Auch die Kirche in unseren Tagen ist schwer angeschlagen. Viele machen sich Sorgen, wie es weitergehen soll. Ich bin fest davon überzeugt, dass uns die Geschichte lehrt: Wirkliche und auch tief gründende Erneuerung der Kirche ging immer von den Heiligen aus und wird immer von den Heiligen ausgehen. Wahre Reform der Kirche ist nur zu erwarten von einer leidenschaftlichen Gottesliebe, von einer Treue im Gebet und in der Nachfolge Jesu, von der Hingabe an die Menschen in ihren materiellen und geistig-geistlichen Sorgen und Nöten; von einer Wiederentdeckung Gottes als Wirklichkeit im Leben. Der Niedergang ist kein Naturgesetz. Erneuerung ist möglich, bedarf aber Menschen, die sich vorbehaltlos dem Willen Gottes zur Verfügung stellen. Wie weit geistige Not und Orientierungslosigkeit gehen, zeigen aktuelle Vorgänge: Eine Lehrerin an einem Regensburger Gymnasium hat ein Buch veröffentlicht, in dem sie das Zeugen und Gebären von Kindern als Umweltsünde beschreibt und den Frauen unserer Tage empfiehlt, durch Kinderlosigkeit dem Klimawandel Einhalt zu gebieten. Ich frage mich, worüber ich mich mehr wundern soll, über die selbstzerstörerische Attitüde dieser Autorin oder über die öffentliche Aufmerksamkeit, die man ihr in den Medien zuteilwerden lässt. Dabei steht doch vor allem eines fest: Wir haben es mit einem handgreiflichen Beweis dafür zu tun, dass überall dort, wo der Mensch sich absolut setzt und von Gott emanzipiert, wo das Leben nicht mehr als Geschenk Gottes angenommen und der Mensch nicht mehr als Krone der Schöpfung und Sachwalter Gottes gesehen wird, dass überall dort der Mensch sich seiner selbst überdrüssig wird und letztendlich seine Selbstabschaffung betreibt. Er kreuzt sich zurück zum findigen Tier, wie Karl Rahner es drastisch formuliert hat. Dem gegenüber hat Bischof Wittmann, haben die Armen Schulschwestern ein anderes, ein segensreiches Programm. Das Aufschauen zu Gott, das Hören auf seine Weisung und die Zuwendung zu ihm im Gebet machen den Menschen nicht klein, sondern erheben ihn im Gegenteil zu seiner wahren Größe und Würde. Ausdruck und Sinnbild für das Wiedererstarken der katholischen Kirche im 19. Jahrhundert ist nicht zuletzt die Vollendung vieler mittelalterlicher Domkirchen aus dem Geist der Romantik und Mittelalterverehrung. In Regensburg begehen wir heuer das 150-jährige Jubiläum der Vollendung der Domtürme. Im dem oktogonalen, also achteckigen Geschoss, das nach 1860 zunächst den bisherigen Türmen aufgesetzt wurde, sind 22 Heiligenfiguren gleichsam auf den Leuchter gestellt, um dem ganzen Bistum den Weg zum wahren Leben zu weisen. In meinem Hirtenbrief, der an diesem Sonntag verlesen wird, versuche ich die Theologie der Türme ein wenig zu erschließen und Freude zu machen an unseren Domtürmen. Im Blick auf die Heiligen als Fürbitter und Vorbilder auf den Domtürmen möchte heute und anlässlich dieser Buchpräsentation meiner Hoffnung Ausdruck verleihen, dass wir als Kirche von Regensburg bald geschenkt bekommen, nicht nur die selige Mutter Maria Theresia als Selige verehren zu dürfen, sondern auch Bernhard Lehner, Therese Neumann von Konnersreuth und vor allem Bischof Wittmann hinzufügen zu dürfen; Bischof Georg Michael Wittmann, dessen Leben und Reformwerk uns mit Martin Lohmanns neuem Buch gewissermaßen schon geistig auf den Leuchter gestellt wird. kath.net-Buchtipp Bestellmöglichkeiten bei unseren Partnern: Link zum kathShop Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus, Linz: Titelblatt - Martin Lohmann: Georg Michael Wittmann, Bischof, Seelsorger und Reformer Foto Bischof Voderholzer (c) Bistum Regensburg Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! Lesermeinungen
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