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Die Schweiz sollte sich nicht völlig von der Weltkirche ablösen

26. April 2019 in Schweiz, 6 Lesermeinungen
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Rom bleibt in der Deutschschweiz nur das Bistum Chur, um über einen Personalentscheid auch effektiv auf das kirchliche Geschehen einzuwirken. Gastkommentar zur Huonder-Nachfolge von Niklaus Herzog/Neue Zürcher Zeitung


Chur-Zürich (kath.net/Neue Zürcher Zeitung) Die Debatte um die Nachfolge von Bischof Vitus Huonder als Bischof von Chur hat eine breite Medienberichterstattung ausgelöst. Sie leidet allerdings daran, dass sie allein auf das Bistum Chur fokussiert und damit die grösseren Zusammenhänge verkennt. Auch der Ruf nach einem «Brückenbauer», der die verschiedenen Strömungen im Bistum Chur verbinden soll, ist einer eingeschränkten Optik geschuldet.

Schicksalsgemeinschaft

Worum geht es wirklich? Die katholische Kirche in der deutschsprachigen Schweiz bildet eine Schicksalsgemeinschaft. Sie besteht aus den Bistümern Basel, St. Gallen und Chur. Die deutschsprachigen Anteile der Bistümer Sitten und Lausanne-Genf-Freiburg spielen dabei eine weniger wichtige Rolle. Die Bischöfe von Basel und St. Gallen werden nun – weltkirchlich einmalig – von den jeweiligen Domkapiteln aus einer von diesen selbst erstellten Sechserliste gewählt. Dem Papst kommt es lediglich noch zu, den ihm präsentierten Bischof zu ernennen. Der Abt von Einsiedeln, der ebenfalls der Schweizer Bischofskonferenz angehört, wird zudem von den Mönchen des Klosters gewählt. Auch hier hat der Papst keine Möglichkeit, personell Einfluss zu nehmen.


Es bleibt für Rom somit nur das Bistum Chur, um über einen Personalentscheid auf das kirchliche Geschehen in der Deutschschweiz einzuwirken. Denn in Chur legt der Papst dem Domkapitel einen Dreiervorschlag vor, aus dem es den Bischof wählen muss. Dies ist der Grund, weshalb das Bistum Chur in den letzten Jahrzehnten von konservativen Bischöfen geleitet wurde.

Das Bistum Chur bildet ein Gegengewicht und dient damit der Einheit der Kirche in der Deutschschweiz.

Dies hat auch in der derzeitigen Lage wiederum Sinn. Denn sie ist davon geprägt, dass sowohl das Kloster Einsiedeln wie die Bistümer Basel und St. Gallen progressive Vorsteher haben, die etwa in den Fragen der Frauenordination, des Zölibats und der Sexualmoral für die Anpassung an zeitgeistige Forderungen plädieren. Sie betreiben zudem eine Nivellierung von Priestern und Laienmitarbeitern, was Priesteramtskandidaten nach Alternativen Ausschau halten lässt. Politisch liebäugeln sie stets mit links-grünen Forderungen.

Das Bistum Chur bildet dazu ein Gegengewicht und dient damit der Einheit der Kirche in der Deutschschweiz: Es gibt in den Bistümern Basel und St. Gallen nicht wenige Gläubige und kirchliche Mitarbeiter, die unter der Situation in ihren Diözesen leiden. Sie haben immerhin im Bischof von Chur einen Bezugspunkt, der sich ohne Wenn und Aber an der weltkirchlichen Linie orientiert. Zudem finden angehende Priester aus diesen Diözesen in Chur Aufnahme.

Anschluss an Weltkirche wahren

Umgekehrt sind freilich im Bistum Chur Mitarbeiter und Gläubige, die sich als fortschrittlich deklarieren, mit der Ausrichtung ihres Hirten nicht immer glücklich. Gleichwohl hat die Rollenverteilung zwischen Chur, Basel und St. Gallen zur Einheit in der Kirche beigetragen. Denn es muss in den überdiözesanen Gremien wie etwa der Bischofskonferenz immer wieder darum gerungen werden, einen gemeinsamen Standpunkt zu finden und die verschiedenen Strömungen in der Balance zu halten.

Da weder in Einsiedeln noch in Basel oder St. Gallen in den nächsten Jahren mit einem Kurswechsel zu rechnen ist, wird die befürchtete oder erhoffte Ernennung eines konservativen Nachfolgers von Bischof Vitus Huonder auch zukünftig garantieren müssen, dass die unterschiedlichen Strömungen repräsentiert bleiben. Sollte es zur Ernennung eines Bischofs kommen, der eine Politik verfolgt, wie sie bereits die Bistümer Basel und St. Gallen prägt, wäre hingegen absehbar, dass aus der römisch-katholischen Kirche definitiv eine helveto-katholische Sondergruppe wird, die den Anschluss an die Weltkirche verliert.

Niklaus Herzog ist Theologe und Jurist; er war Geschäftsführer der Ethikkommission des Kantons Zürich und amtet heute als Richter am Interdiözesanen Gericht der Schweizer Bischofskonferenz.


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Lesermeinungen

 AlbMag 27. April 2019 
 

Unterschiede im Glauben nicht auf Kosten der Wahrheit wegretuschieren

Am 2. Dez. 2014 hielt Papst Franziskus im Rahmen des Ad-limina-Besuches an die Schweizer Bischöfe eine Ansprache(, die er m.E. nicht gehalten hat und nur in schriftlicher Form abgegeben hat). Wahrscheinlich deswegen, weil die Funktionen zwischen den Körperschaften und den Strukturen der katholischen Kirche nicht bewahrt wurden. Hier der ganze Artikel mit einigen Hinweisen, was schon vor vier Jahren der Fall war (https://www.ifittest.ch/wordpress/?p=4259). Hat sich denn etwas geändert oder ist es noch schlimmer geworden? Wird der neue Bischof die "Unterschiede im Glauben nicht auf Kosten der Wahrheit wegretuschieren"?


2
 
 ottokar 26. April 2019 
 

Falsches Demokratieverständnis.

Nikolaus Herzog trifft den Nagel auf den Kopf.Ein grundlegendes endemisches helvetisches Problem ist das im Volk tief verwurzelte, allseits gültige Demokratieverständnis. Das fordern die Helvetier auch für die katholische Kirche des Landes ein . Kurz gesagt, das Volk bestimmt ,wer Pfarrer oder Bischof wird und Rom oder der Bistumsbischof haben das abzunicken. Somit wird die Glaubenslehre von der Vox populi und nicht von der vox dei bestimmt.Eine Ausnahme ist das Bistum Chur, wo der Papst nach alten Verträgen das Recht hat, drei Kandidaten zur Bischofswahl vorzuschlagen, aus denen einer von den lokalen Räten dann zur Ernennung wiederum durch den Papst vorgeschlagen wird. Das gefällt den deutschsprachigen Helvetieren schon lange nicht, da sie diesen Vorgang als undemokratisch empfinden.Die entscheidende Frage ist aber die, ob in der von Jesus Christus eingesetzten Kirche Entscheidungen in Fragen der Glaubensführung durch Abstimmung zu treffen sind.Beliebigkeit wäre die Folge.


9
 
 Stephaninus 26. April 2019 
 

Wenn Rom wollte

könnte es vielleicht ohnehin mehr Einfluss nehmen. Aber vermtl. scheut man den Eklat. Bei aller Kritik möchte ich aber auch betonen, dass auch in den Bistümern St.Gallen und Basel viele gute Dinge des Glaubens geschehen.


0
 
 Marquard Imfeld 26. April 2019 
 

Rom bleibt in der Deutschschweiz nur ds Bistum Chur

Ich stimme der Analyse von Niklaus Herzog voll und ganz zu: Rom hat einen starken Einfluss auf die Wahl des Bischofs von Chur, kann aber die von lokalen Wahlgremien präsentierten Bischöfe für Basel und St. Gallen nur noch bestätigen. Auf die Wahl des Abtes von Einsiedeln hat Rom keinen Einfluss. Das alles ist historisch bedingt. Ich beobachte die Situation in der Deutschschweiz seit ca. 30 Jahren, und kann mir den fast vollständigen Abfall vom katholischen Glauben in den Bistümern Basel und St. Gallen basierend auf diesen mangelnden Eingriffsmöglichkeiten seitens Rom gut erklären. Der Kanton Zürich und die Innerschweiz, welche zum Bistum Chur gehören, sind historische Spezialfälle.
So können die beiden Bischöfe von Basel (Bischof Gmür) und St. Gallen (Bischof Büchel; früher einmal Bischof Fürer, welcher die "St. Galler Mafia" beherbergte), wie auch der Abt von Einsiedeln (-> ehem. Abt Werlen!) den katholischen Glauben nach eigenen Bedürfnissen protestantisieren und manipulieren.


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 garmiscj 26. April 2019 

??

Ich verstehe das alles nicht mehr. Ist nicht die Anerkennung(unter anderem) des Primats von Rom, also des Papstes und der Kongregationen, für die Katholische Kirche konstitutiv? Leben die ganzen schweizer, deutschen und österreichischen Bischöfe nicht im und vom Eigentum der gesamt-katholischen Kirche? Wie ist es überhaupt möglich, dass diese in Jahrzehnte langer, offener Häresie noch dazu auf Kosten der Steuerzahler ihr Unwesen treiben? Dürfen die sich eigentlich noch katholisch nennen? Ich verstehe das alles nicht.


9
 
 Adamo 26. April 2019 
 

Die schweizerischen Bistümer haben sich weit vom Willen Christi entfernt!

Wo sieht man heute noch den Willen Christi in der Schweiz? Jesus sagte zu seinen Aposteln: "Geht hin in alle Welt und lehrt die Völker, was ich Euch gelehrt habe".

Was man heutzutage aus der Schweiz hört ist nur noch Veränderung mit der Anpassung an den Menschenwillen.

Dem Schweizervolk rate ich sich dringend wieder ihrem Nikolaus von Flüe zuzuwenden.

Er hat die Schweiz bisher vorbildlich geeint und in der ganz schlimmen Nazizeit, von vielen in Liestal sichtbar, die schützende Hand über sein schönes Heimatland gebreitet.


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