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Andere Meinung ist kein Hass

14. Mai 2019 in Kommentar, 7 Lesermeinungen
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„Konservative Katholiken kritisieren Papst Franziskus, das ist in unserer mangelhaften Debattenkultur sofort Hass. Der brutale Hass gegen Benedikt XVI. löste keinen Kommentar eines Radio Vatikan-Redakteurs aus.“ Kommentar von Peter Winnemöller


Vatikan (kath.net/Blog katholon) Einspruch! Würde ich die Diktion von Gudrun Sailer übernehmen, die von Hass auf Papst Franziskus spricht, so müsste ich feststellen, dass sich bei einigen – im Bereich Social Media eher schlecht aufgestellten Personen – ein regelrechter Facebook-Hass etabliert hat. In einem Standpunkt für das Portal der APG kritisierte die Redakteurin von Vatican News den von ihr angenommenen Hass konservativer Katholiken gegen den amtierenden Pontifex. Dabei wurde es am Ende doch eher eine Medien- und Kulturkritik, die einen tieferen Blick lohnt.

Von Hass auf den gegenwärtigen Papst spricht die Redakteurin von Radio Vatikan (ja, neuerdings Vatican News, aber das kennt doch keiner). Gemeint ist ganz aktuell ein Schreiben von 19 Wissenschaftlern, welches von gut 4000 weiteren Katholiken bislang im Rahmen einer Petition unterschrieben wurde. Darin wird dem Papst Häresie unterstellt. Die Frage, ob dies zu Recht oder zu Unrecht geschieht, steht an dieser Stelle nicht zur Debatte.

Dieser Papst steht recht oft in der Kritik. In der Regel ist es im Kern die Kritik daran, dass der Papst seinen Dienst an der Einheit der Kirche insbesondere hinsichtlich der Lehre nicht wahrnimmt. Darüber hinaus gibt es Kritik an umstrittenen Aussagen des Papstes. Kritik ist allerdings ungleich Hass und so hoffe ich, dass meine Kritik an dieser Stelle nicht dazu führt, dass die Kollegin Sailer mir Hass gegen sie unterstellt und mich bei meinem nächsten Besuch in der Anima nicht mehr grüßt.

Es ist ein methodisches Phänomen unserer Tage, gar nicht mehr zu unterscheiden, ob es sich um (durchaus streitbare) sachlich-inhaltliche Kritik oder um einen abzulehnenden persönlichen Angriff handelt. Letzterer wäre tatsächlich Hass.


Das Schreiben der Wissenschaftler gegen die Theologie, die Schreiben und die Reden des Papstes lässt in keiner Weise erkennen, dass es sich hier um eine persönliche Kiste handelt. Kritisiert wird inhaltlich und Korrektur wird inhaltlich verlangt. Es ist nicht nichts, wenn einem Papst Häresie vorgeworfen wird. Aber, wie die erfahrene VatikanNews- Redakteurin zu Recht bemerkt, auch nichts neues. Es ist keineswegs zu leugnen, dass gerade gegen Papst Franziskus oft mit schwerem Sturmgeschütz aufgefahren wird. Der Argentinier übt sein Amt so aus, dass er ausreichend Anlass zur Kritik gibt. Er stellt sich mit breiter Angriffsfläche auf.

Hass ist es aber nicht, was den Disput dominiert. Es gibt weder ernsthafte Aufrufe zum Umsturz, zu Anschlägen oder sonstwelchen Taten, die geneigt wären den Papst gewaltsam aus dem Amt oder dem Leben zu befördern. Das wären nämlich ein Kennzeichen von Hass. Im Gegenteil wird eher für den Papst gebetet als eine originär gegen seine Person gerichtete Haltung eingenommen. Ja mehr noch, selbst bei Kardinälen, Bischöfen und Priestern, die ihn inhaltlich scharf angreifen, gehe ich davon aus, dass sie täglich in der Heiligen Messe für ihn beten. Ist das Hass?

Etwas ist neu. Konservative Katholiken kritisieren den Papst. Kritik von konservativer Seite, das ist in unserer mangelhaften Debattenkultur sofort Hass. Der brutale Hass gegen Papst Benedikt XVI., den wir in den Jahren seines Pontifikats von liberaler Seite erleben durften, und der ja tatsächlich nicht selten ad personam gerichtet war, der darüber hinaus vor übelster Verunglimpfung und Beschimpfung nicht zurückschreckte, löste keinen Kommentar eines Radio Vatikan-Redakteurs aus. Das verwundert aus nach dem jetzt vorliegenden Kommentar durchaus.

Wir haben ein Problem, da würde ich Gudrun Sailer unumwunden Recht geben. Es ist ein Problem einer nicht mehr existenten Debattenkultur. Die sozialen Medien und die sich darin entwickelnde Diskussions(un)kultur haben damit eine Menge zu tun. Es ist dies aber vor allem der Irrglaube zu allem und jedem etwas sagen zu müssen. Mehr noch geht es so weit, zu glauben, man müsse zu allem eine Meinung haben. Das ist Unfug. Das muss man nicht. Noch viel weniger muss man sie äußern. Die viel gescholtenen Filterblasen sind wenn sie richtig auffasst vielleicht ein erster Schritt zur Heilung dieses Problems.

In der materiellen, nichtvirtuellen Welt verknüpfe ich mich doch auch eher mit gleichgesinnten. Ein Kartenspielmuffel wird doch wohl kaum zum Doppelkopfstammtisch gehen. Der passionierte Skatspieler wird sich kaum zu Doppelkopf herablassen. Wir brauchen nicht weniger Filterblasen, wir brauchen mehr davon und vor allem bessere, qualifiziertere.

Debatten führt man dort, wo es sich lohnt und man führt sie so weit, wie es sinnvoll erscheint. Wo man dem jeweils andersdenkenden sofort Hass vorwirft, entsteht keine Debatte. Da werden Filterblasen zum kranken Biotop für nicht mehr austauschbare Meinungen, da entsteht ein Meinungsmief, weil Meinung keine frische Luft bekommen darf, ist der gegnerischen Meinung diese auch nicht mehr vergönnt. Diese permanente Unterstellung von Hass ruft am Ende tatsächlich einen Hass hervor, der sich als selbsterfüllende Prophezeiung über denen entlädt, die den Hass regelmäßig beschworen haben.

Es gibt im katholischen Milieu tatsächlich Menschen, die dem Argentinier mit Hass und Verachtung begegnen. Diese tragen ihr eigenes Fell zu Markte. Diese stoßen sich selber aus dem Diskurs, weil mit ihnen irgendwann keiner mehr reden will. Auch die nicht, die vielleicht inhaltlich gleicher Meinung sein könnten. Wirft man inhaltliche Kritiker auf Dauer mit echten Hassern in einen Topf schafft man unnötige Solidarisierungen.

Von den Mitarbeitern von Radio Vatikan oder Vatican News wünsche ich mir egal ob auf eigener oder fremder Plattform eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem offenen Brief der 19 Wissenschaftler, wenn er dies denn wert sein sollte. Ist es der Brief nicht wert, dann reicht es eine Agenturmeldung dazu online zu stellen.

Über Medien- und Diskursethik müssen wir allerdings dringend reden. Aber bitte ohne die wenig hilfreiche Unterstellung von Hass gegenüber dem Andersdenkenden oder dem anderen kirchenpolitischen Lager. Facebook und Twitter sind noch lange nicht das Ende der Fahnenstange technischer Entwicklung von Medien und Kommunikation. Wenn wir jetzt schon die diskursiven Waffen strecken, werden uns die künftig aufkommenden Formate ganz und gar überrollen.

Archivfoto Peter Winnemöller


Foto (c) Michael Hesemann/kath.net


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