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Priester - Sakramentalität statt Funktionalismus

30. August 2019 in Aktuelles, 9 Lesermeinungen
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Kölner Erzbischof Rainer Kardinal Woelki an die rund 80 Teilnehmer des 50. Priester-Treffens des Opus Dei: „Ich möchte Sie ermutigen, sich nicht entmutigen zu lassen!“ Gastbeitrag von Max Mattner


Köln (kath.net) „Ich möchte Sie ermutigen, sich nicht entmutigen zu lassen!“ – Diese Worte richtete der Kölner Erzbischof Rainer Kardinal Woelki an die rund 80 Teilnehmer des 50. Priester-Treffens des Opus Dei in einer Eucharistiefeier am vergangenen Mittwoch. In Anbetracht des Risses, der gegenwärtig durch die deutsche Kirche geht, berichtete er von den ermutigenden Erfahrungen seiner Pastoralreisen nach Spanien und in die USA: Fragen der Berufungspastoral nachgehend, habe er dort erfahren, dass die Kirche wächst, die Priesterseminare und Ordensgemeinschaften wachsen, wo ein sakramentales Leben herrscht: Junge Gemeinschaften, die aus der täglichen Eucharistie leben, regelmäßig das Beichtsakrament empfangen, die täglich sich in der Anbetung vor den Herrn stellen und selbstbewusst und erkennbar als berufene Katholiken in die Welt gehen, erfahren Zuwachs und geben vor allem jungen Leuten Antworten auf Lebensfragen. Andere, die in Anbetracht der Kirchenkrise heute einfache Antworten zu wissen meinten, müssten mit Blick auf die angepassten kirchlichen Gemeinschaften feststellen, dass eine Ausrichtung der Glaubenslehre am Zeitgeist letztlich ohne Erfolg bleibt: „Nur dort, wo ein sakramentales Leben ist, da wächst die Kirche“, so der Kardinal. In Anbetracht dieser Erfahrungen bestärkte er die anwesenden Priester und Seminaristen, die vom lieben Gott empfangenen Gaben und Charismen unerschrocken mancher gegenwärtiger Entwicklungen einzusetzen, um das sakramentale Leben zu stärken. „Priester zu sein, das ist auch heute ein großes, großes Glück!“

Die Tagung des internationalen Priesterkreises, der auf eine Initiative einiger Priester der Prälatur des Opus Die zurückgeht, fand vom 26.-28. August im Kölner Maternushaus statt und fragte zum Anlass ihres goldenen Jubiläums nach der Identität des Priesters. Dabei referierten die Professoren Andreas Wollbold, Peter Bruns, Helmut Hoping und Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz wie auch der Kölner Offizial Günter Assenmacher, Michaela Freifrau von Heereman und Paul Josef Kardinal Cordes.


Wie ein roter Faden zog sich dabei durch alle Vorträge die Problematik eines immer mehr funktional verstandenen Priesteramtes. Im Eröffnungsvortrag stellte der Münchner Pastoraltheologe Prof. Andreas Wollbold dar, dass das Priesterverständnis heute verschiedentlich angefochten wird: Der Priester werde immer mehr zu einem Dienstleister in bestimmten Lebenssituationen und schaffen es daher oft nicht, enge Bindungen zu Gemeindemitgliedern aufzubauen. Intensivierung erfährt dieses Problem aufgrund des massiven Kahlschlags in der pfarrlichen Territorialstruktur, wie sie beispielhaft derzeit im Bistum Trier vollzogen wird (die knapp 900 Pfarreien werden zukünftig zu 35 Pfarreien zusammengelegt). Die hinzukommende Infragestellung des priesterlichen Lebensstils, die Ungewissheit über die Gestaltung der Pfarrseelsorge und wenig förderliche Signale der Kirchenleitung in Streifragen wie der Frauenordination, des Zölibates oder der Entkoppelung von Leitungs- und Weihegewalt können Priester in ein regelrechtes Identitätsdilemma versetzen. Wollbold riet den Priestern daher, sie sollten sich selbst vergewissern, nicht einfache Funktionsträger zu sein, sondern „Gesandte an Christi statt“ (vgl. 2 Kor, 5,20): Das priesterliche Handeln entspringt der sakramentalen Gnade und ist so auch das Handeln Christi, der den Priester mit nicht-delegierbarer Vollmacht ausgestattet hat und aussendet, um Brücken zu bauen zwischen Gott und den Menschen. Dabei ginge es nicht darum, die Kirche als ein nützliches Glied zum Funktionieren der Gesellschaft zu positionieren, sondern zu einer Evangelisierung der Gesellschaft im Sinne Gottes beizutragen. Gut gelingen könnte dies dann, wenn Priester sich nicht von einem Gesamtzustand der Kirche überfordern lassen, sondern in Einzelsituationen ihren Dienst tun und dabei den Menschen ebenso zugewandt bleiben wie auch Christus, dem Herrn.

Der Freiburger Dogmatiker Prof. Helmut Hoping referierte über die Sakramentalität und Sakralität des Priestertums und bekräftigte, dass alles priesterliche Handeln seinen Ursprung in Jesus Christus als dem Quell allen Priestertums findet. Der Priester ist – wie Johannes Paul II. in seinem Brief an die Frauen vom 29. Juni 1995 schreibt – Ikone Christi, er repräsentiert Christus nicht in einem funktionalen Sinne, sondern auch sakramental als den Heiligen Gottes. Besonders werde dies erfahrbar in der Feier der Liturgie, weshalb sich der ständige Diakon gegen eine Profanisierung derselben etwa durch Alltagssprache oder Pädagogisierung aussprach.

Prof. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz sprach auf der Tagung über Zölibat und Beziehung. Das Christentum finde in seinem Grundverständnis von Liebe die Keuschheit (lat. consentia – Bewusstheit) neben Armut und Gehorsam als Strukturmerkmale der Liebe. Indem der Mensch auf das Ausleben seiner Triebe bewusst verzichtet, sich von ihnen befreit, schafft er es, Gott ähnlicher zu werden. „Im Christentum ist Gott nicht anthropomorph, wie uns oft vorgworfen wird, sondern der Mensch wird theomorph, er kann sich Gott in der Liebe gleichgestalten“, so die Philosophin.

Paul Josef Kardinal Cordes ging zum Abschluss der Tagung auf das katholische Priesterbild ein. Er problematisierte die jüngeren Bestrebungen zur Torpedierung des geistlichen Standes und jene Wortmeldungen, die davon ausgingen, die „Stunde der Laien“ sein nun gekommen. Das Problem der Degradierung des Priesteramtes ließe sich schon sprachlich beobachten, sei doch seit einiger Zeit oft vielmehr von „Seelsorgern“ oder „Gemeindeleitern“ die Rede als von „Hirten“. Dass die Priester heute oftmals in profanen Kontexten eingeordnet werden, vernachlässigt die geistliche Dimension ihres Dienstes. In Anlehnung an Kierkegaard formulierte der Kardinal: „Einige in der Kirche haben über die Zeit versucht, Gott das Eigentum am Christentum streitig zu machen. Die Kirche ist aber nicht nur ein Sozialsystem, sondern der fortlebende Christus!“

In diesem Sinne kamen während des Priestertreffens, welches neben den akademischen Vorträgen auch viel Zeit zum Gebet und zur Betrachtung gab, zwar viele kritische Töne zur Sprache, aber am Ende steht die Ermutigung, in der Nachfolge Christi weiterzugehen und in Treue den Herrn in der Welt sichtbar zu machen – als aus der Sakramentalität lebende Katholiken.

Foto: Symbolbild


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