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Wie viele Wege gibt es zu Gott?

9. Oktober 2019 in Kommentar, 2 Lesermeinungen
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„Ich hoffe und bete dafür, dass auch der „Synodale Weg“, der in Deutschland stattfinden wird, nicht aus der römisch-katholischen Kirche hinausführt, aber ich habe große Zweifel daran.“ Gastbeitrag von Thorsten Paprotny


Hannover (kath.net) Die neue katholische Aufgeregtheit begleitet uns alle seit Monaten. Ob sich hierzulande eine neue katholische, eine neukatholische oder eine deutschkatholische „Synodale Bewegung“ entwickeln wird, das mag sich noch erweisen. Die Kirchenzeitung der Diözese Hildesheim titelte am vergangenen Sonntag: „Alle machen mit.“ Gemeint war damit die Bereitschaft der Bischöfe, den „Synodalen Weg“ mitzugehen. Für Nuancen und Differenzierungen bot die plakative Überschrift wenig Raum. Wir kennen die Vorbehalte einiger Bischöfe und wissen von Gegenstimmen zu dem Statut. Das tröstet jeden Skeptiker hierzulande. Wer Kritik an den Ideen, Plänen und Vorhaben äußert, wird sogleich belächelt oder stigmatisiert – als konservativ, reaktionär oder traditionalistisch. Wollen Sie, liebe Schwester, lieber Bruder im Glauben, nicht auch lieber synodal „mitmachen“?

Ich erinnere mich noch an Weisheiten aus den 1980er- und 1990er-Jahren: „Wer mitmacht, erlebt Gemeinde.“ In der Schule gab es eine Theatergruppe, und in der Kirche, die ein Ort der Zuflucht, des Friedens und der Einkehr, ja eine Gegenwelt war, fanden zuweilen „Mitmachgottesdienste“ statt. Motivationskünstler traten auf, manche mit Gitarre. Andere veranstalteten Spielszenen vor dem Altar. Das war eigenwillig. Ich erinnere mich auch an eine Unterschriftensammlung am Kirchenausgang: „Frohbotschaft statt Drohbotschaft!“ – hieß damals einer dieser Sprüche. Verstanden habe ich das alles nicht. Ich war ein gänzlich unpolitischer Mensch, das gilt besonders für den Bereich der Kirchenpolitik. Auch glaube ich nicht, dass sich das noch einmal ändern wird. Ich wüsste jedenfalls nicht – warum. Natürlich, so scheint es zu sein, sollte man in der Kirche und bei sich selbst nie Entwicklungen ausschließen, auch keine Fehlentwicklungen.


Ich hätte bis vor einem Jahr noch nicht für möglich gehalten, dass ein Bischof mithilfe einer molekulargenetischen Metapher wie „DNA der Kirche“ einen Zusammenhang zwischen der Stiftung Jesu Christi und Formen des institutionellen Machtmissbrauchs herstellen könnte.

Auch hätte ich mir nicht vorstellen können, dass der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz selbstbewusst erklärt, dass die römisch-katholische Weltkirche von den Überlegungen der deutschen Gesprächsforen auf dem „Synodalen Weg“ lernen werde. Im gleichen Zug lehnt der Episkopat mehrheitlich den Wunsch des Papstes ab, dass die Neuevangelisierung im Mittelpunkt stehen sollte. Unvorstellbar.

Wenn wir, als getaufte Christen, als Zeugen unseres Herrn Jesus Christus, aber nicht mehr die Frohe Botschaft verkündigen, wozu überhaupt sind wir noch da? Wäre es nicht dann vielleicht perspektivisch sinnvoll, pragmatisch und zukunftsorientiert, die „Katholische Kirche – Filiale Deutschland“ gleich zu schließen?

In den letzten Wochen habe ich gelegentlich daran gedacht, dass Kardinal Joseph Ratzinger in dem Gesprächsbuch „Salz der Erde“ auf die Frage von Peter Seewald „Wie viele Wege gibt es zu Gott?“ geantwortet hat: „So viele wie es Menschen gibt.“ Viele einfach gläubige Christen, in Deutschland und anderswo, werden den Weg der Kirche wählen. Sie wollen die Kirche nicht belehren, sondern von ihr belehrt werden. Sie sprechen weiterhin das Credo. Mir wird auch bis ans Ende meines Lebens kein besseres Bekenntnis einfallen.

Ich hoffe und bete dafür, dass auch der „Synodale Weg“, der in Deutschland stattfinden wird, nicht aus der römisch-katholischen Kirche hinausführt, aber ich habe große Zweifel daran. Die meisten frommen Katholiken, die ich kenne, möchten einfach nur beten, nicht mehr, die heilige Messe mitfeiern und in gläubiger Demut die Sakramente empfangen. Sie wissen von innen her, dass sie Bettler vor Gott sind.

Wie viele Wege gibt es zu Gott? Ich kenne die Antwort darauf nicht. Ob es einen „synodalen“ Weg zu Gott geben mag, das weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass es einen „außersynodalen“ Weg der Kirche gibt. Darauf vertraue ich. Über das Credo der Kirche bin ich nie hinausgekommen.

Dr. Thorsten Paprotny lehrte von 1998-2010 am Philosophischen Seminar und von 2010 bis 2017 am Institut für Theologie und Religionswissenschaft der Leibniz Universität Hannover. Er publizierte 2018 den Band „Theologisch denken mit Benedikt XVI.“ im Verlag Traugott Bautz und arbeitet an einer Studie zum Verhältnis von Systematischer Theologie und Exegese im Werk von Joseph Ratzinger / Benedikt XVI.

kath.net-Buchtipp
Theologisch denken mit Benedikt XVI.
Von Thorsten Paprotny
Taschenbuch, 112 Seiten
2018 Bautz
ISBN 978-3-95948-336-0
Preis 15.50 EUR

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Symbolbild: Holz spalten




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Lesermeinungen

  9. Oktober 2019 
 

Darf ich auch in Zukunft

einfach nur - neben den anderen Inhalten des Credo - an die Heilige Katholische Kirche glauben? Wie meine Eltern und Großeltern vor mir?

Das gibt mir Halt und Orientierung. Es strukturiert sogar meinen Tagesablauf und meinen Jahreskreis. Und es gibt mir Hoffnung auf das ewige Leben nach dem Tod in Gottes Herrlichkeit.

Oder muss ich jetzt an die deutsche synodale Kirche glauben?


8
 
 Winrod 9. Oktober 2019 
 

Ein Skandal!

Ich halte es für einen Skandal, dass die einfachen , treuen Gläubigen im ganzen "Gemeindeprozess" untergehen und kaum Gehör finden. Der normale, treu-gläubige Christ geht nicht in die Kirche , um Programme der Intellektuellen durchsetzen zu helfen , sondern um Hilfe und Trost für seinen Alltag zu finden und Unterstützung für ein gottgefälliges Leben zu finden.
Man tut so , als wäre die Reformagenda der Wunsch der übergroßen Mehrheit. Dem ist aber nicht so, im Gegenteil, die , die sich aufgrund mangelnder Zungenfertigkeit und aus Demut nicht zu Wort melden, wollen etwas ganz Anderes.


10
 

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