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Syrischer Erzbischof: „Wir Christen werden die Konsequenzen tragen“

15. Oktober 2019 in Weltkirche, 5 Lesermeinungen
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Türkei-Offensive bringt Christen und andere Minderheiten an den Rand der Auslöschung - Syrischer Erzbischof Hindo: „Wie immer hat jede Kriegspartei ihre eigenen Interessen, aber wir Christen werden die Konsequenzen tragen“


München (kath.net/KIN) „Es war nicht klug, den Truppenabzug einzuleiten. Es war klar, dass den Kurden niemand helfen würde. Jetzt werden sie alles verlieren, wie es bereits in Afrin geschehen ist.“ Jacques Behnan Hindo, der emeritierte syrisch-katholische Erzbischof von Hassaké-Nisibi, macht sich im Gespräch mit dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ keine Hoffnung, was die jüngste Invasion der Türkei im Nordosten Syriens angeht. Die Entscheidung von US-Präsident Trump, seine Truppen aus dem Nordosten Syriens abzuziehen, hat eine Reihe von Ereignissen in Gang gesetzt, von denen die türkische Offensive nur ein erstes Fanal sein könnte. Verlierer aber werden nicht nur die Kurden sein.

Christen ohne kurdischen Schutz

„Wie immer hat jede Kriegspartei ihre eigenen Interessen, aber wir Christen werden die Konsequenzen tragen“, sagt Hindo. Im Nordosten Syriens leben rund 30 000 bis 40 000 Christen verschiedener Konfessionen. Trotz Einschränkungen waren sie unter dem Schutz kurdischer Truppen relativ sicher in der Region, die sich zwischen dem Euphrat und der Grenze zur Türkei und der irakisch-türkischen Grenze erstreckt. Die Kurden waren nicht zuletzt wichtige Partner im Kampf gegen den Terror des sogenannten „Islamischen Staates“.

Beides scheint nun unter türkischem Militärfeuer ausgelöscht. Nun, da die Kurden um ihr eigenes Überleben kämpfen, stehen die Christen wie die anderen Minderheiten, zum Beispiel die Jesiden, ohne Schutz da. Ein neuer Exodus sei vorprogrammiert, so Bischof Hindo. Hinzu komme jedoch noch eine weitere, weit gefährlichere Entwicklung. „Es wurde gemeldet, dass eines der Gefängnisse, in dem IS-Kämpfer festgehalten wurden, im Kampf getroffen wurde und weitgehend unbewacht ist. Die meisten von den Terroristen werden jetzt frei sein. Das folgt einem Plan, Syrien zu zerstören – und nicht nur Syrien. Jetzt werden die Terroristen nach Europa kommen, durch die Türkei und mit der Unterstützung Saudi-Arabiens.“


Neue Flüchtlingswelle – vor allem in den Irak

Eine neue Flüchtlingswelle, die vor allem den Irak mit voller Härte trifft, befürchtet auch der chaldäisch-katholische Erzbischof von Erbil, der Hauptstadt der Region Kurdistan, Bashar Warda, ein langjähriger Projektpartner von „Kirche in Not“. „Wir bereiten uns auf eine neue Flüchtlingswelle vor. In Erbil haben wir in den vergangenen beiden Jahren schon eine steigende Zahl von Vertriebenen aus Nordsyrien festgestellt“, schreibt Warda in einer Erklärung, die dem Hilfswerk vorliegt. „Wir hoffen und beten, dass sich die Regierung und die internationale Gemeinschaft sich nicht abwenden, sondern uns unterstützen, den Christen und den anderen unschuldigen Menschen zu beizustehen, welche Religion sie auch haben.“

Erschwerend kommt hinzu, dass für viele Flüchtlinge nur der Irak die nächstgelegene Zufluchtsoption darstellt. Der Libanon, der seit Ausbruch des Syrienkriegs die höchste Zahl von Flüchtlingen aus Syrien aufgenommen hat, beginnt nun Berichten zufolge mit einem verstärkten Rückführungskurs. Warda befürchtet deshalb: „Sollten Christen keine ausreichende Versorgung im Nordirak finden, werden sie den Nahen Osten ganz verlassen.“ Einmal mehr ist die Gefahr der Auslöschung des Christentums in einer seiner Ursprungsregionen zum Greifen nah. Letztlich könnte die erneute Eskalation sogar einem der Hauptziele des IS doch noch zum Erfolg verhelfen, macht Warda deutlich: „Der Ausrottung des Christentums in der Region.“

Greift der Konflikt auch auf Aleppo über?

Offen bleibt, ob der Plan der Türkei, eine Sicherheitszone im Nordosten Syriens einzurichten, auf die Region begrenzt bleibt. Sollte der Konflikt auch auf den Nordwesten überschwappen, wäre unter anderem Aleppo betroffen, wo derzeit rund 30 000 Christen leben. „Das könnte der Anfang vom Ende sein“, erklärt der in Aleppo ansässige armenisch-katholische Priester Mesrob Lahian gegenüber „Kirche in Not“.

„Die politischen Interessen sind, wie seit Beginn des Syrienkrieges, unübersichtlich. Eins aber ist Fakt: Die Menschen leiden unsäglich, manchmal noch mehr als zu Beginn des Krieges“, erklärt Florian Ripka, der Geschäftsführer von „Kirche in Not“ Deutschland. „Unser Hilfswerk hat in den vergangenen acht Kriegsjahren immer an der Seite der syrischen Christen gestanden. Wir werden sie auch jetzt nicht verlassen, während die Politik noch diskutiert, was jetzt zu tun ist.“

Nicht vergessen werden dürfe, dass die Kirchen oft die einzigen Anlaufstellen für die kriegsgeplagte Bevölkerung sind. Lebensmittel- und Medikamentenhilfen, Beiträge für Lebenshaltungskosten und Unterbringung von Flüchtlingen komme nicht exklusiv den Christen zugute, so Ripka. „Nächstenliebe fragt nicht nach dem Taufschein. Sie fragt nach der konkreten Not. Und die ist jetzt nochmals unermesslich gestiegen.“

Um die humanitäre und pastorale Sorge der christlichen Gemeinden für die notleidende Bevölkerung Syriens weiterhin unterstützen zu können, bittet „Kirche in Not“ um Spenden:

Kirche in Not Deutschland

Kirche in Not Österreich

Kirche in Not Schweiz

Foto: Zerstörter Straßenzug in Damaskus. © Kirche in Not


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Lesermeinungen

 zeitblick 16. Oktober 2019 

Voraussagen von Einsiedlermönch Altvater Paisios

Danke Anna Lea!!! Sehr interessant dieses Video. Ich hatte noch nie was von diesem starken Propheten gehört. Das erklärt viel. Absolut empfehlenswert!


2
 
 Anna Lea 16. Oktober 2019 
 

Die Vernichtung der Türkei hat der

griechisch orthodoxe Einsiedlermönch Altvater Paisios vorausgesagt.
(https://www.youtube.com/watch?v=i4qpT_ow3sc )
Ich persönlich bin der Meinung dass die Türkei erst vor kurzem wieder eine Chance gegeben wurde ihr Völkermord an den Armenienern zuzugeben und es zu bereuen. Diese Gnade und diese Chance haben sie vertan. Stattdessen setzen sie ihre Vernichtungsmarsch fort in Syrien und bedrohen auch andere Europäischen Staaten. Angst oder Sorge um der Macht der Türkei sollten wir nicht haben. Das Gebet ist unsere stärkste Waffe.


2
 
 Aschermittwoch 16. Oktober 2019 
 

Ganz düstere Aussichten

Ich befürchte, wenn dort der letzte Christ geflüchtet oder getötet ist, geht die Bombe hoch....


2
 
 Diadochus 15. Oktober 2019 
 

Freie Hand

Der Kampf gegen den IS war nur ein kleines Vorspiel. Mich dünkt, der Krieg geht jetzt erst richtig los. Er nimmt richtig Fahrt auf. In Syrien sind viele Interessengruppen und Mächte beteiligt. Das macht den Krieg unberechenbar. Die Christen werden dabei zerrieben. Deutschland und Europa schauen nur zu. Sie können auch nur zuschauen. Unsere Bundeswehr ist nur eine verweichlichte Pfadfinderarmee. Das ist für Präsident Erdogan eine zusätzliche Ermutigung. Die Türkei hat freie Hand. Seine stärkste Waffe, nämlich die 3,5 Mio. Flüchtlinge, hat er noch in der Hinterhand. Damit wäre auch Deutschland erledigt. Wir könnten diese Flüchtlinge nicht aufhalten. Nicht nur in Syrien sind die Christen bedroht.


3
 
 zeitblick 15. Oktober 2019 

Auch wir im selben Boot

Um was für Nichtigkeiten, Kleinigkeiten, Nebensächlichkeiten wir uns kümmern, im Vergleich zu dem Überlebenskampf derer in Syrien? Ich jedenfalls!
Diese Thematik gehört vertieft. Wir, ich sicherlich, weiß immer noch zuwenig über die Hintergründe dieses anhaltenden Krieges. Eines spüre ich im Lesen dieses Berichtes deutlich: Der Ausgang in Syrien entscheidet mit, wie es bei uns in Europa weitergeht! Und wir sollten bereit sein zu beten und zu fasten!


6
 

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