Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Papst plant breite Ausnahmen für sogenannte "Alte Messe"
  2. Kolping Deutschland: Kein Platz für AfD-Mitglieder
  3. Chrupalla ODER wie moralisch verkommen kann man eigentlich in der Politik noch agieren?
  4. Maria - Causa Salutis
  5. Laienseelsorger der Diözese Innsbruck führen ‚tröstende Salbung‘ durch
  6. Bischof Voderholzer schließt sich Bischof Oster bei Ablehnung des DBK-Papiers an!
  7. Papst Leo ist keine ‚mildere Version‘ von Papst Franziskus
  8. Papst spricht mit Traditionalisten-Bischof
  9. Präfekt Fernández: „Das Kreuz braucht keine 738 Meter Stahl oder Beton, um erkannt zu werden“
  10. "Die Katholische Kirche schwimmt mit dem Zeitgeist, sie ist parteipolitisch nach links gekippt!"
  11. Der neue Erzbischof von Wien und der Islam
  12. Drei Liturgieverständnisse im Spiegel der neueren Kirchengeschichte
  13. Auch Erzbistum Köln geht auf Distanz zum umstrittenen DBK-Papier über sexuelle Orientierung
  14. Wenn der Papst die Kardinäle ruft
  15. Liturgie – ein „katholischer Queer-Gottesdienst“ – oder kirchliche „Identitätspolitik“

Die Logik der Begegnung und des gegenseitigen Dialogs als Weg

22. November 2019 in Aktuelles, 12 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Franziskus: die Notwendigkeit der gegenseitigen Anerkennung und Wertschätzung wie auch die Zusammenarbeit unter den Religionen ist für die heutige Menschheit dringender denn je


Rom (kath.net) Am Nachmittag des zweiten Tages seines apostolischen Besuchs in Thailand fuhr Papst Franziskus mit dem Auto zur Chulalongkorn Universität in Bangkok, wo er um 15:20 Uhr Ortszeit (9:20 Uhr Zeit von Rom) christliche Führungspersonen und andere religiöse Führer traf. Bei seiner Ankunft wurde der Papst am Eingang des Auditoriums der Universität vom Erzbischof von Bangkok Kardinal Francis Xavier Kriengsak Kovithavanij, vom Präsidenten der Universität, Dr. Bundit Eur-arporn, vom Präsidenten des Universitätsrates und von zwei Studenten, begrüßt die ihm Blumen überreichten. Papst Franziskus begrüßte die 18 religiösen Führer einzeln.

All diese Situationen mahnen uns und erinnern uns daran, dass keine Region oder kein Bereich unserer Menschheitsfamilie in der Meinung leben oder die Zukunft gestalten kann, als ob man gegenüber den anderen getrennt und immun wäre. All diese Situationen wiederum verlangen von uns den Mut, neue Formen zum Aufbau der heutigen Geschichte zu ersinnen, ohne dabei andere herabzusetzen oder zu schmähen. Die Epochen sind vorbei, in denen das Denken einer zeitlich-räumlichen Abschottung vorherrschen und sich als wirksamer Mechanismus zur Lösung der Konflikte behaupten konnte. Heute ist es an der Zeit, sich kühn Folgendes vorzustellen: die Logik der Begegnung und des gegenseitigen Dialogs als Weg, die gemeinsame Zusammenarbeit als Verhaltensregel und das gegenseitige Kennenlernen als Methode und Kriterium. Und auf diese Weise ist ein neues Muster zur Lösung der Konflikte anzubieten, zum Verständnis zwischen den Personen beizutragen und die Schöpfung zu bewahren.

„Hier in Thailand, einem Land großer Naturschönheiten, möchte ich ein Unterscheidungsmerkmal hervorheben, das ich als entscheidend und gewissermaßen als einen Teil jener Reichtümer betrachte, die zu „exportieren“ und mit anderen Regionen unserer Menschheitsfamilie zu teilen sind. Sie schätzen und sorgen sich um Ihre alten Menschen, sie achten sie und geben ihnen einen bevorzugten Platz. Denn sie stellen Ihnen die notwendige Verwurzelung sicher, damit Ihr Volk nicht im Nachlaufen hinter gewissen Slogans die Kraft verliert, die schließlich die Seele der neuen Generationen entleeren und gefährden.

Mit der wachsenden Tendenz, die Werte und die lokalen Kulturen durch das Aufzwängen eines einzigen Modells in Verruf zu bringen, »erleben wir eine Tendenz zur „Homogenisierung“ der jungen Menschen, welche die ihrem Herkunftsort eigenen Unterschiede auflösen und sie in manipulierbare serienmäßig hergestellte Individuen verwandeln will. So entsteht eine kulturelle Zerstörung, die so schwerwiegend ist wie das Aussterben der Tier- und Pflanzenarten« (Apostolisches Schreiben Christus vivit, 186).“


kath.net veröffentlicht die Ansprache von Papst Franziskus bei der Begegnung mit den christlichen Religionsführern und denen anderer Religionen an der Chulalongkorn-Universität:


Herr Kardinal,
Brüder im Bischofsamt,
geschätzte Vertreter der verschiedenen religiösen Bekenntnisse,
Vertreter der akademischen Gemeinschaft,
liebe Freunde,

danke für den herzlichen Empfang. Ich danke Bischof Sirisut und Dr. Bundit Eua-arporn für ihre freundlichen Worte. Ich bin dankbar für die Einladung zum Besuch dieser berühmten Universität; ich danke den Studenten, den Dozenten und den Angestellten, die diesem Haus des Studiums Leben verleihen, und ebenso für die mir angebotene Möglichkeit zum Treffen mit Vertretern der verschiedenen christlichen Gemeinschaften und mit den Verantwortlichen anderer Religionen, die uns durch ihre Anwesenheit ehren. Ich bringe Ihnen meine Dankbarkeit für Ihr Kommen sowie meine besondere Wertschätzung und Anerkennung für das kostbare kulturelle Erbe und die geistlichen Traditionen zum Ausdruck, denen Sie angehören und die Sie bezeugen.

Vor einhundertzweiundzwanzig Jahren – 1897 – besuchte König Chulalongkorn, dessen Namen diese erste Universität trägt, Rom und erhielt eine Audienz bei Papst Leo XIII.: Es war das erste Mal, dass ein nichtchristliches Staatsoberhaupt im Vatikan empfangen wurde. Die Erinnerung an diese wichtige Begegnung wie auch an seine Regierungszeit, die sich unter vielen anderen Vorzügen durch die Abschaffung der Sklaverei auszeichnete, fordert uns heraus und ermutigt uns dazu, uns mit Entschiedenheit den Weg des Dialogs und des gegenseitigen Verständnisses zu eigen zu machen. Und dies sollte in einem Geist brüderlicher Solidarität geschehen, die hilft, den vielen Sklavereien ein Ende zu setzen, die in unseren Tagen andauern – ich denke insbesondere an die Geißel des Menschenhandels.

Die Notwendigkeit der gegenseitigen Anerkennung und Wertschätzung wie auch die Zusammenarbeit unter den Religionen ist für die heutige Menschheit dringender denn je; die Welt von heute steht vor komplexen Problemstellungen wie der wirtschaftlich-finanziellen Globalisierung und ihren schwerwiegenden Konsequenzen für die Entwicklung der einzelnen Gesellschaften; es bestehen nebeneinander die raschen Fortschritte, die scheinbar eine bessere Welt fördern, und die tragische Fortdauer ziviler Konflikte im Zusammenhang mit der Migration, Flüchtlingen, Hungersnöten und kriegerischen Auseinandersetzungen, aber auch mit den Umweltschäden und der Zerstörung unseres gemeinsamen Hauses.

All diese Situationen mahnen uns und erinnern uns daran, dass keine Region oder kein Bereich unserer Menschheitsfamilie in der Meinung leben oder die Zukunft gestalten kann, als ob man gegenüber den anderen getrennt und immun wäre. All diese Situationen wiederum verlangen von uns den Mut, neue Formen zum Aufbau der heutigen Geschichte zu ersinnen, ohne dabei andere herabzusetzen oder zu schmähen. Die Epochen sind vorbei, in denen das Denken einer zeitlich-räumlichen Abschottung vorherrschen und sich als wirksamer Mechanismus zur Lösung der Konflikte behaupten konnte.

Heute ist es an der Zeit, sich kühn Folgendes vorzustellen: die Logik der Begegnung und des gegenseitigen Dialogs als Weg, die gemeinsame Zusammenarbeit als Verhaltensregel und das gegenseitige Kennenlernen als Methode und Kriterium. Und auf diese Weise ist ein neues Muster zur Lösung der Konflikte anzubieten, zum Verständnis zwischen den Personen beizutragen und die Schöpfung zu bewahren.

Ich denke, dass in diesem Bereich die Religionen wie auch die Universitäten viel beizusteuern und anzubieten haben, ohne dabei ihre eigenen Merkmale und besonderen Gaben aufgeben zu müssen; alles, was wir in diesem Sinn tun, ist ein bedeutender Schritt, um den jüngeren Generationen ihr Recht auf die Zukunft zu gewährleisten, und wird auch ein Dienst für die Gerechtigkeit und den Frieden sein. Nur so werden wir ihnen die notwendigen Werkzeuge bereitstellen, damit sie selbst die zentralen Personen bei der Gestaltung nachhaltiger und inklusiver Lebensstile seien.

Diese Zeiten verlangen von uns, dass wir feste Grundlagen schaffen, die im Respekt und der Anerkennung der Würde der Personen verankert sind sowie in der Förderung eines ganzheitlichen Humanismus, der den Schutz unseres gemeinsamen Hauses zu erkennen und einzufordern vermag; ferner in einem verantwortungsvollen Umgang, der die Schönheit und den Reichtum der Natur als ein für die Existenz wesentliches Recht bewahrt. Die großen religiösen Traditionen unserer Welt zeugen von einem transzendenten und weithin gemeinsamen geistigen Erbe, das solide Beiträge in diesem Sinn anbieten kann, wenn wir nicht die Begegnung miteinander scheuen.

Wir alle sind gerufen, nicht nur auf die Stimme der Armen in unserem Umfeld zu achten: die Ausgegrenzten, die Unterdrückten, die indigenen Völker und die religiösen Minderheiten, sondern auch keine Angst zu haben, Foren zu bilden – wie sie sich zaghaft schon entwickeln –, in denen wir uns vereinen und gemeinsam arbeiten können.

Zugleich sind wir aufgerufen, für die gebotene Verteidigung der Menschenwürde und Achtung des Rechts auf Gewissens- und Religionsfreiheit einzutreten und Räume zu schaffen, in denen etwas frische Luft weht; dabei dürfen wir gewiss sein, dass »nicht alles verloren [ist], denn die Menschen, die fähig sind, sich bis zum Äußersten herabzuwürdigen, können sich auch beherrschen, sich wieder für das Gute entscheiden und sich bessern, über alle geistigen und sozialen Konditionierungen hinweg, die sich ihnen aufdrängen« (Enzyklika Laudato si’, 205).

Hier in Thailand, einem Land großer Naturschönheiten, möchte ich ein Unterscheidungsmerkmal hervorheben, das ich als entscheidend und gewissermaßen als einen Teil jener Reichtümer betrachte, die zu „exportieren“ und mit anderen Regionen unserer Menschheitsfamilie zu teilen sind. Sie schätzen und sorgen sich um Ihre alten Menschen, sie achten sie und geben ihnen einen bevorzugten Platz. Denn sie stellen Ihnen die notwendige Verwurzelung sicher, damit Ihr Volk nicht im Nachlaufen hinter gewissen Slogans die Kraft verliert, die schließlich die Seele der neuen Generationen entleeren und gefährden.

Mit der wachsenden Tendenz, die Werte und die lokalen Kulturen durch das Aufzwängen eines einzigen Modells in Verruf zu bringen, »erleben wir eine Tendenz zur „Homogenisierung“ der jungen Menschen, welche die ihrem Herkunftsort eigenen Unterschiede auflösen und sie in manipulierbare serienmäßig hergestellte Individuen verwandeln will. So entsteht eine kulturelle Zerstörung, die so schwerwiegend ist wie das Aussterben der Tier- und Pflanzenarten« (Apostolisches Schreiben Christus vivit, 186).

Lassen Sie die Jugendlichen weiter den kulturellen Schatz der Gesellschaft entdecken, in der sie leben. Den jungen Menschen helfen, den lebendigen Reichtum der Vergangenheit zu entdecken und sich in Erinnerung an die eigenen Wurzeln zu begegnen, ist für ihre Weiterentwicklung und die Entscheidungen, die sie treffen müssen, ein wahrer Akt der Liebe ihnen gegenüber (vgl. ebd., 187).

Diese ganze Sicht bezieht notwendigerweise die Rolle der Bildungseinrichtungen wie diese Universität mit ein. Die Forschung und das Wissen helfen, neue Wege zu eröffnen, um die Ungleichheit unter den Personen zu vermindern, die soziale Gerechtigkeit zu stärken, die menschliche Würde zu verteidigen, neue Formen der friedlichen Lösung von Konflikten zu suchen und die Mittel zu bewahren, die unserer Erde Leben geben.

Mein Dank gilt in besonderer Weise den Erziehern und Akademikern dieses Landes, die durch ihre Arbeit den heutigen und künftigen Generationen die Fähigkeiten und vor allem die Weisheit uralter Herkunft vermitteln, die es ihnen ermöglichen werden, an der Förderung des Gemeinwohls der Gesellschaft mitzuwirken.

Liebe Brüder und Schwestern, wir alle sind Glieder der Menschheitsfamilie und jeder an seinem Platz ist eingeladen, sich aktiv und direkt am Aufbau einer Kultur zu beteiligen, die auf gemeinsamen Werten ruht, die zur Einheit, zum gegenseitigen Respekt und zum harmonischen Zusammenleben führen mögen.

Einmal mehr danke ich Ihnen für Ihre Einladung und Ihre Aufmerksamkeit. Ich bete und bringe meine besten Wünsche für Ihre Bemühungen zum Ausdruck, die darauf ausgerichtet sind, der Entwicklung Thailands in Wohlstand und Frieden zu dienen. Auf Sie hier Anwesende, auf Ihre Familien und auf die, denen Sie dienen, rufe ich den göttlichen Segen herab. Und ich bitte Sie, es auch für mich zu tun.

Danke!


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Franziskus Papst

  1. Papst Franziskus möchte an Ostermesse teilnehmen
  2. Genesung in kleinen Schritten: Papst geht es etwas besser
  3. Vatikan kündigt nach fünf Wochen ersten Auftritt des Papstes an
  4. Papst will Aschermittwochs-Bußprozession selbst leiten
  5. Vom Argentinier zum Römer: Franziskus über seinen Start als Papst
  6. Fußballbegeisterter Papst mit zwei linken Füßen
  7. Papst will keine Ordensfrauen mit "Essiggesicht"
  8. Papst besucht an Allerseelen Gräber ungeborener Kinder
  9. Dilexit nos
  10. Belgien: Nach Papstaussagen zu Abtreibung und Frauen wollen sich nun 520 Personen ‚enttaufen’ lassen






Top-15

meist-gelesen

  1. ISLAND-REISE - SOMMER 2026 - Eine Reise, die Sie nie vergessen werden!
  2. Papst plant breite Ausnahmen für sogenannte "Alte Messe"
  3. Chrupalla ODER wie moralisch verkommen kann man eigentlich in der Politik noch agieren?
  4. Bischof Voderholzer schließt sich Bischof Oster bei Ablehnung des DBK-Papiers an!
  5. Präfekt Fernández: „Das Kreuz braucht keine 738 Meter Stahl oder Beton, um erkannt zu werden“
  6. Eine strahlende Braut Christi im isländischen Karmel - Sr. Bianca hat ihre Lebensberufung gefunden
  7. Papst spricht mit Traditionalisten-Bischof
  8. Papst Leo ist keine ‚mildere Version‘ von Papst Franziskus
  9. Ein brasilianisches Modell wird Nonne und erobert die sozialen Netzwerke
  10. Liturgie – ein „katholischer Queer-Gottesdienst“ – oder kirchliche „Identitätspolitik“
  11. Kolping Deutschland: Kein Platz für AfD-Mitglieder
  12. Auch Erzbistum Köln geht auf Distanz zum umstrittenen DBK-Papier über sexuelle Orientierung
  13. Maria - Causa Salutis
  14. New York: Messbesucherzahlen und Konversionen gehen rasant in die Höhe
  15. Wenn der Papst die Kardinäle ruft

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz