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Werkeln statt beten

20. April 2020 in Kommentar, 20 Lesermeinungen
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Die Prozentzahl der sonntäglichen Gottesdienstbesucher dürfte 2020 wohl einstellig werden. Die schleichende Zunahme der Irrelevanz der Kirchen hat nun mit Corona einen enormen Kick erfahren, der hausgemacht ist - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)
Eine Umfrage in den letzten Tagen ergab, dass nicht einmal jeder achte Deutsche sich die Wiederaufnahme öffentlicher Gottesdienste wünscht. Es sind gerade einmal 12 %, wie eine Insa- Umfrage in Auftrag der Tagespost ergab. Im deutschen Episkopat stellt sich dieser Wunsch offensichtlich nicht anders dar. Gerade einmal zwei Bischöfe hatten sich mehrfach vernehmlich geäußert, dass sie wieder öffentlich Gottesdienste feiern möchten.

So war es nicht verwunderlich, dass der am vergangenen Mittwoch zwischen der Bundesregierung und den Landesregierungen vereinbarte Maßnahmenkatalog die Wiederaufnahme von öffentlichen Gottesdiensten gar nicht umfasste. Die große Überraschung dagegen kam eine Stunde nach der Pressekonferenz der Bundeskanzlerin. Da zeigte sich der Vorsitzende der Deutsche Bischofskonferenz in einer Pressemeldung ganz und gar betroffen, dass Geschäfte geöffnet werden, Kirchen aber – zumindest für öffentliche Gottesdienste – geschlossen bleiben. Das waren erkennbar Krokodilstränen.

Im Vorfeld der abzusehenden Lockerungen der Krisenbestimmungen war von Bischof Bätzing nichts zu hören. Mehr noch gefiel man sich darin in die Presse zu lancieren, wie sehr man damit zufrieden war, dass das Institut St. Philip Neri in Berlin mit seinem Eilantrag gescheitert war. Propst Goesche ist zu loben, dass er es zumindest versucht hat. Wie sehr die mangelnde Unterstützung aus dem Episkopat eine Rolle bei der Entscheidung aus Karlsruhe gespielt hat, ist nachzulesen. Keine Frage ist es, dass Gläubige, die sich mit dem Virus infiziert haben oder wegen Alter und Vorerkrankung zu einer Risikogruppe gehören, natürlich von der Sonntagspflicht dispensiert sind. Für alle anderen hätte man – regional und situativ differenziert – Lösungen finden können. Es ist über Wochen nichts in der Art geschehen. Verantwortung hat Vorrang, darf jedoch auch einzelnen zugetraut werden.

Autohäuser dürfen wieder öffnen. Das war keine Selbstverständlichkeit, haben sie doch weit mehr Verkaufsfläche als die in der Coronawirtschaft geduldeten 800m2. Gezielter Lobbyismus in Verbindung mit einer strategisch gut platzierten Öffentlichkeitsarbeit, die klar und deutlich war, machten der Politik bewusst, dass der Autohandel systemrelevant ist. Letztendlich hängen an den automobilen Wertschöpfungsketten, von der Zulieferung über die Herstellung bis in den Handel eine Menge Arbeitsplätze.

Die katholischen Bistümer zeigten genau gegenteiliges Verhalten. Statt deutlich zu machen, dass öffentlich gefeierte Liturgien in unserem Land für die Gesellschaft bedeutungsvoll sind, zog man sich hinter geschlossene Türen zurück und gefiel sich als Videostars. Statt offensiv nach Strategien zu suchen, wie unter Bedingungen des notwendigen Infektionsschutz die sakramentale Seelsorge aufrechterhalten werden kann, fand ein Rückzug in die Irrelevanz statt. In NRW gab es im Gegensatz zu Bayern nicht einmal ein Verbot öffentlicher Gottesdienste.

Man gefiel sich kirchlicherseits hier ganz besonders in vorauseilendem Gehorsam und Selbstverpflichtung. Nicht einmal ein vernehmbarer Einsatz für die seelsorgliche Begleitung von Sterbenden in Pflegeheimen war wahrzunehmen.

Der synodale Weg von „ZdK“ und DBK stellte die Frage, wie in der Kirche Macht ausgeübt wird. Es wird viel davon fabuliert, Macht gerechter zu verteilen. Die Coronakrise zeigt die Wirklichkeit von Machtausübung in der Kirche. Die Entscheidungen fielen auf brutalste Weise top-down.

Diskussionen oder regional angepasste Entscheidungen wurden rigoros unterbunden. Subsidiarität, ein grundständiges Prinzip kirchlicher Entscheidungsfindung, findet gar nicht mehr statt. Die Macht in der Kirche wird von den allmächtigen „Bistumsleitungen“ wahrgenommen, die ihre Entscheidungen ohne Rücksicht durchsetzen und auch vor Drohungen gegen Priester nicht zurückschrecken. Das Erzbistum Paderborn untersagte sogar Taufen und Trauungen. In einigen Bistümern fanden keine Beichten mehr statt.

Im Bistum Münster sagte man schon im März die öffentlichen Gottesdienste bis Mai ab. Die Einrichtung einer kirchlichen Verwaltungsgerichtsbarkeit, die den Klageweg gegen derartige Willkürentscheidungen ermöglicht hätte, scheint unter diesen Voraussetzungen keine so schlechte Idee zu sein. Mindestens diese Bestrebung des „ZdK“ ist nüchtern zu prüfen und unter Umständen zu unterstützen.

Zahlreiche Gespräche zwischen Landesregierungen und Bischöfen, sowie ein Gespräch des Vorsitzenden der DBK mit der Bundesregierung haben nun dazu geführt, dass die Kirche jetzt Vorbereitungen treffen darf, ab dem 30. April den Wiedereinstieg in öffentlich gefeierte Gottesdienste vorzubereiten. Dann wird man jetzt einen Arbeitskreis gründen, der Regeln ausarbeiten wird. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man darüber lachen. Die Mehrheit der Deutschen, die sich inzwischen nicht mehr als gläubige Christen bezeichnet, dürften die Kirche wohl tatsächlich nur noch als Lachnummer empfinden. Weit abgeschlagen hinter Baumärkten, Bekleidungsläden, Autowaschanlagen und Schulen werden dann wohl irgendwann im Frühsommer auch die Kirchen ihren Liturgiebetrieb wieder aufnehmen.

Im vergangenen Jahr haben die Austrittszahlen erneut einen Rekord erzielt. In diesem Jahr wird es vermutlich nicht anders sein. Die bislang noch zweistellige Prozentzahl der regelmäßigen sonntäglichen Gottesdienstbesucher dürfte dann in diesem Jahr wohl endgültig einstellig werden. Die schleichende Zunahme der Irrelevanz der Kirchen hat nun mit Corona einen enormen Kick erfahren, der eindeutig hausgemacht ist. Auf eine Epidemie keine Antwort aus dem Glauben geben zu können, ist schon krass genug. Die Gläubigen auch noch auszusperren, ist die Krönung. Natürlich ist und bleibt die Kirche heilsnotwendig, doch könnte man es gegenwärtig niemandem verübeln, der sich mit Grausen abwendet.




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