Auf 20 Quadratmeter nur ein Gottesdienstbesucher in Österreich? Die Kirchenöffnung ab Mitte Mai schreit nach einer flexibleren Gestaltung. Ein Kommentar von Roland Noé.
Wien (kath.net/rn) Endlich! In Österreich sind ab 15. Mai wieder öffentliche Gottesdienste erlaubt. Die Auflagen wurden mit der Regierung abgestimmt, die Sicherheitsmaßnahmen sind für Kardinal Christoph Schönborn nötig und sinnvoll". Konkret schaut das so aus: Auf 20 Quadratmetern Kirchenraum darf sich genau eine Person einfinden. Gerade für den ländlichen Raum, wo es viele kleinere Kirchen gibt, bedeutet das, dass kaum mehr als zehn bis fünfzehn Personen an der Messfeier teilnehmen dürfen.
Zeitgleich, am 18. Mai, geht der Schulbetrieb für die 6- bis 14jährigen wieder los. Die Schülerinnen und Schüler werden in kleinere Gruppen geteilt, sodass in einem Klassenraum etwa zehn oder zwölf Kinder sind. Nimmt man nun den Quadratmeter-Schlüssel, der für die Kirchen gilt, und wendet ihn auf die Schulklassen an, so merkt man gleich, dass hier mit unterschiedlichen Maßstäben gemessen wird. In den meisten Schulklassen dürften nur zwei bis drei Kinder in der Klasse sein, wenn man den 20-Quadratmeter-Schlüssel auf die Schule anwendet.
Schüler sind außerdem vier, fünf oder sechs Stunden zusammen in einem Raum, während sich Kirchenbesucher meistens nur rund 45 Minuten im Gotteshaus aufhalten. Daher hätte ich noch eine Frage an die Verantwortlichen: Verhält sich das Coronavirus in den katholischen Kirchen etwa anders als in den Schulklassen oder auch in den Gasthäusern, wo nur 1 Meter Abstand verlangt wird. Warum werden die Kirchen hier so offensichtlich benachteiligt? Viele Menschen fragen sich das in diesen Tagen kopfschüttelnd.
Wäre es nicht angemessen, etwas flexibler zu sein und auf die Bedürfnisse der ohnehin kleinen Schar an Kirchenbesuchern einzugehen? Die Kultusministerin betonte, es werde keine gesetzlichen Vorgaben oder staatlichen Kontrollen in diesem Bereich geben. Noch ist einige Wochen Zeit, um die Details zu klären. So könnten etwa Familien als eine Person gelten, weil sie ohnehin auf engem Raum zusammensitzen. Es wäre ein mutiges und schönes Zeichen, wenn die Kirche diese Zeit nutzt, um kreative Lösungen zu suchen, damit die Sonntagsmesse wieder im "real life" etabliert wird.
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