Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Klerikalismus im Bistum Passau
  2. Experte: In Liturgie öfter das "Große Glaubensbekenntnis" verwenden
  3. Evangelische bayerische Landeskirche traut Homosexuelle
  4. "Retter des Stephansdoms" sagte Nein zum Vernichtungsbefehl
  5. ‚Die Hölle gibt es wirklich – und viele sind auf dem Weg dorthin‘
  6. Vatikan geht gegen Missbrauch bei "bestellten Messen" vor
  7. Der verkleidete Menschenfreund
  8. Buddhist riet Indonesierin, die „Drei Ave Maria-Novene“ zu beten – Sie wird an Ostern getauft!
  9. Von der Unfähigkeit, ruhig in einem Raum zu bleiben
  10. Gott will, dass wir treu sind!“
  11. „Times“: Bei den Katholiken Großbritanniens läuft eine „stille Erweckung“
  12. Wann hat Frau Esken das letzte Mal mit einem Normalbürger gesprochen?
  13. Putin lässt am Palmsonntag Kirchbesucher bombardieren - Mehr als 30 Tote in Sumy
  14. EINMALIGE CHANCE! Große Baltikum-Reise mit kath.net - Mit Erzbischof Gänswein!
  15. Christentum im Norden Nigerias „wächst astronomisch“

Sieben Dosen Chili und eine Entscheidung

15. Mai 2020 in Aktuelles, 1 Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Die Zäsur des social distancing braucht nicht den Rückzug auf die Couch sondern ein kraftvolles Bekenntnis, dass es mehr gibt auf dieser Welt. BeneDicta am Freitag von Petra Knapp-Biermeier.


Linz (kath.net) Sieben Dosen Chili stehen auf dem Tisch, daneben das aufgeschlagene, über hundert Jahre alte Andachtsbuch. „Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen“, unterzeichnet von Johann Zambyasi, steht da auf der ersten Seite. Ein winzigesTierchen krabbelt unbekümmert quer über das Blatt. Während ich die Teller richte und das Brot schneide, sehe ihn vor mir, 1904, in seinem Haus, das über hundert Jahre später unseres wurde.

Das Tintenfass steht auf dem Holztisch. Johann Zambyasi hat gerade die erste Seite des riesigen Andachtsbuchs aufgeschlagen. „Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen“, trägt er sorgfältig Wort für Wort ein. Seine kleinen Söhne rutschen auf der Holzbank herum. Josefa sitzt mit gefalteten Händen und gesenktem Blick neben ihrem Mann. An diesem Abend beten sie die erste Andacht aus jenem Buch, das wir in dem alten Haus fanden, das mein Mann vor fast zwanzig Jahren erwarb.

Es ist ein heiliger Moment. Fade out. Die vier Zambyasis verblassen und ein knappes Dutzend Männer trudeln ein. Echtzeit, 2020. Sie löffeln Chili und gleich singen sie und preisen Gott, schaffen ihm Raum in ihren Herzen, anerkennen seine Herrschaft über ihr Leben und ihre Familien. Sie beten jetzt synchron, die Zambyasis, die Männer und alle, die jemals in diesem Haus gebetet haben. Zeit spielt keine Rolle in der Ewigkeit.

Zambyasi weiß 1904 noch nicht, dass seine geliebten Zwillingssöhne im Ersten Weltkrieg fallen werden und ihn ohne Nachkommen zurücklassen. Mein Mann und ich wissen nicht, wie viel Schweiß und Nerven uns der Umbau dieses alten Hauses kosten wird, das so deplatziert wirkt, mit Hanglage und zwischen zwei Straßen errichtet. Die Männer, die an diesem Maiabend beten, hatten keine Ahnung, dass ein unsichtbares Virus ihre „Jüngerschafts“-Gruppe unvermittelt für viele Wochen blockieren würde.


Die Wüste des social distancing hat allen zugesetzt. Irgendwie kleben alle fest am Thema Nummer 1, es schmiegt sich wie unsichtbare Ketten um unsere Gedanken und hält sie fixiert. Aber kann es sein, dass Gott in solchen Momenten herausfordernd anblickt und fragt „Was wirst du jetzt tun?“ Kann es sein, dass er geduldig wartet, dass wir unsere Befindlichkeiten ausblenden, dass wir endlich weg von uns selbst schauen, auf ihn, und ihm die Ehre geben? Jede Sorge ist ein falscher Götze, vor dem du dein Knie beugst, lese ich zwischendurch, irgendwo auf Facebook.

„Schreib darüber“, brummt mir mein Mann nach dem Gebetsabend zu. Es ist Mitternacht, und die Männerrunde ist weg. Er zeigt mir ein Foto von Josefa Zambyasi. Da steht sie, sehr gerade, eine kleine Frau im langen schwarzen Kleid, das Gesicht eingehüllt in einen wunderbaren weißen, weit herunter fallenden langen Schal, unter dem Kinn geknotet wie ein Kopftuch. Sie hat der Pfarrkirche eine Glocke gestiftet, die 1935 geweiht wurde. Der Mann neben ihr: War es Johann Zambyasi? Und ist das Mädchen vor den beiden das Patenkind, das schließlich das Haus erbte?

War es ihr Gebet, das dieses Haus belebt hat, über ein ganzes Jahrhundert hinweg? „Diese Geschichte zeigt uns, wie Gott ist!“, ist mein Mann begeistert. Ich verstehe nicht ganz. „Die Zambyasis waren betende Menschen!“, erklärt er. „Wenn sie wüssten, welche Frucht ihr Gebet hatte, wenn sie den Raum voller Männer sehen könnten, die jede Woche hier beten! Stell dir vor, sie haben so viel verloren, ihre Zukunft war vernichtet, sie hatten vielleicht die Vision verloren. Aber Gott hatte einen Plan für diesen Ort, und der ist unzerstörbar. Oft sehen wir nicht, was Gott über Jahrzehnte vorbereitet. Es ist ein Vorrecht, wenn wir Einblick bekommen in seine Pläne, so wie bei der Geschichte dieses Hauses.“

Tatsächlich. Es gibt Zeiten, da blitzen kleine Mosaiksteinchen von Gottes großem Plan auf. Was für eine Gnade, das sehen zu dürfen. Gott liebt Kontinuität, Gott liebt Gemeinschaft, Gott bringt Frieden unter allen Umständen. Nichts und niemand ist mächtig genug, die Pläne Gottes zu durchkreuzen. Wie wohltuend, das zu wissen. Mit dem Lobpreis lösten sich ganz selbstverständlich die Ketten, die uns der Sog dieser Zeit angelegt hatte.

Ja: Erfrischend und betörend, so kann es sein, wenn man seine Knie vor der letzten Autorität des Universums beugt. Es ist eine Wahrheit, die wir uns nicht rauben lassen dürfen: Gebet hat Kraft. Das ist echte Power. Da bewegen sich Gewalten in der unsichtbaren Welt. Nehmen wir das in Anspruch, was Gott uns bereitwillig und im Übermaß schenken will!

Nehmen wir unsere Autorität neu in die Hand, gerade jetzt! Die Zäsur des social distancing braucht nicht den passiven Rückzug auf die Couch sondern ein kraftvolles Bekenntnis, dass es mehr gibt auf dieser Welt. Es gibt mehr als das was wir sehen, tasten, schmecken, spüren. Es gibt mehr als unsere Häuser, Autos, Berufe, Urlaube. Es gibt mehr als unseren Körper und seine Gesundheit. Es gibt so viel mehr.

Indem ich Gott die Ehre gebe und ihn als Autorität anerkenne, sage ich auch: Sorry, meine Gesundheit ist nicht mein Gott. Nein, ich paktiere nicht mit der Angst, ciao bella! Ich verbünde mich mit der Ewigkeit. Es liegt soviel Kraft darin, und daneben verblasst dieser Spuk, der dir den Schlaf raubt, weil du nicht weißt, ob dein Job hält oder ob vielleicht eine zweite Viruswelle daherkommt. Gott weiß um dich. Er ist für dich. Er ist für dich.

Das ist der letzte Vers des christlichen Hits „The Blessing“ („Der Herr segne dich“), der millionenfach in mehreren Sprachen auf youtube geklickt wurde. Das Lied ermutigt uns, einen Bund mit der wichtigsten Autorität in unserem Leben zu schließen. Wo auch immer du gerade stehst: Sei ermutigt, gestärkt und getröstet. Gott sieht dich. Gott weiß um dich. Gott hält seine Hand über dir.

„Der Herr segne dich und behüte dich, lasse sein Angesicht leuchten und sei gnädig mit dir. Sein Angesicht sei dir zugewandt, Friede mit dir. Seine Gunst sei immer auf dir und auf Tausend derer nach dir, auf den Kindern deiner Kinder und den Kindern ihrer Kinder. Der Herr selbst sei immer mit dir, gehe vor dir und auch nach dir., er sei um dich und durchdring dich, er ist mit dir, er ist mit dir. Jeden Morgen, jeden Abend, wenn du kommst und wenn du gehst, wenn du weinst und wenn du jubelst, er ist für dich, er ist für dich!“ („The Blessing“)


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu







Top-15

meist-gelesen

  1. EINMALIGE CHANCE! Große Baltikum-Reise mit kath.net - Mit Erzbischof Gänswein!
  2. Eine große BITTE an Ihre Großzügigkeit! - FASTENSPENDE für kath.net!
  3. Klerikalismus im Bistum Passau
  4. Der verkleidete Menschenfreund
  5. „Times“: Bei den Katholiken Großbritanniens läuft eine „stille Erweckung“
  6. "Retter des Stephansdoms" sagte Nein zum Vernichtungsbefehl
  7. Christentum im Norden Nigerias „wächst astronomisch“
  8. ‚Die Hölle gibt es wirklich – und viele sind auf dem Weg dorthin‘
  9. Buddhist riet Indonesierin, die „Drei Ave Maria-Novene“ zu beten – Sie wird an Ostern getauft!
  10. Vandalismus in deutschen Kirchen: Beobachtungsstelle OIDAC alarmiert
  11. Gott will, dass wir treu sind!“
  12. Vatikan geht gegen Missbrauch bei "bestellten Messen" vor
  13. Putin lässt am Palmsonntag Kirchbesucher bombardieren - Mehr als 30 Tote in Sumy
  14. Wann hat Frau Esken das letzte Mal mit einem Normalbürger gesprochen?
  15. Evangelische bayerische Landeskirche traut Homosexuelle

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz